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Ausgabe:

1892

Spalte:

64-66

Autor/Hrsg.:

Campbell, Colin

Titel/Untertitel:

Critical studies in St. Luke‘s gospel 1892

Rezensent:

Weiß, Jürgen

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63

Theologifche Literaturzeitung. 1892. Nr. 3.

fn

forttragen' (ZATW. VIII, S. 298 A. 4). ans S.

467 kommt nicht vor, da ftets ein determinirtes nomen
dem stat. constr. folgt; das bei abfoluter Stellung regel-
mäfsig punktirte fehlt ganz.

Zum Buchftaben y möchte ich mir folgende Anmerkungen
erlauben. Ob an (S. 470 1) in j:yn yy Ex.
19, 9 wirklich pleonaüifch fleht oder vielmehr zu iay
,Dichtheit' und ay 2) zu ftellen ifl, darf man fragen!
Dt. 15. 18 (S. 470 2J würde ich lieber überfetzen ,das
Zweifache des Lohnes eines Tagelöhners hat er dir abverdient
(ft. gedient) fechs Jahre lang'. S. 471 1 Z. 2
hiefse es zu Sach. 3, 9 ftatt ,m. acc. womit' beffer
mit acc. der Art und Weife'. S. 4722 heifst es
,Uebtr. die Engel Jahve's Q'Hyy', deutlicher wäre ,die
C'nay Jahve's'. Bei Tay n. pr.'i) wäre der Zufatz erwünscht
, ,wenn nicht nach LXX L. "Oy zu lefen' (vgl. jetzt
Hollenberg Theol. Lit.-Ztg. 1891 Nr. 15). "Viay. Zu Gen. 3,
17 follte die LXX-Lesart ev toig Hoyoiq oov = ^"Hyyy.
angeführt fein. Unter "iay ift die durch Ziffern und
Buchftaben angewiefene Ordnung nicht immer eingehalten
. So flehen unter ,2) b) mit 3.' Stellen mit abfolu-
tem Gebrauch, mit "pa und firjP, fb unter ,3) a) c. accr
eine Anzahl Stellen, wo das Verbum abfolut, ohne acc,
gebraucht ift. Ob für labb iay (476 2) hinübergehend
zum Kaufmann' die Grundbedeutung ift? Die Stelle
Jef. 54, 9 (S. 4772 Z. 16) fcheint mir nicht unter 6) ,vor-
übergehn' , fondern unter 5) ,über etwas hin-
gehn' zu gehören. Von der Bedeutung des Niph'al
in Ez. 47, 5 war oben die Rede. iay. Bei jni*b "ÜPtt
für das W eftjordanland hätten die Zufätze rT^'H^^Vi
nxb«T angeführt werden follen, die diefe Bedeutung in
Jof. 22, 7, Chr. I, 26, 30. Num. 32, 19 ermöglichen.

Mag der Schlufs zum erften Anfang, dem Wahl-
fpruch: ,Est etiam nesciendi quaedam ars', zurückkehren.
Dafs das Nichtwiffen um die Etymologie bei den Ver-
faffern nur Kunft, nicht Noth ift, beweift fchon die weife
Spaltung und Vereinigung der Artikel. So brauchten
fie denn auch mit ihrer Kunft nicht gar zu Brenge zu
fein. Soweit dürften fie immerhin gehn, nachdem fie
um deffentwillen auf die Anordnung nach Wurzeln trotz
grofser Vorzüge verzichtet haben, dafs fie wenigftens
die ficheren Ableitungen unter jedem Verbum zufammen-
ftellten. Möchte diefer Wunfeh für fpätere Auflagen
in freundliche Erwägung gezogen werden. Dafs die
zweite recht bald nöthig werde, mufs man nicht nur
dringend wünfehen, fondern darf es auch getroft prophezeien
.

Strafsburg, i/E. K. Budde.

Freudenthal, Max, Die Erkenntnislehre Philos von Alexandria.

[Berliner Studien für claffifche Philologie und Archäologie
. 13. Bd. 1. Hft.] Berlin, Calvary & Co., 1891.
(78 S. gr. 8.) M. 2. 50.

Der Verfaffer giebt zuerft eine kurze Charak-
teriftik des zwifchen biblifcher Offenbarung und griechi-
fcher Philofophie vermittelnden Standpunktes Philos,
fcheidet dann von feiner Unterfuchung ,die mit Be-
ftimmtheit für unecht erklärten Schriften', darunter Quod
omnis probus Uber, De mundi incorruptibilitate'), D. V. C.
(,eine Schrift, die wohl auch unecht ift') aus. Bei meiner
wiederholt ausgefprochenen Anficht über diefe Schriften
würde ich diefe Ausfcheidung bedauern, wenn nicht
diefe Schriften für die Zwecke des Verfaffers wenig ausgäben
. Als befonderer Vorzug der Schrift ift anzuerkennen
, dafs die in den Darftellungen der Lehre Philos

1) Ueber die Echtheit diefer Schrift vergl. meine Bemerkungen in
der Berliner Philologifchen Wochenfchrift Jahrg. 1891 Nr. 33. Die
Schrift De Providentia giebt noch gröfsere Räthfel auf als das fl-föc
OQaxbq in nepl cx(p9a(joiaq. Die Frage nach der Echtheit unferer Berichte
über Effäer und Therapeuten fcheint mir entfehieden durch das
bedeutende Werk von Dieterich, Abraxäs, Stud. zur Religionsgefch. I43ff.

leider über Gebühr vernachläffigten armenifchen Schriften
, namentlich die Quaestiones gründlich berückfichtigt
find.

