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Ausgabe:

1893

Spalte:

393-394

Titel/Untertitel:

Hand-Commentar zum Neuen Testament. 4 Bde. 2. Aufl 1893

Rezensent:

Schürer, Emil

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N° 16.

5- Auguft 1893.

18. Jahrgang.

Hand-Commentar zum Neuen Teflament, 4 Bde.

2. Aufl. (Schürer).
Spitta, Zur Gefchichte und Litteratur des Ur-

chriftentums, 1. Bd. (Joh. Weifs).
Jagic, Slavifche Beiträge zu den biblifchen

Apocryphen. L Die altkirchenflavifchen Texte

des Adambuches (Schürer).

Steuer, Die Gottes- und Logoslehre des Tatian
(Krüger).

Schwarze, Unterfuchungen über die äufsere
Entwickelung der afrikanifchen Kirche (Preu-
fchen).

Monchamp, Galileie et Ia Belgique (Reufch).
Koppehl, Die Verwandtfchaft Leibnizens mit

Thomas von Aquino in der Lehre vom Böfen
(Siebeck).

Rieker, Die rechtliche Stellung der evangeli-

fchen Kirche Deutfchlands (Köhler).
Skopnik, Politik und Chriftentum (Köhler).
Zur Adreffe des Galaterbriefes (Schürer).
Das Buch Henoch im Abendlande (Schürer).

Hand-Commentar zum Neuen Testament, bearb. von Prof.
D. H. J. Holtzmann, Geh. Kirchenrath Prof. D.
t R. A. Lipfius, Prof. D. P. W. Schmiedel, Prediger
D. H. von Soden. 4 Bde. 2. Aufl. Freiburg i. B.,
J. C. B. Mohr, 1892-1893. (Lex.-8.) M. 33.—; geb.
M. 41.—; Subfcriptions-Ausgabe in 32 Lieferungen
ä M. 1.—

Inhalt: I. Bd. Die Synoptiker, die Apoflelgefchichte, bearb.
von Holtzmann, 2. Aufl. 1892. (XVI, 432 S.) — 2. Bd. 1. Abth.
Die Briefe an die Theflalonicher und an die Korinther, bearb. v.
Schmiedel, 2. Aufl. 1892. (XVI, 316 S.) 2. Abth. Die Briefe an die
Galater, Römer, Philipper, bearb. von Lipfius, 2. Aufl. 1892. (VIII,
254 S.). — 3. Bd. 1. Abth. Die Briefe an die Koloffer, Ephefer,
Philemon, Die Paftoralbriefe, bearb. von v. Soden, 2. Aufl. 1893. (VIII,
261 S.) 2. Abth. Hebräerbrief, Briefe des Petrus, Jakobus, Judas,
bearb. von v. Soden, 2. Aufl. 1892. (XII, 216 S.) —4. Bd. Evangelium
, Briefe und Offenbarung des Johannes, bearb. v. Holtzmann.
2. Aufl. 1893. (X, 363 S.).

Die erften Auflagen der einzelnen Abtheilungen diefes
Hand-Commentares find in den Jahren 1889, 1891, 1891,
1891, 1890, 1891 erfchienen (f. die Befprechung in der
Theol. Litztg. 1892 Nr. 2). Sämmtliche Abtheilungen
liegen nunmehr, im Durchfchnitt kaum zwei Jahre fpäter,
in neuen Auflagen vor — ein erfreulicher Beweis dafür,
welchen Anklang das Unternehmen gefunden hat. Dafs
der Beifall ein verdienter ift, brauche ich nach dem in
der früheren Anzeige Bemerkten nicht erft hervorzuheben.
Sämmtliche Mitarbeiter haben fleh aber mit dem Ge-
leifteten nicht begnügt, fondern ihre Beiträge einer durchgängigen
Revifion unterworfen. Dafsdiefelbe zu manchen
Ergänzungen Anlafs gegeben hat, zeigt fchon eine Ver-
gleichung der Seitenzahlen. Nur beim erften Bande ift,
obwohl auch diefer ein vielfach verbefferter ift, die Seitenzahl
die gleiche geblieben. Bei den übrigen wird die
Seitenzahl der erften Auflage von der der zweiten erheblich
überragt, nämlich um 40, 18, 6, 29, 36, im Ganzen alfo
um 129Seiten. Damit hängt freilich auch eine Steigerung
des Preifes von 26'/2 auf 33 Mark zufammen. Aber
auch fo noch ift der Preis für die Fülle des Dargebotenen
ein fehr niedriger zu nennen.

