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Ausgabe:

1893

Spalte:

97-99

Autor/Hrsg.:

Evans, Llewelyn J.

Titel/Untertitel:

Biblical Scholarship and Inspiration. Two papers. 3. ed 1893

Rezensent:

Latrille, ...

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 4. 18. Februar 1893. 18. Jahrgang.

■Evans and Smith, Biblical Scholarship and
Inspiration (Latrille).

Peifer, Die hetitifchen Infchriften (Jenfen).

Brown, A Hebrew and English Lexicon of the
Old Testament, P. I (Siegfried).

Kommentar, kurzgefafster, zu den heiligen Schriften
A. u. N. T.'s, Altes Teftament, 1. Abtlg. von
Strack, i. Lfg. (Siegfried).

Klussmann, Excerpta Tertullianea (Jülicher).

Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmen-
gefchichtlicher Quellenfchriften, 4. Hft. Augustin
. De catechizandis rudibus, hrsg. von
Wolfhard (Jülicher).

Sachfse, Bernardus Guidonis Inquisitor und die
Apoftelbrüder (Frantz).

Hengftenberg, fein Leben und Wirken, 3. Bd.
nach Bachmanns Tode dargeft. von Schma-
lenbach (Eck).

Kennedy, Gottesglaube und moderne Welt-
anfchauung (Ritfehl).

Blech, Gottes Verkehr mit der geifligen Welt
(Ritfehl).

K oft er, Jefus Chriftus unfer Gott und Herr
(Ritfehl).

Nebe, Der kleine Katechismus Luthers ausgelegt
aus Luthers Werken (Achelis).

Verfchiedenes zum Religionsunterricht (Bornemann
).

Rietfchel, Die Aufgabe der Orgel im Gottes-

dienfte bis in das 18. Jahrhundert (Köftlin).
Schmidt, Der Austritt aus der Kirche (Koehler).

Evans, Llewelyn J., and Henry Preserved Smith, Bibli- I minder werthvoll wäre, wie für die amerikanifchen. Es
cal Scholarship and Inspiration. Two papers. 3. ed

With preface on How it came about, and an
appendix containing two articles from the New York
Evangelist on Ordination vows, also the charges and
fpeeifications presented in the presbytery of Cincio
nati, üctober 17, 1892. Cincinnati, Robert Clarke & Co.,
1892. (XI, 139 S. gr. 8.) 50 cts.

Das in 1. und 3. Aufl. uns vorliegende Heft enthält
zwei Auffätze über den Einflufs der biblifchen Forfchung
auf die Infpirationslehre. Diefe Auffätze verdanken ihre
Entftehung nicht einem theologifchen Intereffe, fondern
einer kirchlichen Situation. Wir werden deshalb von vorn
herein nicht Beibringung neuen Materials oder neue Reful-
tate erwarten dürfen. Aber was die Auffätze bieten, ift
eine fehr gefchickte, überzeugungskräftige Zufammen
ftellung und Verwerthung von Refultaten der hiftorifch-
kritifchen Forfchung, welche die orthodoxe Infpirationslehre
als unhaltbar erweifen.

Die kirchliche Situation, welche die Auffätze, ur
fprünglich Vorträge hervorgerufen, ift, wie ein How it
caine about überfchriebener Vorbericht der 3. Aufl. ausführt
, folgende: Januar 1891 hielt Prof. Briggs am Union-
Setninary in New-York eine Antrittsrede über die Autorität
der h. Schrift. Zeitungsberichte darüber veranlafsten
das Presbyterium in Cincinnati, das eigentlich der New-
Yorker Profefforgar nichts anging, Refolutionen gegen ihn
zu faffen und die Generalverfammlung derpresbyt. Kirche
zum Vorgehen aufzurufen. Es ward eine Erregung in
ziemlich weiten Kreifen. Die Profeflbren Evans und Smith
traten gegen das Vorgehen des Presbyteriums auf und
hielten zur Orientirung über die wichtige Frage in der
presbyt. Ministcrial Association von Cincinnati Vorträge,
die dann ohnegrofse Veränderungen veröffentlicht wurden.
Kein Exeget von Fach widerfprach ihnen. Sonft aber
fehlte es nicht an Gegnern, auch nicht an folchen, die
Mifstrauen gegen die theol. Wiffenfchaft und deren Vertreter
zu erregen fuchten. — Vor dem Ausgehen der
3. Aufl. ift Prof. Evans bereits vom Kampfplatz abgerufen
, und fein Kampfgenoffe widmet ihm am Schlufs des
Vorberichts einen fchönen Nachruf.

