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Ausgabe:

1893

Spalte:

67-68

Autor/Hrsg.:

Baentsch, Bruno

Titel/Untertitel:

Das Bundesbuch Ex. XX22 - XXIII33, seine ursprüngliche Gestalt, sein Verhältnis zu den es umgebenden Quellenschriften und seine Stellung in der alttestamentlichen Gesetzgebung 1893

Rezensent:

Siegfried, Carl

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67

Theologifche Literaturzeitung. 1893. Nr. 3.

GS

gegen eine lange Reihe der von Lehmann gelieferten
oder neubearbeiteten Argumente Nichts zu machen ift.
Es gab in der That einmal eine nichtfemitifche Sprache
eines nichtfemitifchen Volks in Südbabylonien, die feit
den älteften Zeiten auf den Infchriften zur Anwendung
kommt. Allerdings ift diefelbe höchft wahrfcheinlich fchon
auf den älteften Denkmälern durch das Semitifch-Baby-
lonifche ftark verzerrt und wohl noch ftärker, als Lehmann
anzunehmen geneigt ift. Aber fie exiftirte, und zwar als
natürliche Sprache eines Volkes! Aufgabe des nächften 1
Jahrhunderts wird es fein, aus diefer vom Semitismus
beeinflufsten Sprache, wie wir fie kennen, die heterogenen
Elemente reinlich auszufcheiden. Erft dann können wir
über die linguiftifche Stellung des Sumerifchen, über die
fich Lehmann erfreulicher Weife eines Urtheils enthält, ]
und hundert andere Dinge wirkliche Forfchungen aufteilen
. Wer das jetzt zu thun glaubt, (und dergleichen
Leute giebt es ja leider nur zu viele), täufcht fich, weil
er mit Factoren rechnet, deren blofse Exiftenz oft dem j
Zweifel unterliegen mufs.

Marburg. P. Jenfen.

Corniil, Prof. Dr. Carl Heinr, Einleitung in das Alte

Testament. 2. neu bearb. Aufl. [Grundrifs der theolog.
Wiffenfchaften, II. Thi, 1. Bd.] Freiburg iß., J. C. B.
Mohr, 1892. (XVI, 324 S. gr. 8.) M. 5.—

Die Vereinbarung, welche der Verf. in Betreff des
vorliegenden Buches mit dem Verleger nach p. VI der
Vorrede getroffen hat, ,dafs tiefer greifende Aenderungen j
nicht vorgenommen werden follten', fcheint von dem J
letzteren wieder vergeffen worden zu fein, denn auf dem
Titel nennt er diefe 2. Auflage eine ,neu bearbeitete', j
In Wirklichkeit ift nur der 21. Paragraph über Jeremia I
S. 156—169 einer theilweifen Umarbeitung unterzogen
worden, über welches Buch der Verf. inzwifchen weitere
Studien unternommen hatte, die auch für die Textedition,
die wir ja wohl von ihm in Paul Haupt's Bibelwerk zu
erwarten haben, ihre Frucht tragen werden. In den j
authentifchen Reden des Jeremia findet der Verf. jetzt I
auch die Stücke: 1, 3. 4, 1. f. 10. 10,25. l7> I2- 20> r3-
21, 11 f. 23, i9f. = 30, 23 f. 31, 10—14. 32, 1—5- 33, IT«Ä
35, 15 f als fecundär, erkennt dagegen 2, 14—17, 12,4,
16, 19 k 14 k = 23, 7 k als verfprengte echte Stücke an.
Indeffen trotzdem lautet die Ausführung am Schlufs über
die Entftehung des Jeremiabuchs wörtlich mit der erften 1
Auflage übereinftimmend. Im Uebrigen find nur Einzelheiten
verbeffert, citirte Stellen verificirt und ift das
Buch dadurch namentlich auch für den Anfänger noch
zuverläffiger gemacht. Wir können daher nur unfere
Empfehlung desfelben in Nr. 5 des vorigen Jahrgangs
diefer Blätter erneuern. — Dafs übrigens Elihu das Hiob-
buch ,mifsverftanden' habe (p. VII), meinen wir nicht. Er
polemifirt gegen die Tendenz des Gedichts, das er wohl
verftanden hat.

Jena. C. Siegfried.

Baentsch, Lic. Dr. Bruno, Das Bundesbuch Ex. XX22—XXIII33,

feine urfprüngliche Geftalt, fein Verhältnifs zu den es
umgebenden Quellenfchriften und feine Stellung in
der alt-teftamentlichen Gefetzgebung. Halle a/S.,
Niemeyer, 1892. (VII, 123 S. gr. 8.) M. 2.80.

