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Ausgabe:

1892

Spalte:

121-124

Autor/Hrsg.:

Driver, S. R.

Titel/Untertitel:

An introduction to the literature of the Old Testament 1892

Rezensent:

Siegfried, Carl

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 5. 5- März 1892. 17. Jahrgang.

Comill, Einleitung in das Alte Teftament
(Siegfried).

Driver, An Introduction to the Literature of
the Old Testament (Derf.).

Lötz, Gefchichte und Offenbarung im Alten
Teftament (Siegfried).

Smith, The Book of Isaiah, vol. II (Budde).

Kurzgefafster Kommentar zu den heiligen Schriften
A. u. N. Teflamentes, 9. Abth. Die Apokryphen
ausgel. von Zoe kl er (Gunkel).

Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum
vol. XXI et XXV, I (Jülicher).

Hilarii Tractatus super psalmos ed. Zingerle
[Corpus Script, eccl. lat. vol. XXII] (Preufchen).

Ignatii Diaconi vitaTarasii ed. Heikel (Krüger).

Schloffer, Die abendländifche Klofteranlage
des früheren Mittelalters (Gerh. Ficker).

Bachmann, Die wichtigften Symbole der reformierten
und katholifchen Kirche (Lobftein).

Meier, Wir fahen feine Herrlichkeit, Predigten,
2. Sammlung (Diegel).

Riggenbach, Jefus nimmt die Sünder an,
Predigten (Hans).

Stockmeyer, Die Bergpredigt Jefu Chrifli,
ausgelegt in Predigten (Derf.).

Jahresberichte über das höhere Schulwefen,
V. Jahrg. Ergänzungsheft (Bornemann).

Wiefe, Der evangelifche Religionsunterricht
(Bornemann).

Kefsler, Die chriflliche Lehre, I. Heft (Bornemann
).

Novum Testamentum graece, für den Schulgebrauch
herausg. von Zelle, IV (Bornemann).

Weizfäcker, Juriflifcher Wegweifer für Kirchenbau
und Parochialteilung (Koehler).

Blicke in Herz und Welt (Kühn).

1. Cornill, Prof. Dr. 1). Carl Heinr., Einleitung in das Alte

Testament. [Grundrifs der theologifchen Wiffenfchaf-
ten, bearbeitet von Achelis, Cornill, Fifcher u. A.,
2. Thl. 1. Bd.] Freiburg i/B., J. C. B. Mohr, 1891.
(XII, 325 S. gr. 8.) M. 5. —

2. Driver, Prof. Canon S. R.. D. D., An introduction to
the literature of the Old Testament. [International theo-
logical library, vol. i.J Edinburgh, T. <(; T. Clark, 1891
(XXXV, 522 S. gr. 8.) geb. 15 s.

Dem erftgenannten Buche darf unter Seinesgleichen

Entfcheidungen der Kritik zum Auswendiglernen in die
Feder zu geben, fondern fie an der Arbeit felbft und
an der Gewinnung der Refultate in der Weife Theil
nehmen zu laffen, dafs es ihnen fo vorkommt, als hätten
fie diefe Entdeckungen felber gemacht. Wenn es ihm
wirklich gelingt, die Aufmerkfamkeit feiner Zuhörer in
diefer Ausführlichkeit bei der Arbeit der A.nalyfe feilzuhalten
, dann haben wir allen Refpect vor feiner Lehrgabe
. Jedenfalls hat aber dies Verfahren zu einer
grofsen Ausdehnung der fogen. fpeciellen Einleitung
geführt, der gegenüber die übrigen Theile unferer Dis-
ciplin fehr zurücktreten. Der 5. Theil nach Reufs'

ein hervorragender Platz angewiefen werden. Es befitzt Gliederung unferer Wiffenfchaft: die Gefchichte der Aus-

