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Ausgabe:

1893

Spalte:

147-148

Autor/Hrsg.:

Krausse, Bernh. Rud.

Titel/Untertitel:

Studie zur altchristlichen Vokalmusik in der griechischen und lateinischen Kirche und ihr Zusammenhang mit der altgriechischen Musik 1893

Rezensent:

Köstlin, Heinrich Adolf

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Seite 1

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H7

14S

fo kann ich der Beurtheilung des Matthaeus- und des j
Johannesevangeliums nicht zuftimmen; der Galaterbrief
ift mir zu kurz und zu wenig praecis behandelt; die Stellen
jef. 53 u. Rom. 3, 21—26 kann ich nicht gerade für ,leichter'
halten, als Mark. 14,24 u. die andern p. 361 angeführten
Stellen. Bei Jeremias hätte auf K. Marti's für den Lehrer
fehr brauchbare kleine Monographie hingewiefen werden
können. Bei der älteften Gemeindeverfaffung fähe ich
gern noch einige Zufätze; bei dem altteftamentlichen
.Gefetz' mufs man m. E. in der Schule den Begriff ,Ver-
faffung' durchaus heranziehen.

Am wenigften zweckmäfsig, wenn auch immer recht
empfehlenswerth, erfcheintmirdie .Glaubenslehre'.Heidrich
verwahrt fich dagegen, ein ,Compendium der Dogmatik'
zu bieten. Trotzdem dürfte feine Arbeit diefen Charakter j
weit mehr tragen, als verfchiedene andere Bücher, die er
als ,Compendien der Dogmatik' empfiehlt (p. 24), nämlich
: Schmid, Symbolik, L. Schultze, katechetifche Bau-
deine (!) und meinen .Unterricht im Chriftenthum'. Was
den übrigen Bänden faft überall zum Vortheil gereicht,
die vermittelnde, ausgleichende, abwägende Art des Ver- j
faffers, tritt hier etwas zum Nachtheil hervor: durch alle
die Anführungen von Citaten bald diefen, bald jenen j
Inhalts und durch die buutfcheckige Auswahl der lei- j
tenden Gewährsmänner, die zum Theil doch mehr Verlegenheit
als Plan verräth, leidet die Einheitlichkeit fehr.
Es ift doch z. B. ein etwas zweifelhaftes Unternehmen,
bei der ,Lehre der Dogmatik von der Heilsbedeutung
des Todes Chrifti' durch ein Excerpt der Kühl'fchen
Schrift (p. 157—161) eine Darftellung und Kritik der
Ritfchl'fchen Lehre zu geben, aber die wiffenfehaftliche
Vertretung diefer Darlegung abzulehnen. Die Anlage j
ift, wenn auch unter andern Ueberfchriften und Formen
und von breiten Schrifterklärungen unterbrochen, fchliefs-
lich doch die der überlieferten Dogmatik. Der Inhalt
hat manches Gute von Nitzfeh, Kaftan, Kähler, Dorner
übernommen. Manches erfcheint mir nicht frei von
Widerfprüchen und Unklarheiten; anderes ift unnöthig
breit. Doch ift hier nicht der Ort für eine weitergehende
Auseinanderfetzung; und auch meine Bedenken und Einwürfe
follen diefem Theil feinen Werth nicht abfprechen.
Vielmehr möchte ich allen Fachgenoffen hiermit dringend
das ganze Werk empfehlen, auch wenn es durch die neu
eingeführten Lehrpläne an feiner unmittelbaren Verwendbarkeit
etwas eingebüfst hat.

Magdeburg. W. Bornemann.

Krausse, Beruh. Rud., Studie zur altchristlichen Vokalmusik
in der griechischen und lateinischen Kirche und ihr Zu-

fammenhang mit der altgriechifchen Mufik. Inaug.-
Diff. Leipzig, [Fock], 1892. (51 S. gr. 8.) M. 1.—

Wir heifsen diefe kleine, mit Fleifs und warmem
Intereffe für den Gegenftand gefchriebene Schrift fchon
deshalb willkommen, weil die Zahl der Theologen
nicht grofs ift, welche ihre Aufmerkfamkeit dem hier
behandelten Gebiete zuwenden, auf welchem noch fo
wenig klargeftellt und noch fo viel zu erforfchen ift.
Denn wenn es ja auch zum voraus wahrfcheinlich ift,
dafs der liturgifche Gefang der chriftlichen Kirche aus
dem altgriechifchen hervorgewachfen, mindeftens bei
aller Eigenart von der antiken Ton-Anfchauung und
Technik beherrfcht ift, fo fteht doch keineswegs feft,
bis zu welchem Mafse dies der Fall gewefen, wie weit
der damaligen Kunft des Tages, der gehätfchelten Mode-
kunft, Einflufs auf das gottesdienftliche Leben verftattet |
worden ift. In der Fixirung diefes Mafses würde man
einen Mafsftab für die Stellung gewinnen, welche die j
chriftliche Gefellfchaft zu den Bildungselementen der
gleichzeitigen gebildeten Gefellfchaft eingenommen hat. I
Die Unterfuchung würde ergeben, wie auch auf diefem
Gebiet die chriftliche Gefellfchaft zwar gegen die ,mo- |

derne' Ueberfeinerung und Verrohung, welcher die Ton-
kunft befonders in Rom verfiel, fchroffe Oppofition
machte, aber damit die Sache felbft nicht verwarf, fondern
in der zur alten Würde und Einfachheit (nach
Plato's Grundfätzen) zurückgeführten Kunft ein wefent-
liches Bildungs- und Erbauungsmittel erkannte. Der Nachweis
im Einzelnen würde des Intereffanten Vieles bieten
und ein Licht auf das chriftliche Gefellfchaftsleben der
erften Jahrhunderte werfen. Der Verf. der Vorliegenden
Schrift befchränkt fich darauf, die Einwirkung der grie-
chifchen Rhythmik auf die erften Gebilde hymnifcher
Art, welche das neue Teftament und die ältefte chriftliche
Literatur aufweift, aufzuzeigen; er verräth dabei
Scharflinn, obfehon wir ihm zu folgen nicht in der Lage
find, da uns der Verfuch, die betr. Stücke auf antike
Strophengebilde zurückzuführen, zu künftlich erfcheint.
Der Einflufs der antiken Kunft auf die altchriftliche
Melodiebildung ift richtig beftimmt; hier müfste nun aber
der Verf. die Vertreter der Oppofition gegen die Mufik
in den Reihen der chrifti. Väter zu Wort kommen laffen,
aus ihren Aeufserungen ergiebt fich, was und wieviel von
antikem Mufikwefen fchon in der chriftlichen Gefellfchaft
eingedrungen war. Daraus wieder liefse fich die Stellung
des Ambrofius, des Auguftin u. a. zur Frage nach der
Berechtigung der Kunft im Cultus verliehen.

Darmftadt. H. A. Köftlin.

Berichtigung.

In der Recenfion des Seffer'fchen Buches ift mir ein bedauerliches
Verfehen paffirt. Stade hat die Theorie der hohlen Verna nicht nach
dem Vorgange A. Müller's, fondern unabhängig von ihm dargeftellt. Die
betreffenden Bogen von Stade's Grammatik waren bereits abgefetzt, als
der Müller'fche Auffatz erfchien. Seh wall y.

Bibliographie

von Bibliothekar Dr. Johannes Müller.

Berlin W., Opernplatz, Königl. Bibliothek.

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