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Ausgabe:

1893 Nr. 22

Spalte:

551-553

Autor/Hrsg.:

Julian, John

Titel/Untertitel:

A Dictionary of Hymnology, setting forth the origin and history of christian hymns of all ages and nations, with special reference to those contained in the hymn books of English-speaking countries, and

Rezensent:

Gebhardt, Oscar

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Theologifche Literaturzeitung. 1893. Nr. 22.

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es denn überaus dankenswerth, dafs kurz vor feinem I
Tode, alfo vor 20jahren, diefe Sammlung in ihren wefent- j
liehen Beftandtheilen, jetzt durch eine biographifche
Skizze vermehrt, veröffentlicht wurde. Und die Noth- 1
wendigkeit diefer zweiten Auflage beweift, dafs er auf
diefe Weife nicht nur unter feinen Schülern hat fortarbeiten
dürfen.

Hülsmann's religiöfe und theologifche Entwickelung
ift von dem Geifte getragen, der in feiner heimath- !
liehen Univerfität Bonn feinen Wohnfitz, in Nitzfeh, dem !
er befonders viel zu verdanken bekennt, Hundeshagen u. a.
feine Vertreter hat. Dogmatifch wird man nicht nur
von dogmatifch-kirchlichem Standpunkt manche Bedenken
haben, wie er fleh etwa die Auferftehung Jefu oder
einzelne Wunder erklärt. Aber überall find es die trei- J
benden chriftlichen Gedanken, die unfere Theologie wie- I
dergeboren haben, die ihn bewegen, in innigem Glauben, |
mit weltoffenem Sinn, mit klarem Verftändnifs für die :
Schrift und das Leben der Kirche. Und weil fie hinter
der Zeit zurück liegen, in der die die Gegenwart bewegenden
Streitigkeiten und Formulirungen entftanden find,
fo find fie trotz jener Ausftellungen wohl geeignet, dafs
Jung und Alt die Seele in ihnen bade und erfrifche. !
Wir verftehen, dafs diefer Mann in feiner fchlichten I
Stellung eine weitgehende pädagogifche und feelforger- J
liehe Wirkfamkeit hatte, wie denn Kriegsminifter von Roon j
feine Söhne auf das Duisburger Gymnafium geben wollte, 1
unter der Bedingung, dafs Hülsmann fie in fein Haus
aufnehmen könnte.

Die Auffätze find in 6 Abfchnitte getheilt, aus denen |
wir einzelne Ueberfchriften hervorheben. 1) Zur Schrift-
erklärung (Anweifung zum Lefen der h. Schrift, die Selig-
preifungen, der Apoftel Paulus und feine Galater). 2)
Sonftige kürzere Betrachtungen (Herr, hilf mir glauben!, I
unfere Lebensaufgabe). 3) Zweifel und Glaube (Nichts !
erzwingen wollen. Das Sterben der Kinder. Beftändige :
Freudigkeit des Chriften). 4) Ethifches (Ueber die Liebe u.
die Arbeit der Verfittlichung. Ueber Mittel und Wefen !
malerifcher Darfteilung). 5) Von Gott und Chriftus (Ich
habe dich je und je geliebet. Der Auferftandene. Chriftus (
kann zaubern. Er hat uns durch fein Blut erkauft).
6) Vermifchte Aufzeichnungen (Zur Religiofität des ]
Mittelalters. Alte und neue Weltanfchauung. Religiöfe
Tiefe und fittliche Energie. Luther und Schleiermacher), j
Die erfte Auflage ift von Gymnafialdirector a. D. Lic.
Dr. W. Hollenberg, die zweite von P. Pieper beforgt.
Möge das Buch auch in diefer neuen Geftalt viele, die
fuchen und ringen, auf den rechten Weg weifen, im Sinne
des fchönen Wortes von Goethe, dafs fichVerf. befonders
zugeeignet hat:

Warum fucht' ich den Weg fo fehnfuchtsvoll,

Wenn ich ihn nicht den Brüdern zeigen foll?

Leipzig. Härtung.

Julian, John, M. A., Vicar of Wincobank, Sheffield, A Dic-
tionary of Hymnology, setting forth the origin and history
of Christian hymns of all ages and nations, with special
reference to those contained in the hymn books of
English-speaking countries, and now in common use;
together with biographical and critical notices of their
authors and translators; and historical articles on
national and denominational hymnody, breviaries,
missals, primers, psalters, sequences, &c. &c. &c.
London, John Murray, 1892. (XII, 1616 S. gr. 8.)

Diefes fchon im vorigen Jahre erfchienene Werk
eines geradezu erftaunlichen Fleifses, für deffen ver-
fpätete Anzeige Ref. allein die Verantwortlichkeit trägt,
birgt eine folche Fülle hymnologifchen und biographi-
fchen Stoffes, dafs es nicht leicht ift, in einer kurzen Anzeige
auch nur einen annähernden Begriff davon zu geben.

