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Ausgabe:

1894 Nr. 8

Spalte:

205-206

Autor/Hrsg.:

Gardner, Percy LL.

Titel/Untertitel:

The origin of the Lord‘s Supper 1894

Rezensent:

Lobstein, Paul

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Seite 1

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205 Theologifche Literaturzeitung. 1894. Nr. 8. 206

dargeftellt wird, erwähnt oder bei Einfällen der Beduinenvölker
(Ri 7, 12), aber niemals als im Befitz der Israeliten
der hiftorifchen Zeit befindlich genannt. — Zu S. 108:
Eine Badeeinrichtung im Hofe könnte man vielleicht
2 S. II, 2 vgl. Sufanna v. 15 finden. — Dafs das alte
Israel bereits den Kuppelbau geübt habe, S. 116. 120,
können wir trotz S. 233 nicht glauben, vgl. auch Schick

by direct Inspiration verlegte Paulus in die Vergangenheit
, indem er unbewufst der innern Nöthigung eines
dem religiöfen Bewufstfein natürlichen Gefetzes folgte,
denn a direction which came front tlic cxaltcd Head of
Christ ianity ntust haue beert uttered by htm in the course
of Ais life upon earth. So war fich Paulus bewufst, unmittelbar
durch den Herrn beauftragt zu fein, ein Ge-

in ZDPV XVI, 4, 241. — Zu S. 147: Ein Ausfetzen der dächtnifsmahl als Sacrament in der korinthifchenGemeinde

Mädchen könnte doch auch in Israel in der Beduinen
periode vorgekommen fein vgl. Ez. 16, 4 ff. — Zu S. 153:
Sollte nicht in Abner {11. pr.) auch eine Kunja flecken?
— Zu S. 168: Zu den Orten gefelliger Zufammenkünfte
wären auch die Brunnen hinzuzufügen vgl. Ri 5, Ii, —
Zu S. 171: Die ,Herzlichkeit' bei den höflichen Orientalen
möchten wir nicht hoch anfchlagen, welche: ,Geht's dir
wohl mein Bruder' fagen und dem andern den Dolch in
den Leib rennen 2 S. 20, 9 f. — S. 309: In die ,Mahd
des Königs' Am. 7, 1 wird es uns fchwer uns zu finden.
Liefe maffenhafte Futterentziehung den Eigenthümern

zu fliften. Erft allmählich und nicht ohne Widerfpruch
drang die paulinifche Kunde und das paulinifchc Ver-
ftändnifs in die Gemeinden ein; Spuren folcher Gegen-
fätze will der Verf. in der Apoftelgefch., im Johannesev.
und in der Jiöceyf entdecken. Ja er geht in feinen Com-
binationen noch weiter. Da die Infpiration des Apoftels
eine pfychologifch vermittelte und gefchichtlich bedingte
war, fo mufs gefragt werden, welche natural Suggestion hier
anzunehmen fei. Aus dem Apoftelgefch. XVII, 22—24-,
I Corinth. IX, 19—27 hervortretenden Verfahren läfst fich
mit Wahrfcheinlichkeit fchliefsen, dafs eine Einwirkung der

aus dem ganzen Lande gegenüber fcheint uns undurch- ; Eleufinifchen Myfterien auf die paulinifche Deutung des

führbar. — Zu den Amtstiteln des Hausminifters S. 310
füge noch -jb^n I Ch. 27, 33. — Zur Erklärung des
ehernen Meers S. 389 fcheinen uns auch die von Guthe

Abendmahls zu ftatuiren fei. Diefe Hypothefe fucht G.
durch Hinweis auf Hatch's zehnte Hibbert Lecture und
auf Koffmane's Auffchlüffe über die Praxis der Gnoftiker

in ZDPV 1890 (S. 123—132) befprochenen Schalenfteine j zu ftützen. Indeffen überfchätzt der Hiftoriker felber die
verwerthet werden zu können. — S. 407: Für die ältere ! Beweiskraft der von ihm herangezogenen Gründe nicht.
Zeit würden wir bei dem ,Hand füllen' des Priefters 1 The Pauline origin seems to rest on definitc facts, the
weniger an Geld als an die ihm zukommenden, feinen j Eleusinian Suggestion to be merelv a probability; felbft
Unterhalt bildenden, Opferantheile denken. S. 434 ift das der erfte Satz, die Annahme des paulinifchen Ürfprung-
Citat 1 S. 7, 6 wohl nur aus Verfehen angeführt. Für [ der als Sacrament zu wiederholenden Abendmahlshand-
Hingiefsen des Weins vor dem Altar giebt es wohl im lung, ift doch nur a probable hypothesis, die fich blofs
A.T. keine Belege; Ex. 29, 12; Lev. 4, 30 etc. ift immer defshalb empfiehlt, weil fie geringere Schwierigkeiten
vom Blut die Rede. — Sehr angefprochen hat uns die bietet als die traditionelle Erklärung. — Die häufig be-
Darftellung der Entwickelung des Opferbegriffs, die der j hauptete Anficht von der Hellenifirung des Herrenmahls
Verf. giebt S. 431 ff. Wir haben ein genaues Analogon i durch Paulus ift der wiffenfchaftlich durchaus zu beach-
in der chriftlichen Kirche. Wie im alten Israel das Opfer- j tende Punkt der an geiftvollen Bemerkungen reichen,

