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Ausgabe:

1893

Spalte:

585-587

Autor/Hrsg.:

Köhler, Aug.

Titel/Untertitel:

Lehrbuch der biblischen Geschichte des Alten Testamentes. 2. Hälfte, 2. Theil 1893

Rezensent:

Kamphausen, Adolf

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N° 24. 25. November 1893. 18. Jahrgang.

Duval, Histoire politique, religieuse et litteraire ! Schufter, Der gute Vortrag (Kawerau).

d'Edesse jusqu'ä lapremiere croisade(Harnack). j Schufter, Die Vorbereitung der Predigt (Derf.).

Schaff, History of the Christian Church, vol. VII , Kögel, Das Evangelium Johannis in Predigten

(Kawerau). und Homilien ausgelegt. I, Hälfte (Wächtler).

Köhler, Lehrbuch der biblifchen Gefchichte

des A. T. II, 2 (Kamphaufen).
Schumann, Die Wellhaufen'fche Pentateuch-

theorie (Horft).

Westphal, Les sources du pentateuque (Horft). Ziemfsen, Makrokosmus (Glogau) Wirth, Der evangelifche Liederfchatz, I. Tl.

Hafe's Gefammelte Werke, Kortf. (Harnack). Kaftan, Thdr., Auslegung des lutherifchen (Achelis).

Moeller, History of the Christian Church Katechismus (Köftlin). Eine Handfchrift einer alten lateinifchen Ueber-

(Harnack). j Chriftlieb, Homiletik (Achelis). fetzung des I. Clemensbriefes (Harnack).

Köhler, Aug., Lehrbuch der biblischen Geschichte des fchwierige Verfuch, das vorhandene Gefchichtsmaterial
Alten Teftamentes. II. Hälfte, 2.Theil. Leipzig.Deichert | ftets in die richtige Beleuchtung zu rücken, kann nur fehr

Nachf., 1893. (V, 674 S. gr. 8.) M. 13. 30. S!n Ä/*1^ mehrvSefinge" • "nd Y"elen

1 1 /t » v j o I Fallen halte ich die vom Verf. getroffene Entfcheidung

Die erfle Hälfte oder der erfte Band diefes Ge- i nicht für die richtige. Das foll mich aber nicht hindern,

fchichtswerkes ift in der Theol. Litztg. 1876, Sp. 153—158 j die Gewiffenhaftigkeit und Gründlichkeit der Forfchung,

eingehend befprochen, der zweite Band im Jahrgang 1885, j welche uns in diefer Arbeit überall entgegentritt, warm

Sp. 273 — 277, worauf die 168 Seiten umfaffende erfle , anzuerkennen. An Druckfehlern find mir aufgefallen S.

Lieferung des vorliegenden dritten oder letzten Bandes j 351; edomitifche ftatt ephraimitifche, S. 363: 952 ftatt 916,

im Jahrgang 1889. Sp. 641—643 zur Anzeige gelangte.
Mittlerweile" ift nicht nur eine weitere Lieferung, fondern
auch der ganze Schlufs diefer bis auf Nehemia reichenden
biblifchen Gefchichte erfchienen, fo dafs ich dem Lefer
noch eine Anzeige der Seiten 169 bis 674 fchulde.

Die längfte der drei hier behandelten Perioden, welche
als fiebente von der Reichsfpaltung bis zum babyloni-
fchen Exil fich erdreckt, nimmt naturgemäfs den gröfsten
Raum ein oder S. I—512. Unter der Ueberfchrift ,Dcr
unverfehrte Fortbeftand des ifraelitifchen Volksthums
durch die eingetretene Reichsfpaltung gefährdet' bringt
fie als erden Abfchnitt die Gefchichte der gottesdienft
liehen Verhältnifse im nördlichen (S. 4—143) und im
fudlichen (S. 144—311) Reiche, worauf der zweite Abfchnitt
die Gefchichte der daatlichen Verhältnifse in
drei Capiteln uns vorführt. Das erde derfelben erzählt
,die Gefchichte des Reiches Juda bis zum Beginn der
Kämpfe mit den Mächten des Odens' (S. 311—363), das
zweite Capitel die Gefchichte des nördlichen Reiches
(S. 363—424), endlich das dritte die Gefchichte des Reiches
Juda feit dem Eingreifen der Mächte des Odens bis
zu feinem Untergange. Die achte Periode oder die Zeit
des Exils (S. 513—545) id überfchrieben: ,Der Fortbedand
des ifraelitifchen Volksthums durch den Glauben an Je-

S. 436: S. 90 datt II, 90, S. 456: Affurnafirbal datt
Affurbanipal, S. 469: von Megiddo datt bei Karchemifch,
S. 483: 761 datt 561, S. 548: 454 datt 554, S. 572: Efr.
8, 9 datt Sach. 8, 9. Indefs wäre Flüchtigkeit der letzte
Vorwurf, den man dem in feltenem Grade zuverläffigen
und forgfältigen Verfaffer machen könnte.

