Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1893

Spalte:

561-564

Autor/Hrsg.:

Conybeare, F. C.

Titel/Untertitel:

Aristion, the Author of the Last Twelve Verses of Mark 1893

Rezensent:

Harnack, Adolf

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N° 23.

11. November 1893.

18. Jahrgang.

Conybeare, Aristion the Author of the Last
Twelve Verses of Mark (Harnack).

Huck. Synopfe der drei erden Evangelien

(Jon. Weifs).
Crum, Coptic nianuscripts (C. Schmidt).
Thomas, Melito von Sardes (Krüger).

Vernier, Histoire du patriarchat armenien catho-

lique (Geizer).
Cardon, La fondation de l'universitl de Douai

(Reufch).

Zahn, Adf., Abrifs einer Gefchichte der evange-
lilchen Kirche auf dem europäifchen Fedlande
im 19. Jahrb. 3. Aufl. (K. Müller).

Geigel, Protedantifches Bekenntnifs und orga-
nifche Artikel (Baldenfperger).

Quandt, Allein durch den Glauben, Predigten
(Wächtler).

Die Bibel, mit Bildern herausg. von Pfleiderer,
51.-59. Heft (Schloffer).

Conybeare. F. C, Fellow and Tutor ofUniversity College, ,Ariston Eritzou' graphifch gegeben worden ift; fie flehen
Oxford, Aristion, the Author of the Last Twelve Verses genau ebenfo in ,minioncd uncials' wie die Ueberfchriften

,of Matthew1, ,0/ Mark', ,of Luke', ,of John' in diefem
Evangelienbuch). Nach diefem Codex find mithin die
12 letzten Verfe des Marcus von einem ,Presbyter Arifton'
(oder .Ariftion') verfafst; der armenifche Ueberfetzer
mufs ein griechifches oder fyrifches Ms. befeffen haben,

of Mark. („The Expositor" Octob. 1893 S. 241—254.)
Herr Conybeare, der Kenner des Armenifchen,
dem wir fchon für manche Entdeckung (zuletzt für die
Acten des Apollonius) verpflichtet find, überrafcht uns

mit einem neuen Funde, deffen Licht diesmal auf eines fas ais Ueberfchrift diefer Verfe die Worte geboten hat:
der dunkelften Probleme der fynoptifchen Kritik, U>w,e | 'Moioxliovog noeo/ÜTegoi. Eine Frage bleibt noch übrig:
der Kanons- und Textgefchichtc, fällt. Wer fühlte fich ; wann f,n(j die Verfe überfetzt worden ? Sie fehlen in
nicht aufs freudigfle bewegt, wenn er die lapidare Ueber- : jen armenifchen Uncial mss. saec. X. et XL ,In style
fchrilt der oben bezeichneten Abhandlung lieft: ,Anshon, , tjlcy zvnere fairly well with the rest of the Armenian
the Author of the Last Twelfe Verses of Mark', und | Qospeis which go baek to c. 400. Still, a translator of a
wer möchte^ nicht gerne davon überzeugt^ werden,^dafs | /atn. age^ who zvas versea> zn tjie Armenian Bible, may

have translated them in archaic style'. Ein fpäter grie-
chifcher Vater berichtet, dafs die Armenier die Verfe
zuerft in ihrer Ueberfetzung gehabt, fie aber dann ausgemerzt
haben. Dies würde ihre Exiftenz in vielen fpä-
teren Mss. erklären, wo fie in derfelben Ueberfetzung
ftehen, wie in unferem Codex. ,Perhaps the Armenian
copyists left them out beeause they were prefaced by this
very heading'.