Unter der umfichtigen Leitung des auf dem Titelblatt
genannten Herausgebers, welcher felbft zahlreiche Artikel
verfafste, haben 35 Mitarbeiter (darunter, um nur den
bekannteften Namen zu nennen, John Wordsworth, Bifchof
von Salisbury) felbftändige Beiträge geliefert, für welche
jeder mit feinem Namen einfteht, und über taufend Per-
fonen unterftützten das Unternehmen theils durch briefliche
Mittheilungen, theils durch Ausarbeitung der umfangreichen
Indices, theils durch Mitwirkung bei der
überaus mühfamen Correctur oder fonftige Beihilfe.
Vor mehr als einem Jahrzehnt begonnen, mufste der erfte
Entwurf wiederholt umgearbeitet und erweitert werden,
da fowohl in England als anderwärts gerade in den letzten
Jahren neue Gefangbücher in grofser Zahl und werthvolle
hymnologifche Werke erfchienen find, welche nicht
unberückfichtigt bleiben durften. So fchwoll das Werk
immer mehr an und mufste, als fchon 1521 Seiten vorlagen
, noch um einen Anhang von 94 Seiten vermehrt
werden.

Wenn, wie man wohl annehmen darf, alle Mitarbeiter
ihre Aufgabe fo ernft genommen haben, wie der eine,
in deffen Wirken Ref. zufällig einen Blick zu thun in der
Lage war, fo kann man nur mit dem allergünftigften
Vorurtheil an die Benutzung des Buches herantreten. Die
Bearbeitung der deutfehen Lieder und Liederdichter war
Rev. James Mearns übertragen. Mit welcher peinlichen
Gewiffenhaftigkeit diefer, um feines hervorragenden An-
theils willen als Assistant Editor des ganzen Werks bezeichnete
Forfcher gearbeitet, hat Ref. fowohl bei deffen
perfönlicher Anwefenheit in Deutfchland, wo er die wich-
tigften Bibliotheken befuchte, um die in Betracht kommenden
Originaldrucke felbft einzufehen, als auch fpäter
zu beobachten Gelegenheit gehabt, wo es galt, zahlreiche
Anfragen zu beantworten, für welche die an Ort und
Stelle gemachten Notizen nicht ausreichten, oder nachträglich
auftauchende Zweifel zu löfen. Es bedurfte nur
eines Blickes in diefe präcis geftellten Fragen, um fofort
zu erkennen, dafs es fich lohnte, darauf zu antworten,
auch wenn es nicht immer bequem war. Augenfchein-
lich beherrfchte der Fragende das weitfehichtige Material
in fouveräner Weife, und in den meiden Fällen war ihm
wohl die Antwort fchon gewifs, die er nur zu heifchen
fchien, um für die Sache einen urkundlichen Beleg in
Händen zu haben. Denn als oberder Grundfatz galt
überall, dafs, wenn irgend möglich, fecundäre Quellen
vermieden werden follten; wo im einzelnen Falle einem
Mitarbeiter die letzte Quelle felbd nicht zugänglich war,
mufste ein ficherer Gewährsmann für ihn eintreten. So
erklärt es fich, dafs die Zahl der benützten Handfchriften
allein fad die gewaltige Summe von 10,000 erreicht,
während die Made der Bücher, Einzeldrucke von Liedern,
Zeitfchriften und Zeitungen, welche durchforfcht werden
mufsten, füglich als zahllos bezeichnet werden kann, und
gern wird man es dem Herausgeber glauben, wenn er
in dem Vorworte bemerkt, dafs hier auf eine einzige
Seite oft mehr Zeit und Aufmerkfamkeit verwandt worden
id, als fond in der Regel auf hundert Seiten.

In dem 1306 enggedruckte gefpaltene Seiten umfaffen-
den Haupttheile löfen in alphabetifcher Anordnung Artikel
über einzelne Lieder und folche über die Liederdichter
einander ab; dazwifchen erfcheinen mehr oder
weniger umfangreiche Abhandlungen, welche in zufammen-
hängender Dardellung theils der Nationalgefchichte (z. B.
English Hymnody, German Hymnody, Gr eck Hymnody,
Syriac Hymnody u. f. w.; in dem ,Missions' über-
fchriebenen Artikel wird über die Ueberfetzungen der
Lieder in folche Sprachen gehandelt, welche im einzelnen
nicht berückfichtigt werden konnten, wie die entlegeneren
afiatifchen und afrikanifchen), theils hymnologifchenEinzel-
heiten, wie Breviarien, Miffalen, Pfalterien, Sequenzen
u. f. w. gewidmet find. Aneinander gereiht würden diefe
Abhandlungen allein ein refpectables Handbuch derHym-
nologie darftellen. Die einzelnen Lieder find in der Weife