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Ausgabe:

1892 Nr. 22

Spalte:

543-546

Autor/Hrsg.:

Athenagoras, Athenagorae libellus pro Christianis

Titel/Untertitel:

oratio de resurrectione cadaverum 1892

Rezensent:

Preuschen, Erwin

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Theologifche Literaturzeitung. 1892. Nr. 22.

544

blick über den Gedankengang des Rmbr. Die Ausführungen
werden zu fehr in ein dogmatifches Schema ge-
prefst und zu wenig aus gefchichtlichen Motiven heraus
verftanden.

Bonn. Ed. Gräfe.

Athenagorae libellus pro Christianis, oratio de resurrectione
cadaverum. Recensuit Ed. Schwartz. [Texte und Un-
terfuchungen zur Gefchichte der altchriftlichen Literatur
von Ose. v. Gebhardt u. Adf. Harnack, IV. Bd.
2. Hft] Leipzig, Hinrichs, 1891. (XXXII, 143 S. gr. 8.)
M. 3. 60.

Um die Schriften des Athenagoras haben fich in
früherer Zeit befonders Fronton le Duc, Edward De-
chair, Prud. Maran, G. Adam Rechenberg, Gottl.
Lindner, Paul Ludwig, K.Th.Otto verdient gemacht;
von allen am meiften aber Conrad Gesner, in deffen
1557 bei Henri Eftienne gedruckter Ausgabe die lega-
tio zum erften Male ans Licht trat. Seine Anmerkungen
zu diefer Schrift, die 24 Seiten kleinen Octavs füllen,
enthalten Conjecturen, die zum gröfsten Theile ausgezeichnet
, nicht feiten fpäter durch Hff. beftätigt worden
und auch heute noch der forgfältigften Beachtung werth
find. Als neuefler hat fich zu diefen Herausgebern Ed.
Schwartz gefeilt, den mit Textemendationen U. v.
Wilamowitz-Moellendorf (hier wie bei Tatian alter
editor) reichlich unterftützt hat. Die Textkritik ift durch
ihn um einen mächtigen Schritt vorwärts gebracht worden.

Die Ausgabe beruht auf dem fog. Arethascodex {Cod.
Paris. Gr. 451 [= A]). Nach den Unterfuchungen von
A. Harnack und O. v. Gebhardt (T. u. U. 1 I. 2, 3.) ift
das felbftverftändlich, doch mufs auffallen, dafs in der
praefatio jede Bemerkung darüber fehlt, wem man diefe
ungeheuere Vereinfachung des Apparates verdankt. Als
erfter Grundfatz mufste demnach gelten, dafs die LAA
der erften Hand summa diligentia eruenda feien (p. VII).
Was wir feither von den LAA der Handfchrift wufsten,
war fowohl ungenau wie unvollftändig. Otto's Collation,
für ihn in Paris angefertigt, war leichtfertig gemacht und
darum nur mit Vorficht zu gebrauchen. Die von Nolte
veranftaltete (im Apologetenbande bei Migne ad calcem,
CPG 6 174S sqq.) war im Allgemeinen viel zuverläffiger
(vgl. v. Gebhardt T. u. U. 1 3,160 Anm. 12), jedoch nicht
ohne Druckfehler und namentlich gegen das Ende hin
nicht mehr ganz vertrauenswürdig. Ein treues Bild des
Textes, wie ihn A bietet, war daher nicht zu erhalten.
Dem hat nun S. mit feiner Ausgabe abgeholfen. Ein
Urtheil über die Genauigkeit feiner Collation würde nur
dem zuftehen, der die Hf. nicht nur felbft eingefehen,
fondern Wort für Wort genau verglichen hat. Weder
das eine noch das andere ift mir möglich gewefen.
Wenn ich es dennoch wagen darf, über diefen Theil von
S.'s Arbeit ein Urtheil abzugeben, fo danke ich das der
Güte O. v. Gebhardt's, der mir nicht nur Einblick in
feine Collation (S.prae/.IV) geftattet, fondern auch freund-
lichft genauen Auffchlufs gegeben hat. Die Zuverläffig-
keit von S.'s Collation hat fich im Grofsen und Ganzen
danach beftätigt. Schlimmere Verfehen finden fich nicht,
doch fehlt es auch nicht an einzelnen unrichtigen Angaben
und an zahlreichen kleineren Ungenauigkeiten.

S. ift vor Allem wohl zu zuverfichtlich gewefen in
der Angabe von LAA der erften Hand, auf die es am
meiften ankam. Sehr häufig wäre nur zu fagen gewefen,
dafs die Handfchrift eine Rafur zeigt und dafs das
Darunterftehende nicht mehr zu erkennen fei. Aus dem
Raum liefs fich ja vielleicht ungefähr berechnen, was zu-
erft da geftanden haben mag, ehe Arethas fein Schabe-
meffer anfetzte. Aber das bleibt doch immer Conjectur,
wenn auch eine höchft probable. Die Beftimmtheit der
Mittheilung von LAA der beiden hier in Betracht kommenden
Hände mufs nothwendig ein falfches Bild von

dem, was die Hf. noch erkennen läfst, erwecken. Ich
notire folgende Fälle — leider verbietet der Raum Voll-
ftändigkeit —: 222: sxgo7trjXaxiC,[o3]Giv (die Klammer bezeichnet
, dafs der betr. Buchftabe in Rafur fteht). 625
vjc£QtxsT[s]. Ji xgaxEix{s. 176 6eou6v[ov 205 dxo[X]v6-

