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Ausgabe:

1893

Spalte:

206-208

Autor/Hrsg.:

Braun, Osk.

Titel/Untertitel:

Moses bar Kepha und sein Buch von der Seele 1893

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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Theologifche Literaturzeitung. 1893. Nr. 8.

eine Jabin-Gefchichte mit der Debora-Barak-Gefchichte
verfchmolzen ift, und die letztere dem Liede gegenüber
eine etwas jüngere, felbftändige Ueberlieferung darfteilt.
Die Löfung der Frage ift in allem Wefentlichen die des
Unterzeichneten; im Einzelnen wird man manche dan-
kensvverthe Beobachtung finden. Der Commentar trägt
den Stoff höchft forgfältig und reichhaltig zufammen
und befpricht die auftauchenden Fragen mit gutem Urtheil
ohne fich auf Wagnifse einzulaffen. Es fei mir geftattet, ein
Mifsverftändnis zu verbeffern, das mir auch anderwärts
fchon begegnet ift. S. 37 wird Dnb TS D^ttJin D^nbs irQT
rji-iyte als meine Herftellung von' "5, 8 angeführt und abgelehnt
. Das fchlechte Hebräifch der erften drei Worte
habe ich dem Debora-Liede nicht zugemuthet. Meine Worte
lauten (Richter und Samuel S. 103): .Danach wage ich zu
vermuthen, dafs in Difibx 1W ein Dlrfb« 1H3T oder 'X rDT
fteckt, Cflnn als Neumonde zu lefen ift, und dann
irgendwie die Seltenheit gottesdienftlicher Schlachtungen
und damit des Fleifcheffens ausgedrückt war'. Für
diefes .irgendwie' wäre die kürzefte Faffung wohl
a^UJinb, nicht aber D'üöin allein; doch habe ich eine
volle Herftellung des Textes gar nicht bezweckt. Auch
auf den folgenden Satz a. a. ü.: ,Umgekehrte Stellung
der Versglieder wäre vorzuziehen', mufs ich hinweifen.
WerthvolleErgebniffe bieten die allgemeinen Bemerkungen
über den Charakter der hauptfächlichften Ueberfetzungen'
S. 55 f. Aus der ,kurzen Anmerkung über die Theologie
des Liedes' S. 56 f. fei der fehr wahre Satz hervorgehoben
: Jedes Wiederaufleben (revival, faft = Fortfehritt,
höhere Stufe) der Religion war die Folge eines fiegreichen
Krieges'. Dagegen fehlt der wichtige Zug, dafs Jahwe erft
aus fernem Lande zur Hülfe herbeieilen mufs.

S. 10 Z. 7 und 11 find ,right' und ,/e/t' zu ver-
taufchen.

Strafsburg i/E. K. Budde.

Wirth, Albr., Danae in christlichen Legenden. Wien, F.
Tempsky, 1892. (VI, 160 S. gr. 8.) M. 5. —

Wirth's Unterfuchungen über Danae in chriftlichen
Legenden könnten einen werthvollen Beitrag zur vergleichenden
Religionsgefchichte bilden, wären nicht darin
taufenderlei Dinge kunterbunt durch einander gewürfelt.
Es kann nicht leicht eine unfruchtbarere Methode geben
als die, welche der Verf. angewandt hat. Auf feiner
Jagd nach Aehnlichkeiten und Verwandtfchaften zwifchen

den einzelnen Sagenkreifen hat er bald hier, bald dort Citat war auch nicht blofs ungenau, fondern falfch. Ich
etwas aufgelefen. Nord und Süd, Europa und Afien, würde dies nicht wieder erwähnt haben, wäre nicht auch

Sophia, Sa- Venera, Pelagia, Afeneth, und felbft in dem
Roman von Barlaam undjoafaph, ja in dem walachifchen
Märchen Florinus und in Taufend und einer Nacht
finden fich noch Anklänge. Der Verf. unterfucht nach
diefer Ueberficht die Irenelegenden auf ihre Beftandtheile,
insbefondere die Abdämmung vom Danaemythus, und
läfst dann einen Ueberblick über die Wanderung der
Irenelegende durch Vorderafien, Egypten, Iran und Armenien
, Cypern und Conftantinopel, die Balkanhalbinfel,
Italien und Sicilien, Wefteuropa und Deutfchland folgen.
In einem Anhang ift das /.tapcvoiov rdq uyiaq Baoßägaq
nach Vatic. 866 und das (noch nicht publicirte) [icco-
zvqlov zfjg ctyiag BiQ-rjvrjq abgedruckt.

