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Ausgabe:

1894 Nr. 12

Spalte:

313-316

Autor/Hrsg.:

Hickie, W. J.

Titel/Untertitel:

Greek-English lexicon to the New Testament after the latest and best authorities 1894

Rezensent:

Zimmer, Friedrich

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Theologifche Literaturzeitung. 1894. Nr. 12.

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die Grenze zu fetzen fei. Wir befchränken uns bei der
Vorführung des nöthigen Beweismateriales auf einzelne
Beifpiele. Wir fehen dabei von folchen Stellen ab, wo
der Verfaffer freier überfetzt, wie S. 4 = fyr. Text 3, 21,
wo Jahreszeiten' ftatt Jahr' richtiger ift, und I: 2, 3 vgl.
5 : 4, 20, wo das Buch Subject ift, alfo genauer zu überfetzen
wäre: ,ein Buch, das durch ihn, sc. Gott, lehrt'.
Aber es finden fich doch auch Stellen, wo durch die
Ueberfetzung ein anderer Sinn als der vom Syrer beab-
fichtigte zum Ausdruck kommt, wie 52: 41, 3, wo es
heifsen mufs: ,übernacht bleiben' ftatt ,leben', und 324:
247,23 ,anderer (2ter) Kanon' ftatt .letzter'; oder in
Fällen wie 51: 40, 8, wo es heifsen mufs: .nicht nur nicht
bewirken' (indem mit Cod. P ]] ftatt JJ) zu lefen ift), 178:
138,8 t., wo das Präfens ftatt des Perfectums flehen mufs,
und 236: 181, 19f., wo es heifsen mufs: ,wenn ... kommen
würde, fo würden fie nicht bewirken'. An folchen Stellen
würde der Ueberfetzer bei Anwendung einer letzten
Feile — oder felbft noch bei der Drucklegung — ficher
felbft das Richtige gefunden und eingefetzt haben. Das-
felbe gilt von den mehrfachen kleinen Weglaffungen im
Texte, durch die bei der breiten Diction des Syrers
vielfach gar keine Einbufse des Gedankens entfteht, fowie
von Nachläffigkeiten der Diction, wie S. 6 = fyr. Text
5, 13 f., wo es heifsen mufs: ,die Herren der Welt' u. f.w.,
S. 158, vorl. Z., wo .wegen' fehlt, und S. 261: 200,7, wo
es heifsen mufs: ,in die Luft' (vgl. noch 57: 45, 1, wo
.Herren' ftatt .Gedanken' fleht). Manches davon mag auch
einfach Druckfehler fein, ähnlich wie S. 275 ,Schebab'
ftatt ySchebat1, S. 324 t ,Kononl ftatt ,Kanon', S. 345
,SchwamskopP ftatt .Schweinskopf' (Name eines Vorgebirges
des Amanus bei Antiochien), S. 346 .Armeniern'
ftatt .Armenien' und wohl auch S. 345, Z. 1 Taib ftatt
Tat/, d. i. Taif im Higäz, örtlich von Mekka. Bei den
geographifchen Eigennamen hätte häufig ein Wort in
Parenthefe genügt, um den Lefer fofort ausreichend zu
orientiren; fo S. 345, wo Aschimon, das der Verfaffer in
dem Eigennamenverzeichnifs der Textausgabe in Askalon
verändern möchte, Wiedergabe des biblifchen ytWtf'»,
des heutigen Gör el-Pelka (Nu. 21, 20. 23. 28. Dt. 32,10 u. a.)
ift, oder S. 344, wo Pita mit Poitoit zufammenzuftellen ift.
Dafs der Verf. betreffs der Orts- und Völkernamen, die
übrigens inconfequenter Weife theils in der fyrifchen
Wortform, theils in der bei uns üblichen Form (z. B.
Esklabonaje und Slavonier) wiedergegeben werden (S.
339 u. 344 ff., vgl. S. 123), noch nicht zum Abfchlufs feiner
Forfchungen gekommen war, beweifen auch die Fragezeichen
bei Namen, die gar nicht zweifelhaft find, z. B.
S. 344, L Z. zu Zimgajc, wozu die ^>Jq der arabifchen

Geographen (z. B. Abulfeda, Histor. anteislam. 174, vorl.
Zeile) zu vergleichen find? Theilweife werden hierher
auch noch folche Stellen gehören, wo es rathfamer ift,
den Text zu ändern (z. B. S. 200 = fyr. Text 154, 13
U?q_«. .Erneuerungen', wie 128: 100, 23. 131:102, 22, ftatt
Uo^m und 238:182, 1. Z. »11 vor einzufetzen, dafür

aber S. 183, Z. I zu ftreichen, vgl. noch 120:94, Ii
wahrfch. »2.) Vs .allerorten' und 338:258, 5 Ir-l^ d-
nach Nöld., fyr. Gramm. § 112 .Infelchen'), während in
anderen Stellen die richtige Lesart fich in den Varianten
der HSS. findet (z. B. 157:122,12 Muh* und S. 205 :158,6
~=i_). Aber trotz aller diefer verfchiedenen Ausheilungen
find wir doch der Ueberzeugung, dafs die Ueberfetzung
als Grundlage für weitere Unterfuchungen auch von
einem Nichtfyrer ohne Bedenken benutzt werden kann;
in allen zweifelhaften Fällen wird es fich jedoch empfehlen
einen Fachmann zu Rathe zu ziehen. Eine weitere Un-
terfuchung wird fich auch auf die Eruirung der Bibel-
ftellen zu richten haben, von denen zumeift nur einzelne
Wendungen in die Diction der Causa Causarum übergegangen
find, wie z. B. S. 8 aus Ex. 34, 6, S. 9 aus

Matth. 5, 35, S. 10 aus Gal. 1, i. S. 31 aus Pf. 51, 12.
S. 131 aus 1 Cor. 15, 53 f., S. 295 aus Pf. 19, 6f. (vgl.
noch S. 183 u. 237 den beliebten Spruch Prov. 9, 9).

