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Ausgabe:

1892 Nr. 26

Spalte:

648-649

Autor/Hrsg.:

Johnston, C. F. H.

Titel/Untertitel:

The book of Saint Basil the Great, Bishop of Caesarea in Cappadocia, on the Holy Spirit 1892

Rezensent:

Krüger, Gustav

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Theologifche Literaturzeitung. 1892. Nr. 26.

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abgedruckt worden wäre. Vielleicht hat die dadurch i faches 1 bringt. Aber warum man nicht Apollinaris oder
nöthig werdende Erhöhung der Druckkorten das verhindert, meinetwegen auch Apollinarius (fo Hier. vir. ill. CIV
Zu den genannten Schriften kommen endlich, abgefehen 1 nach Cod. Vatic. n. 2077 und Cod. Palimps. Par. 12161)
von kleineren Bruchftücken, noch die umfangreichen Frag- j fchreiben foll, vermag ich immer noch nicht einzuteilen,
mente der ,chriftologifchen Hauptfchrift' des Bifchofs i Es darf das vielleicht Veranlaffung geben, einmal gegen
Axödeit-iq jtsoi rrjq ftsiaq OctQxmOEoiq zr/q xatP buoicooiv j die heutzutage bei den Philologen beliebte Manier, alle

av&Qoonov, die aus einer ganzen Reihe von Schriftftellern
zufammenzufuchen eine befonders mühfame Arbeit war.

Das Unternehmen, auf diefe Weife Alles, was mit
Wahrfcheinlichkeit dem Apollinaris zuzufchreiben ift, zu
vereinigen und fo ein eingehendes Studium des grofsen
Theologen, gegen den nach des Philoftorgius Urtheil
Athanafius wie ein Kind erfchien, zu erleichtern, ift fehr
dankenswerth, und der Umftand, dafsDräfeke für diefe
Ausgabe auf andere handfchriftliche Grundlegung, als fie
ihm durch die bisherigen Ausgaben an die Hand gegeben
wurde, verzichten mufste, ift in diefem Falle irrelevant
(vgl. auch die Bemerkung der Redaction der ,Texte'
S. XI Note). Dazu kommt, dafs die höchft forgfältige
Art der Arbeit fie der Aufnahme in die ,Texte' durchaus
würdig erfcheinen läfst.

Dankenswerth find auch die Unterfuchungen über
des Apollinaris Leben und Schriften, die der Ausgabe
vorangeftellt find. Viel ift es nicht, was wir von ihm
wiffen, immerhin genug, um von der vielfeitigen Bedeutung
des Mannes, der nicht nur Theologe war, ein ver-
hältnifsmäfsig klares Bild zu gewinnen. Es war unmöglich
, bei der Zufammenfchweifsung früherer Arbeiten, die
Dräfeke zum Zweck der Herftellung diefer Abfchnitte
feines Buches vornehmen mufste, Wiederholungen ganz
zu vermeiden. Auch die Dispofition (I.Leben. II. Schriften)

griechifchen Namen, auch gute alte Bekannte, in ihrer
urfprünglichen Form drucken und fprechen zu laffen,
Proteft zu erheben. Für meine Empfindung wenigftens
ift: es gefchmacklos oder pedantifch, von Aifchylos, Piaton
, Areios (!), Athanafios und Eufebios zu fchreiben und
zu reden. Hierzu kommt aber, dafs Gleichmäfsigkeit fich
doch nicht durchführen läfst. Dräfeke felbft ift gar
nicht confequent; oder warum fchreibt er auf S. 21 hinter
einander weg: ,Der von Achilles' Sohn Pyrrhus nach
Epirus gefchleppte Priamide Helenus? und warum Con-
ftantinus und Konftantinopel? warum nicht Alexandreia
ftatt Alexandria (ich fehe nicht ein, warum Alexandrien
fo verwerflich fein foll), Ankyra, Markianos, wenn er doch
Chalkedon fchreibt?

Aber mag der Mann nun Apollinaris, Apollinarius
oder Apollinarios genannt werden, mag er in Laodicea
oder Laodikea Bifchof gewefen fein, auf alle Fälle find
feine Meinungen eingehendes Studium werth. Ich wiederhole
: das erleichtert, ja dazu erfl wirkliche Grundlagen
gefchaffen zu haben, ift ein hervorragendes Verdienft von
Dräfeke.

Giefsen. G. Krüger.

Johnston, C. F. H., The book of Saint Basil the Great,
fchliefst das aus. Immerhin kann ich auch diesmai" mit I Bishop of Caesarea in Cappadocia, on the Hofy Spirit,

dem Vorwurf der Breite nicht zurückhalten, den ich dem [ written to Amphilochius, Bishop of Iconium, against
Verf. fchon bei einer früheren Gelegenheit (Theol. Lit- ! the Pneumatomachi. A revised text with notes and

Ztg. 1890, Nr. 10) machen zu müffen glaubte. Er hätte
was er fagt, auf fehr viel weniger Seiten fagen können.
Mehrfach wäre es am Platz gewefen, die kritifchen Ausführungen
früherer Arbeiten, da fie doch einmal ganz
in extenso nicht wieder vorgeführt werden follten oder
konnten, erheblich kürzer zu faffen. In einem Falle, wo
es fich um die Autorfchaft der Pfalmen-Metaphrafe
handelt, konnte die Auseinanderfetzung mit Ludwich
füglich ganz wegbleiben, da diefer den Standpunkt, gegen
den Dräfeke ausführlich polemifirt, inzwifchen felbft
aufgegeben hat.