Die philologifche Akribie des Verf. hat feit feiner
Publication der Acten des Nereus und Achilleus, deren
relative Werthlofigkeit ich in Th. L. Z. 1891, Nr. 3 nach-
zuweifen verfuchte, fich kaum gebelfert. Ich kann diesmal
auf Carl Schmidt verweifen, der in einer in jeder
Beziehung lefenswerthen Recenfion (Gött. Gel. Anz. 1892,
Nr. 22) die Fehler und Ungenauigkeiten W.'s, deren
Zahl Legion ift, aufgeführt oder angedeutet hat. Schwerer
wiegt, dafs des Verf.'s theologifche, bezw. kirchenge-
fchichtliche Kenntnifse fo bedenkliche Lücken und falfche
Vorftellungen (die gnoftifchen Schriften, die man um
400 dem Dionyfius unterfchob S. 56; die gnoftifchen
Prophetinnen Maximilla und Priscilla S. 62 u. A. vgl.
Schmidt a. a. O.) enthalten, dafs man allen Ernftes
Zweifel hegen mufs, ob man ihm bei einer complicirten
Wanderung durch die verfchiedenften Religionsgebiete
Vertrauen fchenken darf; zumal wenn man fieht, in wie
erheblichem Mafs der Verf. mit fecundären Darftellungen
arbeitet.

In der angeführten Recenfion hatte ich behauptet:

der Satz von Wirth (Acta Nerei et Achillei p. 14)---

legendas — Pelagiae nec non Asenethis, quam graece
vertit c. a. 5qo Zacharias rhetor, translatas syriacc con-
stat, enthalte baaren Unfinn. Wirth verweift mich auf
Land, anccd.syriaca III Einleitung und meint, wenn mir
das bekannt gewefen wäre, würde ich mir meinen Tadel
erfpart haben. Aber ich kenne nicht nur die Einleitung,
fondern das Sammelwerk felbft und kann Wirth ver-
fichern, dafs Zacharias Rhetor mit der Legende der
Afeneth gar nichts zu thun hat, was übrigens auch
Land fehr wohl weifs. Wirth fchreibt jetzt auch:
,Dafs das Citat aus Bat. ungenau war, ift möglich-.
Aber das ift nicht nur möglich, fondern richtig, und das

Semitifches, Griechifches, Chriftliches, Gnoftifches, Bud-

Wirth's neue Arbeit wieder voll von ungenauen Citaten

dhiftifches, Walachifches, Alles das und vieles andere | wie etwa: Müller, Fragt», graec. III; Archiv für flavifch.

zieht in kraufer Unordnung an uns vorüber. Merkwürdiger
Weife nennt W. bei feinen Bemerkungen über
Buddhismus und Chriftenthum (S. 6yf.) Seydel's Buch
(1882) nicht. Schade! Er hätte daraus noch eine Menge
.Gefichtspunkte' gewinnen können!

Dem Lefer einen klaren Einblick in das Gewebe der
W.'fchen Ausführungen zu verfchaffen, fehe ich mich
trotz wiederholter Bemühungen nicht im Stande. Des
Pudels Kern, und der ift an fich werthvoll, ift etwa diefer!
In der Barbara-Legende find, wie fchon Papebroch
in den Acta Sanctorum (deren Herausgeber übrigens
Bollandistae, nicht t, wie W. 13 unten drucken läfst,
heifsen), Erinnerungen an Danae-Perfephone vorhanden.
Deutlicher treten die Spuren davon in der Legende der
Penelope, Tochter des Königs Licinius, hervor, die nach

Philol. II; Symeon Metaphraft.es bei Migne CXV; Migne
wird öfter nur nach der Bandzahl citirt, wo man Angabe
der Stelle erwartet. Vgl. auch Schmidt a. a. O. und das
oben citirte ,Bat.', hinter dem Niemand, der nicht die
frühere Publication kennt, Batiffol vermuthen kann.

Giefsen. G. Krüger.

Braun, Dr. Osk., Moses bar Kepha und sein Buch von der
Seele. Freiburg iE., Herder, 1891. (VIII, 166S.gr. 8.)
M. 4. —

Mofes bar Kepha, Bifchof von Moful und Periodeut
von Tagrit, geb. um 815, geft. 903 (nicht 913, wie man
mannigfach noch lieft, z.B. an den 2 Stellen, an denen
ihn die PRE2 nennt, auch nicht 920, wie Abbe Martin,
ihre Taufe Irene heifst. ,Die Entftehung ihrer Paffion | Hexameron du Jacques d' Edesse S. 79 hat) ift derjenige

fällt offenbar in die Saffanidenzeit; die Heimath der Hei- Schriftfteller der fyrifchen Kirche, der beim Aufkommen
ligen, Magedon oder Mygedon, wird auf Mygdonia bei i der fyrifchen Sprachftudien in Europa faft zuerft bekannt
Nifibis zurückgehen'. ,Die lateinifche Replik Irene's ift ! wurde, indem Andreas Du Maes fchon 1569 eine la

Chriftina'; zuerft bei Venantius Fortunatus ||6oo] erwähnt
und bald zu einer befonderen Heiligen erwachfen,
die fich endlich in mehrere zerfpaltet. Verwandt find

der Irene weiter Piftis, Elpis und Agape mit ihrer Mutter Dann hat Dudley Loftus im 17. Jahrhundert, dem wir

teinifche Ueberfetzung feines Buchs de Paradiso veröffentlichte
, die in der BibUotheca maxima Bd. 17 und
Migne's Patrologia Graeca Bd. Iii wiederholt wurde.