Der 1. Auffatz (der von Evans) fpricht im Anfang
den Wunfeh aus, dafs die Verftändigung über die ,bi-
blifche Lage' durch gegenfeitiges perfönliches Vertrauen
zwifchen Profefforen und Paftoren und durch Vermeidung
aller Verdächtigungen möchte erleichtert werden, —
ein Wun feh, deffen Erfüllung für unfere Verhältniffe nicht

I folgt der Beweis, dafs die orthodoxe Infpirationslehre
unwiffenfehaftlich und anmafsend fei und deshalb aufgegeben
werden müffe. Unwiffenfehaftlich fei fie, weil fie
ohne Rückficht auf die Wirklichkeit der Schrift von
Poftulaten ausgehe, die in der Luft fchweben. Anmafsend
fei fie, weil wir nicht vorfchreiben können, wie eine Urkunde
der Offenbarung ausfehen müffe, wenn es denn
eine folche gebe. Nicht was Gott thun mufs, haben
wir vorzufchreiben, fondern dem nachzuforfchen, was Gott
gethan hat. Das gefchieht dann in Betreff des N. T.'s.
An der Befchaffenheit der fynoptifchen Berichte mit
ihren Abweichungen und an der Art, wie das A. T.
im N. citirt ift, wird die Unvereinbarkeit der orthodoxen
Infpirationslehre mit dem Thatbeftand erhärtet.

Der pofitive Theil des Auffatzes bringt des Ver-
faffers Anficht über die Infpiration. Auf Grund von
1 Kor. 2, 6 ff. will er von pneumatifcher Infp. geredet
wiffen. Als deren Hauptmerkmale giebt er an, dafs der
Geift Gottes der wefentliche Factor der Schrift fei. und
es fleh demgemäfs in ihr um die pneumatifchen Realitäten
handle, in denen das Heil liegt. Deshalb bezeuge
fleh die Schrift dem Menfchenherzen durch das innere
Zeugnifs des h. Geiftes. Die Infallibilität der Schrift fei
die Infallibilität praktifcher sufficientia. , The Bible is an
iiifallible rule of faith — of the faith, which is necessary
to salvation'. Den Schlufs macht ein ernfter Hinweis auf
die Gefahren, welche der Einheit und dem Frieden der
Kirche drohen, wenn die orthodoxe Infpirationstheorie
für verpflichtende Kirchenlehre erklärt werde.

Verf. verweift nirgends auf Irrungen oder Abweichungen
auf dem Gebiete der religiöfen Anfchauungen oder der
Lehre, auch nicht auf fo greifbare, wie die Erwartung der
baldigen Wiederkunft des Herrn oder die Differenz
zwifchen Jakobus und Paulus. Es gewinnt den Anfchein, als
wolle er auf diefem Gebiet von Infallibilität der Schrift
im ftricten Sinne reden. Und während manche Ausführungen
fo lauten, als habe Verf. den Begriff einer
Beeinfluffung der Schriftfteller in actu scribendi und damit
den Begriff der Infp. im eigentlichen Sinne aufgegeben, fo
klingen andere Stellen, als folle eine Infp. dennoch wieder
behauptet werden. Ueberhaupt bringen es Anlafs und
Zweck des Auffatzes mit fich, dafs der Schwerpunkt in
den polemifchen, nicht in den thetifchen Ausführungen
liegt.

Der 2. Auffatz (der von Smith) beginnt mit einem
gefchichtlichen Ueberblick. Ausgehend von den muhame-
danifchen Behauptungen über Entftehung und Werth des
Korans, werden die jüdifchen Anflehten über Entftehung

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