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Ausgabe:

1894 Nr. 1

Spalte:

399-403

Autor/Hrsg.:

Achelis u. a., E. Chr.

Titel/Untertitel:

Gottesdienstliche Vorträge, in der Schlosskirche zu Karlsruhe gehalten 1894

Rezensent:

Schulthess-Rechberg, Gustav

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403 Theologifche Literaturzeitung. 1894. Nr. 15. . 404

jener: der Unglaube. Der Peffimift fleht principiell im
Unglauben.

9. J. Kaftan, die Erlöfung durch Chriftus und die
Selbfterlöfung der Menfchheit.

Für das innerliche Verftändnifs der Erlöfung durch
Chriftus ift Vorbedingung die durch das Gefetz bewirkte
Erfahrung der eigenen fittlichen Schwachheit und Schuld
und das Verlangen nach Gott, welches mit Schwachheit
und Schuld einen ftets verlorenen Kampf führt. Bei fo
begründeter Sehnfucht nach Erlöfung erfcheint die Bot-
fchaft von Selbfterlöfung durch Ertödtung des Willens
zum Leben ganz verkehrt. Sie weifs nichts von dem
pofitiven grofsen Ziel des Reiches Gottes, welchem unfer
Streben gilt, das Dafein ift ihr ohne Zweck, daher ift
ihr auch die fittliche Schuld gegen den ewigen Willen
Gottes unbekannt. Jenem Bedürfnifs entfpricht eine Erlöfung
von Schuld und Sünde durch den, welcher die
Welt beherrfcht, das Gefetz giebt und endgültig richtet.
Sie ift uns durch Chriftus gefchenkt als Sündenvergebung,
indem der heilige Ernft und das Erbarmen in feinem
Leben und Sterben uns ergreift und als ein neues Leben
mit Gott, welches von der Beherrfchung durch die Welt
frei macht und zugleich zur Mitarbeit Gottes wiederum
in die Welt hineinweift. — Der Vortrag ift durch glückliche
Verbindung theoretifcher und praktifcher Motive,
Durchfichtigkeit und Sicherheit des Gedankenfortfehritts,
Klarheit und Schönheit der Sprache ausgezeichnet und
findet in Rom. 7,24—253 die paffendfte Schriftgrundlage.

10. G. Weitbrecht, die chriftliche Ewigkeitshoffnung.
Vor Chriftus gab es Unfterblichkeitsglauben, aber

keine Ewigkeitshoffnung; das wahre Leben war hienieden,
jenfeits nur ein Schattendafein, nun ift das Erdenleben
blofs ein Vorton des Liedes im höheren Chor, welches
nach dem Tode erfchallt. Erft Chriftus hat nämlich
durch den Ewigkeitseindruck feiner Perfönlichkeit und
durch die Thatfache feiner Auferftehung die Gewifsheit
einer zukünftigen Welt begründet und hat zugleich dem
jenfeitigen Leben einen begehrenswerthen Inhalt verliehen
, die Vollendung der Gottesgemeinfchaft. Diefe
Ewigkeit hat freilich keinen Werth für den, welcher
ohne Gott lebt, fie wird ihm zum Gericht. Wie
haben wir uns die künftige Herrlichkeit der Kinder
Gottes zu denken ? Nicht als einen ifolirten Zuftand
fondern als innigfte und fruchtbarfte Gemeinfchaft der
feiigen Geifter, nämlich Gemeinfchaft in Gott, nicht als
ein Fertigfein fondern als ungeahnt reiche Entfaltung
aller geiftigen Kräfte auf den Bahnen unabfehbaren
Fortfehreitens. Die Vollendung ift aber erft infolge des
Unterganges der irdifchen Exiftenzform der Menfchheit
möglich. — Der Verf. hat fich bei feinen fonft trefflichen
und gewinnenden Ausführungen die Glaubensgründe
der chriftlichen Ewigkeitshoffnung nicht hinlänglich
klar gemacht, welche allein das Mafs der Gewifsheit
und den Umfang des Wiffens in den unferer
Erfahrung entzogenen Dingen des jenfeitigen Lebens zu
beftimmen im Stande find und zugleich die Kraft befitzen,
den Zweifel zum Schweigen zu bringen, während äfthe-
tifche Reflexionen und Schriftcitate zwar Gedanken und
Phantafie weiter führen, aber jenes Wichtigfte nicht zu
leiften vermögen.

Zürich. v. Schulthefs-Rechberg.

Bibliographie

von Oberbibliothekar Dr. Johannes Müller.

Berlin W., Reichstags-Bibliothek.

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Inhalt: Die böhmifchen Binder u. ihre Vorläufer. Von L. Keller. (39 S.)
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Inhalt: Antwort an die päpftlxhc Priefterfchaft in Breslau v. Thümmel.
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Sammlung theologifcher u. fozialer Reden u. Abhandlungen. Unter Red.

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Inhalt: Der moderne Peffimismus u. feine Bekämpfung durch das geiftliche
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Erwägungen u. Wünfche zur evangelifch-lutherifchen Kirchenverfaffung

der fächflfehen Oberlaufitz. Zittau, Pähl, 1894. (8 S. gr. 4.) —. 40
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Erlangen, Junge, 1894. (V, 152 S. gr. 8.) 2. 40

Suppe, L. E., Lafs meinen Gang gewifs fein in Deinem Wortl Neue

Sammig. v. Cafualreden. 2. Aufl. 2. Lfg. Leipz., Wallmann, 1S94.

(gr. 8.) 1. -

Inhalt: Confirmationsreden. (III u. S. 81—168.)