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Ausgabe:

1892 Nr. 3

Spalte:

68-71

Titel/Untertitel:

Texts and studies. Contributions to blblical and patristic literature 1892

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Theologifche Literaturzeitung. 1892. Nr. 3.

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lege für die Richtung, innerhalb welcher jenes Urtheil
Gültigkeit hat, während andererfeits eine gewiffe Con-
genialität zwifchen dem Ausleger und der auszulegenden
Schrift infoweit wenigftens ftatt hat, als deren Cen-
tralgedanke ,das Heil in Chrifto als himmlifch-geiflige
Segnung Gottes' (S. 15 f.) heifsen kann. Dahinter tritt das
wirkliche Thema, die Einheit der Kirche, und ebenda-
mit auch das gefchichtliche Verftändnifs des Briefes
vielfach zurück. Das konnte man hier freilich nicht anders
erwarten. Eben darum aber würde man fowohl
die ,Ein!eitung', als die Schlufsbemerkungen, welche
ein wiffenfchaftliches Ausfehen anftreben, am liebflen
vermiffen. Der S. 13 an zweiter Stelle genannte Ausleger
heifst übrigens nicht Matthias, fondern Matthies
(Fehler des Herausgebers). Das Urtheil ,Hofmann verlieht
die Kunft, aus dem, was dafteht, etwas, das nicht
dafteht, herauszumeifeln, Richtiges und Unrichtiges' (S.
14), ifl treffend, aber Hofmann hätte ebenfo gut
fagen können und hat es vielleicht auch gelegentlich
gefagt: Beck verlieht die Kunft u. f. w. Gleich die
Ueberfetzung des erften Verfes ,an die in Chrifto
Jefu noch getreuen Heiligen' ifl ein exegetifches
Monftrum. Dafs de Wette ,aus inneren, fpäter von ihm
felbft zurückgenommenen Gründen' die Echtheit des
Briefes angezweifelt habe (S. 243), ifl eine unrichtige Behauptung
die nur zeigt, wie leicht man es da mit der That-
fache nimmt, wo hiftorifche Probleme auf übernatürlichem
Wege zur Löfung gebracht werden können (S. 244).

Strafsburg i. E. H. Holtzmann.

Harris, Prof. J. Rendel, Some interesting Syrian and
Palestinian Inscriptions. London, C. J. Clay and Sons,
Cambridge University Press, 1891. (35 S. gr. 8 m.
3 Taf.).

Der durch werthvolle Text- Editionen rühmlich bekannte
Verfaffer theilt hier eine Anzahl griechifcher
und lateinifcher Infchriften mit, welche er bei Gelegenheit
feiner Reife in Syrien und Paläftina 1888 — 1889
gefammelt hat. Er giebt, was er felbft gefehen und copirt
hat, ohne fich ängftlich um etwaige frühere Publicationen
derfelben Infchriften zu bekümmern. Bei forgfältigeren
Nachforfchungen in diefer Richtung hätte die Publi-
cation wohl erheblich eingefchränkt und das Neue auf
wenigen Seiten in einer Zeitfchrift mitgetheilt werden
können. Am Dankenswertheften find die beigegebenen
Tafeln mit vortrefflichen Abbildungen einiger Sackophag-
Reliefs

Nr. I ifl ein Sarkophag, der jetzt in ein Haus zu
Bokfeya im Libanon- Gebiet eingemauert ift und aus
Byblos flammen foll {Corp. Inscr. Graec. Addenda
4528c). Die Auffchrift lautet Kaaaia Anaiag Qhlo^evov |
&vy artig r? xctt KXavöia OjOaaa ext} aiotpgcov -/.at xpik-
uvöqog. Wegen der Namen Lyfias Claudia meint j
H., die Frau flamme von dem in der Apgefch. 23,26 er- j
wähnten Claudius Lyfias. Wenn fchon diefe Ver-
muthung gewagt ift, fo ift doch noch viel kühner die Herbeiziehung
zweier Infchriften von Eleufis, auf welchen die i
Namen Claudia Philoxena und Claudius Lyfiades vorkommen
{Corp. Inscr. Graec. n. 435. 397).

Als Nr. II giebt H. d ie bei neueren Grab- Arbeiten
in Jerufalem gefundene und von Zangemeifter in der 'l
Zeitfchr. des Deutfchen Paläftina-Vereins X, 1887, S.
49 — 53 und XI, 1888, S. 138 befprochene Infchrift eines
Legaten der 10. Legion. Harris fcheint die Abhand- ;
lung von Zangemeifter nicht zu kennen, ebenfowenig
die frühere Mittheilung der Infchrift von Merrill, [
Palestine Exploration Fund Quarterly Statements 1886, |
p. 73. Seine eigene Befprechung bietet weniger als die
von Zangemeifter und zeigt, dafs er fich hier auf ein I
ihm fremdes Gebiet begeben hat. Dafs der Titel Leg. [
Augg. aufzulöfen ift durch Legatus {duorum) Augustorum,