mahl eine facramentale Gemeinfchaft zwifchen dem Gott
Israels und feinen Verehrern, fowie eine communio zwifchen
den letzteren begründete, fo war es auch in den
Abendmahlsfeiern der altchriftlichen Kirche. Wie aber
der PC das Opfer in einen Act des Priefters zum Heften
der Gemeinde und ihrer Glieder umwandelte, fo hat die
römifche Kirche in dem Mefsopfer diefelbe Umwandlung
hervorgerufen. — Sehr zeitgemäfs find die Ausführungen
des Verf.'s S. 424 f. 441 f. gegen Ritfchl's Deutungen
von kapper und kappara (vgl. auch Schmoller in Theol.

ein feines Verftändnifs der religionspfychologifchen Probleme
bekundenden Studie Gardner's. Sobald man aber
der Art feiner Begründung und der Methode der Unter-
fuchung näher tritt, erhebt fich ein Heer von Einwendungen
. Der ganz unbedingt ausgefprochene Satz,
that the gospels borrow direct front St, Paul, widerfpricht
den gefchichtlichen Ergebnifsen der F'orfchungen über
die Entftehungsverhältnifse unferer Synoptiker. Vor
allem aber bleibt das Veriiältnifs der paulinifchen Um-
deutung zu dem urfprünglichen Hergang und dem au-

Studien u. Kritiken 1891 S. 205—288). Bei dem hohen thentifchen Sinn des letzten Mahles Jefu im Unklaren.
Anfehen, welches diefer Theologe in unferer Zeit geniefst, j Was follen Ausfagen wie die über das paulinifche Geempfiehlt
es fich, dasA.T.gegen derartige Verzeichnungen dächtnifsfacrament, das in die zweifellos hiftorifche Trafeiner
Grundideen zu fchützen. dition von dem letzten Mahle Jefu eingeflochten worden
Alles zufammen genommen können wir des Verf.'s fei, interwoven with the traditiou, no doubt liistorical, of
Arbeit nur als das zur Zeit befte Handbuch der Archäo- j the Supper in the uppcrroom at Jerusalem.- Erwuchs dem
logie angelegentlichft zur Benutzung empfehlen. j Verf. nicht die Aufgabe, jenen als zweifellos gefchichtlich
|ena q Siegfried. anerkannten Kern herauszufchälen und klar zu legen?

Die allgemeinen Mittheilungen über die Agapen bieten
doch wahrlich keinen Erfatz für den Mangel einer
Gardner. Percy, EL. D., The origin of the Lord's Supper. näheren Unterfuchung über den treibenden Grund-
A historical inquiry. London, Macmillan & Co., 1893. Sinken und die religiöfe Abficht Jefu bei der Veran-
(21 S r 81 ftaltung des letzten Mahles. Diefer Fehler giebt der

t . gr. .) 1 s. ganzen Unterfuchung eine unfichere Haltung und ver-

Da nach dem Verfaffer die evangelifchen Berichte fchuldet es, dafs auch wiffenfchaftlich disputable Be-
von der Einfetzung und den Stiftungsworten des Abend- 1 merkungen nicht als Gründe, fondern als zufällige, oft
mahls aus Paulus entlehnt find, liegt der Schwerpunkt dilettantenhafte Apercus auftreten. Immerhin mufs an-
diefer Unterfuchung ,über den Ürfprung des Herren- erkannt werden, dafs fich dem Hiftoriker die Grenze
mahls' in der Erklärung der Paulusrecenfion, fpeciell der zwifchen dem gefchichtlich Beweisbaren und dem blofs
vielumftrittenen Worte ,eyti yao naqiXaßov dfto xvelov'. 1 Möglichen oder Wahrfcheinlichen felbft bei der Virtuo-
Diefe Worte find nicht abzufchwächen, fie fprechen das ' fität feiner Combinationsluft nicht verwifcht und dafs der
Bewufstfein von einer unmittelbar dem Apoftel zu Theil , rein problematifche Charakter feines Löfungsverfuches
gewordenen göttlichen Offenbarung aus. Aus einer Reihe ihm ftets gegenwärtig geblieben ift.

von fowohl aus der Apoftelgefch. als aus den Paulinen <tra{«u„rrr ; i? p t „k(t»;n

r , .. r * 1 • r u, /- 1 , ■ r otraisuurg 1. ri,. r. Lobltein.

gefchopften Analogien verfucht G. den Nachweis, dafs t ö

diefe Offenbarung fich dem Bewufstfein des Apoftels in -

Form einer Vifion erfchlofs, über deren Details wir uns
aber kein Urtheil geftatten dürfen. Jene Instruction received