Die Art der Ausführung ift, wie ich fchon früher
bemerkt habe, in den einzelnen Abtheilungen eine ver-
fchiedene. Jeder Verfaffer hat eben fein eigenes Charisma.
Allen gemeinfam aber ift die Sorgfalt und Unbefangenheit
fowohl in der Einzelauslegung als in der Behandlung der
allgemeinen Fragen. Diefer Hand-Commentar giebt auf
überaus knappem Räume doch alles zum Verftändnifs
der Texte Nothwendige. Ref. hat gegenwärtig Veran-
laffung, Holtzmann's Auslegung der Apokalypfe fortlaufend
zu vergleichen und ift immer auf's Neue wieder

überrafcht, wie viel hier auf engftem Räume (die eigentliche
Auslegung ohne die Einleitung umfafst nur 43
Seiten) geboten wird. Man erfährt freilich nichts von
den vielen Thorheiten, welche in den älteren Auslegungen
der Apokalypfe aufgefpeichert find. Dafür ift aber um
fo fleifsiger alles gefammelt, was wirklich zur Erläuterung
der Anfchauungen des Apokalyptikers dient, nämlich
1) die Stellen des Alten Teftamentes, auf welchen die-
felben ruhen, und 2) die Stellen der fpäteren jüdifchen
Literatur, welche Parallelen darbieten.

Kiel. E. Schürer.

Spitta, Frdr., Zur Geschichte u. Litteratur des Urchristentums
. 1. Bd. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht,
1893. (gr. 8°.) M. 8. —

Inhalt: Die zweimalige römifche Gefangenfchaft des Paulus; der
2. Brief an die Theffalonicher; Unordnungen im Texte des 4. Evangeliums
; die urchriftlichen Traditionen über Urfprung und Sinn des
Abendmahls. (VII, 340 S.)

Die in diefem erften Bande vereinigten Abhandlungen
zeigen die bekannten Eigenfchaften des Verfaffers in hervorragendem
Mafse. Eine elegante, frifche, überredende
Schreibweife, ein glänzender Scharffinn und das warme
congeniale Anempfindungsvermögen eines künftlerifchen
und zugleich religiöfen Geiftes. Daneben fehlen freilich
auch nicht die, wie es fcheint, unvermeidlichen Schattenfeiten
eines Pfadfindertalentes: Eine oft allzu lebhafte
Phantafie, eine Ueberkühnheit im Durchhauen verwickelter
Probleme und ein zu gutes Vertrauen zu der Willigkeit
feiner Lefer, überzeugt zu werden. Ich denke mir,
dem Verf. wird klar fein, dafs die Mehrzahl unferer Fach-
genoffen keine Neigung hat, auf die Wege diefer Art
von Kritik einzugehen. Um fo bedauerlicher erfcheint
mir, dafs auch in diefen Abhandlungen die Fülle richtiger
und fördernder Erkenntnifse verbunden, ja unlösbar
verflochten ift mit Annahmen precärer Natur, welche
den nicht Vertrauensvollen abschrecken. Ich darf das
fagen, da ich mit lebhaftem Danke der reichen Anregung
und Belehrung mir bewufst bin, die ich Sp. verdanke,
wie Manches ich auch von feinen Einzelaufftellungen ablehnen
mufs.

Die ausgefprochenen Bedenken richten fleh am
Wenigsten gegen die i. Abhandlung, in welcher Sp. die
2. römifche Gefangenfchaft des Paulus neu zu be-
weifen fucht. Freilich auch hier fleht Beweifendes neben
Halb- oder Garnicht-Beweifendem. Dafs die ApG. die letzte
Romreife Pauli nicht als feinen Todesgang charakteriflrt
dafs weder die chronologifche Sachlage (Ende der dierla
Anfang 63, Brand Roms Juli 64) noch der abrupte Schlufs
der Acta den Tod Pauli in der 1. Gefano-enfchaft be-

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