ift für jeden Archäologen zweifellos und nicht blofs
posszble, wie H. S. 13 fagt. In der Gefchichte der
zehnten Legion von Vefpafian bis Hadrian, welche H.
bei diefer Gelegenheit zu geben verfucht (S. 6 — 17),
fehlt manches Material, namentlich die zahlreichen Fund-
Stücke in Jerufalem, welche davon Zeugnifs geben, dafs
die zehnte Legion hier etwa zwei Jahrhunderte lang ihr
Standquartier gehabt hat (ein Verzeichnifs der Publicationen
hierüber f. in meiner Gefch. des Jüd. Volkes
I> 533)- Als Beweis für die Betheiligung der 10. Legion
am jüdifchen Kriege Hadrian's erwähnt H. irrthümlich
die Infchrift bei Wilmanns n. 1186. Der Betreffende,
welchem fie gilt, war zwar fpäter Legat der 10. Legion,
zur Zeit des jüdifchen Krieges Hadrian's aber Tribun
der leg. III Cyrenaica, was dem Verf. bei aufmerkfamem
Lefen der Infchrift nicht hätte entgehen können. Andererfeits
ift dem Verf. eine Infchrift entgangen, welche die
Betheiligung der zehnten Legion am jüdifchen Kriege
Hadrian's beweift. Sie ift allerdings erft in neuefter Zeit
bekannt geworden {Bulletin de correspondance hellenique

1 1888 p. 424 sqq. = Revue des etudes juives XVII, 1888,

| p. 299 sq.).

Nr. III find kleine Fragmente einer griechifchen
Infchrift aus Hebron, auf welcher H. die Julia Domna
erwähnt glaubt. Die Refte find zu dürftig, um eine
fichere Lefung zu ermöglichen. Das Gleiche gilt von
kleinen Fragmenten aus Baalbek (Nr. IV). — Aus
Sidon , Berytus und Tyrus theilt H. griechifche Grab-
und Weihe- Infchriften mit, die zwar gröfstentheils lesbar
, aber nicht gerade von erheblichem Intereffe find.
Am intereffanteften find die auf Tafel III abgebildeten
fchönen Reliefs eines Sarkophages, der fich im amerika-
nifchen Confulate zu Beirut befindet. Die Auffchrift
lautet: I'tjgnoxgaxe yvitvaaiagye %atge. — Das letzte
Stück ift eine gefälfchte hebräifche Siloa-Infchrift,
offenbar diefelbe, über welche Guthe in der Zeitfchr. des
DPV. XIII, 1890, S. 203 f. berichtet hat. Während
1 Guthe den Text nicht mittheilt, fondern nur fagt, dafs
er jedes Entzifferungsverfuches fpotte, giebt H. den
vollftändigen Text nebft Ueberfetzung. Die Sinnlofig-
keit der letzteren beftätigt aber das Urtheil Guthe's.

Kiel. E. Schürer.

Texts and studies. Contributions to biblical and patristic
literature. Edited by J. Armitage Robinfon, B. D.
Vol. L Nrs. 2. Cambridge, at the University Press,
1891. (gr. 8.) 4 s.

Inhalt: The Passion of S. Perpetua. Newly edited from the mss.
with an introduction and notes, together with an appendix, contai-
ning the original Latin text of the Scillitan martyrdom, by J. Armitage
Robinson, B. D. (IX, 131 S.)

Nicht eine erfchöpfende Unterfuchung der Acten
der Perpetua, wohl aber eine lehrreiche Studie zu den-
felben hat Robinfon in diefem Hefte vorgelegt. Den
griechifchen, von Harris entdeckten Text (f. diefe Zeitg.
1890 Nr. 16) hat er nach der Originalabfchrift noch einmal
verglichen. Abgefehen von graphifchen Kleinigkeiten
ift mir nur ein ue in c. 6 (p. 71, 19 Robinfon)
aufgefallen, welches Harris nicht bietet. Bei alöoviitvt
c. 20 p. 91, 18 hat Robinfon wohl nur unterlaffen anzumerken
, dafs dies Conjectur ift und die Hdfchr. aiöov
hat. Was den lateinifchen Text betrifft, fo hat R. das
Material nicht vermehren können, auch umfonft nach
dem Cod. Salisburgensis oder Sarisburiensis {C) gefucht,
aber den Casinensts {Ä) und Compendiensis {B) neu verglichen
. Seine Ausgabe des lateinifchen Textes ift
jedenfalls die forgfältigfte, die wir bisher befitzen. In
der Behandlung des griechifchen Textes ift er noch etwas
confervativer verfahren, als Harris. Als eine zwei-
fcllofe Verbefferung hebe ich ßanxioiiG detxtgt;) c. 18
p. 89, 4 (Ms. de vaxiggi) hervor; richtig ift gewifs auch