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Ausgabe:

1894 Nr. 16

Spalte:

415-417

Autor/Hrsg.:

Siegfried, Carl

Titel/Untertitel:

Hebräisches Wörterbuch zum Alten Testamente. Mit zwei Anhängen 1894

Rezensent:

Budde, Karl

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Theologifche Literaturzeitung. 1894. Nr. 16.

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wefel geführten Verhandlungen, die doch offenbar für die
Entfcheidung von gröfsefter Wichtigkeit gevvefen find,
nach wie vor recht im Unklaren. Gerade hier findet fich
eine bedauerliche Lücke in derCorrefpondenz der franzöfi-
fchen Gefandten. Nicht beffer fleht es um unfere Kenntnifs
der entfcheidenden Vorgänge bei der Wahl felbfi Nach
den Andeutungen, die Kurfürft Friedrich darüber in feinen
Briefen aus Frankfurt macht, mufs es dabei fehr wunderbar
zugegangen fein. Die franzöfifchen Gefandten fchoben
die ganze Schuld ihres Mifserfolges auf den Abfall des
Pfalzgrafen. Was diefen zu feiner Sinnesänderung bewogen
hat, ift nicht erfichtlich. Die Aufzeichnungen des
Frankfurter Stadtfchreibers über die äufseren Wahlvorgänge
vermögen jene empfindliche Lücke ebenfo wenig
auszufüllen, wie die Berichte des englifchen Botfehafters
Pace, deffen Depefchen aus Brewer's Sammlung im Auszuge
mitgetheilt find. — Die Bearbeitung der Archivalien
darf als mufterhaft bezeichnet werden; nur auf wenige
Punkte fei dem Referenten erlaubt hinzuweifen. Wenn
der Bearbeiter gemeint hat, durch Wiedergabe der abweichenden
Faffungen zu Nr. 142 den Benutzer in den
Stand zu fetzen, fich ein Bild von den in Betracht kommenden
Verhandlungen zu machen, fo darf wohl bezweifelt
werden, ob er diefe Abficht bei der Complicirt-
heit der in Betracht kommenden Umftände erreicht hat.
Bei den Auszügen tritt zuweilen durch den Gebrauch der
indirecten Rede eine gewiffe Unklarheit der Beziehung
ein. Es dürfte zu erwägen fein, ob nicht gemäfs dem von
Prof. Stieve auf dem Leipziger Hiftorikertage gemachten
Vorfchlag auch die Auszüge immer in directer Rede
wiederzugeben find. — Den Akten ift ein ,chronologifch.es
Verzeichnifs der Urkunden und Akten' angehängt, in
dem alle, auch die in den Anmerkungen abgedruckten
Stücke unter Angabe des Datums, der Nr. und der Seite
verzeichnet find. Sehr wünfehenswerth erfcheint dem Referenten
daneben auch eine Ueberficht der in der Sammlung
benutzten gedruckten Werke. Anderntalls ilt ein
Zurückverweifen auf ein früher genannt/21? Werk unter
blofser Angabe des Verfaffers und den beigefetzten Buch-
ftaben a. a. 0. nicht flatthaft, da eine Aktenfammlung
in den feltenften Fällen wie eine Darftellung von Anfang
bis zu Ende gelefen wird, fomit der Benutzer oft völlig
im Dunkeln ift, auf welches Werk mit jenen Worten zu-
rückverwiefen wird.

Im Regifler, das im Uebrigen nach den von dem
Referenten vorgenommenen Stichproben durchaus zuver-
läffig erfcheint, hätte wohl noch mehr auf die in den
Texten vorkommenden Abweichungen von der richtigen
Form der Namen Rückficht genommen werden dürfen.
Wenn z. B. S. 724 Z. 9 im franzöfifchen Text der Pro-
tonotar Castenet genannt wird, fo kommt doch nicht jeder
fofort auf die richtige Form Kaftner. Aber nur diefe fteht
im Regifter. Ebenfo verhält es fich mit dem S. 744 Z. 17
genannten Amershoven, der nur unter feinem richtigen
Namen Emershoven im Regifter aufgeführt wird. Vergebens
hat Referent auch nach einem Stichwort gefucht,
unter welchem die päpftliche Politik verfolgt werden
könnte. — Der Druck ift im ganzen fehr correct. Dafs
fleh in einer fo umfangreichen Publication trotz der
gröfseften Sorgfalt doch hier und da ein Druckfehler ein-
fchleicht, ift unvermeidlich. Den auf dem letzten Blatte
vermerkten Berichtigungen find noch folgende hinzufügen
: S. 48 Z. 18 lies .Neffen' ftatt ,Enkel'; S. 235 Z. 25
,hocl für ,huncl; S. 296 Z. 31 ,Nr. 49' ftatt,Nr. 47'; S 314
Z. 37 ,Nr. 7' für ,Nr. 9'; S. 320 Z. 34 ,S. 319' für ,S. 310';
S. 328 Z. 6 fehlen die Anfuhrungszeichen, auf die in der
Anm. hingewiefen wird. S. 329 Z. 36 lies ,des Königs'
für ,der Gefandten'; S. 340 Z. 37 lies ,Nr. 100' für ,Nr. 101';
S. 429 Z. 32 lies ,S. 312' für ,S. 344'; S. 434 Z. 10 ift
vor ,paffiren' ,nit' zu ergänzen; S. 449 Z. 40 lies ,Anm. 2'
für ,Anm. 1'; S. 452 Z. 28 lies ,de den plus fere pour-
suyte' für ,de en plus fere poursuite1; S. 471 Z. 26 lies
,394 Anm. 1' für ,393 Anm. 6'; S. 525 Z. 16 lies xon-