UEVOq. 2721 y[l]v6uEVOV. 29i4T«ö[i]. 3O7 [lG)(i£V. 3417 EJCE-

%ovo[t]i]. 388 jröA[r] (,scoXi coq fcheint aus diöXsmq corr.'
Gbh.). 3916 avTo[llH]. 4116 [c)d-6ovq .vorher etwas mehr'
Gbh. 4423 7]u[äq]. Aehnliche Fälle 1411. 2910. 452,9,10.
539- 572o. 627. 677. 6811,26. 747,14- 7523-

Dafs die Rafuren und Correcturen in einzelnen Fällen
unerwähnt geblieben find, ift eine Inconfequenz und ein
Verftofs gegen das für die Edition aufgehellte Princip.
So war anzugeben: 624 6[ie§]eiu[i). ji rtä[vxcov. 73 [<Jet]-
xvvelv. g 26 si u[rf]. 2310 xsxg[i]utvoq. 251 stoXvv: v nachträglich
von 1. Hd. zugefetzt. 264 r}Xsu[Qov. 3020 [uv&]ovq.
332 d-avuäOrjx{E}. 35 18 a/^0£?7;[e/;/]. 3712 sgGsvaq corrigirt
aus agosvetq. 411 [ßX]6sit]g. 4322 xaxaqjgovovusv. über dem
Schlufs-z» radirt. 444 u6v[siv]. 5215 eteq[<x}, mit Rafur über
dem 2. e (,alfo urfpr. txsgovq?' Gbh.) u. A.

Aber auch ungenaue oder unrichtige Angaben fehlen
nicht ganz. 82 Gvuq>cov[rjxai £]jti: al ift compendiarifch
gefchrieben und sszi zufammengedrängt: es mufs alfo
urfprünglich weniger dageftanden haben. 1119 [X6yo]vxaq.
1218 [«öl x]äq: sloi ift enge gefchrieben, alfo ftand urfprünglich
weniger da. 1522 MI[s]ysi'Qov0iv. i/i nag'mv ctv (richtig
Otto, Nolte). 1720 [cdr]cö!lllll. 201 [r/)£p]£////. 213 xvxXoscaq.
2414 hat A xixgmGxEGdco fir)6h; zwifchen co und (i ift von
a vo übergefchrieben: Nolte hat wie S. das 0, das
allerdings klein ift, überfehen. 3110 gehört ,6di A' zu
Z. 12 (richtig Nolte). 323 Gvyx£yjgmu6vov (richtig Otto,
Nolte). 388 dvdycoG[i. 4127 ovftsv (Otto, Nolte). 43s
,ev in ras. a' S: ,vorher c. i Bchft. mehr' Gbh. 48 7.8 6s

EGXIV. 5I2o[t]cÖJ. 5414 EggC0UEV£Gx6g[d GVUUl§J). 56 8 ß6-

v[a]'lj'„ Rafur von c. 2 Bchft. 616 [sioitl] Raum für c. 7 Bchft.
7328 6[h]jlil. 7714 uixgov[-quiv]HH; über o radirt, nach rgüi>
Rafur von c. 3 Bchft.

Endlich wären die Correcturen, die gleichzeitig oder
fpäter mit blaffer (theils röthlicher, theils grauer) Tinte
hier und da gemacht worden find, der Erwähnung werth
gewefen. 117 ift vor {rsXcoGiv ein I übergefetzt. 525 über
mcpsXrj de sl ift eiXe 6>ei (= eogjstXs 6 sl) gefchrieben
(Nolte). 104 vor das am Zeilenanfang flehende sivai
ift an den Rand ebr gefchrieben. 2326 ift vor Gntgpa
ein xccl zugefetzt. 2917 zu aysi am Rande (gleichzeitig)
die Variante Xsysi notirt. 342 über ßoxi gleichzeitig v
mit Compendium für tjv (= ßoxävTjv) gefchrieben.
Druckverfehen find wohl nur 37 zu Z. 14 ,xrjq add. al
näml. vor uyaXua. 4015 z. 1. ExäXsGEV. 58 fol. 3551» zu
Zeile 24 {avEvÖEcövjEvouEvcov); 1825 6gcoxixmq(yäg.

Dafs S. von feinen Vorgängern nicht viel Gutes zu
fagen weifs, ift aus feiner Bearbeitung des Tatian bekannt.
Auch hier werden uns in der praef. nur die Ausgaben
von Dechair und Maran genannt (p. VIII), die vortreffliche
von Gesner nur im Vorbeigehen (p. XXI. XXX
vgl. p. IX). Diefe Ungerechtigkeit trägt denn auch ihre
Früchte. Nicht wenige der als neu verzeichneten Conjecturen
find bereits von Gesner oder Stephanus gemacht
, andere fpäter. Nur Weniges kann ich hier notiren.
3 4 von Stephanus (bei Gesner) bezweifelt, von Lindner
geftrichen. 423 xai fchon von Paul bezweifelt. 431 i] von
Maranus zugefetzt, vgl. auch Paul. 5 26 xgaxcöv fchon
von Meineke ergänzt (Nauck, Tragic. Graec. fragm.2
p. 650). 6 19 agftovixotq fchon Cod. Lubanensis und Paris.
SuppL 143 (vgl. Nolte, 1. c. Col. 1746) (!), danach Otto.
99 avxov fchon von Paul. 10 6 66 von Gesner zugefetzt.
1216 von Gesner ift bereits die Lücke conftatirt und
durch 6i6aGx6vxcov ergänzt (Otto falfch Gaprjvc^ovxcov).
14 21 ovv von Maranus zugefetzt. 1622 ooGxs bereits Gesner,
nach ihm Paul und Otto. 21 23 66 fchon von Dechair und
Lindner geftrichen uff. uff. Dafs das Verfchweigen älterer
Gewährsmänner Abficht ift, nehme ich nicht an. Vielmehr
fcheint es S. nicht für der Mühe werth gehalten zu haben,