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Ausgabe:

1893 Nr. 24

Spalte:

592

Autor/Hrsg.:

Duval, Rubens

Titel/Untertitel:

Histoire politique, religieuse et littéraire d‘Edesse jusqu‘à la première croisade 1893

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung. 1893. Nr. 24.

592

Hase's, Karl v., Gesammelte Werke. 6. Halbbd., 3 Tille., I
16. Halbbd., 2 Thle., u. 20. Halbbd. Leipzig, Breit- j
köpf & Härtel, 1892. (gr. 8.) ä Thl. M. 5. —

Inhalt: VI, 2. 3, Bd. 3. Kirchengefchichte auf der Grundlage
akademifcher Vorlefungen. 3. Thl. Neue Kirchengefchichte. 3 Abthlgn.
Hrsg. von Prof. Dr. G. Krüger. (VIII, 1023 S.) — XVI. 2 Abthlgn.
Bd. 8. Theologifche Streit- und Zeitfchriften. 1. Abth. Theologifche
Streitfchriften. 2. Abth. Theologifche Aehrenlefe. Hrsg. v. Prof. Dr.
G. Frank. (VII, 482 u. V, 624 S.) — XX. Bd. 10. Theologifche
Reden und Denkfchriften. 2. Abth.: Vier akademifch-proteftantifchc
Reden. Die evangelifch-proteftantifche Kirche des deutfchen Reichs.
(S. 37I-68I.)

Diefe Bände der Gefammtausgabe der Hafe'fchen
Werke (f. Theol. Lit.-Ztg. 1891 Nr. 15, 1892 Nr. 12) enthalten
z. Th. Bekanntes, z. Th. Neues von befonderer
Bedeutung; aber auch das Bekannte d. h. das fchon
früher Gedruckte ift wohl den Wenigften wirklich bekannt
. Das, was Guftav Frank in dem 8. Bande auf
1 iOO S. unter dem Titel ,Theologifche Streit- und Zeitfchriften
' zufammengeftellt hat, Abhandlungen und Artikel
, die einft in die kirchliche Bewegung eingegriffen
haben, ift mir, wie ich geftehe, zum Theil fogar den
Titeln nach verborgen geblieben. Ein bedeutendes Stück
Kirchengefchichte ift auf diefen Blättern aufgezeichnet, |
und überall waltet jener muthige, hoffnungsfreudige und
feine Geilt mit Sachkunde und Humor feines Amtes,
Fanatismus und Rabuliftik fern zu halten und Jedem —
den Perfonen und den Dingen, dem Freund und dem !
Feind — das Seine zu geben. Wir find Prof. Frank für
diefen fachkundig zufammengeftellten Band zu herzlichem
Dank verpflichtet. Die 2. Hälfte des 10. Bandes
enthält die bekannten ,Vier akademifchen Reden' und
die grofse Denkfchrift ,Die evangelifch-proteftantifche
Kirche des deutfchen Reichs', dazu ein Verzeichnifs von
Hafe's Werken in fremdfprachigen Ausgaben.

Die wichtiglte Gabe innerhalb diefer Serie v.J. 1892
verdanken wir Prof. Krüger: den letzten Theil der
Kirchengefchichte auf der Grundlage akademifcher Vorlefungen
, die Zeit vom weftphälifchen Frieden bis zur Gegenwart
umfaffend, auf c. 1000 S. ,Für den letzten
I laibband, der die Gefchichte der katholifchen Kirche
im 19. Jahrh. enthält, lag mir das Heft des H. Pfarrers
Henfchel nicht mehr vor. Hafe hat im Sommer 1882
diefen Theil nicht mehr oder doch nur ganz andeutungs-
weife vortragen können. Ich war daher hier ganz auf
feine Zettel angewiefen und mufste für die neuefte Zeit
das Lehrbuch ftärker heranziehen als fonft gefchehen ift'.
Dennoch macht das Ganze einen einheitlichen Eindruck,
und Prof. Krüger darf fich diefer felbftverleugnenden
Arbeit freuen. Hafe ift im befonderen Sinn der Kirchen-
gefchichtsfchreiber des 19. Jahrhunderts. Diefe Blätter
werden niemals veralten; denn fie haben z. Th. einen
urkundlichen Werth. Jeder zukünftige Gefchichtsfchreiber
des 19. Jahrhunderts wird von Hafe nicht nur Gefchichte
lernen, fondern auch lernen, wie man diefe Gefchichte zu
beurtheilen hat. Hafe war in Rom und in Jena zu Haufe —
diefe Standorte genügten dem proteftantifchen Hiftoriker, ;
um die kirchengefchichtlichen Dinge zu ftudiren. Nach
Berlin fchaute er lieber aus der Ferne hinüber. Seiner
Einficht in die verworrenen Verhältnifse des deutfchen
Proteftantismus hat das nicht gefchadet.

