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1892

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, jährlich 16 Mark.

N°- 24. 26. November 1892. 17. Jahrgang.

Ein zweiter lateinifcher Text des apokryphen
Briefwechfels zwifchen dem Apoftel Paulus
und den Korinthern, hrsg. von Bratke.

Sohm, Kirchenrecht, I. Bd. Die gefchichtlichen
Grundlagen (Koehler).

Kattenbufch, Beiträge zur Gefchichte des
altkirchlichen Tauffynibols (Harnack).

Die Bannbulle Leo X. gegen Luther, nebft deut- ; Kögel, Der Brief des Jakobus (üerf.).

fcher Ueberfetzung von Bernhard (Kawerau).

Petavel-Olliff, Le probleme de l'immorta-

lite, t. II (Lobflein).
Schnedermann, Die chriflliche Sittenlehre

(Fay).

Kögel, Der I. Brief Petri, 3. Aufl. (Lindenberg).

Die heilige Schrift nach Luthers Ueberfetzung
mit 30 Vollbildern zum A. T. nach berühmten
Meiftern und 15 Vollbildern aus dem Leben
Jefu von Heinr. Hofmann (Härtung).
Die Bibel nach Luthers Ueberfetzung mit Bildern
u.f. w. hrsg. von Pfleiderer. 41.—50. Hft.
(SchlolTer).

Ein zweiter lateinischer Text des apokryphen Briefwechsels fchrift :t, der erften Seite d. h. i1/, Spalten aus. Der

zwischen dem Apostel Paulus und den Korinthern.*)

Text ift an einigen Stellen verblafst, an zwei Stellen
durchlöchert, auch durch Schreibfehler entftellt. Bedauer-

Auf die Bedeutung, welche die Thatfache einer ,ich ift befonders die arge Verftümmelung der äufseren,

lateinifchen Verfion des apokryphen Briefwechfels zwifchen
Paulus und den Korinthern für die Kritik diefes räthfel-
haftcnaltchriftlichcn Literaturproductes hat, ift in Deutfch-
land zuerft von A. Harnack in diefem Blatt Jahrg. 1892
Nr. I nachdrücklich hingewiefen worden. Bei meinen
Nachforfchungen nach dem Verbleib der alten griechifchen
Petrusapokalypfe, zu welchen ich mich befonders durch eine
Bemerkung A. Harnack's ebenfalls in diefem Blatt Jahrg.
1884 Sp. 341 angeregt fühlte, habe ich gefunden, dafs
aufser dem kürzlich von Berger in Mailand entdeckten
noch ein anderer lateinifcher Text jenes Briefwechfels
exiftirt, welcher bisher überfehen worden ift, und zwar in
der öffentlichen Bibliothek zu Laon'). Meine Bitte an
den jetzigen Verwalter derfelben, Herrn Mahon, mir eine
Abfchrift davon anzufertigen, lehnte diefer durch Schreiben
vom 23. 6. er. ab, indem er u. a. darauf aufmerkfam
machte, dafs der Text ,tres incompletparsnite de l'usure
et de Li deterioration du manuscriL fei. Durch diploma-
tifche Vermittelung habe ich dann den Codex für einige
Zeit nach Bonn geliehen erhalten.

Gemäfs der Angabe des gedruckten Katalogs'2) der
Handfchriften von Laon ftammt der Codex aus dem
Klofter St. Vincent, welches im Jahre 380 an der Stelle,
wo vorher eine Capelle ftand, gegründet worden ift, und
gehört dem 13. Jahrhundert an. Das Schreibmaterial und
die Schriftzüge beftätigen m. E. diefe Altersbeftimmung des
Codex. Er ift in 40 auf feines Pergament gefchrieben, ungefähr
21 cm. hoch und ungefähr 16 cm. breit, und umfafst
jetzt 141 Blätter; jede Seite ift in zwei Columnen ein-
getheilt. Anfang und Ende fehlen. Die letzten der vorhandenen
Blätter find fehr defect. Es fcheinen zwei Ab-
fchreiber an dem Ganzen gearbeitet zu haben. Der
Schriftwechfel ift zuerft auf Blatt 94 erkennbar. Der
Codex enthält die Propheten, Tobias, Bücher der Macca
bäer, Proverbien, Ekklefiaftes, Hohelied, Weisheit Salo

rechten Spalte, deren erfte 14 Zeilen theilweife abge-
riffen, theilweife zerfetzt find. Hinter der 2 */4 zeiligen,
ebenfalls mit rother Tinte gefchriebenen Nachfchrift
waren noch etwa 4 Zeilen leerer Raum, der aber jetzt
auch zur Hälfte abgeriffen ift. Auf der Kehrfeite des
Blattes 140 und auf Blatt 141 folgt noch ein ebenfalls
ftark befchädigter Schriftfatz, der wohl eine Art Einleitung
zu den im Codex enthaltenen biblifchen Büchern
geben foll und mit den Worten beginnt: Pater Ambrosius
tua mihi mu>iuscula perferens aetulit.

