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Ausgabe:

1894

Spalte:

625-628

Titel/Untertitel:

The Four Gospels in Syriac transcribed from the Sinaitic Palimpsest by Bensly, Harris and Burkitt 1894

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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TheologTche Literaturzeitung. 1894. Nr. 25.

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A.T.'s oder des Curetoniarms hilft für die Bedeutungen.
Die Bibelüberfetzungen bleiben die wichtigfte Quelle für
diefe und den Stil diefer Kirchenfprache durch alle
Zeiten und zugleich find fie der Nachprüfung am leichterten
zugänglich. Ihre Berückfichtigung machte den
Castellus werthvoll. Allen diefen Bedenklichkeiten aber
verleiht Gegengewicht die Thatkraft und Treue, foweit
Treue der Ueberlieferung ausreicht, von Payne-Smith.
Der Reichthum feines Thesaurus giebt auch zu einem
Handwörterbuch die Möglichkeit und Ermuthigung; ab-
gefehen von dem Sporn, den längfl; das dringendfte Be-
dürfnifs hinzufügte. Unter folchen Umrtänden hat Hr.
Brockelmann das Wagnifs auf fich genommen und liefert
felbrtändig, nach Befcheidung feiner Aufgabe, ein fehr
gedrängtes, reichhaltig belegtes und überfichtliches, wenn
auch keineswegs vollftändiges Verzeichnifs des Wort-
fchatzes. Soweit Grammatik der Formen, Kritik der
Bedeutungen und etymologifche Unterfcheidung durch
Vorarbeiten erörtert waren, und gelegentlich darüber
hinaus, verbeffert er den Zuftand der früheren Lexika;
bleibt aber leicht erkennbar in denfelben Dingen auch
wieder hinter den Erwartungen zurück. Dafür entfchä-
digt die Rafchheit, mit welcher fich die Lieferungen gefolgt
find; und zuletzt könnte eine Schlufslieferung,
wenn ihr die Zeit aller vorangehenden zufammengenom-
men gewidmet würde, die Anfprüche von Schülern und
Nichtfemitirten immer noch gänzlich befriedigen. Ein
Regirter der biblifchen Eigennamen mit ihrer überlieferten
Vocalifation wäre für Jedermann eine erwünfchte Zugabe
. Fachgenoffen, die den Thesaurus befitzen, bietet
übrigens der Verf. eine höchrt willkommene Ergänzung,
indem er mit Vorliebe und grofsem Fleifs folche Quellen
ausgezogen hat, welche in jenem noch wenig oder gar
nicht benutzt find. Die Sprachenverwirrung im fyr.Wort-
fchatze babylonifcher zu machen, mufs entfchuldbar
gefchienen haben, da fonft die Vergleichung verwandter
Mundarten wenigrtens vorfätzlich gemieden irt.

Der Unterzeichnete dankt dem Verfaffer auch im
Namen feiner Schüler.

Kiel. G. Hoffmann.

Smith, W. Robertfon, Das alte Testament. Seine Ent-
ftehung und Ueberlieferung. Grundzüge der alt-
tertamentlichen, Kritik in populär - wiffenfchaftlichen
Vorlefungen dargeftellt. Nach der 2. Ausgabe des
englifchen Originalwerks: ,The old Testament in the
Jewish Church' ins Deutfche übertragen und herausgegeben
v. Prof. Lic. Dr. J. W. Rothrtein. Freiburg
i. B., J. C. B. Mohr, 1894. (XIX, 447 S. gr. 8.) M. 10.—
Die deutfche Ueberfetzung von The Old Testament
in the Jewish Church follte urfprünglich dem fcharf-
finnigen Verfaffer auch die Dankbarkeit und Verehrung
bezeugen, welche ihm feit langem in deutfchen Landen
von deutfchen Fachgenoffen entgegengebracht werden.
Leider kann fie jetzt nur noch ein Denkmal fein, welches
die Erinnerung an den inzwifchen verewigten Verfaffer
unter uns in den weiterten Kreifen wachhalten
möchte, denen das Buch eine in populär-wiffenfchaftlicher
Form gehaltene Darftellung der Grundzüge der alttefta-
mentlichen Kritik bietet. Zu der deutfchen Ueberfetzung
konnte W. Robertfon Smith nur noch die treffliche
Faffung des Titels beitragen, unter dem das Buch in
deutfchem Gewände ausgeht; denn bald hernach folgte
auf eine letzte Operation der rafche Zerfall feiner Kräfte
und trat viel zu früh fein Tod ein (31. März 1894).

