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Ausgabe: | 1892 Nr. 23 |
Spalte: | 563 |
Autor/Hrsg.: | Macpherson, John |
Titel/Untertitel: | Commentary on St. Paul‘s epistle to the Ephesus 1892 |
Rezensent: | Holtzmann, Heinrich Julius |
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Theologifche Literaturzeitung. 1892. Nr. 23.
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Macpherson, Rev. John, M. A., Commentary on St. Paul's
epistle to the Ephesians. Edinburgh, T. & T. Clark,
1892. (VII, 445 S. gr. 8.) geb. 10 s. 6 d.
Es find die gewöhnlichen Mängel englifcher Com-
mentare, welche der Verfaffer an feinen Vorgängern
rügt, wenn er die Auslegung von Eadie zu rhetorifch und
breitfpurig, die von Hodge zu dogmatifch, die von Elli-
cott zu einfeitig grammatifch, die von Dale zu befchränkt
theologifch, die von Beet zu oberflächlich bezüglich aller
Einleitungsfragen nennt (S. 96k) Er führt auch deutfche
Literatur auf und kennt diefelbe, wie z. B. aus feinen
anerkennenden (gegenüber v. Soden) und abfchätzigen
(gegenüber Hofmann und Schnedermann) Urtheilen ge-
fchloffen werden kann. Aufserdem befafst er fich bezüglich
der biblifch-theologifchen Fragen mit Köftlin (Jo-
hanneifcher Lehrbegriff 1843) und Pfleiderer (Paulinismus
1887), aber nur um zu dem Refultat zu gelangen, dafs der
Brief die reiffte und vollftändigfte Darftellung der pau-
linifchen Gedankenwelt enthalte (S. 8of.). Er zerfällt in
eine theologifche und eine ethifche Hälfte. Die Dispo-
fition der letzteren war kaum zu verfehlen; diejenige der
erden ift theilweife originell und bezeichnend. Nach
dem Grufs (1, 1. 2) wird gezeigt, was Gott der Vater
(1, 3—6), der Sohn (3, 7—12) und der heilige Geift (3,
13. 14) gethan haben für die Kirche (auch 2, 18 und fonft
finden fich trinitarifche Betrachtungen). Eine crfte (1,
15—19) und eine zweite (3, 14—21) Fürbitte des Apoftels
für die Lefer umfchliefsen die beiden Hauptabfchnitte:
erfflich eine andächtige Betrachtung über Gottes Macht-
thaten an Chriltus (1, 20—23) und den Chriften (2, 1 —10),
zweitens eine Ausführung über das Geheimnifs des stkygmfia
xmv kdvmv (2, 11—22), welches dem Apoftel geoffenbart
worden ift (3, 1—13). Hieraus wird auf die Veranlaffung
des Briefes gefchloffen, welche in der eiferfüchtigen
Geltendmachung der Vorzüge höheren Alters von Seiten
der Judenchriften, gröfserer Zahl von Seiten der Heiden-
chriften in Ephefus gefunden wird (S. 204f). Die juden-
chriftlichen Anfänge der Gemeindebildung follen nämlich
in die älteften Zeiten des Chriftenthums hinaufreichen
(S. 6f.), aber die volle Entfaltung, der reiche Blüthenftand
war das Werk des Paulus (S. 18 f.). Als nun diefer in
Rom eben den Brief an die Koloffer gefchrieben hatte,
machte ihn Tychicus auf die Mifsftände in Ephefus auf-
merkfam. Dies das Entftehungsmotiv unferes Briefes,
deffen Aehnlichkeit mit feinem genannten Zwillingsbruder
fich aus der Gleichheit der Situation fowohl auf Seiten
des Verfaffers, wie auf Seiten der Lefer erklären foll
(S. 37k 92). Dafs er aber der fpätere ift, geht aus dem
Kai 6, 21 hervor (fo wenigftens S. 94, anders freilich
S. 442). Gefchrieben find beide Briefe 61—62 in Rom,
während der Philipperbrief fchon in Cäfarea, die Timotheusbriefe
aber erft um 64, der Titusbrief dagegen fchon
58 abgefafst fein follen (S. 86 k). Letztere Annahmen
bedürfen freilich nicht erft der Widerlegung und zeigen,
wie dem Verfaffer, während er feine Studien auf die
Specialität des Epheferbriefs concentrirt und hier auch
in exegetifcher Beziehung manches Beachtenswerthe
leiftet (vgl. z. B. zu 4, 9 die Polemik gegen die Höllenfahrt
S. 301k), fchon die nächft angrenzenden Gebiete
noch in einem Zwielicht erfcheinen, das auch fo manche
Illufionen bezüglich des im Epheferbrief felbft wahrgenommenen
Gedankengehaltes nur begünftigen konnte.
Strafsburg i. E. H. Holtzmann.
'AvuXsxza leQoßoXvfiinxftq axaxvokoyiaq rj OvXXoyrj dvEX-
öoxmv xai Outavimv iXXr/vixmvßvyygacpmvsisgl xmvxaxd
xrjv Emav ogd-oöog'mv ExxXyßioZv xai fiaXiöxa xfjg xcöv
HaXaiöxivmv OvXXsyEvxa fihv xai exdidö/ieva vjto '4.
IJaxaöojtovXov-KeQafitmg sxxvjzovyEva de dvaXmfiaßi
xov avxoxgaxogtxov og&oöog'ov IJaXaiOxivov ßvXXoyov.
