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Ausgabe:

1893 Nr. 4

Spalte:

104-105

Autor/Hrsg.:

Klussmann, Max.

Titel/Untertitel:

Excerpta Tertullianea in Isidori Hispalensis Etymologiis, collegit et explanavit M. K 1893

Rezensent:

Jülicher, Adolf

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103 Theologifche Literaturzeitung. 1893. Nr. 4. 104

Vocalifationsfehler im Druck find ibsitf S. 14 Z. 3 v.o.
fna'ibX S. 47. Falfche Stellen find ebenfalls S. 14 Jef
30; l'8l Mal 1, 2 ft. Jer 30, 18. Mal 2, 12. Neben bnfc ^ti**
fehlt 'it iDpiö Ri 8, II. Doch wir dürfen für den einen
Buchffaberi hier nicht fo viel Raum wegnehmen. — Im
Allgemeinen ift die vorliegende Arbeit eine dankens-
werthe und willkommene.

Jena. C. Siegfried.

Kommentar, kurzgefasster. zu den heiligen Schriften Alten und
Neuen Testamentes, fowie zu den Apokryphen. Unter
Mitwirkung von Oberkonfift.-R. Burger, Proff. DD.
Kloftermann Kübel etc. hrsg. von Proff. DD. Herrn.
Strack nnd Konfift.-R. Otto Zöckler. A. Altes
Teffament. I. Abtig.: Genefis, Exodus, Levitikus und
Numeri, ausgelegt von Prof. D. Herrn. L. Strack.
1. Lfg. München, Beck, 1892. (144 S. gr. 8.) M. 2.75.

Ref. fleht auf einem andern Standpunkt der Schriftauslegung
als der Verfaffer. Das darf ihn aber nicht abhalten
, das an diefem Commentar Verdienftliche anzuerkennen
, ebenfowenig freilich feine gegenfätzliche Auf-
faffung offen auszufprechen. Doch eins nach dem andern.

Auch in der vorliegenden Arbeit begegnet uns das
methodifche Gefchick, mit dem der Verf. den Anfänger
zu nöthigen und ihm zugleich die Mittel dazu an die
Hand zu geben weifs, fich ein genaues VVortverftändnifs
zu verfchaffen und fich von den vorkommenden Wortformen
forgfältige Rechenfchaft zu geben, wie dies be-
fonders bei c. 1—30 gefchieht. Mit Recht legt er in den
Anmerkungen auf diefe Anleitung ein entfcheidendes
Gewicht und läfst das Sachliche dagegen zurücktreten,
ohne doch das Wichtigere zu überfehen vgl. z. B. die
knappen Erläuterungen zur Völkertafel S. 30fr. Für die
fachlichen Fragen bieten aufserdem die abfchliefsenden
Excurfe eine oft gute Ergänzung. Befonders ifl auch zu
loben die gefchickte und auf genauefter Einzelkenntnifs
beruhende Hervorhebung der werthvollften Literatur zu
den einzelnen Fragen. Hinfichtlich der Kritik Hellt fich
der Verf. ganz auf den Standpunkt der neueren Quellen-
analyfe. Durchgeführt und durch verfchiedene Schriftarten
kenntlich gemacht hat er die Scheidung allerdings
nur bei den Quellen P und JE. Wir wollen nicht weiter
mit ihm darüber rechten, ob die weitere Trennung von
J und E fo unvollziehbar war, wie er andeutet. Für die
erlte Lefung hat es jedenfalls methodifche Vortheile
gerade den Lefern gegenüber, auf welche der Verf. befonders
rechnen darf, wenn der Eindruck grofser einheitlicher
Quellencomplexe und nicht ein folcher der
Zerfplitterung hervorgerufen wird.

Gänzlich aber müffen wir uns vom Verf. trennen —
wenn auch friedlich wie Gen. 13,9 —- hinfichtlich der Auf-
faflfung der gegenwärtigen Aufgabe der altteftament-
lichen Exegefe. Sie kann unmöglich gedeihen, wenn fie
fich nicht ganz auf den hiftorifchen Boden Hellt, fondern
mit den Eierfchalen der chriHlich-dogmatifchen Tradition
behaftet bleibt. Was dabei herauskommt, wenn man
diefe mit der wiffenfchaftlichen Betrachtung zu vereinigen
fucht, zeigt gleich die Unterfuchung S. 41. über dasjenige
, was an dem Schöpfungsbericht Offenbarung fei.
Darüber mag fich der Dogmatiker den Kopf zerbrechen.
Für den Exegeten iff das magere Refultat von S. 5 mit
feinen 4 Sätzen nicht der Mühe werth, zumal der von
Nr. 2, welcher lautet: ,(Gott) hat (die Welt) fo gefchaf-
fen, wie es feinem Willen entsprach'. Wer wird denn wohl
eine Sache anders machen als er will? Ebenfo wenig hat
fich der Exeget zu kümmern um das, was die Natur-
wiffenfchaft zu Gen. 1 zu fagen für gut befindet vgl. S. 5—7.
Die Theologen haben zwar feit alter Zeit mit Vorliebe
diefes Steckenpferd geritten. Es kann aber nur zu unferem
Nachtheil ausfchlagen, wenn wir über Dinge reden, von