Auf den Inhalt des Buches, den der neue Titel genauer
als der englifche kennzeichnet, irt nicht näher einzugehen
, da für die Lefer diefer Zeitfchrift in der Anzeige
der englifchen zweiten Ausgabe, welche die Vorlage
der deutfchen Ueberfetzung bildete, eine ausführliche

Skizze desfelben verfucht wurde (vgl. Jahrgang 1893
Nr. 7 Sp. 177-179). Mit gefchickter Hand hat der
Ueberfetzer verrtanden, das Buch für deutfche Lefer recht
brauchbar zu machen. Nicht nur giebt er eine genaue
Ueberfetzung, fondern er bringt auch in kurzen und
leifen, aber überall kenntlich gemachten Einbehaltungen
oder Anmerkungen die nöthigen Aenderungen an, die
hauptfächlich in Verweifung auf die Ueberfetzung
Luther's und im Nachweis verwendeter Bibelrtellen beliehen
. Nur an ganz wenigen Punkten hat er fich ge-
ftattet, durch Sperrdruck wichtige Stellen hervorzuheben
oder feiner abweichenden Meinung Ausdruck zu verleihen
. Höchrt dankenswert!! find das vollftändige Stellen-
regirter und das ausführliche Sachregirter, welche beide
von der Reichhaltigkeit des Buches Zeugniis ablegen.

Was dem Smith'fchen Buche für weite Kreife be-
fondere Bedeutung verleiht, irt einerfeits die oft hervortretende
religiöfe Wärme und Tiefe des Verfaffers,
andererfeits die Darftellung der Entftehung der traditionellen
Anfchauung über die Bibel. Gerade dies beides
macht neben dem Hauptinhalt das Buch geeignet, in
den Kreifen, welche fich noch ein lebendiges Intereffe
für die Bibel bewahrt haben, den von manchen Fachmännern
noch immer genährten Bann zu brechen, als
ob die neuen Aufhellungen der Kritik lediglich in der
Luft fchweben, während man bei den traditionellen An-
fchauungen ferten Grund unter den Füfsen habe, und
das Auge für die Erkenntnifs der Thatfache zu fchärfen.
dafs in der Tradition eine theoretifche Conrtruction vorliegt
, während die wiffenfehaftliche Betrachtung fich
angelegen fein läfst, den gefchichtlichen Verlauf und die
Wahrheit zu ergründen. Um fo mehr irt jetzt, da bereits
die früher gegen W. Robertfon Smith eingenommene
Stimmung in England umgefchlagen hat, zu hoffen, dafs
auch Deutfchland nicht zurückbleibe und diefe werthvolle
Gabe reichlich benützt werde; denn zu wünfehen,
dafs den Laien der Einblick in die Gefchichte der Entftehung
der Bibel und der Tradition über diefelbe ver-
fagt bleibe, hiefse, fie in dem Wahn erhalten, dafs man
felber die traditionellen Anfchauungen für ein fertes Gebäude
erachte, während doch dem Kenner das Gegen-
theil erwiefen irt.

Muttenz bei Bafel. Karl Marti.

Girard, Raymond de, Le deluge devant la critique historique.

I. partie: L'ecole historique. Freiburg (Schweiz), Uni-
verfitätsbuchh., r8p3. (386 S. gr. 8.) Fr. 6.—

Der gelehrte Verfaffer, deffen eigentliches Gebiet die
Geologie irt (VII), hat fich fchon wiederholt über die
Sintfluth geäufsert. Jetzt unternimmt er eine umfaffende
Behandlung diefes Themas, welche un expose aussi cotn-
plet que possible, quoique bref, de l'etat actuel de la ques-
tion du deluge (IX) geben foll. Dabei follen die Vertreter
der verfchiedenen Anflehten möglichft felber zu
Worte kommen, die alten Theorien durch die Befprechung
widerlegt und die modernen ohne vorgefafste Meinung
auseinandergefetzt werden. Der urfprüngliche Plan, die
fechs Capitel (I. Caracteres essentiels du deluge, II. la tra-
dition diluvienne, III. tuniversalite du deluge, IV. und V.
etude geologique du deluge, VI. etude anthropologiqiie)
in einem Bande zu vereinigen, erwies fich als undurchführbar
, und der Verfaffer mufste fich entfchliefsen, den
reichen Stoff auf einzelne Studien zu vertheilen. So
erhalten wir nun zunächft den errten Theil von le deluge
devant la critique historique, welcher die ecole historique
umfafst, während einer zweiten Studie die Darftellung
der ecole mythique aufbehalten bleibt, welche in den
Sintflutherzählungen blofse Mythen fleht.

Eine kurze Ueberficht über den Inhalt diefer errten
Studie kann uns einerfeits zeigen, wie werthvoll diefelbe
auch für den Theologen irt, und andererfeits, mit welcher

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