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Ausgabe:

1893 Nr. 17

Spalte:

424-426

Autor/Hrsg.:

Hurter, H. (Ed.)

Titel/Untertitel:

Nomenclator literarius recentioris theologiae catholicae, theologos exhibens, qui inde a concilio Tridentino floruerunt, aetate, natione, disciplinis distinctos. Tomus II. Editio secunda

Rezensent:

Reusch, Franz Heinrich

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423 Theologifche Literaturzeitung. 1893. Nr. 17. 424

die des gefammten griechifchen Orients betreffen. Zum
grofsen Theil gehört der Inhalt der Profangefchichte an,
kommt demnach für diefe Anzeige nicht in Betracht.
Die griechifchen Texte find von rumänifcher Ueber-
fetzung begleitet, denn das Buch ift im nationalen In-
tereffe herausgegeben. Die ebenfalls rumänifch gefchrie-
bene Einleitung handelt von dem culturgefchichtlichen
Einflufs der Griechen auf die Rumänen und bringt etwas
biographifcb.es Material über die herausgegebenen Schrift -
fteller.

Nr. I. Kaioagzov Jutzovxe taxogiu xiöv ovußdvxiov
Eni xijg ßaoiXstag toi aovXxdv Meyjterrj, EnzxgonEvovxog
xov KzngovXr} ytgovxog MEypex naod, iteygi rf]g ßctoiltuig
xov aovXxdv [Ayutxrj, viov tov avxov aovXxdv JMEyutxrj,
inixgonEvovxog xryiv.avxu xovJaiiax Xaactv naod. S. 1—66.

DerVerfaffer diefer Chronik, die fich nach den Namen
der Sultane über die Jahre 1648—1704 erftreckt, ift
Käfarios Daponte, einer der intereffanteften und frucht-
barften neugriechifchen Schriftfteller, geb. 1707, geft. um
1790, Athosmönch. Die Chronik, die bereits von Sathas
in der Meoauoviv.^ BißXioÖrv.r^ III, S. 3—70 herausgegeben
ift, enthält aus der anatolifchen Kirchengefchichte kurze
Angaben über die Regierungszeiten der ökumenifchen
Patriarchen von Parthenios II (7 1651) bis Gabriel III
(1702—1707); doch fcheint hier manches zweifelhaft
zu fein. Der Verfaffer berichtet ja über Dinge, die
weit vor ihm gefchehen waren. An Einzelheiten interef-
firt der Bericht von einem jüdifchen Pfeudomeffias, der
um 1650 von Alt-Patras ausgehend in Smyrna, Adrianopel
und Conftantinopel unter den Juden viel Anhang
fand, von den Türken aber bald unfchädlich gemacht
wurde (S. 12 ff.). Bemerkenswerth ift ebenfalls die Erzählung
von dem Uebertritt eines Chriften zum Islam
(S. 20), fowie zweier Türken zum Chriftenthum. Der eine
der letzteren, den feine ruffiche Sclavin bekehrt hatte,
wurde orthodox. Da er in der Türkei blieb, wurde er
von feinen früheren Glaubensgenoffen als Apoftat hingerichtet
(S. 30). Der andere fchlofs fich erft den Orthodoxen
an, gerieth dann unter die Römifchen und wurde
Franziskaner in Venedig (S. 40).

Nr. 2. Xiv.oXdov Kvnugiaou öirp/rßtg xiüv oviißdvxiov
iv MoXdaßla xaxd xb 1716 exog Eni xfjg xgizrjg r^/Eiioviag
xov vxprßkozuxov, yalrjvoxdxog vai ÜEoqjgovQizov uvüevxov
v.ai fjs/uovog näoxg MoXdoßXuyiug v.vgiov v.vgiov'Icodvvov
Mvyur-X Pav.oßix'Qu Boeßööa. S. 66—86. Das Stück enthält
nur politifche Gefchichte.

Nr. 3. KuxdXoyog iaxooiv.bg dlgiöXoyog xtov /.ad? miäg
Xgvuuxiadvxiov smarjucov Pcoftaitov, v.ai xtvuiv /ttEydXwv
avußsßvY.bxtov v.ai inotrtoewv, ugyöiiEvog und xov yiXioaxov
inxuv.oaioaxov txovg, zwg xov iveoxiöxog oydor/v.oaxov xe-
xagiov v.axuoxgcod-Eig naga KmvaxavxLvov JunovzE 2xo-
nsXixov, xov Liexoroiiaad-erxog Kaioagiov. S. 87—220.

Der Verfaffer ift derfelbe wie bei Nr. 1. Das Schrift-
ftück ift ebenfalls bereits von Sathas l. c. S. 74 ff. herausgegeben
. Erbiceanu hat das Autograph des Verfaffers
benutzt und ift darum feinem Vorgänger vielleicht überlegen
. Wir finden in diefem 'iaxogiv.bg v.axdXoyog eine
Menge werthvollen biographifchen Materials für die Kirchen
- und Cultur-Gefchichte der Neugriechen. Die Anordnung
desfelben zwar ift formlos. Zuerft werden die Patriarchen
von Conftantinopel, Alexandrien, Antiochien und
Jerufalem genannt, dann die bedeutendften dgyiegelg, unter
denen auch Eugenios Bulgaris vorkommt, den der
Verfaffer felbft gekannt hat. Es folgen die Ugouovayot,
tegeJg, isgoöidvovoi und uovcryoi. Dabei wird eines
Prieftermönchs Erwähnung gethan, namens Methodios
(S. 123), der ein Anhänger des Molinos war und deffen
Lehre auch durch Schriften verbreitet hatte. Methodios
wurde nach Conftantinopel vor die Synode citirt, widerrief
und mufste feine Schriften verbrennen laffen. Das
war im Jahre 1723. Ein Synodalausfchreiben verbot die
fchriftliche Verbreitung der Ketzerei. Ich verbinde mit
diefer intereffanten Notiz die Bemerkung des Hagioriten

