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Ausgabe:

1893 Nr. 21

Spalte:

520-521

Autor/Hrsg.:

Berger, Samuel

Titel/Untertitel:

De la tradition de l‘art grec dans les manuscrits latins des évangiles 1893

Rezensent:

Gebhardt, Oscar

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5T9 Theologifche Literaturzeitung. 1893. Nr. 21. 520

,ebjonitifches Evangelium', das aber fchliefslich auch ! unter dem fpeciellen Titel ,Die Lehre von Gott' ein
wieder auf die apoftolifche Quelle zurückgeht. Dafs , erfter Theil der Ausführung folgt. Jede Scheidung von
diefe verloren ging, lag zumeift an dem Mangel einer j alt-und neuteftamentlicher Theologie fällt auf dem ftreng
Leidensgefchichte (S. 88 f. 101). Aber gerade dagegen, ! offenbarungsgläubigen Standpunkt des Verfaffers dahin,
dafs letztere überhaupt in einem Urevangelium gefehlt '] Infofern erinnert fein Buch wenigftens formell an frühere
haben follte, laffen fich ja die gewichtigften Bedenken er- : Werke von Lutz, Hofmann, H. Ewald. Nur ifl hier Alles
heben. dogmatifch viel zugefpitzter. Jeder Unterfchied der Zei-

Strafsburg i. E. H. Holtzmann. te" ""d Stufen wird verwifcht es fei denn dafs in Matth.

28, 19 infofern ein Hohe- und Schlufspunkt der ganzen

---Selbftoffenbarung erreicht fein foll, als fämtliche Namen,

Der Glaube Jesu. Ein Evangelium für das deutfche Volk die Gott fich giebt (fo liegt die Sache hier), in diefem

aus den Evangelien. Kaffel, Fifher & Co, 1893. (III, trinitarifchen Namenszug erft verftändlich werden, wie
<, „ * v j fie denn auch von Anfang an dann enthalten waren. In

79 gr. ö.j M. 1.— derfelben, für die gefchichtlicheEntwickelung der einzelnen

Vorliegende Schrift, die ich zur Anzeige bringen foll, j Begriffe völlig unfruchtbaren, Weife werden dann auch
will ,eine Erinnerung an den Glauben Jefu fein'. Ob i die göttlichen Eigenfchaften und feine Beziehungen zur
und in wieweit fie das wirklich iit, mag aus einer kurzen j Welt erörtert. Unwiffenheit ifl; nicht Schuld an diefem
Reproduction ihres Inhalts erhellen. Gut gemeint ifl fie , enormen Rückfehritt, wohl aber ftarrfte Unbelehrbarkeit,
allerdings, fofern fie ,an viele deutfche Herzen ergehen i Eben darum lernt aber auch Niemand etwas aus dem
möchte mit der liebreich empfundenen, aber ernflen i Buche. Wozu dienen beifpielsweife S. 185 k die über-
Bitte, fie möchten doch bei dem wahrhaftigen Jefus felbft j dies ganz unvollftändig aufgeführten Stellen aus den
anfragen, was Gottesglaube fei' (S. 79). Zu diefem Be- Apokryphen, die das Wort nonvoia enthalten, wenn fie
hufe werden vier Fragen geftellt: wie Jefus feinen Glau- ftatt zunächfl auf ihre griechifchen Bezugsquellen hin
ben rechtfertigte (S. 6f.), was Jefus fah (S. 10f.), was unterfucht zu werden, einfach auf Gen. 22, 14 zurück-
Jefus that (S. 19k) und was Jefus forderte und verhiefs geführt werden?

Strafsburg i. E. H. Holtzmann.

(S. 50 k). Die Beantwortung der drei letzten ifl zugleich
die Beantwortung der erften, fie alle umfaffenden. Das
Material, womit der Verfaffer arbeitet, bieten die Evangelien
, nicht zuletzt auch das johanneifche. Aus diefen Berger, Samuel, De la tradition de l'art grec dans les
Quellen erhebt der Verfaffer nun aber die Einficht, dafs manuscrits latins des evangiles. (Extrait des Memoires
,was Jefus fah' eben einfach die Wirklichkeit des Lebens de , g „ ^ nationale des Antiquaires de France,
gewefen fei. Demgemafs weile er uns auch ,nicht an