Die vorliegende Schrift ift der theologifchen Facul-
tät zu Jena als Differtation vorgelegt und ift der Ver-
faffer auf Grund derfelben nach dem Vorfchlag des Ref.
zum Licentiaten derTheologie promovirt worden. Da diefer
Umftand dem Ref. eine gewiffe Referve auferlegt, fo
glaubt er fich damit begnügen zu müffen, in diefem
Falle nur eine kurze Darlegung des Inhaltes zu geben.

Der Verf. tritt der Anficht von Rothftein, Naumann

u. a. entgegen, wonach das Bundesbuch eine Ausführung
des Dekalogs von Fix. 20 fei, vielmehr fei es älter als
diefer. Man könne innerhalb desfelben zwei durch einen
Redactor ineinandergefchobene Beftandtheile unterfchei-
den: 1) Rechtsfatzungen c. 21,1—22,16 und 2) Jahveworte
20,22—26 v. 17—23,19. Jene, die kultifchen Verordnungen
, entflammten dem 9. Jahrhundert, diefe, die fittlich-
religiöfen Beftimmungen, feien ein Niederfchlag des pro-
phetifchen Geiftes des 8. Jahrhunnerts und fo flehe das
Bundesbuch zeitlich zwifchen dem cultifchen Dekalog
von Ex. 34 und dem ethifchen von Ex. 20 und bilde
die hiftorifche Vermittelung zwifchen beiden. Befonders
wird auch das Verhältnifs des Bundesbuches zu D und H
genau unterfucht (S. 104—110).

Jena. C. Siegfried.

Bevan, A. A., M. A., A Short commentary on the book of

Daniel for the use of students. Cambridge, at the Uni-
versity Press, 1892. (XIII, 235 S. gr. 8.) geb.

Darüber, dafs diefer Commentar kurz ift und dafs
er ,fehr wenig Neues enthält' (p. V), braucht fich der Verf.
nicht bei uns zu entfchuldigen, denn das Beigebrachte
ift das Nothwendige und es wird in klarer guter Form
gegeben. Nach den beften zu Gebote flehenden Hülfs-
mitteln bietet der Verf. dem Lefer die zum Verfländnifs
desDaniel nöthige philologifche und hiflorifcheAusrüftung.
Mit Recht zieht er nur diejenigen Arbeiten heran, welche
wiffenfchaftliche Ziele verfolgen, und verdirbt dem Lefer
nicht die Zeit mit den Seltfamkeiten der Hengftenberg,
Pufey u. a., wie ihm denn auch daraus kein Vorwurf zu
machen ift, dafs er neuere Arbeiten folcher Art. wie die
von Fabre d'Envien 1888.91, Wolf (1889), Düfterwald,
Pilloud (1890) und Knabenbauer (1891), trotz fleifsiger
darin enthaltener Materialienfammlungen zur Auslegungs-
gefchichte, gar nicht einmal erwähnt. Statt deffen erhalten
wir fehr dankenswerthe lexikalifche Specialunter-
fuchungen zum Sprachcharakter des Hebräifchen und
Aramäifchen im Daniel S. 28—40, fowie über den Zu-
ftand des Textes, insbefondere über die Abweichungen
der LXX S. 43—54. In dem Commentar felbft legt der
Verf. mit Recht einen Hauptnachdruck auf die Kritik des
Textes, dem er mit fremden, aber auch eigenen Flmen-
dationen auf die Beine zu helfen fich bemüht. Befonders
machen wir auf den jedenfalls lesbaren Text aufmerkfam,
den der Verf. S. 153—161 zu c 9,24—27 herzuftellen
fucht. Im Uebrigen ift in der Erklärung nichts fprach-
lich, insbefondere grammatifch oder hiftorifch, Wichtiges
überfehen und überall auf die neueften Unterfuchungen
des Einzelnen Bezug genommen. Wir können diefen
,kurzen' Commentar durchaus jedem empfehlen, der ein
hiftorifches Verfländnifs des merkwürdigen Apokalyp-
tikers fucht.

Jena. C. Siegfried.

Blake, Rev. Buchanan, B. D., How to read the prophets.

Being the prophecies arranged chronologically in thcir
historical setting, with explanations, maps, and glos-
sary. Part 1. Containing Jonah, Arnos, Hosea, Zechariah
(IX.—XIV.), Micah, Nahum, Zephaniah, Habakkuk,
Obadiah, and Joel. Edinburgh, T. & T. Clark, 1892.
(244 S. 8.) geb. 4 s.

Ermuthigt durch die freundliche Aufnahme, die des
Verfaffers Anweifung zum Lefen des Jefaiah (/low to
read Isaiah, vgl. Theol. L.-Ztg. 1891, Nr. 22) gefunden
hat, hat er fich entfchloffen, auch die übrigen Propheten
in ähnlicher Weife zu bearbeiten. So liegt in diefem
Bande (Part. 1) der gleiche Verfuch über die Kleinen
Propheten Jona, Arnos, Hofea, Sacharja 9—14, Micha,
Nahum, Zephanja, Habakuk, Obadja und Joel vor. Die