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Ausgabe:

1892

Spalte:

89-90

Autor/Hrsg.:

Bruston, C.

Titel/Untertitel:

La vie future d‘après l‘enseignement de Jésus-Christ 1892

Rezensent:

Lobstein, Paul

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erscheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 4. 20. Februar 1892. 17. Jahrgang.

Bruston, Lavie future d'apres l'enseignement

de Jesus-Christ (Lobaein).
Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmen-

gelchichtlicher Quellenfchriften, 2. Hft. Ter-

tullian, De paenitentia, de pudicitia, hrsg. von

Preulchen (Jülicher).
Brockhaus, Die Kunft in den Athos-Klöftern

(Ph. Meyer).
Luther und Emfer, ihre Streitfchriften aus

dem Jahre 1521, hrsg. von Enders (Kawerau).

Paulus, Der Auguftinermönch Johannes Hoff-

meifter (Kawerau).
Kannengiefser, Der Reichstag zu Worms vom

Jahre 1545 (Virck).
Knöpfler, Die Kelchbewegung in Bayern unter

Herzog Albrecht V (Virck).

Institutum Societatis Jesu, editio novissima
(Reufch).

Furrer, Das Glaubensbekenntnifs der abend-

ländifchen Kirchen (Lobflein).
Bertrand, Une nouvelle conception de la R6-

demption, la doctrine de la justification et de

la röconciliation dans le Systeme theologique

de Ritsehl (Lobftein).

Kefsler, Die Wunder des Glaubens (Lobflein).
Bauer, Die deutfehen Reichsgefetze in Bezug
auf Kirche, Religion undGeifllichkeit(Koehler).

Bruston, C, La vie future d'apres l'enseignement de
Jesus-Christ. Paris, Fischbacher, 1890. (VII, 112 S.
gr. 8.) fr. 2. 50.

Diefe klar und lebendig gefchriebene Differtation B.'s
fafst einige Studien zufammen, welche 1885 und 1890
theils in der Revue theologique von Montauban, theils
in der Laufanner Reime de theologie veröffentlicht worden
find. Der Ertrag der exegetifchen und biblifch-theolo-
gifchen Unterfuchung B.'s ift in kurzen Worten folgender
: Jefus hat feine glorreiche Wiederkunft als unmittelbar
bevorftehend verkündigt; und er hat fich dabei nicht
getäufcht, denn diefe Wiederkunft hat bereits ftattge-
funden, fie vollzieht fich noch täglich durch die Ausbreitung
des Chriftenthums, fie wird in ununterbrochener
Weife vor fich gehen, bis die ganze Menfchheit für das
Evangelium gewonnen fein wird. In anderen Worten,
die Wiederkunft Chrifti ift nicht eine empirifch lichtbare
und greifbare, fondern eine geiftige; nur eine folche hat
Jefus vorhergefagt, nur einer folchen dürfen wir gewärtig
fein. Ebenfo find Gericht und Auferftehung nur
geiftige Vorgänge, welche fofort nach dem Tode jedes
Einzelnen ffattfinden und die wir nicht in eine unbe-
ftimmt ferne Zukunft hinauszufchieben berechtigt find.
Allerdings haben die erften Jünger, vor allen Paulus,
den urfprünglichen Sinn der Worte des Herrn nicht mehr
voll und ganz zu erfaffen vermocht; jüdifcheTheologumena
haben die authentifchen Ausfagen Jefu in ein fchiefes
Licht gerückt und den urchriftlichen, echt evangelifchen,
durch Chriftus geweckten Glauben getrübt. Das Johannesevangelium
aber und der erfte Johannesbrief beftäti-
gen den in den Synoptiken enthaltenen wahren Gehalt
der Reden Jefu, welche nur im geiftigen Sinne verftanden
werden können und dürfen.

