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Ausgabe:

1893

Spalte:

45-48

Titel/Untertitel:

Acta martyrum et sanctorum. (Syriace ed. Bedjan.) 1893

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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Predigt Jefu einnimmt. Zu diefem Zwecke muffen fämmt-
liche Begriffe, die im Evangelium mit ßaO. in Verbindung
flehen, befprochen werden. Befonders ift der eschato-
logifche Anfchauungskreis zu unterfuchen.

12) Die Schwierigkeit, den Inhalt der ßaO. bei Jefus
richtig zu beftimmen, liegt darin, dafs fowohl ßaö. x. d-.
felbft wie die übrigen mit ihr verbundenen Begriffe bereits
vor dem Evangelium eine höchft complicirte Ge-
fchichte gehabt haben und im Ev. z. Th. in neuer Um-
deutung auftreten.

13) ßao. x. urfprünglich im Gegenfatz zum be-
ftehenden Weltreiche gemeint, ift dann vergeiftigt und
in Gegenfatz zur Herrfchaft des Teufels geftellt. Im
Ev. ift die concrete Anfchauung der ßaö. im Begriff, bei
dem Zurücktreten des politifchen Intereffes zu verblaffen.

14) Die mit ßaö. in Bez. flehenden Begriffe find
fehr verfchiedener Herkunft: die einen gehören unmittelbar
zu .ßao.' (z. B. (Joga), die andern find durch die ge-
fchichtli'che Lage des Judenthums damit verbunden (z. B.
XvxqcoOig, xi)v yrv xXrjQOVOuelv), die dritten gehören
zum eschatologifchen Anfchauungskreis (z. B. örjfislov,
evayyiXiov, &tdv löelv), wieder andere haben einen von
der ßao. völlig unabhängigen Urfprung (z. B. dixaioövvrj,
grar/). — Da das Ev. kein Syftem enthält, in dem alles
einzelne vom Mittelpunkt aus orientirt wäre, fo flehen
die einzelnen Begriffe zur ßao. z. Th. in fehr lofem Zu-
fammenhange.

1 s) Was Jefus unter ßaO. x. &. verftanden habe, wird
man nur dann erkennen, wenn man beachtet, dafs die
ßaO. jedenfalls viel mehr ift, als eine Hoffnung für den
Einzelnen.

Halle a/S. H. Gunkel.

Acta martyrum et sanetorum. [Syriace ed. Bedjan.] 3 voll.
Parisiis, 1890. 91. 92. Lipsiae, Harrassowitz. (Tomus
primus 1890. X, 550. Tomus secundus (Martyres Chal-
daei et Persae) 1891. XIII, 688. Tomus tertius 1892.
VIII, 688 S. gr. 8.) M. 68. —

Zweiter Artikel.
Erftmals gedruckt, foweit die Kenntnifs des Ref.
reicht, ift in Bd. I:

1) u. 2) ,Die Gefchichte von Simon Kephas,
dem Haupt der Apoftel' S. 1—33 und ,die Gefchichte
des h. Apoftels Herrn Paulus' S. 34—39.
Der Herausgeber, der die beiden Stücke durch Guidi
aus Rom erhalten hat, fagt im Vorwort: wie note qui se
trouve a la fin de Ihistoire de St. Pierre semble l'attri-
buer a St. Clement, mais celle de St. Paul gar de wie
silence absolu sur le nom de son auteur. Das erfte Stück
macht keinen alten Eindruck. Es beginnt: ,Die Gefchichte
der Erbarmungen Chrifti follen wir erzählen und
doch haben wir keine Kraft zu erfüllen, was von uns
verlangt wird. Denn zu klein ift unfer Mafs und zu
fchwach unfere Kraft für diefe Sache'. Doch will er
wenigftens die Gefchichte derer erzählen, deren Gedächt-
nifs alljährlich in der Kirche erneuert wird. Erft S. 5
macht er den Uebergang auf Petrus, den Jefus zum
Haupt von Allen machte, weil er mit dem Auge feiner
Gottheit fah, dafs er nach ihm der Lehrer der Welt werden
werde. Den Hauptinhalt bilden die Kämpfe mit dem
Magier Simon; feine Vaterftadt heifst hier 'prOJ, fein
Vater Anton, feine Mutter Rahel. Zuletzt wird die
Kreuzigung des Petrus und fein Begräbnifs durch Marcellus
erwähnt, aber von der Note am Schlufs, welche
auf eine Abfaffung durch Clemens hinweifen foll, habe
ich keine Spur gefunden. — Aus der vita des Paulus
möge im Blick auf die neueren Verhandlungen über die
Apoftelgräber angeführt werden, dafs er neben Petrus
begraben wurde, aber nicht im Grab des Marcellus,
denn fpäter brachten fie den Petrus von dort und fetzten
ihn in einem Haufe bei, das ein Haus des Gebets für

viele wurde, bis man beide, als die Kirche Frieden hatte,
in der Kirche beifetzte.