Töfiog sigmxog. 'Ev IIsxqovjcÖXei, 1891. Leipzig, Har-
raffowitz. (XXII, 535 S. Lex.-8.) M. 20.—
Der weithin thätige ruffifche Paläftinaverein, der auch
die Druckkoften des vorliegenden Buches getragen, giebt
in erfter Linie orthodoxe Werke heraus, die fich auf die
Gefchichte und Geographie Paläftina's beziehen. Bereits
35 Bände des Inhalts find durch ihn erfchienen. Die
Stachyologie hat nun zwar weniger diefe Richtung, doch
ift der Paläftinaverein hier eingetreten, da es fich auch
hier um orthodoxe kirchliche Literatur handelt, die zudem
faft nur aus Handfchriften des heiligen Landes,
nämlich den Bibliotheken des Sabas- und des Kreuz-
klofters und der des Patriarchats entflammt.
Der Herausgeber ift bereits durch ähnliche Arbeiten
rühmlichft bekannt. Notizen über feine Perfon habe ich
in diefer Zeitfchrift Jahrgang 1889 Sp. 142 gegeben.
Die Stachyologie ift auf 6 Bände berechnet. Der
erfte vorliegende Band enthält in 22 Nummern Publica-
tionen verfchiedener Zeiten und fehr verfchiedenen Inhalts
. In einer längeren Einleitung giebt der Herausgeber
chronologifche Notizen zu den einzelnen Stücken.
Ein Namenregister am Ende erleichtert den Gebrauch
des Werkes.
Da fich die einzelnen Urkunden fchwer unter zu-
fammenfaffende Titel ftellen laffen, gehe ich die einzelnen
der Reihenfolge nach durch.
1. S. 1—14.Xvögkov^lEgoaoXvuixov,agxLEjcißx6xovKgrj-
xng jxeoI xov ßlov xai xov fiagxvgiov xov ayiov djzoßxoXov xai
döEXtpodtov 'laxcößov. Andreas v. Creta fchrieb im8.Jahrh.
nach Fabr. bibl. gr. X, 139 auf verfchiedene Apoftel Enko-
mien. Seine Schriften haben noch fachlichen Inhalt, nicht
nur Rhetorik. So auch die vorliegende. Plrfchöpft aus der
Schrift und aus der Tradition und beruft fich für die
letztere auf Jofephus, Hegefippus und Clemens v. Alexandrien
. Doch hat er leider feine Quellen nicht felbft
gelefen, fondern aus dem Eufebius gefchöpft, der h. eccl.
II, 1, 2 sq. und II, 23, 3 sq. diefelben Männer für feine
Gefchichte des Jacobus benutzt. Zum Beweife der Abhängigkeit
des Andreas von Eufebius folgenden^ Satz.
Eufebius II, 23, 19: ovxm öh äga dav/iäöiög xig ijv xai
I scaga xolg aXXoig dxaöiv ejci öixaioOvvy ßEßör/xo o Idxm-
ßog mg xai xovg 'lovöaimv bu(pQ0vag öoigdCEiv xavxryv etc.
Andreas pag. 2, 21: Ovxm öh dga davfidoiog xig xai
(ibyag ryv 6 'läx(<>ßog xai stagd xolg aXXoig asxadiv xai öi-
xaioßvvy Eßsßorjxo, mg xai xivag egt» xyg oiiöxEmg
xai utagu 'Jovöaioig vnägypvxag e/imgovag loxogrjOai etc.
Der Hegefippustext felbft bei Andreas bietet abgefehen
von den deutlich erkennbaren rhetorifchen Erweiterungen
j durch diefen felbft einige, übrigens nur unbedeutende
j Varianten von dem bei Blufebius, den ich nach Dindorf's
Ausg. verglichen.
2. S 15—26. SEvrjgiavov Isiioxönov FaßdXmv Xcyog
jtsgl ELgyvng. Diefe Rede, die bei der Verföhnung des
Verfaffers mit Chryfoftomus gehalten wurde, war bisher
| nur unvollftändig bekannt.
3. S. 27—88. Biog xov ooiov oiaxgog yfimv '4/ißgo-
! ßlov Ejcißxosiov MedioXavmv. Es ift eine griechische
Ueberfetzung des Lebens des Ambrofius von Paulinus.
Der lat. Text ift nach Migne, Patrol. lat. dazugefetzt.
Die Ueberfetzung gleicht dem Original an Länge und
Inhalt.
4. S. 89—113. Mdgxov igrj/iixov ngog xoyg Xbyovxag
[irj f/vma&at xyv dyiav odgxa xov Kvgiov /isxa xov Xoyov,
aXX' mg tfiäxiov fiovouEgmg x£gix£lßaai, xai öia xovxo
dXXmg fiev lyEiv sisgl xov wogovvxa, aXXmg_ öh jrtpl xov
mogovfiEvov, yyovv xd Nsßxogiov wgovoyvxag. Der
Herausgeber nimmt an, der Verf. fei der Eremit Markos
gewefen, der zu den Schülern des Chryfottomos gehört
habe. Von einem folchen berichtet allerdings Nikephorus
Kall. h. e. XIV, 30. Die Schriften aber, die diefer dem
Markos XIV, 54 zufchreibt, haben nur asketifchen Inhalt.
Daher ift die Abftammung der vorliegenden polemifchen