sllü' für ,consiliol und Z. 22 xtgendd für ,agendii; S. 527
Z. 9 lies jbrefatur* für prefertur1 und Z. 10 ,allatis'- für
,affa/is'; S. 528 Z. 13 lies ,viribusl für ,vicibus' S. 540
Z. 29 lies ,Anm. 5' für ,Anm. 2.'; S. 592 Z. 9 ift für
,Scociei offenbar ,Suecie' zu lefen; S. 621 Z. 22 lies ,con-
farmer' für ponfermer1; S. 639 Z. 12 lies fiydral für das
finnlofe ,exedral; S. 650 Z. 6 lies poterunt' für ,poterint',
ibidem Z. 14 „Polonia' für ,Polonie'; S. 651 Z. 31 onitten-
dus' für ,missurus' S. 656 Z. 22 ,dilatio ne' für ulilatione1'
S. 657 Z. 13 ,nono deeimd" für ,nono'; S. 664 Z. 17 fehlt
nach ,50000' das Wort ,Gld.'; S. 667 Z. 9 lies longin-
quairi" für Jonginam'; S. 695 Z. 19 ift nach fauroient1
hinzuzufügen ,fait' S. 715 Z. 3 lies ,deyn' für ,denl;
ebenda Z. 19 fcheint etwas ausgefallen zu fein. S. 738
Z. 14 lies ynatrimonio' für ,mairimoniuml; S. 759 Z. 18
lies ,agerem' für ,agere' S. 828 Z. 8 lies ,videbiturl für
,videbit.

Weimar. Virck.

Paulus, Prieft. Nik., Johann Wild. Ein Mainzer Domprediger
des 16. Jahrhunderts. Köln, [Bachem], 1893.
(IV, 79 S. gr. 8.) M. 1. 50.

Diefe Schrift ift die dritte Vereinsfchrift der ,Görres-
Gefellfchaft' für 1893. Einige andere dankenswerthe
kleinere Mittheilungen über katholifche Theologen der
Reformationszeit hat der Verfaffer im Mainzer ,Katholik'
und in den ,Hiftorifch-politifchen Blättern' veröffentlicht,
ferner 1891 ,Der Auguftinermönch Joh. Hoffmeifter. Ein
Lebensbild aus der Reformationszeit', und 1893 ,Barth.
Arnoldi von Ufingen, der Lehrer und Gegner Luthers'
(vergl. Theol. L.-Ztg. 1894, 114). — Joh. Wild (Ferus),
geb. um 1495, um 1515 in den Orden der Franciscaner
(Obfervanten) eingetreten, war von 1528 an bis zu feinem
Tode, 8. Sept. 1554, faft ununterbrochen zu Mainz, namentlich
als Domprediger, thätig und galt als einer der
tüchtigften Prediger feiner Zeit. Aufser Predigten find
von ihm praktifche lateinifche Commentare zu einigen
biblifchen Büchern gedruckt, wahrfcheinlich Vorarbeiten
für Predigten. P. giebt S. 68 75 ein genaues biblio-
graphifches Verzeichnifs feiner Schriften. Merkwürdig ift,
dafs darin Luther's Name nicht vorkommt (S. 13). Wild
war übrigens ein überzeugter Katholik und auch in der
Rechtfertigungslehre orthodox, wenn auch Ausdrücke bei
ihm vorkommen, die mehr oder weniger lutherifch
klingen (S. 28). — P. befpricht auch, im Wefentlichen in
Uebereinftimmung mit meiner Darftellung, Index I, 561,
die Thatfache, dafs Wild's fämmtliche Schriften feit
Sixtus V. mit donec corrigatur im römifchen Index flehen;
freigegeben find nur die zu Rom 1577 erfchienenen
expurgirten Ausgaben der Commentare zu Matthäus und
Johannes und die Ausgaben des Examen ordinandomm
von 1587 ff. Die beiden Evangeliencommentare wurden
gleich nach dem Erfcheinen von der Sorbonne fcharf
cenfurirt. Der zu Matthäus ift erft 1559 aus Wild's hinter-
laffenen Papieren von feinem Freunde Philipp Agricola
herausgegeben worden. Auch den 1550 erfchienenen Com-
mentar zu Johannes hatte er nicht vor dem Drucke fo,
wie er fpäter wünfehte, revidiren können (S. 60). Man
hat namentlich auch daran Anftofs genommen, dafs
Wild proteftantifche Autoren wie Brenz und Oekolam-
padius benutzt hatte. Das Examen ordinandomm, welches
Wild zuerft 1550 veröffentlichte, ift ohne Zweifel wegen
der Bemerkung über die Apokryphen, die mit dem
Trienter Decrete von 1546 in Widerfpruch fteht, verboten
worden (Index I, 562). Im fpanifchen und im portugiefi-
fchen Index werden alle lateinifchen Schriften Wild's
ftark expurgirt. Die von P. S. 76 mit Recht als völlig
grundlos bezeichnete /Behauptung einiger Schriftfteller,
Wild's Schriften feien von den Proteftanten durch Ein-
fchaltungen verfälfeht worden', findet fich übrigens auch
in dem fpanifchen Index von Sotomayor von 1640: