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Ausgabe:

1894

Spalte:

97-101

Titel/Untertitel:

Klostermann, Sammlung hebräisch-deutscher Bibeltexte 1894

Rezensent:

Budde, Karl

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Theologische Literaturzeitung.

Herauscreo-eben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 4. 17. Februar 1894. 19. Jahrgang.

Sammlung hebräifch-deutfcher Bibeltexte hrsg.
von Kloflermann, 1. Hft. Deuterojefaia
(Budde).

Kloftermann, Der Pentateuch (Budde).
Kittel, Gefchichte der Hebräer, 2. Halbband
(Horil).

Schnedermann, Jehl Verkündigung und Lehre
vom Reiche Gottes, i. Hälfte (Boufiet).

Koelling, Die Echtheit von I. Joh. 5,7 (Schürer).

Tourtual, Bifchof Hermann von Verden 1149—
1167 (Rodenberg).

Jahr, Die Wahl Urbans VI 1378 (Rodenberg).
Paulus, Der Auguftiner Bartholomäus von

Ufingen (Kawerau).
Klotz, D. Veit Wolfrum, Superintendent zu

Zwickau 1593—1626 (Kawerau).
Hochhuth, Gefchichte der heffifchen Diöcefan-

Synoden von 1569 bis 1634 (Koehler).
Kraufsold, Die in der bayerifchen proteftan-

tifchen Landeskirche diesf. d. Rh. gegenwärtig

giltigen Gefetze und Verordnungen (Koehler).
Meufs, Die gottesdienftlichen Handlungen von

individueller Bedeutung in der evangelifchen
Kirche (Köftlin).

Achtes Jahrbuch der Gefängnis-Gefellfchaft für
die Provinz Sachfen und das Herzogtum Anhalt
(Stromberger).

65. Jahresbericht der Rheinifch-weftfälifchen Gefängnis
-Gefellfchaft (Stromberger).

Neue Chriftoterpe, 1894 (Kühn).

Welche griechifchen Handfchriften benützte Hieronymus
bei feiner Revifion des lateinifchen
Evangelientextes ?

Sammlung hebräisch-deutscher Bibeltexte mit kritifchen An- | dient fie dem wohlverftandenen Intereffe des Schülers.

merkungen. Hrsg. von Prof. Dr. Kloftermann. i.Hft.
München, Beck, 1893. (gr. 8.) M. 2. 40.

Inhalt: Deuterojefaia. Hebräifch und deutfch mit Anmerkungen
v. Prof. Dr. A. Kloftermann. Mit einem Index. (VII, 128 S.)

Mit dem Unternehmen, deffen erftes Heft dies Büchlein
fein will, erwirbt fich Kloftermann den wärmften Dank
Aller, die das Studium des Alten Teftamentes ernft und
verftändig betreiben wollen. Wer unter ihnen follte nicht
mit dem Verf. urtheilen, dafs der Unterricht im Alten
Teftamente auf diefelbe Wohlthat Anfpruch habe und
ebenfo ihrer bedürfe, die dem in den claffifchen Sprachen
(und, fetzen wir hinzu, im Neuen Teftamente) ohne weiteres
zu Theil wird, dafs ihm nämlich berichtigte Texte
mit Angabe der Varianten zu Grunde gelegt werden.
Es verfteht fich ferner von felbft, dafs die Berichtigungen
nicht auf folche zu befchränken find, für die Texteszeugen
zu Gebote ftehen; die fchöne Schutzrede für die
Phantafie als Gehülfin der Kritik wird jedem, der mit
Kloft. in der gleichen Verdammnifs ift, aus der Seele ge-
fprochen fein. Kaum bedarf es dagegen des Zeugnifses
für die sufficientia scripturae sacrae non correctae;
denn niemandem ift es eingefallen fie anzufechten. Es
wäre fehr erfreulich, wenn folchen Anfchauungen, wie
die Vorrede fie ausfpricht, recht weite Bahn gebrochen
würde: dem Verf. ftehen dafür Kreife offen, in denen
unfer Wort ungehört verhallt.

