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Ausgabe:

1894 Nr. 2

Spalte:

38-41

Autor/Hrsg.:

Krebs, Fritz

Titel/Untertitel:

Ein libellus eines libellaticus v.J. 250 n. Chr. aus dem Fajjum 1894

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Theologifche Literaturzeitung. 1894. Nr. 2.

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und allein von allen griechifchen Bibelhandfchriften im
Sirach die richtige Capitelreihe erhalten? Dies
diem docet.

Ulm, Aug. 93. E. Neftle.

Cruttwell, Rect. Charles Thomas, M. A., A literary
history of early Christianity: including the Fathers
and the chief heretical Writers of the Ante-Nicene
Period. For the use of Students and General Readers
. 2 vols. London, Griffin & Co., 1893. (XVI, 686
S. gr. 8.) geb.
Diefes Werk fteht in der Mitte zwifchen einer ftreng

wiffenfchaftlichen Arbeit und einer populären Behand-

Krebs, Fritz, Ein libellus eines libellaticus v. J. 250 n. Chr.
aus dem Fajjum (Sitzungsberichte d. K. Pr. Akademie
d. Wiffenfch. 30. Nov. 1893. S. 1007—1014 mit einer
Tafel).

In den öfterreichifchen archäologifch-epigraphifchen
Mittheilungen (XVI, 1 S. 93 ff.) hat Mo mm fen im vorigen
Jahr eine zweifprachige, von Hula in der lykifchen Stadt
Arykanda abgeklatfchte Infchrift veröffentlicht, die eine
chriftenfeindliche Eingabe der Provinzen Lykien und
Pamphylien an den Kaifer Maximin und die Antwort
des Kaifers enthält. Diefe Infchrift illuftrirte in über-
rafchender Weife das, was in der Schrift de mort. per-
secut. 36 erzählt ift, und gab den urkundlichen Beleg für

wmenlchaithchen Arbeit und einer popmaren oenaiiu- die Ausfuhrungen des Eufebius, h. c. IX, 4ff (f nament-
lung des Gegenftandes. Ueber dieie erhebt es (ich thei s 1: h den kaiferlichen Erlafs an di Tyrier mvit d fie
durch die relative Vollftändigkeit feines Inhalts, theils
durch die Behandlung einer Reihe kritifcher und dogmen-
hiftorifcher Fragen. Aber die Abficht, weiteren Kreifen

fich z. Th. wörtlich berührt). Zu diefer erfreulichen Bereicherung
des Materials in Bezug auf die Gefchichte
der Chriftenverfolgungen tritt die oben flehende, neue.
Wer hätte wohl je gedacht, dafs uns noch ein libellus eines
libellaticus gefchenkt würde!

Unter den Papyrus der grofsen Brugfch'fchenSammlung
, die jüngft in das Berliner Mufeum als kaiferliches
Gefchenk gekommen find, fand Dr. Krebs, dem die
Publicirung anvertraut ift, ein Stück (Nr. 287), 20,5 cm
Höhe, 8 cm Breite, 24 Zeilen auf einem Blatt hellbraunen
Papyrus'. Die ZZ. 1 —16 u. 20—24 find von einer Hand,
am Anfang beinahe kalligraphifch fchön, gegen Schliffs
etwas flüchtiger gefchrieben. Die ZZ. 17—19 find nachträglich
von anderer Hand überaus nachläffig und flüchtig

in dicker, verwifchter Schrift eingefügt. Der eigentliche
vativ — auch in dem Sinne, dafs er in dem griechifchen ^..^ tt_i..._-.n. &, , 8 .

zu dienen, zeigt fleh in der grofsen Kürze, mit der diefe
Fragen behandelt werden, in dem Fehlen der Ueber-
lieferungsgefchichte, fowie darin, dafs der Verf. alle
Stellen," die er citirt, in Ueberfetzung giebt. Die Aufgabe
, die fich der Verf. in diefen Grenzen geftellt hat,
ift in vortrefflicher Weife gelöft. Ich wüfste nicht, wie
man auf 650 S. einem grofseren Publicum mehr bieten
könnte. Augenfcheinlich ift der Verf. mit der altchrift-
lichen Literatur felbft und mit den neueren Arbeiten
gut bekannt. Wie tief und wie felbftändig er in fie
eingedrungen ift, läfst fich aus dem Werke nicht ficher
erkennen. Der Standpunkt des Verfaffers ift confer

vativ - aucn in aem cinne, aa.s er ,n ue.n RnMuu^ Text der Urkunde ift nur an zwei ,dder abe^ d
Element der ehnfthehen Theologie das unveräußerliche fehr wichti Stellen durch Lücken entftellt. 8Stark
und adäquate Mittel erkennt, um die Offenbarung ver-
ftändlich zu machen. Er eignet fich daher gegen Hatch
das Wort des amerikanifchen Profeffor Allen an: ,The

influence of Hellenic speculation in deternüning the true
nature of the Person of Christ is not a thing smuggled
surreptitiously into the domain of Christian thought —
an alien element, to be carefully eliminated, if we would
widerstand the original revelation in its simplicity and
purity. It enters into the Divine process of preparation
for the advent of Christ as a constituent factor; it is
essential to a right Interpretation of the Christian Idea in
its leidest and highest app/ication'.