denen wir nichts verfiehen. Statt deffen war nach unferem
Dafürhalten zu unterfuchen, inwiefern die babylonifche
Kosmogonie, die wir bekanntlich in Gen. 1 haben, bei
ihrer Hebraifirung verändert worden ifi. — Zu welchen
bedenklichen Confequenzen die dogmatifirende Exegefe
führt, zeigt auch die Ausführung S. 7, in der es heifst ,wir
brauchen nicht anzunehmen, dafs nach der Meinung des
Verfaffers z. B. das erffe Werk der Ausfchmückung (die
Himmelslichter) erff auf das dritte Werk der Scheidung
(Bildung des .... Fefflandes) gefolgt fei'. Wir wollen
doch annehmen, dafs der biblifche Verfaffer gefagt habe,
was er gemeint hat. Oder follte er nach Art der Diplomaten
die Sprache gebraucht haben, um feine Gedanken
zu verbergen? — So finden wir an vielen Stellen
die Auslegung gefchädigt durch dogmatifche Rückfichten.
Man vergleiche die Erörterungen zu 1,26 2,19 (wo die
monfiröfe Ueberfetzung: ,daher brachteJahve-Elohim alles

Gethier......, fo er aus dem Erdreich gebildet hatte,

zum Menfchen'), zu 19,24 (S. 63) wo i"i nsttt bedeuten
foll, ,dafs dies Gericht von Gott ausgegangen iH', was
doch fchon deutlich in T»tW3!"l ITlh'H gefagt iH. Seltfam
iH auch S. 26 zu c. 8,22 die Vorausfetzung, dafs Gott
wirklich nach der Fluth eingefehen habe, die Menfchheit
fei böfe von Jugend auf und die ganze Strafe fei un-
zweckmäfsig gewefen. Lieber alfo wird unwürdig von
Gott geredet, um nur nicht einen Mythus in der Genefis
zulaffen zu müffen. S. 29 werden der Genefis ,Ueber-
lieferungen aus der Urzeit in viel reinerer GeHalt . . . '
zugefchrieben. Ueberlieferungen aus der Urzeit giebt
es überhaupt nicht, weder in reiner noch in unreiner
GeHalt. —- Sehr bedenklich iH auch die Behauptung
S. 73'• ,Von fich aus wäre Abraham nie auf den Gedanken
eines derartigen Opfers [wie c. 22] gekommen,
der überhaupt jedem Menfchen mit reinerer Gottes-
erkenntnifs fern liegen mufste'. Und doch hält es Abraham
für möglich, dafs Gott eine fo viel fchlechtere Theologie
habe, als er felber und glaubt, dafs er in der That eine
derartige Forderung an ihn Helle? Durch folche Ausführungen
fchädigt man die Religion, Hatt ihr aufzuhelfen.
Wir könnten noch viele derartige P'älle anführen, in
denen wir uns nach diefer Seite hin zum Widerfpruch
gedrungen fühlen. Aber wir wollen lieber hier abbrechen.
Gern hätten wir es freilich gefehen, wenn der Verf. wie
in den Fragen der Literarkritik fo auch in denen der
hifiorifchen Auffaffung des A. T.'s Licht in Kreife getragen
hätte, in die fonfi feiten folches hindringt. Bei
dem Anfehen, das er hier geniefst, würde man ihn vielleicht
auch in diefer Beziehung als LehrmeiHer angenommen
haben.

Jena. C. Siegfried.

Klussmann, Max., Excerpta Tertullianea in Isidori Hispa-
lensis Etymologiis, collegit et explanavit M. K. (Programm
der Gelehrtenfchule des Johanneums.) Hamburg
, Herold's Verl., 1892. (38 S. gr. 4.) M. 2. 50.

Der durch feine Curae Tertullianeae (Gotha 1887)
in Nachfolge feines Vaters ErnH Klufsmann um die Ver-
befferung des Tertulliantext.es wohlverdiente Hamburger
Profeffor Maxim. Kl. hat mit dem vorliegenden Hefte
diefe feine VerdienHe nicht unerheblich vergröfsert.
Darauf bedacht, die bei den lateinifchen Kirchenvätern
verHreuten Refie tertullianifcher Schriften — wie viel
Ausbeute könnte z. B. Hieronymus da liefern! — metho-
difch für WiederherHellung jenes Autors zu verwerthen,
hat er hier diefe Arbeit bei dem Jüngflen, der noch
unmittelbar aus Tert. gefchöpft haben dürfte, begonnen,
bei Ifidorus von Sevilla f 636 und hat deffen Hauptwerk
, die Etymologiarum libri in diefem Intereffe aufs
Sorgfältigfle durchforfcht. Was die .Ifidorusffudien' von
B. Kübler in Hermes XXV, 446 fr. darthaten, dafs bezüglich
der literarifchen Ausnutzung Ifidor's die Haupt-