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Ausgabe:

1894 Nr. 14

Spalte:

374-377

Autor/Hrsg.:

Heard, J. B.

Titel/Untertitel:

Alexandrian and Carthaginian theology contrasted. The Hulsean lectures, 1892-93 1894

Rezensent:

Clemen, Carl

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377

Theologifche Literaturzeitung. 1894. Nr. 14.

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nationale Zukunftserwartung Ifraels als hebraifirter Pla-
tonismus bezeichnet. Von den mir aufgefallenen Druckfehlern
merke ich nur die finnftörenden an; fo ift S. 56
Z. 4 v. u. zu lefen Homoousian and Homoionsian, S. 64
Z. 9 v. u. Alba, S. 65 Z. 4 si Lyra non lyrasset, LutJie-
rus non saltassct, S. 279 Z. IO v. u. Glanvill (vgl. 289
Z. 11), S. 316 Z. 15 v. u. Apostles. Befonders aber find,
wie das bei der mangelhaften Bildung der Correctoren jetzt
in englifchen Büchern Stil zu werden fcheint, die fremd-
fprachlichen Citate auch hier durchweg in erbarmungswürdiger
Weife entftellt, fo S. 92.97. 108. 110. 141,1. 220.
Halle a. S. Carl Clemen.

Macgregor, James,D. D., Theapology of theChristian religion.

Historically regarded with reference to supernatural
revelation and redemption. Edinburgh, T. & T. Clark,
1891. (544 S. gr. 8.) geb. 10 s. 6 d.

Der Verfaffer legt in der einleitenden Ueberficht dar,
dafs der ganzen Ausführung feines Buches die Anfchau-
ung zu Grunde liege, die chriftliche Religion fei voll-
ftändiger Supernaturalismus, zufolge deffen die Kirche
ein neues Königreich Gottes unter den Menfchen fei, in
dem er in übernatürlicher Gegenwart wohne. Gott ift
Licht, fährt der Verfaffer fort, und ein gerechtes Gericht
wird über alle Menfchen nach ihren Werken gehalten
werden. In der Ewigkeit ifi die Thür gefchloffen. Jetzt
aber wird im Namen Chrifti allen Völkern Bufse und
Vergebung der Sünden gepredigt. Die Schrift ift ein
Orakelbuch, deffen erfter Urheber der heilige Geift ift.
Chriftus ift Gott, fleifchgeworden. Er wurde von der
Jungfrau Maria empfangen und ift von den Todten auf-
erftanden. Die Verföhnung in ihm gefchieht durch ein
Sühnopfer, um der verletzten göttlichen Gerechtigkeit
genugzuthun. Die Wiedergeburt ift eine Neufchöpfung
durch die wirkfame Gnade des heiligen Geiftes. Die
Rechtfertigung ift freie Verzeihung, die durch den Glauben
erworben wird. Die Sünde ift ein moralifches Uebel,
welches Schuld über den Sünder bringt, von Gott in feiner
Heiligkeit gehafst und nach feiner Gerechtigkeit mit dem
Tode beftraft wird. Es giebt eine Erbfünde, fodafs alle
Menfchen von Natur Kinder des Zorns find. DieMenfch-
werdung ift die Annahme der vollen Menfchheit durch
eine Perfon, welche wahrer Gott ift. Der heilige Geift ift
in der Trinität eine unterfchiedene Perfon. Die Schöpfung
ift die mittelbare oder unmittelbare Hervorbringung
aller Dinge durch den Willen Gottes. Die befondere
Vorfehung Gottes ift feine Leitung der Ereignifse in der
Welt, damit feine Zwecke für die Kirche und in Verbindung
mit ihr erfüllt werden. Das Wunder, der Finger
Gottes, ift Wirkung von Gottes aufserordentlicher Vorfehung
. Die Prophetie ift übernatürliche Mittheilung
von Gottes Gedanken. Das Gebet ift Bitte an unfern
Vater im Himmel (S. 20. 21).

Es ift keine Apologie gewöhnlicher Art, die D. Macgregor
darbietet. Er fetzt fich nicht fo ausführlich mit

dem Sechstagewerke, der biblifchen Urgefchichte^ und j dem der hiftorifche Thatbeftand^ Die""bez

Männer wie Straufs, F. Ch. Baur und Renan. Er berichtet
, dafs ihre Aufhellungen bezüglich der neutefta-
mentlichen Schriften durch die gelehrte F"orfchung und
durch folide verftandesmäfsige Beurtheilung auf Grund
des Thatbeftandes, den die Chriftenheit im zweiten Jahrhundert
darbiete, widerlegt worden feien (S. 12), und
nur aus Wunderfcheu feien jene Aufhellungen erwachfen.
Bei Renan und Straufs liege dies am Tage, aber auch
der hiftorifche Kriticismus von Baur hehe eingehandener
Mafsen unter der Herrfchaft des Hegel'fchen Princips der
abfoluten Continuität. So fei es der atheihifche Naturalismus
, der wie in der alten fo auch in der modernen
Apologetik als Feind des Chrihenthums vor Augen trete
(S. 19).

