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Ausgabe:

1892

Spalte:

162-164

Autor/Hrsg.:

Bonwetsch, G. Nathanael

Titel/Untertitel:

Methodius von Olympus 1892

Rezensent:

Jülicher, Adolf

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l6i Theolosjfche Literaturzeituno/. 1892. Nr. 6. 162

xrtv vnozeiav bei xrtg. vorausfetzt, die Richtigkeit diefer
Vorausfetzung folgert.

An 3. Stelle (S. 308 ff.) handelt Z. noch über die
Altercatio legis tnter Simonetn Iudaeum et Theophilum
Christianum des Euagrius und deren ältere Grundlage.
Diefe Altere, hatte Harnack in den Text. u. Unterf. I, 3
neu herausgegeben und darin im Wefentlichen nur eine
Ueberfetzung des griechifchen Dialogs zwifchen Jafon
und Fapiscus (verfafst c. 150 von Arifto Pellaeus) erkannt
. Es ift in der That alles Mögliche, dafs auch Z.
trotz feines Ingrimms auf Hrn. (vgl. auch Vorwort S.
IV) ein näheres Verhältnifs zwifchen dem Dialog des
Arifto und der Altere, des Euagrius nicht leugnet. Nur
behauptet er, dafs nicht eine Ueberfetzung, fondern eine
,fehr durchgreifende Umarbeitung' vorliege. Von feinen
Argumenten find manche beachtenswerth — freilich nicht
folche wie das auf S. 318. ,Hätte Hieron. diefes unklare
und farblofe Gefafel in Arifto's Dialog gelefen, fo
würde er es am anderen Tage auch wieder vergeffen
haben', als ob Hieron. und andere gute Chriften mit
mehr oder weniger Freifinn folchen Abfcheu vor dem
Gefafel gehabt hätten! —, auch der Hinweis S. 321 auf
einen noch unedirten griech. Dialog zwifchen den Juden
Fhilo und Pappiskos und dem Mönch Anaftafios (c. 500)
— freilich nicht die fchöne Vermuthung, dafs ein Satz
des Griechen, in dem die Alleinherrfchaft des Chriften-
thums in der ganzen Welt, fogar auf den britannifchen
Infein, gefeiert wird, von dem Arifto um 150 herftamme! —
Die Wahrheit wird wohl zwifchen Z. und Hrn. in der
Mitte liegen. Merkwürdig ift, wie eifrig Z. nun doch
S. 326 ff. den Beftand des N. T.'s der Altercatio aufnimmt
und wefentlich identifch mit dem bei Juftin findet. Das
fpricht wohl fehr zu Gunften der Hrn.'fchen Auffaffung.

Dafs die Correctur viele Fehler flehen gelaffen hat,
ift man bei Z. gewohnt; ich nenne nur die erheblichften:
283 n. I 1. ex ft. et, 259 n. 3 L h. e. V, 13, 8 ft. IV,
260 n. 1 L htt x q eipaxe ft. inioxQ., 262 n. 1 L Pontius
it. Pontianus, 280 n. fehlen Z. 20 usque vor und attnutn
hinter ad quadragesinuim, 281 n. I 1. VII, 138 ft. 188
und 289, n. 1 l. unanftöfsige ft. unumft.

Das Werthvollfte in dem Bande ift, was J. Haufsleiter
S. 1—224 (dazu noch allerlei nützliche Indices S. IX—
XVIII) über ,die lateinifche Apokalypfe der alten afrika-
nifchen Kirche' gefchrieben hat. § 1. 2 find nur ein Abdruck
feiner 1887 erfchienenen Abhandlung über Leben
und Werke des Primafius, des bekannten afrikanifchen
Bifchofs (6. sei), von dem wir einen Commentar zur
Apok. befitzen. Die älteften Ausgaben und Hand-
fchriften diefes Commentars werden in $ 3 behandelt; erft
in § 6 erfahren wir, dafs die treuen handfehriftlichen
Studien Hsl.'s hier noch nicht eine neue Textrecenfion
des ganzen Commentars erzielt haben — die hoffentlich
auch nicht zu lange auf fich warten läfst —, nur auf den
von Primaf. benutzten und Stück für Stück vor feiner
Auslegung mitgetheilten Bibeltext hat er es abgefehen.
Diefer weicht nämlich fehr bedeutend von dem Text in
der Vulgata ab, während er faft durchweg mit dem bei
Cyprian und in den (am bellen 1890 von S. Berger
edirten) Fragmenten der Handfchrift von Fleury vorliegenden
übereinftimmt. Haufsl. glaubt demnach hier die
officielle Ueberfetzung der afrikanifchen Kirche, die in
voreyprianifcher Zeit angefertigt worden, zu befitzen, und
fo bietet er denn S. 79—175 den Apok.-Text des Primafius
, daneben — oder darunter; ganz leicht ift die
Leetüre nicht — die Parallelen aus Cyprian und von
Fleury. Er hat einen reichen Apparat zufammenge-
bracht, wohl geordnet und methodifch verwerthet; in
orthographifchen Abfonderlichkeiten mag er fich an die
befte Handfchrift (einen Augienfis von c. 800) zu ftark
anfchliefsen, fonft wird feine Textconftituirung feiten anfechtbar
fein. Eine zweite Reihe von Noten bringt wichtige
Beiträge zu der Gefchichte diefes Textes, namentlich aus
dem Commentar des Primafius felber; die Thefe H.'s,