die grofse Null eines Dings an fich, fondern an die
Welt, die wir fehen und hören und die allein unfere
Welt und voll Geiftes des Herrn ifl' (S. 79), an die .Wirklichkeit
' (vgl. befonders S. 26. 31. 40. 57 k), ,in der immer
der gute Sinn zuletzt fiegt', die ,göttliche Natur', die
jeden rettet, der zu ihr zurückkehrt (S. 70k). Denn
Sünde ifl Alles, ,was wirklich zu fein kein Recht hat,
nichtig und fterbend ifl' (S. 67). Daher ,reine Augen
wirklich das Unreine nicht fehen, reine Herzen es nicht
vernehmen, als wäre es nicht da' (S. 72). Demgemäfs
glaubte Jefus einfach an das Gute in den Menfchen (S.
23. 30k) und verhalf ihnen dazu, auch ihrerfeits wieder
an fich felbft und an den ,väterlichen Geift' (S. 34. 45.
60) zu glauben, welcher als allmächtige Kraft die Welt
erfüllt (S. 20, vgl. S. 32. 70) und regiert (S. 61). Jefus
verfpricht dir, dafs du frei werden follft, wenn du dich
einfach in die Wirklichkeit ftellft' (S. 55, vgl. S. 69),
mithilfft, das wirkliche Menfchenleben .emporzuheben
zum göttlichen Leben, und die heilige Verwandlung zur
heiligen Natur' (S. 77). .Trachte nach dem Reiche
Gottes, nach dem Erfaffen der Wirklichkeit, in der er
lebt, und Alles, was du brauchft, wird dir zufallen' (S.
59). Das nennt der Verfaffer .eine Gruppirung der
evangelifchen Gedanken', welche .Alles ausfchliefsen foll,
was der wahrhaftige, zum Bewufstfein der Wirklichkeit
erzogene Menfch als Legende zurückftellen mufs, ohne
doch das ideale Verftändnifs gottergriffener Schriftftcller
einer wiffenfehaftlich durchaus berechtigten, aber den
frommen Wahrheitsfinn oft pedantifch kränkenden Textkritik
(sie) zum Opfer zu bringen' (S. 9).

Strafsburg i. E. H. Holtzmann.

tome LH). Paris, 1893. (11 S. 8.)

Das Verzeichnifs von Illuftrationen zur evangelifchen
Gefchichte, welches fich im Codex Sangallenfis der vier
Evangelien (J) am Schlufs des Matthäus (S. 129) findet,
fcheint bisher ganz unbeachtet geblieben zu fein. Es ifl
aber in mehrfacher Hinficht fo merkwürdig, dafs man
Herrn B. die Freude über feinen Fund wohl nachfühlen
kann. Offenbar hat er mit der Veröffentlichung desfelben
nicht lange zögern mögen, und daraus erklärt es fich
wohl, dafs wir eine erfchöpfende Bearbeitung in der vorliegenden
Publication noch nicht empfangen haben. Auch
würde bei längerer Befchäftigung mit dem Gegenftande
der Herr Verf. gewifs zu einer Auffaffung desfelben gelangt
fein, welche weniger geeignet wäre, zum Wider-
fpruch herauszufordern, als die jetzt vorgetragene. Danach
hätten wir es hier mit einer für die Zöglinge von St.
Gallen beftimmte Anweifung zur Bibelilluftration zu thun.
Aber fo detaillirte Angaben, wie man hiernach erwarten
müfste, finden fich nur ausnahmsweife, wie bei der Begegnung
Jefu mit Zachäus (Lc. 19, 1 ff.) und bei einigen
johanneifchen Scenen. In der Regel ifl die Befchreibung
recht knapp gehalten, zuweilen fo knapp, dafs fie nur
mit dem Bibeltexte oder dem Bilde vor Augen verftändlich
wird, vgl. z. B. euoooig yvviq (Mt. 9, 20), nniimvsg i. e.
pastorcs (Lc. 2,8 ff.). r Gi v/.v^nitnvan (Lc. 13, 10 ff.). Dazu
kommt der auch von B. wahrgenommene Mangel einer
richtigen Ordnung der Bilder. Das Verzeichnifs beginnt
nämlich nicht, wie in dem Abdruck bei B., mit dem Bild-
nifs des Apoftels Matthäus ((.iccTÜ-aing depictus), fondern
mit einem Bilde, welches Johannes den Täufer und das
ihm zulaufende Volk darftellt (itoavvrjg i'ovdem), und daran
fchliefst fich die Berufung des Andreas und des Petrus
(avöosag %au 7ct.TQog seminudi i, e. he/niycuvi cum reti 1. e.
Leeuwen, Hoogleeraar Dr. E. H. van, Bijbelsche godge- ävxn Piscantur). B. fchaltet diefe beiden Bilder bei Jo-

leerdheid. I. De leer aangaande God. Utrecht, hfnes, e,Tn: bef ^elnöfre'1 aber °ffenbar z" Mark-us (1,
„ ™ _ o c o m 4f- und f» 16 f0> deffen Evangelium nach B. in dem

Breuer, 1892. (VIII, 208 S. gr. 8.) M. 3.50. j Verzeichnifse überhaupt nicht vertreten wäre, und find

Der Verf., gegenwärtig Profeffor der kirchlichen j nur dadurch fo zu fagen herrenlos geworden, dafs das

Theologie an der Univerfität zu Utrecht, hat fchon vor
zwei Jahren Prolegomena zu feiner biblifchen Theologie
erfcheinen laffen (ThLz. 1891, Nr. 4, Sp. 98), welchen nun

den Evangeliften Markus darftellende Bild verloren gegangen
war. So fpricht der thatfächliche Befund nicht
fowohl für eine Befchreibung ,faite pour servir de modele