methodifche Vorzüge, welche es unbedingt zum bellen
Hilfsmittel namentlich für Anfänger machen. De Wette-
Schrader und die Hertwig-Kleinert'fchen Tabellen find
ganz veraltet. Für Wellhaufen ift der alte Bleek ein
Fatum gewefen. Je mehr er daran herumbefferte, defto
unglücklicher lief die Sache ab. Schade, dafs wir von
ihm felbft nicht eine Einleitung aus einem Gufs bekommen
haben. Er hätte fie in derfelben Zeit machen
können; vielleicht fogar noch fchneller. — Kuenen's
grofsartiges Werk könnte der Anfänger nicht bewältigen
, auch wenn es vollftändig in deutfeher Ueberfetzung
vorläge. Strack's knappe und zuverläffige Darftellung
des wiffenfehaftlichen Stoffes bietet das Wefentliche, ift
aber doch nicht recht geeignet, in die gegenwärtige
literarifche Bewegung einzuführen, da der Verfaffer
keine rechte Freude an derfelben hat. Cornill dagegen
hat fich offenbar mit einer gewifsen Paffion in die Probleme
der altteftamentlichen Literarkritik hineingeworfen
und ein vollkommen auf der Höhe der gegenwärtigen
Wiffenfchaft flehendes Lehrbuch gefchaffen. Von
den werthvollen Arbeiten zu den einzelnen kritifchen
Fragen ift ihm wohl keine entgangen. Von den geficher-
ten Refultaten giebt er fcharfumriffene, in aller Knappheit
klare Darftellungen. So von Wellhaufen's Kritik
des Hexateuch, von der Stade's zu Deuterozacharja und
Micha, von Budde's Arbeiten zu Rh, Sam. und Hiob
u. a. m. An mehreren Punkten greift auch der Verfaffer
felbft mit eigener Kritik ein: S. 111 ff. zu Sam.,
S. 209—214 zu den Pfalmenüberfchriften, S. 258 fr. zu
Daniel u. a. Befondere Sorgfalt verwendet der Verf.
auf den methodifchen Aufbau der kritifchen Analyfe,
der ihm, wie uns fcheint, befonders bei der Pentateuch-
frage S. 18—27 und noch glücklicher beim Deut. S. 33
— 42 gelungen ift. Sein Beftreben ift hier offenbar gewefen
, den Zuhörern oder Lefern nicht dogmatifch die

legung, ift gänzlich in Wegfall gekommen. Der 4.: die
Gefchichte der Ueberfetzungen ift blofs foweit ausgeführt
, als die letzteren zu Hilfsmitteln der Textkritik
geeignet erfcheinen. Da indeffen der Begriff: Einleitung
' überhaupt kein wiffenfchaftlicher, fondern nur ein
traditioneller ift, fo wird man dem Verfaffer das Recht
nicht beftreiten können, unfere Disciplin zu behandeln
als die Lehre einer Kunft, die Entwickelungsproceffe der
altteftamentlichen Literatur zu ergründen und deren
alten Texten die möglichft richtige Geftalt wiederzugeben
. — Auf abweichende Anflehten in einzelnen kritifchen
Fragen — wie z. B. auf die Behauptung, dafs
Elihu des Räthfels Löfung im Hiob gebe S. 229h und
Jahve hinterdrein völlig überflüffiger Weife mit feiner
Macht grofs thue, die ja Hiob gar nicht angezweifelt
hatte — gehen wir hier nicht ein, wo es fich nur um
Fragen der Methode handelt. In diefer Rückficht möchten
wir des Verfaffers Verfahren nur darin beanftanden,
dafs er die Schriften des A. T.'s nach der Reihenfolge
des jüdifchen Kanons abhandelt. Dabei kommt es doch
zu ftarken Zerreifsungen des Zufammengehörigen. Chronik
wird von der übrigen hiftorifchen Literatur weit getrennt,
während es doch inftruetiv gewefen wäre, unmittelbar
nach der Behandlung des grofsen prophetifirenden Ge-
fchichtswerkes die Vergleichung eines folchen vom
Standpunkte von P folgen zu laffen. Ebenfo empfiehlt
es fich, den Nachahmer der alten Propheten, den Daniel,
hinter feinen Vorbildern, anftatt zwifchen Eftner und Esra
Neh. abzuhandeln. Die ganze Literaturbetrachtung erhält
fo etwas Zerhacktes, Hin- und Herfpringendes. Uns
ift es immer praktifcher vorgekommen, da das Wagnifs
einer eigentlichen Literaturgefchichte jedenfalls zur Zeit
(vielleicht überhaupt) nicht räthlich ift, nach grofsen
allgemeinen Kategorien, wie hiftorifche, prophetifche und
poetifche Literatur die einzelnen Schriftwerke zu ord-

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