Zuweilen findet fich, dafs Köhler (z. B. S. 576. 586)
früher von ihm vertretene irrige Anflehten aufgegeben
hat. Im Ganzen zeigt aber diefer dritte Band mit den
früheren dasfelbe Gepräge, diefelben Mängel und diefelben
Vorzüge. Es liegt nur in der Natur der Dinge, dafs der
wiffenfchaftliche Werth des letzten Bandes, namentlich
was die Gefchichte der daatlichen Verhältnifse betrifft,
auch bei den Gegnern der apologetifchen Richtung des
Verfaffers die verhältnifsmäfsig gröfste Anerkennung finden
wird. Die Schreibart id nicht lebendiger geworden
und erinnert ab und zu unliebfam an den deifen Kanz-
leidil. Dafür zeichnet fich aber die ganze Art der Dar-
dellung durch Bedimmtheit und Klarheit vortheilhaft
aus, und ebenfo id der befcheidene und in jeder Hinficht
würdige Ton der Polemik zu loben. Wer gerecht
urtheilen will, wird dem Verf. lautere Wahrheitsliebe,
erndliches Streben nach dreng wiffenfehaftlicher Forfchung
nicht abfprechen. Nicht nur eine Uebertreibung von Graf

hova's Verheifsungen bedingt', die letzte oder neunte j wird S. 199 mit Gründen abgelehnt oder eine frivole
Periode (S. 546—652): ,Der Fortbedand des ifraelitifchen j Aeufserung Renan's (S. 509) zurückgewiefen; auch die
Volksthums auf die Herrfchaft des Gefetzes gegründet'. Unhaltbarkeit von Harmonilirungsverfuchen (z. B. S. 346)
DerNachweifung der erläuterten Bibeldellen (S. 664—674) ! wird dargethan, und es fehlt nicht an beachtenswerthen
geht ein ebenfalls alle drei Bände umfaffendes Sach- neuen Erklärungen und Vorfchlägen zu Textänderungen,
regider (S. 653—665) vorher, welches zwar, da z. B. Ze- vgl. z. B. S. 510 f. 553. 599. Aber trotz aller Befonnen-
dekia von Askalon fehlt, kein volldändiges Bild von der j heit, ja Nüchternheit des gefchickten Exegeten dimmt

m. E. fein Urtheil darum fo häufig nicht mit dem wirklichen
Gefchichtsverlauf überein, weil die allzu darke
Gebundenheit an altüberlieferte Meinungen, das unbe-
wufste Ueberwiegen der apologetifchen Tendenz es nicht
zu einer hinreichend fcharfen Scheidung kommen läfst
zwifchen dem, was logifch als möglich erfcheint, und
dem, was gefchichtlich wahrfcheinlich zu heifsen verdient.

Als kennzeichnend für das Verjähren des Verfaffers
hebe ich feine Stellung zum Buche Daniel hervor, vgl.
Anflehten," das nun glücklich vollendete Gefchichtswerk j S. 471—475. 535—545. Zwar heifst es S. 537, dafs die
Köhler's zu einer werthvollen Fundgrube für die Freunde ! keilinfchriftlichen Nachrichten über die Eroberung Babels
und die Gegner feiner theologifchen Richtung. Der einen Meder Darius, Sohn des Xerxes, welcher nach dem

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ungemeinen Reichhaltigkeit des Inhalts darbietet, aber
doch das bequeme Auffinden aller wichtigeren Sachen
möglich macht. , _

Obgleich der Verf. nach der vom 25. October 1892
datirten Vorrede es nirgends auf Vollftändigkeit der Lite-
raturangaben abgefehen hat, wird fchon durch den ftofif-
lichen Reichthum der zweckmäfsig unter den erzahlenden
Text geftellten Noten, die der Begründung der eigenen An-
fchauune dienen und der kurzen Onentirung über andere