Die Begründung diefer im Wefentlichen auf Schleiermacher
zurückkehrenden Anficht (S. 93 u. öfters) mufs
Ref. für durchaus verunglückt halten. Wohl hat B.
einige beachtenswerthe Momente hervorgehoben; feine
kritifchen Bemerkungen über die hergebrachte Efchato-
logie find zum Theil überaus treffend; die Einwirkung
der jüdifchen Zeittheologie auf die urfprünglichen Zukunftshoffnungen
der Chriften ift unleugbar. Allein fein
Verfuch, Jefus felber folchen Einwirkungen durchaus zu
entziehen und die religiöfe Anfchauung Jefu auf einen
geiftigen Ifolirfchemel emporzufchrauben, widerfpricht
m. E. dem evangelifchen und hiftorifchen Thatbeftand.
Eine beträchtliche Reihe von Thefen des Verfaffers
fcheint mir durchaus unhaltbar: fo z. B. die Unter-
fcheidung von Parufie und glorreicher Wiederkunft
Chrifti (S. 79—80 und öfters); die Deutung von Mtth.
24, 29 paral. auf ,fociale Umwälzungen' (Sturz des Po

lytheismus u. f. w., (S. 64); andere exegetifche Gewalt-
ftreiche und Unmöglichkeiten, S. 22. 55. 56. 57. 59 u.
f. w. Befonders energifch ift Brufton's Polemik gegen
Weifs (S. 40. 103—105), welchem aber eine hiftorifche
Exegefe gewifs Recht geben wird gegen Brufton's
Spiritualifirung der Reden Jefu. Dass in der That B.
in feiner Auffaffung der Efchatologie Jefu fich durch fub-
jective, aus feinem perfönlichen ethifchen und religiöfen
Bewufstfein gefchöpfte Gründe (42. 85. 86. 91. 101) be-
ftimmen läfst, erhellt aus zahlreichen Aeufserungen feines
Buches. Immerhin mag dasfelbe der Beachtung der
Theologen empfohlen werden, welche, felbft bei ablehnender
Stellung, aus der geiftvollen Unterfuchung des
Verf.'s mannigfache Anregung erhalten werden.

Strafsburg i/E. P. Lobftein.

Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmengeschichtlicher
Quellenschriften, als Grundlage für Seminarübungen
hrsg. unter Leitung von Prof. Dr. G. Krüger. 2.
Hft. Freiburg i/Br., J. C. B. Mohr, 1891. (gr. 8.)
M. 1. 50.

Inhalt: Tertullian, De paenitentia. De pudicitia. Hrsg. von
Lic. Erwin Preulchen. (VIII, 96 S.)

Die Auswahl des Stoffes für das 2. Heft der fo
zeitgemäfsen und fo erfreulich eingeleiteten (f. d. Z. 1891 Sp.
3 54 f.) Sammlung hätte nicht glücklicher getroffen werden
können; leider hat fich diefer Herausgeber feiner
Aufgabe wenig gewachfen gezeigt.

Die Einleitung (S. III—VIII) will ich nicht kritifiren;
für Anfänger mag das Gebotene genügen. Um fo übler
neht es mit dem Textabdruck S. 1—75 (nebft textkri-
tifchen Anmerkuugen S. 76—79) und den beiden Re-
giftern S. 80—96. Das Namen- und Sachregifter S.83ff.
leidet an allen denkbaren Fehlern; 1) die alphabetifche
Reihenfolge ift nicht correct durchgeführt, (z. B. baptisma
fteht hinter Barnabas, ineuria fleht 14 Zeilen zu tief
hinter tnitiari), 2) der Index nominum et verum geht in
einen ind. verborum et locutionum über (z. B. bisideum,
colaphizare,districle) 3) Confequenz in Aufnahme der ,«£?-
minal ift zu vermiffen (warum fehlen z. B. daemou, eccle-
siasticus, gentiles, ieiunus, iteratio, vigiliaer) 4) in den
Zahlen — doch nicht blofs dort — ftecken fehr viele
Fehler (z. B. bei voluntarius 1. 74, 25 ftatt 4, 25. 7, bei
vinculum 1. 43, 15 fit. 43, 25, bei veniam denegare 1. 43,
27 ft. 43, 2, de ven. blandin ft. e; bei offendere 1. 6, 15.
8, 18. 11, 18 ft. 6, 15. 18. 11, 8. 18.; bei angelus gehört
12, 15 erft hinter a. satanae) 5) noch gröfser ift die Un-
vollftändigkeit der Stellenangaben (z. B. bei voluntarius
fehlt 40, 19, bei Vitium 68, 20, bei vinculum 71, 28, bei
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