Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1893

Spalte:

369-371

Autor/Hrsg.:

Kuenen, A.

Titel/Untertitel:

Historisch-critisch onderzoek naar het ontstaan en de verzameling van de boeken des ouden verbonds. Tweete, geheel omgewerkte uitgave. 3. Deel: De poetische boeken des ouden verbonds. 1. Stuk: De poezie en de

Rezensent:

Budde, Karl

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Hartiack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schüret*, Prof. zu Kiel.

Erfcheint | . Prei*

alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N£? 15. 22. Juli 1893.

Kuenen, Historisch-critisch onderzoek naar het
ontstaan en de verzameling van de boeken
des ouden verbonds III, I (Budde).

Deifsmann, Die neuteftamentliche Formel ,in
Chrifto Jefu' (Link).

Reich, Aufsercanonifche Paralleltexte zu den

Evangelien, I (Bouflef).
Engelbrecht, Patriftifche Analecten (Preufchen).
Couderc, Le v£nerable Cardinal Bellarmin,

2 vols. (Reufch).

18. Jahrgang.

Württembergilche Kirchengefchichte, herausgegeben
vom Calwer Verlagsverein (Kawerau).

Hoensbroech, Mein Austritt aus demjefuiten-
orden (Koehler).

Schrempf, Fünf Schriften (Schürer).

Kuenen. A., hoogleeraar, Historisch-critisch onderzoek naar
het ontstaan en de verzameling van de boeken des ouden
verbonds. Tweede, geheel omgewerkte uitgave. III.
Deel: De poetische boeken des ouden verbonds.
1. Stuk: De poezie en de gnomische geschriften.
Uitgegeven door J. C. Matthes, hoogleeraar te Amsterdam
. Leiden, P. Engels en Zoon, 1893. (X, 209 S.
gr. 8.) F. 2. 60.
Es war Abraham Kuenen nicht vergönnt, die zweite
Ausgabe feines grofsen Werkes in gewohnter Vollkommenheit
abzufchliefsen; über dem dritten und letzten Bande
mufste er die Feder für immer finken laffen. Ein an-
gefehener Fachgenoffe, Kuenen's Schüler, ihm nahe
befreundet und obendrein verwandt, Profeffor J. C.
Matthes zu Amfterdam, hat es übernommen, den Reft
des Werkes herauszugeben. Diefe erfte Hälfte lag ihm
im ganzen Umfang von des Verfaffers Pland vor, nur
eine Reihe von kurzen Nachträgen brauchte der Herausgeber
dazuzuthun (S. 203—209). Von der zweiten, die
lyrifchen Dichtungen und die Gefchichte der Sammlung
der altteftamentlichen Schriften umfaffend, wird er nur
noch die 4 erften Paragraphen der Behandlung desPfalm-
buches von Kuenen's Hand bieten können, und das vor^
gefundene Schema, das er S. 209 abdruckt, zeigt, dafs
damit leider das Wichtigfte, die pohtive Kritik, noch gar
nicht in Angriff genommen ifh Für die folgenden 4
Paragraphen diefes Capitels liegt eine Anzahl von Einzelanmerkungen
vor, die leider keinen zufammenhängenden
Faden für feine Fortfetzung und Vollendung in die Hand
geben; für die folgenden Capitel, Klagelieder, Hoheslied,
Gefchichte der Sammlung, ift nur in feinen Vorlefungs-
dictaten aus den letzten Jahren das Eine und Andere zu
finden; für die Klagelieder fei aufserdem noch auf den
Brief Kuenen's an Montefiore verwiefen, den Dyferinck
in der Theologisch Tijdschrift 1892 S. 359—361 veröffentlicht
hat. Wir haben das befte Zutrauen, dafs der Herausgeber
im Geifte feines Lehrers feine Aufgabe löfen
wird. —

So liegt denn in diefem dünnen Bande alles vor
uns, was wir von rund abgefchloffener Arbeit aus Kuenen's
Hand noch zu erwarten hatten, das theuere Vermächt-
nifs eines unvergefslichen Mannes. Es wäre überflüffig,
genauer von dem Inhalte zu berichten, da niemand, der
fich um altteflamentliche Dinge kümmert, fich die eigene
Einficht wird nehmen oder erfparen laffen; es wäre ge-
fchmacklos, des heimgegangenen Meifters letztes Wort
hin und her zu erwägen und auf feinen Werth zu prüfen. 1
Dagegen ziemt es fich bei diefer erwünfchten Gelegenheit
auch für unfere Zeitfchrift, daran zu erinnern, was
wir dem Heimgegangenen zu danken, was wir an ihm
verloren haben.

