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Ausgabe:

1894 Nr. 19

Spalte:

495-499

Autor/Hrsg.:

Grundemann, R.

Titel/Untertitel:

Missions-Studien und Kritiken in Verbindung mit einer Reise nach Indien 1894

Rezensent:

Wurm, Paul

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499

Theologifche Literaturzeitung. 1894. Nr. 19.

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können. Allerdings werden zuweilen durch Hungers-
noth und fchwierige fociale Verhältuifse in Indien gröfsere
Schaaren zum Uebertritt bewogen. Allein diefe find gewöhnlich
nachher nicht der Stamm, aus welchem die
tüchtigften Heidenchriften und Mitarbeiter am Mifftons-
werk hervorgehen, fondern machen den Millionaren viele
Noth. — Mit den genannten Paradoxien widerfpricht
Grundemann eigentlich dem, was er felbft im zweiten
Abfchnitt als feine Beobachtung auf dem Miffionsfelde
dargeftellt hatte. Doch foll uns das nicht hindern, das
Buch einem jeden, der fich bei einem unbefangenen
Zeugen über die oftindifche Miffion und ihren Erfolg
orientiren möchte, auf's befle zu empfehlen.

Echterdingen. P. Wurm.

Filtsch, Pfr. Dr. Eug., Goethes religiöse Entwickelung. Ein

Beitrag zu feiner inneren Lebensgefchichte. Gotha,
F. A. Perthes, 1894. (VII, 366 S. gr. 8.) M. 5. —

Ift es überhaupt ein erfreuender Anblick, Theologen
zu fehen, welche aufserhalb ihrer Schule oder gar ihres
confeffionellen Rahmens gelegene Bethätigungen echt
religiöfen Sinnes voll zu würdigen wiffen, fo ift die Leetüre
diefes Buches noch befonders erquickend. Dem Verf.,
ev. Pfarrer in Bukareft, ,hat der grofse Dichtergenius eine
zerfchlagene Welt wieder aufbauen helfen'. Schon in
feiner Doctor-Differtation, die 1879 in Ziller's Jahrbuch
für wiffenfehaftliche Pädagogik erfchienen ift, hat er
Goethe's Stellung zur Religion zu würdigen verfucht —
in dem Wunfche, ,dafs das aufserordentliche Licht diefes
Geiftes in alle Verhältnifse und Beziehungen hineinleuchte
und auch recht viele andere im Beftreben unterftütze, aus
dem Nebel des Zweifels auf den Weg des Glaubens zu
der einen Quelle alles Heils, zu dem Heiland und feinem
Evangelium zurückzugelangen'. Auch jetzt würde es ihn

,ganz befonders freuen, wenn feine Berufsgenoffen.....

dem Buche ihren Antheil fchenken und für ihre Arbeit
der Bildung, Erziehung und Seelforge irgend welche
Frucht daraus ziehen follten'.

Es hat nicht fehlen können, dafs diefem freien und
reinen Sinne der Erfolg der Arbeit entfpricht. Ohne
die Anmafsung, über Goethe zu ftehen und ihn an einem
höheren Mafsftabe ,objectiv' zu würdigen, zeigt vielmehr
der Verf. rein hiftorifch in zehn Abfchnitten, wie in dem
Knaben, dem Jüngling, die religiöfe Welt nach allen
Richtungen hin fich entfaltet; wie Goethe dann nach Sturm
und Drang in dem erften Jahrzehnt in Weimar zur inneren
Sammlung kommt; wie namentlich unter dem Eindruck
der erften italienifchen Reife fein Dichten und Denken
(ich darauf in einer dem hiftorifchen Chriftenthume faft
feindlichen Weife geftaltet; wie endlich im Bunde mit
Schiller und in den folgenden Noth- und Kriegsjahren
der Weife von Weimar fich vorbereitet, der mit freiem
Blick alles Werthvolle in Natur- und Völkerleben umfafst.
Jetzt ift das Chriftenthum der Gefinnung und That Goethe's
Glaubensbekenntnifs geworden, die Religion der thätigen
Liebe, über welche die Menfchheit niemals hinauskommen
werde. — Ein kurzer Rückblick verfucht zuletzt
eine Gefammtcharakteriftik der religiöfen Entwickelung
des Dichters.

Der Verf. läfst, foweit es angehen mag, überall
Goethe felber das Wort, deffen mündliche und fchrift-
liche Aeufserungen neben den Werken rückhaltlos, und
zwar den Hauptfachen nach wohl ziemlich vollftändig,
aufgeführt werden. Er berichtet fchlicht, und nur dadurch
erhält das Buch einen apologetifchen Zug, dafs er Goethe's
religiöfe Aeufserungen rein heraushebt, ohne fonft in des
Dichters verfchlungenes äufseres und inneres Leben im
Einzelnen mit feinem Urtheile einzudringen. Wer nun
den Einblick in die Selbftbekenntnifse eines grofsen
Menfchen von feltener Wahrhaftigkeit, wie Ref., für das
eigentliche und wefentliche Studium des Menfchen u. d. h.
der treibenden Kräfte der Gefchichte anfleht, — dem

mufs eine derartige Zufammenftellung gewifs willkommen
fein. Möge das Werk im Sinne und nach der Abheilt
feines Verfaffers eine reiche, gefegnete Wirkfamkeit üben!