Die Erkenntnifslehre hat nach Philo lediglich ein
praktifches und religiöfes Intereffe. Sie foll von der
Nichtigkeit des Erfchaffenen und der finnlichen Natur
des Menfchen überzeugen und fo das Auge öffnen und
den Weg bereiten für die unmittelbare und myftifche
Anfchauung Gottes. Durch diefe Unterfchätzung des
Sinnlichen, die den Philo zur Anerkennung der theore-
tifchen Skepfis führte, mufsten die Probleme der Er-
kenntnifstheorie für Philo entwerthet werden, und die
Anfchauung, dafs alle Thätigkeit und wirkliche Erkennt-
nifs im Grunde von Gott flamme, ja durch eine jedesmalige
Einwirkung Gottes erzeugt werde, machte von
vornherein eine Erforfchung der natürlichen Bedingungen
der Erkenntnifs unmöglich und überflüffig. Daraus
erklärt fleh auch, dafs Philo in gelegentlichen Bemerkungen
über erkenntnifstheoretifche Probleme fleh an
verlchiedene ältere Philofophen anlehnt, dafs er hier
einen Eklekticismus befolgt, der ihn auch widerftrebende
Anfchauungen nicht zu einem einheitlichen Gefammtbilde
verbinden läfst. So ift die Idealwelt im Ganzen von
Plato herübergenommen: nur die Ideen der Sinnlichkeit
und des voig, die durch den löyog dem Körper eingeprägt
werden — der Abdruck des ideellen Geiftes ift
durch Gottes Einwirken unkörperlich —, werden von
Philo hinzugefügt. Je nach dem jedesmaligen Zwecke
bekennt fleh Philo bald zur Zweitheilung der Seele, bald
zur platonifchen, ariftotelifchen, ftoifchen Seelentheilung.
Ob die verfchiedenen Thätigkeiten der Seele Eunctionen
einer einheitlichen Kraft find oder auf gefonderte Theile
der Seele fchliefsen laffen. darüber finden fleh (ähnlich
wie bei der Stoa) widerfprechende Aeufserungen. Die
Frage nach der Localifirung des vovg läfst Philo dahin-
geftellt. Die Theorie der Sinnesempfindungen entwickelt
er im Anfchlufs an Plato und Ariftoteles, in der Er-
kenntnifstheorie und der Auffaffung des Verhältnifses
und des Zufammenwirkens von vovg und aioftrioig folgt
er durchweg der Stoa. Diefe ganze Erkenntnifstheone
wird freilich in PTage geftellt — und hier verläfst Philo
die Stoa —-, wenn er dann wieder die Erkenntnifsfähig-
keit der Sinne und des Geiftes leugnet, die Wahrheit
und Richtigkeit unferer Erkenntnifs mit den Tropen
Aenefldems beftreitet, die ganze Körperwelt in Schein
auflöft und durch die Verwerfung der natürlichen Er-
kenntnifsquellen den Menfchen auf die myftifche, als einzig
ficheren Ausweg, verweift.

Dies der Inhalt der forgfältigen und umfichtigen
Unterfuchung! Auf manche Einzelheiten werde ich an
anderer Stelle eingehen. Zu bedauern ift, dafs die phi-
lonifche Infpirationslehre, die bereits alle wefentlichen
Elemente der kirchlichen Theorie aufweift und eine be-
fondere Behandlung verdiente, nicht zur Sprache kommt.
Bedenklich ift es, wenn Philo wiederholt zu den Occa-
fionaliften gerechnet und mit ihnen verglichen wird;
denn das Grundproblem des Occaflonalismus, wie die
gleichzeitigen Bewegungen der Seele und des Körpers
vermittelt werden, ift von ihm nie geftellt. Wir möchten
bei der Gelegenheit überhaupt vor einem Mifsbrauche
warnen, der jetzt nicht feiten auch in theologifchen
Schriften begegnet, dafs man ältere Doctrinen in eine
moderne Terminologie kleidet, hinter der der nicht orien-
tirte Lefer zu viel fucht oder durch die er irregeleitet
wird.

Berlin. Paul Wendland.

Campbell, Colin, B. D., Critical Studies in St. Luke's gospel,

its demonology and Ebionitism. Edinburgh, W. Blackwood
and Sons, 1891. (XII, 318 S. gr. 8.) geb.

Unter dem Gefammttitel find zwei anziehende Abhandlungen
vereinigt: I. The demonology of the tliird