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Ausgabe:

1893 Nr. 18

Spalte:

452

Autor/Hrsg.:

Geyer, Paulus

Titel/Untertitel:

Kritische und sprachliche Erläuterungen zu Antonini Placentini Itinerarium 1893

Rezensent:

Furrer, Konrad

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Theologifche Literaturzeitung. 1893. Nr. 18.

452

den engen Zufammenhang von II 67 und 68 und erkennt Trotz feiner Mängel, die ftetige Nachprüfung zur

nicht, dafs es fich hier um den Begriff des .Verborgen- Pflicht machen, kann das gewandt und lebendig gefchrie-

bleibens' handelt. Noch weniger begründet ift die ver
änderte Reihenfolge VI 53 — 74—53 — 60 — 61 u. f. w.
(p. 63 f.). Aus den Worten des Origenes VI 74 ,Elza

bene Buch auf weitere Kreife der Gebildeten anregend
wirken, weil es eine leidliche Kenntnifs des ,Wahren
Wortes' und feiner ebenfalls bedeutenden Widerlegung

nüliv naiLei—' ergiebt fich ganz deutlich, dafs VI 74 ; vermittelt, nicht zum minderten aber, weil es, im An-

auf die vorhergehenden Fragmente, alfo auf VI 53—60—
61 u. f. w. folgt. Dagegen läfst fich vielleicht die Einfügung
von VIII 54 hinter VIII 48 (p. 79) rechtfertigen,
wenn man annimmt, dafs Origenes fpäter (VIII 54) nochmals
referirend auf eine frühere Stelle zurückgekommen
fei. Ref. kann alfo in dem 2. Cap. des I. Theils keinen
Fortfehritt über Keim und Aube hinaus erkennen. Das
1. Cap. dagegen enthält manche richtige Bemerkung
z. B. über die philofophifchen Anflehten des Celfus (p. 14)
und über die Erhaltung der Streitfchrift des Celfus durch
Origenes (p. 15 f.); auch ift die p. 19 angenommene Dis-
pofltion im ganzen zutreffend, obwohl der Verf., wie

fchlufs an Harnack's Dogmengefchichte, das Andenken
des gröfsten Theologen der alten Kirche nachdrücklich
und mit Wärme wieder zu beleben fucht.

Jena. Paul Koetfchau.

Geyer, Dr. Paulus, Kritische und sprachliche Erläuterungen
zu Antonini Piacentini Itinerarium. Erlanger Diff. Augsburg
, beim Verfaffer, 1892. (IV, 76 S. gr. 8.)

Als der Altmeifter orientalifcher Wiffenfchaft, dem
ein feltenes Mals von Kenntnifs und Scharffinn zu Gebote
feine Vorgänger, die Bedeutung der Stelle V 65 für Her- ! ftand, J. Gildemeifter, die wichtigfte aller älteren Pilger-

rtellung der urfprünglichen Dispofition (vgl. des Ref. Ab- fchriften, die des Antoninus von Placentia, mit Text,
handlung über die Gliederung des at]»ije löyng des Ueberfetzung und Commentar herausgegeben hatte, fehlen
Celfus, Jahrbb. f. prot. Theol. B. XVIII,'S. 604 ff.) über- : es, als ob nun für diefe Schrift alles Wefentliche gethan
fehen hat. In Folge deffen ift auch die Auffaffung und 1 fei und die Paläftinakunde fortan einfach die Ergebnifse
Beziehung des Abfchnitts V 65— VII62 als yxamination diefes Forfchers zu regiftrieren habe. Nun kommt ein
of the Christian dogmas as contrasted with philosophf, junger Gelehrter und weift mit einer Menge von Be-
oder als ,Contrast between Christianity and philosophy1 legen nach, dafs Gildemeifter's Wiffen für die hier vor-
(p. 19) durchaus mifslungen. Ebenfowenig hat Verf. die j liegende Aufgabe noch nicht ausreichte. Geyer zeigt fleh
wahre Abficht des Celfus in feiner Streitfchrift durch- i namentlich im Verftändnifs des Vulgärlateinifchen des
fchaut, wenn er in der Schlufsmahnung des Celfus, die I 6. Jahrhunderts weit mehr bewandert, was ihn be-
Chriften möchten ihre Pflichten als Staatsbürger erfüllen, ! fähigt, einen richtigeren und zugleich verftändlicheren
,the impassioned utterance of a burning patriotism or the Text zu geben. Eine grofse Anzahl von Stellen erhalten

savage irony of bitter hostility1 (p. 83) fehen will; vgl. die
oben citirte Abhdlg. des Ref. S. 631. Das 3. Cap. des

durch Geyer ein überrafchend neues Licht. Wir können
nicht anders als in den meiften Fällen ihm zuzuftimmen.