Berlin. A. Harnack.

Moeller, Prof. Dr. Wilh., History of the Christian church

a. D. I—600. Translated from the German by Andrew
Ruthcrfurd, B. D. London, Sonnenschein & Co., 1892.
(XII, 545 S. gr. 8.) geb.

Der Ueberfetzer, Herr Rutherfurd, hat feiner
Arbeit keine Vorrede vorangeftellt, fondern nur die
Möller's abgedruckt. Hiernach mufs man annehmen,

I dafs er felbft nichts zu dem Texte und den Anmerkungen
hinzugethan hat. Soviel ich fehe, ift dem faft
I durchweg fo; doch habe ich in den Anmerkungen ein
paar kleine Zufätze, die nicht als folche bezeichnet find,
gefunden. Heber die Güte der Ueberfetzung fteht mir
kein Urtheil zu.

Berlin. A. Harnack.

Duval, Rubens,' Histoire politique, religieuse et litteraire
d'Edesse jusqu'ä la premiere croisade. Memoire couronne"
par l'institut (academie des inscriptions et belles-
lettres). [Aus: Journal asiatique'.] Paris, E. Leroux,
1892. (302 S. gr. 8.)

Ein Ausfchnitt aus der Gefchichte Edeffa's — die
Zeit von der Mitte des 2. bis zum 8. Jahrhundert, und
hier vor allem die erfte Hälfte — nimmt bekanntlich
das Intereffe auch des Kirchenhiftorikers in hohem Mafse
in Anfpruch. Eine Kirchengefchichte Edeffa's wäre eine
befonders dankenswerthe Aufgabe. Der Verfaffer vor-
ftehender Schrift hat über diefelbe foviel mitgetheilt, als
der Rahmen feiner Arbeit ihm geftattete und fein eigenes
Intereffe reichte. In den kirchengefchichtlichen Ab-
fchnitten, die fich auf die ältere Zeit beziehen (Tatian's
Diateffaron, Abgarlegende, Bardefanes etc.), ift die For-
fchung nicht gefördert, fondern das bisher Bekannte
fehr kurz zufammengefafst. Die fyrifche Abfaffung des
| Diateffaron hält der Verfaffer durch Zahn für erwiefen.
j Ueber das Ganze der Arbeit, welches nach einer Ausführung
über die Topographie Edeffa's von den älteften
Zeiten bis zum erften Kreuzzug reicht, fteht mir ein
Urtheil nicht zu. Ich kann nur fagen, dafs mich das
Buch nicht im Stiche gelaffen hat, wenn ich Belehrung
fuchte.

Berlin. A. Harnack.

Schaff, Philip, History of the Christian church. Vol. VII.
Modern christianity. The Swifs reformation. New
York, Ch. Scribner's Sons, 1892. (XVII, 890 S. gr. 8.)
S 4-

Nachdem im Jahre 1888 Philip Schaff den 6. Band
feiner Kirchengefchichte und in ihm eine fehr ausführliche
Darftellung der deutfchen Reformationsgefchichte
von 1517—1530 veröffentlicht hatte, ift jetzt ein Band
gefolgt, der die Schweizer Reformation gleichfalls in
aufserordentlich eingehender Weife zur Behandlung bringt.
Der kleinere Theil des ftarken Bandes ift Zwingli und
feinem Werke, der weitaus gröfsere Calvin-Beza und der
Ausgeftaltung der Reformation in der franzöfifchen
Schweiz gewidmet. Die Vorzüge Schaff'fcher Arbeiten
find auch hier in vollem Mafse vorhanden: eine geradezu
überrafchende Vertrautheit mit der deutfchen Literatur;
ein mildes, aber auch nirgend vom Intereffe der Partei
gefangen genommenes Urtheil; ein Wahrheitsfinn, der
auch die Flecken an dem Bilde der Helden, deren Darftellung
es gilt, nicht verkennt und nicht verfchweigt.
Dabei zeigt fich auch hier wie in früheren Bänden ein
fpecififch amerikanifcher Zug in der Darbietung des
wiffenfchaftlichen Stoffes. Nicht allein, dafs auch diefer
Band mit allerlei ,authentifchen Abbildungen' ausgeftattet
ift; es werden auch Capitel eingefchaltet, welche den
Stoff aus vergangenen Tagen mit Fragen und Intereffen
der Gegenwart in Verbindung bringen. So in der Behandlung
des Capitels ,Calvin und Servet' durch Einfügung
von Erörterungen über Toleranz und Intoleranz.
Oder es wird bei Zwingli auch gleich der Bericht über
die Feier des 400jährigen Zwinglijubiläums eingefügt.
Ja in der Darfteilung der Reformation in Graubünden,
deren ungewöhnliche Ausführlichkeit fich wohl daraus
erklärt, dafs Chur Schaffs Heimathftadt ift, wird fogar