Dräfeke hat im erften Abfchnitt verfucht, eine zeitliche
Aufeinanderfolge der Schriften herzuftellen. Hier
ift naturgemäfs Vieles nicht über das Stadium der blofsen
Hypothefe hinausgekommen. DieS. 26 aufgeftellte Regel:
.Alle diejenigen Schriften oder Bruchftücke von Schriften,
in denen betreffs des Wefens des Menfchen und Jefu
Chrifti noch die Zweitheilung (ftatt der fpäterenDreitheilung)
deutlich ausgefprochen wird oder zu Grunde liegt, fchliefsen
fich zeitlich dem aus dem Jahre 363 flammenden Be-
kenntnifs an' fchränkt Dräfeke felbft gleich darauf durch
den Zufatz ein: ,falls nicht aus anderen, zeitlich feftftell-
baren Umftänden es angezeigt fein follte, derartige
Aeufserungen dennoch fpärter anzufetzenEr hat dabei
offenbar die von ihm S. 46 ff. in fpätere Zeit gefetzten
Schriftftücke im Auge, aber eben feine ganze Regel wird
durch jenen Nachfatz doch gar zu fehr in Frage geftellt.
Warum in den Bemerkungen über die Abfaffungszeit von
jcsqI zoiadoq (S. 33 ff.) Dräfeke aus den Worten 61
top loiGTiaviGpov oTQSoßevsiv Gxrjuari^ofievoi einen ganz
beftimmten Schlufs zieht, um ihn gleich darauf felber
(und in durchaus einleuchtender Weife) umzuwerfen, vermag
ich nicht einzufehen.

Zum Schlufs noch eine harmlofe Kleinigkeit. Dräfeke
beklagt fich gleich im Eingang feiner Unterfuchungen
, dafs auch heutzutage in der Schreibung des Namens
des Laodicenifchen Bifchofs von Theologen fo vielfach
gefehlt werde. Mit Recht wehrt er fich gegen jede Schreibweife
, die in den Namen ein doppeltes p oder ein ein-

introduetion. Oxford, at the Clarendon Press, 1892.
(LXIV, 180 S. 8.) geb. 7 s. 6d.

Johnfton [Chrisfs College, Cambridge] hat auf Grund
neuer Collationen eine Ausgabe der Schrift des Bafilius
über den heiligen Geift [Edit. Bened. III, 1—67] veran-
ftaltet, deren Text mit dem des Prudentius Maranus in
allen wefentlichen Punkten übereinftimmt. Er giebt über
die von ihm confultirten Handfchriften — aufser den 6,
die dem Benedictiner vorlagen, noch 9, von denen allerdings
nur ein Theil die ganze Abhandlung enthält —
Rechenfchaft, ohne jedoch mit Sicherheit erkennen zu
laffen, nach welchen Grundfätzen er ihre Lesarten
beurtheilt. Wenigftens ftellt er am Schlufs der Befprechung
die Manufcripte lediglich nach ihrem präfumirten Alter
zufammen, ohne fie auf ihr Verwandtfchaftsverhältnifs zu
Unteraichen. Werthvoll ift, dafs Johnfton auch zwei
fyrifche Ueberfetzungen saec. V und VI] hat heranziehen
können, werthvoll befonders, weil beide für die Integrität
des von Erasmus und Anderen (vgl. hierüber Oudin,
C01ument.de scriptor.eccl.antiqu. [I, 560/65]) in feinem letzten
Theile angefochtenen Tractates ein gewichtiges Zeugnifs
in die Wagfchale legen. Johnfton hat diefekritifcheFrage
fehr fummarifch behandelt, lediglich in einer längeren
Anmerkung zum Text von Cap. 27. Allerdings find die
von den obengenannten Gelehrten gemachten Einwürfe
zum Theil der Art, dafs man berechtigt ift, über fie zur
Tagesordnung überzugehen; doch ift die Frage nach der
vollftändigen Integrität immerhin eine etwas rückfichts-
vollere Behandlung werth, als Johnfton ihr hat zu Theil
werden laffen.

Ueberhaupt fcheint dem philologisch gut vorgebildeten
Herausgeber, der insbefondere in der mufterhaft
correcten Herftellung des äufseren Gewandes feiner Arbeit
mit peinlicher Sorgfalt verfahren ift, .höhere Kritik' —
wie er felbft p. 125 mit einem höhnifchen Seitenblick
auf die Arbeiten am N. Teftament es ausdrückt — ein
Greuel zu fein. Seine Fünleitung über die Lehre vom
heiligen Geift in der Kirche vor und zur Zeit des Bafilius