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Ausgabe:

1894 Nr. 2

Spalte:

44-45

Autor/Hrsg.:

Heideck, Friedrich Herr zu

Titel/Untertitel:

Christliche Ermahnung an Herrn Walther von Plettenberg, des deutschen Ordens Meister in Livland 1894

Rezensent:

Virck, H.

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Theologifche Literaturzeitung. 1894. Nr. 2.

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führt, die ficher noch dem 5. Jahrhundert angehört, und
fchon damit ift die Angabe der Einleitung, dafs die Tradition
über Mari ,früheftens für das 6. Jahrhundert
belegbar' fei, hinfällig. Zugleich wäre dort eine ganz
abweichende Tradition über Mari zu finden gewefen, die 1
der Befprechung bedürftig war. Ueberhaupt ftellt die |
Gefchichte Maris eine ganze Reihe Fragen, die Raabe
gar nicht berührt. Vor allen Dingen ift ihr Verhältnifs
zur Doctrina Addaei zu unterfuchen, aus welcher die
Cap. 2—5 ein Auszug find, während der ,Gottbekleidete'
(frsorpngot;) von C. i, der die Chriftusftatue in Paneas
fah, Eufebius fein wird (vgl. auch Duval, liistoire d'Edesse
p. 87). Dafs das Verhältnifs nur ein lofes ift, zeigt der
Uebergang c. 6 deutlich genug, aber man wird doch j
fragen müffen, ob Mari nicht Abkürzung aus Märihab ift, j
wie in der Doctrina Addaei 1, 12. 40, 2 der Schüler des !
Addai heifst, den Abgar ehemals an Jefus gefandt hatte, i
Woher dann die andern Namen in der Umgebung des j
Mari flammen mögen? Der Presbyter Onesimus, Ada, 1
SIS — ein Name, der dem Ref. bis jetzt nur noch im j
Cod. Ambr. in der Ueberfchrift zu Pf. 105 als Name des 1
Mannes begegnete, der mit "HS1T zu David nach Hebron
kam, um ihn zum König zu falben — vor allen Dingen
der Name ,Ma/kjesus', der bisher auch nur in feiner alt-
teftamentlichen Form (jnirriabB, nicht jntth-sbio) belegt [
zu fein fcheint; Tomis (vgl. Hoffmann, Acten n. 2109), |
Papa, Hiob. Nach C. 33 foll Mari den Papa in Derkum
zu feinem Nachfolger im Patriarchat, bezw. Bisthum ge- j
macht haben. Da nun Papa nach Nöldeke ficher un- j
mittelbar vor dem im Jahr 341 getödteten Simon Bifchof 1
von Seleucia und Ktefiphon gewefen und nach Affemani j
BO 2, 397 im 59. Jahr feines h-pifkopats am Nicenifchen
Concil theilgenommen habe, fo fiele demnach der Tod
des Mari in das Jahr 266 (p. 6). (Die fyrifchen Liften j
bei Barhebräus, Salomo von Bafra, Guriel, Khayyath
haben zwifchen Mari und Papa 5 Namen und fetzen den ,
Tod des erfteren theils auf den 19. Juli 393 der Griechen |
[82 n. Chr.], theils in's Jahr 125 n. Chr.) Es wäre dem- I
nach zwifchen Papa und Mari dasfelbe Verhältnifs zu
ftatuiren, wie zwifchen Palut und Aggai am Ende der j
Doctrina Addaei. Doch kann Ref. diefe Combination
nicht weiter verfolgen. Die Ueberfetzung bot keine be-
fondern Schwierigkeiten, foweit fie Ref. mit dem Original
verglichen hat, fand er fie correct. Dafs Tubäna S. 16, 4
eine durch die fyrifche Schrift fehr leicht erklärliche Ver-
fchreibung für Tobias ift (40004 ftatt 4*004), bedurfte der
Hervorhebung, nicht dafs Mari flehend fo genannt wird. |
Dies gefchieht in allen Heiligengefchichten. Die Wunder- [
erzählungen lefen fich zum Theil faft wie Grimm'fche j
Märchen, z. B. von der Königstochter, welche die Thüre
nicht aufmachen und kein Feuer anzünden foll. Ihre
Stadt Schahkert S. 26 heifst wohl urfprünglich nicht
Königsftadt; f. Hoffmann S. 270. Dafs S. 30, 5 die Stadt
Darabädh heifsen mufs, f. ebenda 271. 286. Die Feigen
der dortigen Gegend hebt noch Jäqüt hervor, Hoffmann |
271. Sehr wünfchenswerth wäre ein Auffchlufs über die
Sympofien in Seleucia (S. 37—41). Der Anftand S. 43,
n. 9 erledigt fich, wenn man mit leichter Textänderung
°tsäJl ftatt l^I^o lieft: ,Wenn dein Gott gröfsere Kraft
hat als das Feuer, fo gieb durch die That [nicht: der j
Gewohnheit gemäfs] den Beweis davon'. Die Verehrung 1
des Adlers in Kaskar (S. 56) tritt als intereffanter weiterer
Beleg zu den von Wellhaufen, Refte S. 20 aufgezählten
. Einen bedenklichen Schlufs auf die fyrifchen
Kenntnifse des Ueberfetzers legt die Frage 62, 6 nahe,
ob in us?|2; eine Metathefis (Isiz) vorliege; auch die Con-
jecturen 63, 3 und 7 find ganz unnöthig. Im übrigen
freuen wir uns der jugendlichen Kraft, mit welcher fich
der Verf. an die Aufgabe macht, fyrifche Sachen durch
Ueberfetzung weiteren Kreifen zugänglich zu machen.
Es giebt noch viele, die es noch mehr verdienen würden.
Je umfichtiger und pünktlicher es gefchieht und je billi- '