Das erhe Buch enthält zwei Abtheilungen. In
der erhen wird der Sieg dargehellt, den das Chriften-
thum im zweiten Jahrhundert über die Welt erringt,
insbefondere über die weltliche Obrigkeit (S. 50—60),
die weltlichen Religionen (S. 60—78) und die weltliche
Philofophie (S. 78—98). In der zweiten Abtheilung wird
befchrieben, wie es in einem Werke des Glaubens
(S. 107—143); einem Werke der Liebe (S. 143—176) und
in der Ausdauer der Hoffnung (S. 176—188) eine Neufchöpfung
der Menfchheit bewirke.

Aus der erhen Abtheilung hebe ich zur Charakte-
rihik der Ausführungen des Verfaffers nur feine Urtheile
über Marc Aurel hervor. Dafs diefer Kaifer von vielen
Beurtheilern fo fehr gelobt werde, fchreibt er dem Um-
hande zu, dafs Schriftheller, die vielleicht hofften, Phi-
lofophen zu fein, natürlicher Weife einen Kaifer bewunderten
, der einer von den ihrigen fei. Den Chrihen zu
Lyons dagegen fei Marc Aurel mit Recht als das Thier
der Apokalypfe erfchienen. Der Kaifer hätte das Gefetz
über die Ceremonien nicht anwenden laffen follen; er
hätte bewilligen müffen, dafs ein freier Bürger, wie Attalus,
mit dem Tode eines Sklaven verfchont geblieben wäre;
hätte lieber dem Thron entfagen follen, als folche Grau-
famkeit zulaffen, wie fie in Lyons ausgeübt worden fei.
Ja auf Marc Aurel führt er es auch zurück, dafs die
Leichen der Märtyrer verhümmelt worden feien; als ftoi-
fcher Theologe habe der Kaifer dadurch den Unfterb-
lichkeitsglauben lächerlich zu machen gefucht. Gibbon's
Urtheil, Marc Aurel fei nicht abergläubifch gewefen, fei
unwahr. Der Kaifer fei weder ein Kaifer, noch ein Phi-
lofoph, noch ein Staatsmann gewefen. Der hohle Bühnen-
ftoicismus Marc Aurel's könne als Typus des Mangels
an moralifchem Ernft in der Philofophie jener Zeit betrachtet
werden, welcher Mangel im Fehlen aller Billigkeit
bei der Verfolgung zu Lyons hervortrete.

Die zweite Abtheilung des erften Buches bringt
unter anderem auch eine Erörterung der kirchlichen
Wunder im zweiten Jahrhundert. Wenn Gibbon behaupte,
dafs die chriftliche Kirche von der Apoftel Zeiten an
eine ununterbrochene Folge von Wunderkräften in An-
fpruch genommen habe: Zungenreden, Vifionen, die
Gabe der Prophetie, die Macht Dämonen auszutreiben,

Kranke zu heilen und Todte zu erwecken, fo widerfpreche

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der Naturwiffenfchaft auseinander, wie es fonft wohl die zelnen Aeufserungen bei Irenaus, Tertullian und Origenes

Apologeten thun. Zwar fpricht auch er von der Schopf
ung, dem Sündenfall, der Einheit des Menfchen-
gefchlechtes, der Sündfluth, der Völkervertheilung, der
Verwirrung der Sprachen, von Aegypten und dem Sinai
, aber er erledigt diefe Themen auf 29 Seiten (458 —

dürfe man nicht preffen. Die Wunder, an die man im
zweiten Jahrhundert geglaubt, feien Heilungswunder und
die Austreibung böfer Geifter gewefen Möge man es
nun auch als hiftorifche Thatfache anfehen, dafs folche
Werke gefchehen feien, fo fei es doch nur die Meinung

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487), und hauptfächlich ift es ihm darum zu thun, die lertulhans und anderer, die fich geirrt haben könnten,
bezeichnete Anfchauung vom Chnftenthum auf dem Wege dafs fie in dem Sinne von aufserordentlichen übernatür-

von aufserordentlichen übernatür-

ficherzuftellen, dafs er im erften Theile aus den Wir- | liehen Bezeugungen des Chriftenthums Mirakel gewefen
kungen des Chriftenthums im zweiten Jahrhundert den ieien (S. 112). Was insbefondere den Exorcismus angehe,
indirecten Nachweis für die Echtheit der neuteftament- fo könne man aus den Bekenntnifsen der Kranken nicht
liehen Schriften zu erbringen und im zweiten Theile dann darauf fchhefsen, dafs fie befeffen gewefen feien (S. 112)
aus diefen den directen äufseren Beweis dafür zu geben ; Denn diefe Bekenntnifse feien nichts als ein Beweis für
facht, dafs Gott in Chrifto war (S. Ii). | geftortes Geiftesleben. Während wir alfo, fagt der Vereine
befondere Antipathie hegt der Verfaffer gegen faffer, das Zeugnifs der Chriften und der Heiden

aus aem