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Ausgabe:

1894 Nr. 12

Spalte:

316-320

Autor/Hrsg.:

Kayser, Karl

Titel/Untertitel:

Das Buch von der Erkenntnis der Wahrheit oder der Ursache aller Ursachen 1894

Rezensent:

Ryssel, Viktor

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Theologifche Literaturzeitung. 1894. Nr. 12.

320

Venetianern und befonders den Genuefern wohlbekannt
war, aber erft im 10. Jahrh. als Hauptfladt der Beni-
Hammad eine gröfsere Bedeutung gewann.— Betreffs des
Charakters der Causa Causarum hat gleichfalls Nöldeke
auf die vielen (nicht nothwendig auf directe Benutzung
zurückgehenden) Berührungen mit Ariftoteles, den .lauteren
Brüdern' und befonders mit den Myftikern hingewiefen.
In diefer Hinficht ift noch auf Verfchiedenes aufmerkfam
zu machen. So glaubt Ref., dafs die für einen fyrifchen
Bifchof merkwürdige Toleranz gegenüber Mohammedanern
und Juden, die den erfteren gegenüber ficher nicht
blofs auf politifche Motive zurückgeht, wie bei Elias
von Nifibis (vgl. deffen Buch .Beweis der Wahrheit des
Glaubens', überf. von Horft, S. XXI f.), mit vielem anderen
auf den Geilt der pfeudo-dionyfifchen Schriften zurückzuführen
ift, da auch deren Verfaffer ausdrücklich fagt,
er habe immer von Polemik gegen Heiden und andere
abgefehen und fich damit begnügt, über die Wahrheit
richtig zu denken und zu reden (Epist. 7 vgl. 6), ähnlich
wie der Verf. der Causa Causarum gegenüber den abweichenden
Lehren der Juden, Muhammedaner und
Chriften eine gemeinfame Grundlage — im Anfchlufs an
die Lehre der Natur, die dasfelbe lehre wie die Genefis —
fchaffen will, getrieben von dem Wunfche, anderen zur
Erkenntnifs der Wahrheit zu verhelfen (S. 13 ff. u. 22 ff).
In diefer Anlehnung an die Genefis bei der Behandlung
der Fragen nach dem Urfprunge und der Einrichtung
der Welt fteht bekanntlich die Causa Causarum nicht
allein; vielmehr war es immer die Abficht der Väter,
.die kosmologifchen und anthropologifchen Probleme in
äufserlichem Anfchluffe an Gen, c. I—3 mit dem ganzen
Apparate der damaligen Philofophie zu bearbeiten, um
dadurch ihr wiffenfchaftliches Bedürfnifs zu befriedigen'
(f. Harnack, Dogmengefch. II, 122 f., vgl. S. 128), wobei
die kirchliche Anfchauung vor allem durch die neu-
platonifche Geifterlehre beftimmt wurde (ebd. 444). Ebenfo
wie diefer Latitudinarismus, fo erinnert auch das Bedenken
des Verfaffers, er könne Verborgenes enthüllen, was nicht
erlaubt fei (S. 208), an die Mahnung des Pfeudo-Dionyfius,
nicht das Heiligfte auszuplaudern und die Geheimnifse
Gottes vor jeder Berührung und Befleckung durch Uneingeweihte
(refp. durch nicht gleichgeftellte Genoffen)
zu bewahren (de eceles. hierar. I, 1 vgl. I, 5). Natürlich
hängt mit diefer Beeinfluffung durch die pfeudodiony-
fifchen Schriften auch die Vorftellung von der Stufenfolge
der höheren Geifterwelt zufammen (vgl. bef. De
coel. hierar. c. 7—9, fowie betreffs der Wefensbeftimmung
der Engel auch Joh. Damasc, de fide orthod. II, 3, welcher
Abfchnitt direct benutzt zu fein fcheint, vgl. z. B. S. 230);
dagegen hat Ref. mit den ihm zur Verfügung flehenden
bibliographifchen Mitteln keine weiteren Parallelen (refp.
nicht den Ausgangspunkt) für die eigenthümliche Anfchauung
aufzufinden vermocht, dafs die höchfte der
himmlifchen Ordnungen die des Morgenfterns und oberften
Archonten war, die über den neun übrigen Ordnungen
ftand, ehe diefer .Anführer der Heerfchaaren' aus Hoch-
muth fiel (S. 149 ff. u. 228 ff.). Da der Verfaffer in diefem
Zufammenhange fagt, er wolle ein anderes ,Buch von
dem geiftlichen Dienfte der Himmlifchen (eig. der Oberen)'
fchreiben, was auf eine Paraphrafe oder Auslegung der
,Coelestis Hierarchia' hinzuweifen fcheint, fo ift Ref. den
Nachrichten über die Verfaffer folcher und ähnlicher
Werke näher nachgegangen, ohne auch von diefer Seite
her etwas Plaufibles über den anonymen Verfaffer
der Causa Causarum ausfindig machen zu können. Aus
dem Buche ergiebt fich, dafs er Monophyfit war (S. 351);
auch würde er nach der Einleitung dreifsig Jahre Bifchof
in Edeffa gewefen fein, ehe er vertrieben worden fei,
was jedoch nicht hiftorifch fein würde, wenn der Verfaffer
fich etwa mit dem Anfehen eines anderen, berühmteren
Kirchenfchriftftellers decken wollte. Doch würde man fich
als fingierten Verfaffer kaum den Bifchof Jacob von Edeffa
zu denken haben, der ja nur vier Jahre Bifchof war, ehe