I. Theils enthält recht fleifsige Zufammenftellungen und Wer fortan die alte Pilgerfchrift wiffenfchaftlich ge
guteUrtheile über die von Celfus für feine Schrift benutz- brauchen will, für den ift Geyers Arbeit unentbehrlich.

ten Quellen. Mit Recht weift der Verf. (p. 104) darauf hin,
dafs Celfus, abgefehen von feinen fchriftlichen Quellen, auch
die mündliche Lehrtradition im Verkehr mit chriftlichen

Wir möchten dem Autor empfehlen die gleiche forg-
fältige Behandlung auch den anderen wichtigen Pilger-
fchriften des erften Jahrhunderts zukommen zu laffen und

Lehrern habe benutzen können; vgl. Orig. c. Ccls. VI 40. dem berichtigten Text zugleich eine Ueberfetzung bei
Ein Hauptmangel des Buches liegt aber in der Nicht- ; zugeben. Verfchiedene wiffenfehaftliche Kräfte müffen

kenntnifs der neueften Literatur. Wenn der Verf. im
3. Cap. des I. Theils neben anderen beachtenswerthen Ausfuhrungen
über Bildung und Denkungsart des Celfus
auf die Benutzung deffelben durch Julian hinweift, fo
hätte ihm Neumann's Julianausgabe nicht unbekannt

zufammenarbeiten, wenn ihr Werk für den Fortfehritt
der Erkenntnifs fruchtbar werden foll. Wenn felbft ein
Gildemeifter für die vorliegende Aufgabe nicht mehr ganz
competent war, wo ift dann der Paläftinaforfcher, der mit
genügender Sicherheit das ganze grofse Gebiet zu be-

bleiben dürfen; und wenn er im 1. Cap. des I. Theils : herrfchen wüfste? Beffer ift es, auf die Arbeit eines ganz
(p. 5—9) über die Datirung des ukti&vg t.öyog, und im Eingeweihten fleh zu nützen, als dilettantenhaft eigene
1. Cap. des II. Theils (p. 113) über die Abfaffungszeit der I Deutungen zu verfuchen. Es wäre ein verdienftlich.es
8 BB. des Origenes gegen Celfus recht unbeftimmte und Unternehmen, wenn eine Reihe von Gelehrten fleh zuanfechtbare
Anflehten ^vorträgt, fo hätte er genaue und ! fammenthäte, um die älteften Pilgerfchriften, die nicht
richtige Beftimmungen bei Neumann, Staat und Kirche, i nur für die Paläftinakunde, fondern auch für die allge-
I S. 58 f. und S. 265—273 gefunden. Für die Beurtheilung I meine Culturgefchichte einen fehr hohen Werth haben,
des Celfus wäre ihm die Abhandlung von Otto Heine textkritifch bereinigt, mit Ueberfetzung und Commentar
über Celfus' c _ _e löyng (Philologifche Abhandlungen, herauszugeben. In England und Prankreich hat man
Martin Hertz dargebracht, 1888, Nr. XV) von Nutzen ge- S hiefür Verfuche gemacht, die leider nicht genügen,
wefen, und für die Anordnung der Celfusfragmente hätten j Deutfche Wiffenfchaft könnte hier leicht einen fchönen
Fr. Overbeck's Recenfionen der Bücher von Aube und Triumph gewinnen.

Pelagaud (in diefer Zeitfchrift, 1878, Sp. 532—536und 1879, Zürich. Furrer.

Sp. 201—203) reiche Belehrung und Anregung gewährt.__________

Unkenntnifs oder Nichtbenutzung der Vorgänger ift nur

bei dem entfchuldbar, der aus eigener Kraft Gleiches Albert, Pfr. Lic. Dr. F. R., Die Geschichte der Predigt in
oder Befferes leiftet, nicht aber bei dem, der hinter ihnen Deutschland bis Luther. I. und II. Tl. Gütersloh, Bertels-
zurückbleibt. mann. (8.) ä M. 2. 80.

Die Ausftattung des Buches ift vorzüglich, und der ! , , , T ,, , , _ , ,. . „ ...

Druck im ganzen correct; ich habe mir nur wenige! Inhalt: 1. D,e Zeit vor Karls des Grofsen 1 od. 600-8.4 Late,-

Druckfehler im Texte (fo Alcidae p. 43 Z. 13 V. O. anftatt nftche Predigten von Veifaffen. fremdländifcher Herkunft (.76 S ) 1892.

Aloidae, Wie p. I24 Z. 24 V. O. richtig gedruckt ift), da- I ~ IL ^"»fche Predigte" von Verfaffern deutfeher Herkunft 8,4-

gegen erheblich mehr Verfehen in den Anmerkungen M0°- u- d- T" Seit ™nn giebt es eine Predigt in deutfeher

notirt. Z. B. find die Citate unvollftändig oder unrichtig: ! sPrache? beantwortet durch die Gefchichte der Predigt m Deutfch-
P- 35 A. 3, p. 36 A. 6, p. 37 A. 7, p. 40 A. 3 und 8, p. 54 land von 8l4-»oo. (VI, 192 S.) 1893-

A. 4, p. 57 A. 3, p. 77 A. 2, p. 89 A. 3, p. 130 A. 2, p. 307 j Wer es unternimmt, eine neue Gefchichte der mittel-
A. 6. Ferner fchreibe p. 89 A. 5 rtvag für xivug, und j alterlichen Predigt zu fchreiben, kann auf vielfeitiges
p. 276 A. 1 nolioL-yoig für riollöVQ%OtQ. Intereffe rechnen. Nicht nur die im praktifchen Amt