Wir, das heifst in allererfter Linie die alttefiament-

369

liehe Wiffenfchaft; denn ihr gehörte trotz der ungewöhnlichen
Weite feines Gefichtskreifes Kuenen's Lebensarbeit.
Wir haben an ihm den älteften der Ueberlebenden und
einen der Hervorragendften unter denen verloren, welche
unfere heutige organifche Anfchauung von Alten Tefta-
mente erkämpft und begründet haben. Nehmen wir
feine ganze umfaffende und eindringende Arbeit auf
literar- und religionsgefchichtlichem Gebiete zufammen,
wie fie in dem historisch-critisch onderzoek einerfeits, in
dem godsdie?it van Israel anderfeits bündig zufammen-
gefafst ift, fo darf gewifs niemand fich rühmen, mehr und
erfolgreicher am Alten Teftamente gearbeitet zu haben
als Kuenen. Gearbeitet im vollen Sinne des Wortes.
Kuenen war keine eigentlich geniale Natur; nicht blitzartig
enthüllte fich ihm die Wahrheit, und nicht mühelos
errang er feine Erfolge. Seine Stärke lag in dem harmonischen
Ebenmafs feiner Begabung. Sprachgefühl,
kritifcher Scharfblick, äfthetifche Begabung, gefchichtli-
cher Sinn, religiöfe Anlage, alles war ausgiebig vertreten,
und kaum eines überragte das andere in folchem Mafse,
dafs es ihm Abbruch gethan hätte. Aber zufammen-
gehalten wurden alle diefe Anlagen durch eine unbe-
ftechliche Gewiffenhaftigkeit und einen grofsartigen Drang
nach der Wahrheit. Diefen ethifchen Eigenfchaften vor
allen Dingen hat Kuenen feine Erfolge zu danken. Was
feine Arbeiten auszeichnet, ift die Sicherheit der Methode.
Möglichft vollftändige Sammlung des Stoffes auch von
den entlegenften Stellen, eine Sachlichkeit und Unparteilichkeit
des Urtheils, die kaum ihres gleichen findet,
äufserfte Ruhe und Umficht der Unterfuchung, Aufarbeitung
des Stoffes bis auf den letzten Reft. Selten
bleibt ein Seitenweg unverfucht, feiten eine mögliche
Folgerung, auch bis in die feinften Spitzen hinein, ungezogen
; aber die Grade der Wahrfcheinlichkeit der Er-
gebnifse werden auf das gewiffenhaftefte unterfchieden,
der Lefer kann fich feft darauf verlaffen, dafs er niemals
durch eine perfönliche Vorliebe des Verfaffers geblendet
wird. Zeigen fich diefe grofsen Vorzüge in hohem Mafse
fchon bei feinen zufammenfaffenden Werken, fo treten
fie noch unvergleichlich ftärker bei feinen Einzelarbeiten
in den Vordergrund. Kuenen's Auffätze, vor allem die
grofse Zahl der in der Theol. Tijdschrift erfchienenen,
aber nicht minder auch die Cabinetftücke in den Abhandlungen
der niederländifchen Akademie, werden für
alle Zeiten Mufter der kritifchen Arbeit bleiben, fo wie
es die Leffing's bis auf den heutigen Tag geblieben find.
Wer arbeiten, wer wiffenfehaftliches Verfahren lernen
will, der kann nichts Befferes thun, als diefen Abhandlungen
Schritt für Schritt nachgehen. Da wird nirgends
das Urtheil des Lefers gefangen genommen; nirgends
wird der Schüler durch geniale Sprünge verleitet fich
über die aufgewandte Mühe zu täufchen, nirgends in die
Verfuchung geführt, nachdem er fich die Aeufserlich-
keiten des Meifters angeeignet, nun nur keck feine grüne

370