I er den Anfeindungen feiner Gegner wich (Barhebraei
j Chron. Eccl. edd. Abbeloos et Lamy I, 289); dafs diefer
I aber noch viel weniger der wirkliche Verfaffer fein
I kann, das geht aufser aus den von Nöldeke angeführten
Gründen auch aus einer Vergleichung mit dem Stoffe
j des Hexaemerons Jacob's hervor, das vielfach diefelben
Fragen, aber eben in ganz anderer Weife, behandelt.
Dafs der Verfaffer auf einem Gebirge oder am Fufse eines
; folchen lebte, ergiebt fich aus der meteorologifchen
: Angabe S. 306, welche nicht, wie fo vieles andere,
j aus anderen Schriften entlehnt zu fein braucht, aber
allerdings auch nicht ganz wörtlich genommen werden darf
(vgl. hierzu A. Woeikof, Die Klimate der Erde. 2. Theil,
deutfch 1887, S. nif.). Auch weift die reichliche Verwendung
perfifcher Ausdrücke, wohl auch die Berechnung
nach Parafangen (S. 282 und 315) nach dem fyrifchen
: .Oftlande'.

In dem Nachtrag, den Ref. zu der Einleitung gegeben
hat, find ohne feine Schuld einige Druckfehler ftehen
geblieben: S. XXII Anm. 2 mufs es m'qabb'lin und
Anm. 4 näir-'zn heifsen; auch mufs am Anfange des
Gedichtes S. XXI Z. 15 v. u. ,erhitzt' mit ,läutert' ver-
taufcht werden, da trotz der Angabe des inzwifchen er-
fchienenen Fascikels des Thesaurus Syriacus die active
Bedeutung ,erhitzen' dem Zeitwort «»j^ (ftatt *s>/) nicht
eignet, fondern nur die durch Causa Caus. 231, 17. 20
geficherte intranfitive Bedeutung ,fich erhitzen' (wie auch
für das Afel von in der Bdtg. inflammavit wohl

eher zu lefen ift).

Wir fchliefsen mit dem Wunfche, dafs fich bald
jemand finden möchte, der die durch den Tod Kayfer's
unterbrochenen Unterfuchungen über den Inhalt der Causa
Causarum wiederaufnehmen und zu einem gedeihlichen
Abfchluffe bringen kann.

Zürich. V. Ryffel.

Schmitt, Ludw., S. J., Der Karmeliter Paulus Heliä, Vorkämpfer
der katholifchen Kirche gegen die foge-
nannte Reformation in Dänemark. [Ergänzungshefte
zu den ,Stimmen aus Maria-Laach' Nr. 60.] Freiburg i./B.,
Herder, 1893. (XI, 172 S. gr. 8.) M. 2. 30.

Die dänifche Kirchengefchichte gehört zu den Gebieten
, denen nur ausnahmsweife in Deutfchland Beachtung
gefchenkt wird. Die meiften fehen fich durch die
Sprache behindert, von der dänifchen Literatur Kennt-
nifs zu nehmen, und unfere Bibliotheken bieten meift auch
nur fehr unvollftändig das literarifche Material. Seit
F. Münter's Tagen ift wenig in deutfcher Sprache über
dänifche Ref.-Gefchichte publicirt worden, und felbft für
Alex. Michelfen, der für die Real-Encykl. mehrere Artikel
lieferte, waren die Arbeiten der dänifchen Reformations-
hiftoriker nur zum Theil zugänglich gewefen. So darf die
Monographie vonLudw.Schmitt über denhervorragendften
kathol. Theologen, der fich in Dänemark der Reformation
entgegenftellte, da fie mit ausgiebiger Benutzung der nur
auf dänifchem Boden zugänglichen Quellen und Literatur
gearbeitet ift, auf den Dank auch der evg. Refor-
mationshiftoriker rechnen. Ueber Paul Eliae (Helgefen,
Hellifszen oder Heliae) orientirte man fich unter uns wohl
meift aus des Christiernus Olivarius de vita et scriptis
Pauli Eliae. Havniae 1741; es wird nur Wenigen bekannt
gewefen fein, dafs der fleifsige und gründliche
Kirchenhiftoriker Engelftoft eine grofse Studie über ihn
in Nyt historisk Tidsskrift II (1848) S. 1 —174, 415—554
veröffentlicht hatte; erft aus Schmitt habe ich erfahren,
dafs 1855 Secher einen erften Band Povel Eliesens danskc
Skrifter herausgegeben hat. Eine wichtige Arbeit von
feiner Hand, die fogenannte Skibyfche Chronik ift nebft
einigen Stücken aus feinem handfchriftlichen Nachlafs in
Rördam's Monumenta historiae danicae /(1873) veröffent-