Aus der Theol. Lit.-Ztg. 1892 Sp. 3 Anmerk* erfehe
ich, dafs von anderer Seite eine gründliche Bearbeitung
des vorhandenen Materials in Angriff genommen ift.
Auch Vetter | Theol. Quartalfchrift, 1892 S. 345 u. Lit.
Rundfchau 1892 Nr. 7] hat bereits die Veröffentlichung
einer weiteren Studie über denfelben Gegenftand in
Ausficht geftellt. Ich begnüge mich daher hier und
beeile mich damit, den neuen, in mehrfacher Hinficht
beachtenswerthen Text foweit feftzuftellen, als er aus
der Handfchrift ficher zu erkennen ift. Und ich ziehe
die anderen Lesarten, nämlich den Armenier (A), Ephraem
Syrus (E) und den Berger'fchen Lateiner (L) hauptfächlich
nur heran, um an den defecten Stellen mit
ihrer Hilfe unter Berückfichtigung des jedesmaligen Raumes
, der urfprünglich befchrieben gewefen fein mufs,
durch Conjectur anmerkungsweife einen erträglichen
Sinn zu fchaffen. Den fogleich folgenden Text hat
Herr Bibliotheks-Cuftos Dr. Klette hierfelbft, wohlbekannt
als Forfcher in alten Handfchriften durch feine
,Beiträge zur Gefch. und Lit. der ital. Gelehrtenrenaiffance'
(1888—90) noch einmal collationirt.

Peticio Corinthiorum a Paulo apostolo.

Stephanus et qui cum eo sunt2) majores natu Daphus1) [et Zenon] 9
et Eubolus et Theophilus et Zenon Paulo in domino salutem. Venerum
Corinthum duo quidam Simon et Cleobius qui quorumdam lidem subver-

monis lefus Sirach, die Briefe Pauli und zwar in diefer j tunt cornrptis verbis quae tu proba et examina. Ista enim nunquam

_ — .. r-. r-> , t- 1 t-,. 1*4 /-» , nenne a te nenne ah nlii« annetj:. ..JLJ___„ „_j .■■ ■ m...nmm av tö

Reihenfolge: Rom. 1. u. 2. Cor. Gal.Eph. Philipp. Col. i.u. 2
Theff 1. u. 2. Tim. Tit. Philem. und Hbr. Daran reiht fich
die im gedruckten Katalog nicht erwähnte Apokalypfe

neque a te neque ab aliis apostolis audivimus, sed quaecunque ex te aut
ex Ulis aeeepimus custodimus. Cum ergo dominus nostri misereatur ut
dum adhuc in carne es iterum haecü) a te audiamus aut perveni ad nos
mt scribe nobis. Credinius enim quomodo Atheonae") manifestatum est

Joh. dann kommen die katholifchen Briefe und Zwar in , quod te dominus de manibus inimici eripuit; ita et nos credentes in do- 10
diefer Reihenfolf/e- TaC I. U. 2. Ptr. 1.2. 3. Joh. Jud. Die m!no- Sunt autem 'luae dicunt et docent talia: negant prophetis eportere

t_ " 0 J . ■ ■ , Utl nec communium rernm pin> .Irnm nntpntpm wer anastasim»! futurum

1 i „, P 1 __ „„,„„ „t ■ i„ "tt nec communium rerum esse deum potentem nec anastasim8) futuram

letzten Worte davon lauten: nunc et in omma _ saecula | carnis nec hominem a deo factum nec in carne Christum descendisse nec

de Maria natum nec dei esse orbem sed nuntiorum; propter quae frater
omne Studium adhibe veniendi ad nos ut sine scandalo maneant Corinthiorum
ecclesiae9) et illorum dementia manifestetur. Vale in domino

saeculorum. Amen. Nun folgt der apokryphe Briefwechfel
zwifchen Paulus und den Korinthern, beginnend mit den
roth gefchriebenen Worten: Peticio Corinthiorum a Paulo

apostolo. Auch hier fehlt das hiftorifche Mittelftück j semp%istola tertia ad Corinthios quae autentica BQS es,10)
Die beiden Briefe ftehen, ohne VersaDtneilung, auf Paulus vinetus Christi Ihesu fratribus qui Corintho sunt salutem.

Blatt 140 und füllen mit 76 Zeilen inclufive der Nach- ! In11) multis quae mihi12) non ut oportet eveniunt non miror si malitiae 20

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