Dafs er den Anfang mit Deuterojefaia macht, begründet
Kloftermann S. V damit, ,dafs die in diefem Buche
enthaltenen Jefaiahomilien, viel gepredigt und gern gehört
, zu einer Glätte der Sprache und einer Durchfichtig-
keit des Parallelismus der Sentenzen gelangt find, welche
das Verftändnifs leicht und den Zweifel über die Richtung
fchwer machen, in welcher die Deutung des dunklen
oder die Heilung des befchädigten Wortlautes zu fuchen
ift'. Abgefehen von der leifen Anfpielung auf die eigentümliche
literargefchichtliche Anficht desVerf.'s, welcher
er übrigens einen Fänflufs auf die philologifche Erörterung
des Textes nicht geftattet hat (S. VI), wird man fich
damit nur einverftanden erklären können. Aufserdem
hat fich Kloft. fchon durch feine Abhandlung vom Jahre
1876 (Z. f. luth. Th. u. K. S. 1 ff.) fo grofse Verdienfte
um den Text des Deuterojefaia erworben, dafs man ihm
gerade hier befonders gern begegnet.

Zur Gefammtanlage möchte ich ein grundfätzliches
Bedenken äufsern. Die Zugabe der fchönen deutfchen
Uebertragung wird gewifs dem Abfatz diefes Heftes wie
feiner Nachfolger fehr förderlich fein; aber fchwerlich

So fieht man die Sache wenigftens auf dem Gebiete der
claffifchen Sprachen an, auf deren Vorgang fich Kloft.
ausdrücklich beruft. Hie und da ein Wink, wie die vorgenommenen
Aenderungen verftanden fein wollen, gelegentlich
auch zum überlieferten Wortlaut, wo die Auf-
faffung des Herausgebers eine eigentümliche ift, hätte
dem Bedürfnifs genügt und keine Uebelftände im Gefolge
gehabt. Dem mafforetifchen Texte ift die Opitz'fche
Ausgabe zu Grunde gelegt, die von Baer und J. H.
Michaelis damit verglichen. Dafs aber in dem mit voller
Freiheit verbefferten und in Zeilen abgefetzten Texte
dennoch die mafforetifche Accentuation beibehalten
werden mufste, ,weil der Schüler unter allen Umftänden
über die mafforetifche Textgeftalt foll Rechenfchaft geben
lernen', wird nicht jedem einleuchten. Die Accentuation
hat nur bei völlig unverändertem Texte Sinn, und der
fleht jedem Schüler daneben zur Verfügung. Vollends
die Accente beizubehalten, ,wo die Aenderung eines
Wortes keine Aenderung in der Accentuation zur Folge
zu haben brauchte' (man vgl. etwa 40, 14, wo D^IKS für
den st. constr.ftli&Z eingefetzt ift und das Munaclt behält) —
foweit reicht weder unfere Befugnifs noch unfer Urtheil.
Einen gewiffen Werth hätte es nur, da den Accent zu
fetzen, wo er eine andere Abtheilung und Verbindung
der Wörter deutlich verräth, der Herausgeber alfo von
der Tradition abweicht und dies bemerklich machen will.
Dagegen rechtfertigt der Zweck der Ausgabe es, dafs
als Textquellen neben MT nur die Paraphrafe des
Jonathan, die griechifchen Ueberfetzer (nicht etwa nur
LXX) und Hieronymus beftändig verglichen find. Alle
vorgenommenen Textänderungen werden in den Anmm.
begründet, der überlieferte Text dabei jedesmal angeführt
und erörtert. Daneben finden fich auch wichtigere
Varianten der Ueberfetzungen, gegen die der überlieferte
Text feilgehalten wird. Eine grofse Reihe von Vorgängern
, von Houbigant und Lowth bis auf Duhm und
Bachmann, wird nicht eben feiten, aber auch längft nicht
regelmäfsig angezogen, überwiegend bei Conjecturen, die
der Verf. billigt. So ift es ermöglicht, den Apparat auf
einen mäfsigen Umfang zu befchränken. Der Index von
Herrn Vicar Stocks, ein vollftändiges Gloffar zu Deuterojefaia
, bietet für die felteneren Worte alle Stellen, für
die häufigeren das erfte Vorkommen und eine vom Verf.
hinzugefetzte Summe der ficheren Fälle des Vorkommens
; aufserdem find die Stellen, wo das Wort zu be-
anftanden oder neu aufzunehmen ift, fämmtlich vermerkt
und durch Zeichen kenntlich gemacht.

Um über das Gebotene ein gewiffenhaftes Urtheil fällen

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