ger der Verleger den Preis anfetzt, um fo verdienftlicher
wird es fein. Noch fei erwähnt, dafs die vorliegende
Ueberfetzung der alma mater Pforta zur Jubelfeier ihres
350jährigen Beftehens gewidmet ift.

Ulm. E. Neftle.

1. Heideck, Frdr. Herr zu, Christliche Ermahnung an Herrn
Walther von Plettenberg, des deutfchen Ordens Meifter
in Livland. Königsberg 1526. Mit einer Einleitung
von Prof. D. Paul Tfchackert hrsg. von der Altertums-
gefellfchaft Pruffia. [Aus: Sitzungsberichte der Alter-
tumsgefellfchaft Pruffia'.] Königsberg, (Beyer), 1892.
(44 S. gr. 8.) M. 1. —

2. Drei Weihnachtsabende der deutschen Hansestadt Dorpat
in Livland 1222 — 1524 — 1802. Von einem deutfchen
Reichsangehörigen. Nebft einem beglaubigten Anhang
über die Weichfelfehnfucht der Ruffen. [Livländifch-
deutfche Hefte, 3. Stück.] Lübeck, Gläfer, 1893. (109 S. 8.)
M. 1. 80.

Die erde der oben genannten Schriften richtete im
Jahre 1526 der Ritter Friedrich, Herr zu Heydeck, einer
der hervorragendften Gehülfen des Hochmeifters Albrecht
v. Preufsen bei der Umwandlung des deutfchen Ordenslandes
in ein weltliches Herzogthum an den damaligen
Ordensmeifter von Livland, um ihn zu bewegen, dem
Beifpiele Albrecht's zu folgen und die dortigen Ordens-
verhältnifse umzugeftalten, wie dies in Preufsen gefchehcn
war. Demgemäfs fpricht der Verfaffer von den in der
alten Kirche beftehenden Mifsbräuchen, von Menfchen-
lehre, vom freien Willen, von Glauben, Werken und
Verdienften, von den Gelübden, befonders von dem Gelübde
des deutfchen Ordens, und endlich von den Con-
cilien. Das Schriftchen, das fchon infofern von Intereffe
ift, als darin ein Laie von hervorragender Bedeutung fich
über die religiöfen Fragen der Zeit äufsert, erhält noch
einen befonderen Werth durch die Frifche, Herzenswärme
und Gewandtheit, mit welcher der Verfaffer feinen Stoff
zu behandeln verfteht. Es gehört ohne Frage zu den
beften literarifchen Erzeugnifsen feiner Zeit. Da es bis
jetzt nur in einem einzigen Exemplar bekannt war, und
fomit die Gefahr beftand, dafs es einmal ganz ver-
fchwinden werde, hat die Alterthumsgefellfchaft Pruffia
im 17. Hefte ihrer Sitzungsberichte einen Neudruck ver-
anftaltet, der auch als Sonderabdruck im Buchhandel
erfchienen ift. Der Neudruck fchliefst fich foweit als
möglich dem Originaldruck an und ift daher durchaus
geeignet, letzteren zu erfetzen. Die Einleitung von Prof.
Tfchackert, dem verdienten Herausgeber und Bearbeiter
des Urkundenbuches zur Reformationsgefchichte des
Herzogthums Preufsen macht uns auf wenigen Seiten
mit den Hauptdaten aus dem Leben Heideck's fowie mit
den näheren Umftänden bekannt, welche diefen zur Ab-
faffung der Schrift veranlafsten. Die literarifchen Nachweife
find in den Anmerkungen zur Einleitung gegeben.—

Die Schrift: Drei Weihnachtsabende etc. wird von
der Verlagshandlung als 3. Stück der livländifch-deutfchen
Hefte bezeichnet, deren beide erften Theile fchon a. 1876
erfchienen find. Sie verfolgen den Zweck, uns für die
von der ruffifchen Regierung unterdrückten deutfchen
Bewohner Livlands zu intereffiren, indem fie uns in
populärer Darftellung mit den Hauptmomenten aus der
Gefchichte der Deutfchen in Livland bekannt machen.
Speciell das dritte Stück befchäftigt fich mit der Gefchichte
der Hanfeftadt Dorpat und ihren Beziehungen zu Lübeck.
Drei Weihnachtsabende ift das Stück betitelt, weil jedesmal
ein Weihnachtsabend am Anfang einer neuen, für
die Gefchichte der Stadt bedeutfamen Entwickelung
fleht. Der erfte Abfchnitt beginnt mit dem Jahr 1222
und behandelt die Zeit der Deutfchen Hanfa. Der zweite