Man fleht — die Gefchichte der 12 Verfe in der armenifchen
Bibel ift noch nicht ganz aufgeklärt. Der
Verf. kommt am Schlufs feiner Abhandlung noch einmal
auf fie zurück. Woher entnahm der Schreiber Johannes
i. J. 986 die 12 Verfe, die fleh, foviel bekannt, in keinem
armenifchen Codex vor d. J. 1100 finden? Die Antwort
lautet: aus einem alten fyrifchen Codex. Denn 1) die
beigegebenen, aus Syrien (lammenden Bilder 'f. o.) fpä-
teftens saec. VI. init. befafs fchon der Schreiber; er hat
eines fogar zu copiren verfucht, oder noch genauer —
letzten zwölf" Verfe; fie endigen auf dem Recto des I diefe Bilder mögen bereits zu dem ,true and accurate'
nächften Blattes. ; armenifchen Bibelms. gehört haben, welches der Schreiber

diefe Ueberfchrift richtig ift! Folgendes hat Conybeare
gefunden:

Im November 1891 kam ihm in der Patriarchal-
bibliothek des Klofters Etfchmiadzin ein armenifcher
Uncialcodex der Evangelien in die Hand, gefchrieben
i. J. 986, eingebunden in zwei fchön gravirten ravennati-
fehen Elfenbeinplatten saec. V. vel VI. Beigebunden
find am (Anfang und Ende) einige bildliche Davftellungen
aus dem N. T., in Syrien gemalt und nicht jünger als
saec. VI. init. (diefe Kunftgegenftände find feitdem von
Strzygowski reproducirt worden, Wien 1892). ,In diefem
Codex ift das Marcusev. bis 16,8 l.cpoßovvzo yag
abgefchrieben. Dann ift ein Raum von zwei Linien ge-
laffen; hierauf folgen, von derfelben Uncial-Hand roth
gefchrieben, die Worte ,Ariston Eritzou' = ,Von dem
Presbyter Arifton1. Diefe Ueberfchrift nimmt eine ganze
Zeile ein (das Buch ift in zwei Columnen gefchrieben),
und dann folgen, von derfelben Hand gefchrieben, die

Dies ift der Thatbeftand. Conybeare zeigt nun,
I) dafs an Arifto von Pella fchwerlich gedacht werden
kann: denn er habe zu fpät gefchrieben (c. 140—150) und
das, was wir von feiner Schriftftellerei wiffen, fei der
Hypothefe, er fei der Verfaffer jener 12 Verfe, ganz un

Johannes nach feinem eigenen Zeugnifs copirt hat.
,'J'hat fite and accurate' excmplar may have and pto-
bably did include these XII verses, title and all, and must
have been a yth or (Ith Century excmplar', 2) die Veränderung
des Namens Ariftion zu Arifton fpricht für

günftig. Er zeigt 2), dafs in der armenifchen Verfion eine fyrifche und gegen eine griechifche Vorlage (Iota
der KGefchichte des Eufebius (um d. J. 400 nach dem j vor Omega wäre nicht ausgelaffen, auch omega nicht
Syrifchen) der Name .Ariftion' durch .Arifton' wieder- durch g, fondern durch ow oder au wiedergegeben wor-

gegeben ift. Er zeigt 3), dafs diefer .Presbyter Ariftion
weder der Copift der Handfchrift fein kann (diefer nennt
fleh am Anfang und am Schlufs felbft, nämlich ,/, Johannes
, wrote it'), noch der armenifche Ueberfetzer (denn
Arifton, Ariftion find nicht armenifche Namen; armenifche
Bibelüberfetzer nennen fleh fonft nicht; auch hätte der

den, endlich hätte der griechifche Genitiv 'Aotatlwvoq
wiedergegeben werden müffen; ,eritzou' ift "Genitiv),
3) einige Syriacismen fehlen nicht. Alfo ift es fehr
wahrfcheinlich, dafs die 12 Verfe entweder direct aus
einem fyrifchen Original c. 500 geflohen und im 10. Jahrii.
in dem alterthümlichcn Stil der armenifchen Bibel über-

Namc am Schlufs des überfetzten Stückes ftehen muffen fetzt find oder dafs fie aus einem alten armenifchen
und nicht am Anfang), fondern nur der griechifche 1 Bibelcodex saec. V copirt find, der feinerfeits auch auf
Verfaffer (dafür fpricht der griechifche Name, der | ein fyrifches Excmplar zurückgeht.

Genetiv, vor allem aber das Gewicht, welches den Worten Wer aber ift der .Presbyter Ariftion1, den eine fy-

5öi 562