Während aber in allen diefen Fällen jeder Kundige
leicht nachbeffern kann, ift es fehr bedauerlich, dafs
Kayfer feine Unterfuchungen über die literarifchen Zu-
fammenhänge des Inhalts der Causa Causanan mit den
verwandten Schriften aus der Anfangszeit des Mittelalters
nicht hat zu Ende führen können. Denn durch
diefe Unterfuchungen und Zufammenftellungen ergiebt
fich erft das rechte Verftändnifs der eigenartigen Gedankengänge
des fyrifchen Verfaffers, wie andererfeits
auch eine nähere Fixirung der Abfaffungszeit möglicher
Weife auf Grund diefer Wechfelbeziehungen zu ähnlichen
Literaturwerken hätte gegeben werden können. Dafs
Kayfer mit feinem Sammeleifer zugleich der rechte Mann
dazu war, diefe Unterfuchungen muftergültig zu führen,
zeigen u. a. feine dogmengefchichtlichen Darlegungen
über Wefen und Urfprung der Sünde, über die philo-
fophifche Erfaffung der Trinitätslehre u. dgl. in feinen
Anmerkungen (S. 353 f. 357 u. 358 ff.), die bei feinem Tode
leider nur zu einem Viertheil der Causa Causarum abge-
fchloffen vorlagen. Kayfer hat zu diefem Zwecke nicht
blofs die griechifchen Philofophen und die griechifchen
und fyrifchen Theologen, fondern auch die jüdifchen und
arabifchen Religionsphilofophen auf einzelne Fragen hin
unterfucht. Wie verwickelt übrigens diefe Unterfuchungen
find, möchte Ref. noch an einem Beifpiele zeigen. Der
Syrer erwähnt an zwei Stellen Alexander den Grofsen,
deffen Leben ja auch in verfchiedenen Werken der
fyrifchen Literatur behandelt wird. Nun kann kein
Zweifel fein, dafs der Bericht von der Zufammenkunft
Alexander's mit den Brahmanen (S. 171 f.) auf den fyrifchen
Pfeudokallifthenes zurückgeht (S. 165 ff. des fyrifchen
Textes bei Budge, deffen Seitenzahlen auch in meiner
deutfehen Ueberfetzung in Zupitza's Archiv für neuere
Philologie, 1893, angegeben find); aber einzelne Züge
fcheinen aus der Erzählung von den Amazonen entlehnt
zu fein (fo von der Lebensweife ihrer Weiber, vgl. fpec.
Budge /. 227). Andererfeits weift die Erzählung von dem
Thore, das Alexander baute, um die Nordvölker einzu-
fchliefsen (S. 345 f.), zurück auf die fog. chriftliche Legende
über Alexander (f. fpec. Budge p. 264, engl. Ueberf.
S. 151); aber in der Handfchrift fTdes Pfeudokallifthenes,
welche eine ungefchickte Erweiterung der durch die
Handfchrift B repräfentirten jüngeren griechifchen Faffung
ift, finden fich gleichfalls die wefentlichften Züge der
obengenannten Legende (vgl. noch ,Land der Finfternifs'
S. 339 : 259, 1 in Müller's Ausgabe des Pfeudokall. p. 88b,
C,,P- 37)- In diefer Handfchrift C findet fich auch die
Erwähnung der nördlich gelegenen ,Berge, die Brüfte
des Nordens heifsen' (vgl. Causa Caus. S. 339:259, 1);
und es erhebt fich nun die Frage, ob der Syrer eine
der HS. C ähnliche Verfion oder die Quellen für deren
Zufätze oder eine fpätere Schrift, die diefen Stoff aufgenommen
hatte (z. B. Dionyfius von Tell-Mahre, deffen
Gefchichte ich hier nicht zur Hand habe), benutzt hat.

Ueber Charakter und Abfaffungszeit ift aufser dem,
was Kayfer innerhalb der Einleitung zur Textausgabe
und als Pänführung feiner Ueberfetzung fagt, vor allem
die mafsgebende Befprechung des Werkes vonTh.Nöldeke
in Nr. 30 des Jahrganges 18189 des Literarifchen Centraiblattes
zu vergleichen, deren Hauptpunkte in der Einleitung
zur Ueberfetzung kurz zufammengeftellt find.
Ref. hat bei weiteren Nachforfchungen die An fetzung
der Abfaffung im 11. oder gar im 12. Jahrhundert nur
beftätigt gefunden. Um noch eine Einzelheit hinzuzufügen
, fo fpricht hierfür auch die Erwähnung der weltlich
von Syrakus und Karthago (nicht Karthagena!) am
mittelländifchen Meere gelegenen Stadt Bigaja (f. Jaqüt,
Geogr. Wörterb. I, 495) 344:262, 22, des heutigen Bougie
an der Nordküfte von Algerien (178 km öftlich von
Algier), die unter dem Namen Bugia auch den Pifanern,

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