Kiel. Guflav Glogau.

Bibliographie

von Oberbibliothekar Dr. Johannes Müller.

Berlin W., Reichstags-Bibliothek.

jDeutfdn* ftiteratur.

Harnack, E., Die Bibel u. die alkoholifchen Getränke. [Aus: ,Eeft-
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Theiner, J. A., u. A. Theiner, Die Einführung der erzwungenen Ehe-
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zur Kirchengefchichte. Bevorwortet v. F. Nippold. 2. Bd. Barmen,
Klein, 1894- (IV, 387 S. gr. 8.) 4. 75

Quellen u. Forfchungen aus dem Gebiete der Gefchichte. In Verbindg.
m. ihrem hiflor. Inllitut in Rom hrsg. v. der Görres-Gefellfchaft.
III. Bd. Paderb., Schöningh, 1894. (Lex.-8.) 20. —

Inhalt: Die päpftlichen Kollektorien in Deutfchland während des XIV. Jahrh.
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Lenk, H., Der Reichstag zu Augsburg im J. 1530. Barmen, Wiemann,
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Amelung, K., M. Johannes Mathefius, e. lutherifcher Pfarrherr des
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Schauerte, H., Myftik. Paderborn, Junfermann, 1894. (118 S. gr. 8.) 1.—

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Kirchenbegriff, der, der augsburgifchen Confeffion und der Kirchenbe-
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giums, Nachweis ihrer Unvereinbarkeit. Erneuter Verbuch zur Ver-
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Braig, C., Die Freiheit der philofophifchen Forfchung in kritifcher u.
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Freiburg i/B., Herder, 1894. (XII, 64 S. gr. 8.) —. 60

Hartmann, F., Theofophie u. die internationale theofophifche Gefell-
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Haar, F. ter, De syst'tnate morali antiquorum probabilistorum disser-
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Tolftoi, Graf L., Patriotismus u. Chriftentum. Deutfch v. A. Berger.
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Streitfchriften, freundfchaftliche. Nr. 59 u. 60. Barmen, Wiemann, 1893.

(8.) —• 9°

Inhalt: 59- Freidenker u. Ungläubige. Von R. Horath. 2. Aufl. {16 S.)

_. !5, _ 60. Kirchhofsfkandale in Lothringen od. Setbftinörderecken u. rö-

mifche Bannflüche auf lothringifchen Friedhöfen v. L. W. Voettzel. (48 S.)

—■ 75-

Koch A., Die neuefte päpftliche Encyklika u. die Proteftanten in evan-
gelifcher Beleuchtung. Wittenb., Herrofe, 1894. (16S.gr. 8 ) —.40

Köfter, A., Wer ift .gläubig', wer .ungläubig'? Ein Proteft gegen die
herkömml. Unart falfcher Anwendg. diefer Bezeichngn., gegründet
auf Luthers Hauptartikel im fchmalkald. Bekenntnis. 2. (Titel-)Aufl.
(v. Jefus Chriftus, unfer Gott u. Herr'). Braunfchw., Schwetfchke & S.,
1894. (IV, 96 S. gr. 8.) _. 90

Wittenberg, H., Was haben wir Geiftlichen zu thun, damit die Arbeiterbevölkerung
, foweit fie dem kirchlichen Leben entfremdet ift,
f. dasfelbe wiedergewonnen werde? Vortrag. Leipz., Werther, 1894.
(32 S. gr. 8.) —. 50

Allmers, H., Die altchriftliche Bafilika als Vorbild des proteftantifchen
Kirchenbaues. Eine Studie. [Aus: ,A., röm. Schlendertage'.] Oldenburg
, Schulze, 1894. (36 S. gr. 8.) —. 50

Führer, J., Zur Felicitas-Frage. Leipz.. Fock, 1894. (36 S. gr. 8.) I. —

Hirfchmann, A., Der hl. Sola. Ein hiftor. Verfuch. Ingolft., Gang-
hofer, 1894. (84 S. m. Titel in Golddr. 4.) t, —

Gräbner, O., Predigten üb. die Apoftelgefchichte. I. Bd. Kapitel I—14.
Berl., Wiegandt, 1894. (XII, 319 S. gr. 8.) 4- —

Im Reiche der Gnade. 3. Bd. Sammlung v. Kafualpredigten in Beiträgen
namhafter Geiftlichen der evangelifch-luther. Kirche Deutfchlands,
hrsg. von W. v. Langsdorff. 5. u. 6. Hft. Leipz., F. Richter,
t894. (gr- 8.) ll.-
Inhalt: 5. Wir haben e. fettes prophetifches Wort. Bibelfeftpredigten. (76 S.)
— 6. Danket dem Herrn u. predigt feinen Namen. Predigten bei Jahresfeften
befonderer Art. {80 S.)