dafs die editio Ticonii, die Prim. oft citirt, eine neue
Recenfion der älteften Ueberfetzung darfteilt, die in der
Mitte zwifchen letzterer und der Vulgata fleht, wie fich
denn Hieron. bewufst an fie anlehne, fcheint mir erwiefen.
Aber nicht blofs die Italaforfchung hat er gefördert; er
beanfprucht — mit Recht — bei Feftftellung des griechifchen
Apok.-Textes eine mafsgebende Rolle für den
alten Lateiner gegenüber den jungen griechifchen Manu-
feripten; im letzten $ giebt er ein Beifpiel an Apoc. I,
12—18, wie die Vorlage des Lateiners gelautet habe und
wie der Text felbft von Tifchdf. und Westcott-Hort darnach
zu corrigiren fei. Das l%Ctct in I, 16 ift zu tilgen, erft
recht das kev/.ov in v. 14, vielleicht auch das v.ai o £(5i
in v. 18. In Cap. 3, 16 ift xai ovxs 'Ctaxbg ovxe tpvxQog
Gloffe (aus v. 15); c. 20, 140 ift ovxog— nvgög zu ftreichen.
Es ift bedauerlich, dafs Weifs bei feiner Arbeit über den
echten Text der Apok. die Abhandlung Haufsl.'s noch
nicht benutzen konnte, die Lateiner find dort nicht zu
ihrem Rechte gekommen.

In g 8 liefert übrigens H. noch als Beilagen Stücke
aus dem Commentar des Prim., den Prolog, die ab-
fchliefsende Zufammenfaffung und die anderswoher entlehnten
Capitelverzeichnifse am Anfange jedes der 5 Bücher.
Eine abweichende Eintheilung (in 48 Capitel gegen 96 des
Prim.) lernen wir S. 197—199 aus einem vatikanifchen und
2 Münchener Codices kennen; S. 200 ff. wird ein von
Primafius aufbewahrter Brief Auguftin's in emendirter
Geftalt vorgelegt und feine Bedeutung für die Gefchichte
der Ethik erwiefen.

Ich fchliefse diefe Anzeige mit warmem Dank für
fo felbftlofen Fleifs und dem Wunfche, dafs man in den
Kreifen Haufsleiter's deffen Wort (S. 73) beherzigen und
auch auf Dogma und Kirche beziehen wolle: ,Was wirklich
lebt, verändert fich; nur das Erftarrte bleibt fich
gleich'.'

Marburg. Ad. Jülich er.

Bonwetsch, Prof. Dr. G. Nathanael,Methodius von Olympus.

I. Schriften. Leipzig, Deichen Nachf., 1891. (XLVIII,
408 S. gr. 8.) M. 13.—

Einer Anregung Th. Zahn's — dem das Buch denn
auch gewidmet ift — folgend, hat Bonwetfch fich in
Rufsland umgefehen nach den von Pitra erwähnten fla-
vifchen Ueberfetzungen von Werken des berühmten pam-
phylifchen Bifchofs und Märtyrers: 4 faft buchftäblich
mit einander übereinftimmende Handfchriften eines alt-
flavifchen Corpus Methodianum hat er gefunden und in
dem vorliegenden Werke durch eine deutfehe Ueberfetzung
der abendländifchen Wiffenfchaft zugänglich gemacht
. Leider find die Manufcripte fämmtlich fehr jung,
und trotz weitgehender Wörtlichkeit im Einzelnen hat der
Ueberfetzer — wenigftens ift B. der Meinung, dafs diefer
und nicht fchon eingriechifcher Vorgänger der Schuldige
fei—je weiter zum Ende hin defto ftärker gekürzt, fodafs
wir vielfach blofs Excerpte empfangen. Aber auch diefe
find werthvoll, weil jetzt doch die Hauptfchriften des
Methodius, die mit Ausnahme des Symposion, das wieder
1 in der Ueberfetzung ganz fehlt, ja nur fragmentarifch
; erhalten waren, ihrem Gedankengange nach recon-
ftruirt werden können. Und dann lernen wir hier bisher
überhaupt noch nicht bekannte Abhandlungen des
Meth. kennen.

Mit Recht hat fich B. entfchloffen, nicht etwa nur
den Slaven, fondern ihn gemeinfehaftlich mit den griechifchen
Ueberreften herauszugeben; ich würde fogar
erfreut fein, wenn er auch das Symposion mit abgedruckt
hätte, damit man beim Studium des Meth. nicht immer
2 Bücher brauchte. Und er hat fich nicht befchränkt,
' aus früheren Editionen den griechifchen Text zu übernehmen
— auch ein Paar fyrifche Fragmente kommen
noch mit zur Verwerthung — fondern durch Collation der

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