Der Verf., der bereits die neueren Funde bis zum
Petrusev. hin berückfichtigt hat, hat den Stoff in 5 Bücher
getheilt. In dem erften werden die apoftolifchen Väter
dargeftellt (lammt der Didache, den afiatifchen Presbytern
und dem Brief der Gemeinde von Smyrna); in dem
zweiten — eine erfreuliche Erweiterung der alten ,Patro-
logie'; aber der Verf. zwingt eine fehr gemifchte Ge-
fellfchaft zufammen — die Schriften der Häretiker
Oudenchriftenthurn, Pfeudoclementinifche Literatur, die
alten apokryphen Schriften, alfo auch Hebr.-Ev., Petrus-
apok. u. f. w., die gnoftifchen Schriften in etwas bunter
Folge, Marcion und — die Monarchianer). Das dritte
Buch enthält nach einer ausführlichen Einleitung die
Apologeten einfchliefslich Dionyflus von Corinth und
,Maximus', an deffen Exiftenz am Ende des 2. Jahrh. der
Verf. fefthält (Methodius foll ihn ausgefchrieben haben);
aber der Verf. bringt in diefem Buch auch Hegefipp
(, The beginnings of church history'), die fpätere Schule
des Apoftels Johannes (Melito, Polykrates etc.), Irenäus
und die griechifch-römifche Schule (Murat. FYagment,
Hippolyt, Cajus, Victor u. f. w.) unter. Das 4. Buch um-
lafst die Alexandriner einfchliefslich Methodius, das 5.
die lateinifche Literatur von Tertullian bis Victorin. —
Manches fehlt noch in diefer Literaturgefchichte (obgleich
fie mehr bringt, als fonft üblich ift), fo faft alle
Martyrien, die Bearbeitungen jüdifcher Schriften, einiges
,Apokryphe' ufw.

Berlin. A. Harnack.

zerfetzt ift auch die Datirung in den ZZ. 20—24. Der
Text lautet (Spiritus u. Accente fehlen natürlich; Ver-
wechfelung von ei u. t, ai u. e):
Toig sul töiv ßvoiwv ?yog-
(itvotg xib(iting) AIb^Luvöqov) Nftaov
nctQu AvQrffnv) zl ioyivov{g) 2'ot«-
ßovxog etnb xoS(iirjgj 'Ahs£avö(QOv)
5 ioov, 10g Loß, ovX(r})
hffo'oi de£(ta). Kai ccei
trviov zoig Usoig disrc-
heaa xat vvv ini na-
qovoiv vfieiv xara
IO tu 7rQouTeTaTa[y/.ie]-
vu ttrvoa [xajt en[. . .]

Tibv i[£)geia>v[. . .]
oaiirjv xat d£i(o [eiidg]
vnoarjfiiojaaaO-ai.
15 z/ievroxelvai

Aioi'f^og) [Ji]oytvrjg £7iid[t(dto/.a)].

Avoif{iog) a .. q ...[.. .]
irvovva Mvo[. . .]
. . . viovog pso (v/nelojuai:)
20 [La]' AvTOXQcaoQo[g] Kat'[oapog]
[ra]inv Msootov K[o]utov]
[Tgai[avov z/s]xiof Evo[eßovg]
E]vT[vyovg] ~e[ß]u[o]Tov
En[sicp]ß—

2) Die runden Klammern löten die Abkürzungen des Textes auf,
die eckigen bezeichnen die Lücken im Papyrus. — 5) = tue tVoJv ißtio-
jxrixovxa SvoTv. — 10) ngoaxerayueva. — 15) dievvvxitts. — 16) Auf
dem Papyrus ftand F7ilös oder iniäsde. — 20) = tTOi'C zrpcorot;.

Dafs dies einer der berüchtigten libelli aus der decia-
nifchen Verfolgung ift, ift zweifellos. Der Herausgeber
hat das Nöthigfte zur Beleuchtung und Erklärung aus
der gleichzeitigen Literatur hinzugefügt. Ich ergänze im
F'olgenden feine Mittheilungen:

Z. 1 f. Cypr. ep. 43, 3: ,Quinque primores Uli qui
edicto nuper magistratibus Juerant copulati, 111 fidetn no-
stram subruerent, ut gracilia fratrum corda ad letales
laqueos praevaricatione veritatis averterent'. Auch auf

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