10) S. 277—300. ,Das Martyrium des h. Märtyrers
Mär Giorgis und des Stratelates Antoninus [Anatolius?]
und der Königin Alexandra, welche in den Tagen der
Richter gekrönt wurden'.

Nach einer alten Hdf. ,aus Mefopotamien', von Guidi
mit einer vaticanifchen collationirt. Nach der einen fand
das Martyrium am Freitag den 24. Nifan um 9 Uhr,
nach der anderen (Freitag) den 23. um 7 Uhr ftatt.
Nach der einen heifst der Verf. der Acten, der Diener
des Georg, Dit3"Hpl'0'iß, nach der anderen D'^ü'lp'iBSit.
Ueber die Legende ift Dillmann in den Berliner Sifz.-Ber.
von 1887 zu vergleichen.

13) S. 344—365. Die Gefchichte des feiigen Johannes
bar Malke, aus derfelben ,mefopot.' Hdf.,'mit Varianten
einer fehr abweichenden Recenfion aus einer Hdf. von
Tekie' bei Urmia von 1740.

Diefe Gefchichte findet fich auch in 3 Parifer Hdff.
234, 1, 26. 235, 11. 236, 11, ift in den Acta Sanct. Jan. I,
1035 behandelt (Johannes Calybites) und mit der Alexis-
Legende zufammengefloffen, worüber zuletzt A. Amiaud,
La legende syriaque de St. Alexis, Paris 1889. S. LXIX ff.
zu vergleichen ift.

14) S. 366—371. ,Die feiige Marina', die Gefchichte
eines Mädchens, Maria, die von ihrem Vater
auf ihre Bitten verkleidet in's Männerklofter mitgenommen
wird, ebendaher; in Paris cod. syr. 234, I, 18; f.
Rosweyde, vitae patrum 393.

16) S. 398—423. ,Der feiige Mar Zaia' (tlSJI). Im
Jahre 620 Alexander's ward feinem 120jährigen Vater
Simeon und feiner 93jährigen Mutter Helena die Geburt
diefes Sohnes verkündigt, vor dem Welt und Teufel
zittern follen (yiT, daher fein Name); zuletzt wird er der
Schutzheilige von Djilou (Gelu, in den kurdifchen Bergen,
Hoffmann Acten 205). Sein Todestag am erften Mittwoch
des II. Canun. Der Text aus einer Hdf. der dortigen
Kirche.

17) S. 424—465. ,Mar Schalita'. In Aegypten zur
Zeit Konftantin's geboren, kommt er nach Nifibis und
Umgegend zum h. Eugen, dann in die kurdifchen Berge,
weiter nach Beth-Zabdai u. ftirbt 95 Jahre alt am 19. Juli.
Sein Leichnam wird auf ein Maulthier gelegt, das mit
demfelben wie über trockenes Land über den Tigris,
bis zu feiner Wohnung geht, wie der Selige zuvor es
felber gethan hatte.

Die Hdf. flammt aus der Kirche des Heiligen (,de ce
saint' p. IX) in Ardichai bei Urmia.

18) S. 466—525. Die Gefchichte der Triumphe unferes
Lehrers Jonas Nukhrita [anachoreta), die in Kürze ver-
fafst ift vom frommen, Chriftus liebenden Mar Zädoi,
dem Priefter, Einfiedler u. Abt des Klofters Mär Thomas
im Land Indien.

Wie fchon die Ueberfchrift vermuthen läfst, führt
diefe Gefchichte nach Indien. Ihr Held foll aus dem
Haufe Konftantin's flammen, mit feinen Eltern eine Zeit
lang in Cyprus gelebt haben. In Germann's Gefchichte
der Thomaschriften (1877) fand 'cn ihn nicht erwähnt;
ein ganz kürzlich erfchienenes englifches Werk über die
fyrifche Kirche Indiens kam mir noch nicht zu.

In Bd. II find neu:

4) S. 57—122. Der erfte Theil der von Marutas von
Maiperkat (Martyropolis) um 420 verfafsten Schrift über
.Preis und Triumph der h. Märtyrer des Oftens'. Der
zweite Theil umfafst die oben aufgezählten, fchon von
Affemani veröffentlichten und, was hier nachgetragen
werden möge, 1836 von Zingerle in 2 Bänden überfetzten
,Echten Acten der h. Märtyrer des Morgenlandes'. Leider
find die beiden zur Verfügung flehenden Handfchriften
nicht vollftändig, weder die 1874 für Abbeloos aus einer
angeblich fehr alten, in Diarbekir befindlichen Hdf.
copirte, noch die von Guidi verglichene vaticanifche.