Nikodimos (A/.oXovuia dauaxiv.t] etc. 2. Aufl. 1847 S. 90),
i dafs der Iberit Hierotheos (f 1745) vor der Synode die
Ketzerei des Molinos beftritten habe. Endlich bemerke
ich, dafs die Philothea des F. v. Sales etwa 1780 in
griechifcher Ueberfetzung erfchien und dafs das 1783
von dem Metropoliten Makarios von Corinth gefchrie-
bene Büchlein xcegt xfjg awEyoig iiExaX^vjEojg wahrfchein-
lich von der Schrift des Molinos über die tägliche Com-
munion beeinflufst oder veranlafst ift. Das find Anzeichen
von dem weitreichenden Einflufs der quietiftifchen Myftik
der katholifchen Kirche auf die orthodoxe; wiederum
ein Beweis gegen die noch wenig erfchütterte Behauptung
, dafs es feit 1453 in der orthodoxen Kirche keine
Bewegung mehr gegeben habe.

Ein anderer Prieftermönch, Maxentios, lehrte um 1750
in fchwärmerifcher Weife, dafs man die zur Orthodoxie
übertretenden Chriften wiedertaufen müffe (S. 137 ff.).
Es war damals gerade diefe Frage eine fehr ftreitige.

Den Geiftlichen und Mönchen folgen in dem Katalog
die ruffifchen Kaifer, die ctv-trtvxai und ögayoiidvoi, endlich
die d'gxovxsc, ngayiiaxsixal v.ai öiödavaXoi.

Ueberall finden wir ein reiches, wenn auch ungeordnetes
Material angehäuft.

Nr. 4. 'Ey/MLiiov, rycoi ßiog xov Iv ryeiiöaiv vxpiqXo-
xdzov, tiaeßeaxdxov xe, v.ai f.isya?.ong£neaxdxov Kvglov
j Kvgiov '[(odvvov NivoXdov Htxgov Mavgoytvrj v.axu xb
uipnaz l'xog v.zX. S. 221—235.

Nr. 5 und 6 enthalten Schriften des Naum Rimni-
I ceanu über den Urfprung der Rumänen und eine Chronik
von 1768—1810, die namentlich rumänifche Verhält-
nifse behandelt. S. 235—294.

Nr. 7, bringt eine Chronik des Peloponnefiers De
Pafta über die Gefchichte Rumäniens unter dem Woewo-
den Conftantinus im vorigen Jahrhundert. S. 295—335.

Diefe Stücke (Nr. 4—7) enthalten nur Profange-
{ fchichte. Es ift hier darum nicht der Ort, auf den Inhalt
weiter einzugehen.

Das Buch ift gut ausgeftattet und weift verhältnifs-
mäfsig wenige Druckfehler auf. Es ift nur zu wünfchen,
dafs der Verfaffer fortfahre, noch mehr unbekannte Literatur
, namentlich kirchliche, ans Licht zu fördern.

Erichsburg. Ph. Meyer.

Hurter, Prof. D. H., S. J., Nomenciator literarius recen-
tioris theologiae catholicae, theologos exhibens, qui inde
a concilio Tridentino floruerunt, aetate, natione, dis-
ciplinis distinctos. Tom. II. Theologiae catholicae se-
culum secundum post celebratum concilium Triden-
tinum. Ab a. 1664—1763. Ed. II. plurimum aucta et
emendata. Innsbruck, Wagner, 1893. (VII S., 1846
Sp. und Index LIII S. gr. 8.) M. 18.—

Im Allgemeinen gilt auch von diefem Bande das in
der Th. L.-Z. 1892, Nr. 20 über den erften ausgefprochene
Urtheil. Auch hier find ganz zwecklos ausführliche Epi-
tapliia — S. 308 eines von 1 ]/2 Seiten auf J. B. Gonet,
S. 851 eines auf Mabillon von 3 3/2 Seiten — und ge-
fchmacklofe Elogia abgedruckt. S. 7 heifst es von dem
Dominicaner P. de Godoy: er fei ein fo berühmter Pro-
feffor gewefen, ut nulli sccundus vix ipse in sua aetate
secundum habuerit, und ut universitates non soiuui hispa-
nae, sed et externe nil aliud quam nomen Godoy resojiarent.
S. 694 heifst Martin Steyaert tlieologorum sui saeculi
phoenix, und S. 916 wird der Karmeliter Caffianus a S.
Elia, ein Cafuift, von dem ein Buch im Index fteht, das
ganz unglaubliche Dinge enthält (Index 2, 510), als vitae
innocentissimae austeritatisque fere ininütabilis gefeiert.

Die zahlreichen Janfeniften' werden nicht ausge-
fchloffen, wenn auch mit Epitheta, die nichts weniger
als ornantia find, bedacht und zum Theil in die Anmerkungen
verwiefen (S. 1331 u. f.). Aber die Schriften