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Ausgabe:

1892 Nr. 21

Spalte:

525-527

Autor/Hrsg.:

Luther, Martin

Titel/Untertitel:

Luthers Werke für das christliche Haus 1892

Rezensent:

Bossert, Gustav

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525 Theologifche Literaturzeitung. 1892. Nr. 21. 526

Jahr 1533 fetzt, und folgende beachtenswerthe Varianten
bietet: Z. 2. follt man eitel rhetoricam brauchen; Z. 3. quod
(tt.qui); Z. 10. sernwnem in laude; Z. 13. ebenfalls: affectus;
Z. 15. fitpeccatum nostrum. — Nr. 59. S. 79. Z. 4. ift ft.
monachis wohl monarchis zu lefen; Z. 11. coronatos vgl.

fchaftliehe Frage von Zins und Wucher bilden den Kern
diefes Bandes, der für unfere Zeit feine befondere Bedeutung
erhält, da Socialismus und Empörung fich die
Hand reichen, um, wie einft im Bauernkrieg, die wirth-
fchaftliche Frage mit der Fauft zu löfen. Aber auch

Nr. 1948.—Nr. 106. S. 102. Z. 7. ift ft. ,Donnerhöchften', die übrigen Schriften, welche der Band enthält, find im

was keinen Sinn giebt, zu lefen ,Donneräxten', was bei
Luther öfters vorkommt, vgl. Dietz, Wörterb. zu Luther
s. v. — Nr. 117. S. 112, auch in Cod. Trevir.: S. 113.
Z. 14. die laufen ftark auf mich; Z. 16. ft. erzwingen: angewinnen
; Z. 18. ft. dögen: dauren; Z. 22. ft. lauter: Luther.

vollen Sinn zeitgemäfs. Die Beunruhigung, welche unfer
evangelifches Volk durch die Behandlung der kritifchen
Fragen von Seiten der wiffenfchaftlichen Theologie ergriffen
hat, erhält durch die Auswahl aus Luther's Vorreden
zur heiligen Schrift das befänftigende Oel. Der

— Nr. 130. S. 123. Z. 13. fide (ft. fede). — Nr. 320. S. 205. 1 Sendbrief vom Dolmetfchen zeigt unferem Volk auf's
Den erften Satz davon hat auch Cod. Trevir. — Nr. 339. | Neue den Werth der Lutherbibel gegenüber den Ver-
S. 218. Z. I. Jenes Wort des Campegius und Luther's i unglimpfungen durch die Kämpen Roms. Der Ruf nach

Entgegnung darauf findet fich auch bei Joh. Gastius,
convivales sermones, ed. Basil. 1566. 71 II. p. 41. in abweichender
, wie uns fcheint, draftifcherer Faffung, wes-

den Orden dürfte angefichts des Antheils der Orden an
den Flammen, die den Bruder Heinrich verfchlangen,
befcheidener werden. Das goldene Licht, in welchem

halb fie hier flehen möge: ,Campegius Cardinalis Au- das Volksleben am Ende des Mittelalters in Janffen's
gustae cum liaberentur Comitia, dixit, toleraturum se po- ; Beleuchtung erfcheint, verfchwindet völlig vor den
aus (quis credet ex animo haec protulisse tarn delicatum ! fchwarzen Schatten der Volksreligion mit ihrem finftern
honuneni), ut membraüm lanäna candente discerperetur, Aberglauben, in welchen Luther's Auslegung des erften
quam interire Missam. Quare et ego, inquit Lutherus, | Gebotes einen überrafchenden Blick thun läfst.

Eine Vergleichung des 7. Bandes mit den vorausgehenden
zeigt eine überrafchende Ausdehnung der
Einleitungen. Ref. mufs hier an die eigene Bruft
fchlagen, denn er hat zur Einleitung in die drei kleinen
Schritten wider die Bauern nicht weniger als 13 enggedruckte
Seiten gebraucht, aber die Einleitung von
Eck zu Luther's Schrift ,von Kaufhandlung und Wucher'
ift mit S. 494—513 zu einer werthvollen Studie über
Luther's wirthfchaftliche Anfchauungen geworden. Wer mit
den Bearbeitern über den Umfang der Einleitungen in
diefem Bande rechten will, mufs fich erft über die Schwierigkeit
der Aufgabe klar werden, dem Lefer die gefchicht-
lichen Vorausfetzungen der einzelnen Schriften darzulegen,

Deo dante, prius mc in einerem redigi patiar, quam per-
mittam sacrificum, sive probum, sive improbum, cum ope-
ribus suis parem aut superiorem Christo salvatori meo
esse1. — Nr. 349. S. 224. Z. 14. vor (ft. von) aller Welt;
Z. 22. .werck' hier = Werg, der Abgang des Flachfes
beim Hecheln. — Nr. 364 S. 238. Note 1. Rörer ift nicht
am I. Auguft, fondern am I. October 1492 geboren. —
Nr. 498. S. 305. Z. 2. u. Note 21. ,Capito' ift ficher falfch,
es fcheint, fei es bei Luther, fei es bei dem Schreiber,
eine Verwechfelung mit Hedio von Strafsburg vorzuliegen
, der mit Bucer 1529 in Marburg war, dortfelbft
auch predigte, freilich die einzige Predigt, von der wir
wiffen, gerade zu der Stunde hielt, wo Luther in Marburg

ankam. — Nr. 509. S. 311. Z. 12. ft. en: est. — Nr. 517. j um ihm den Gewinn aus denfelben fafsbar zu machen

S. 316. Note 8: 5,16. — Nr. 595. S. 373. Z. 1. sol (ft. soll),
— Nr. 601. zu Note 5, vgl. auch de Wette III, 98. —
Nr. 635. auch im Cod. Trevir., jedoch mit den Parallelen
ubereinftimmend, hier aber ft. P"eld u. Saat, richtig: Feld
u. Sand. — Nr. 638. S. 403. ebenfalls im Cod. Trevir.,
unvollftändig und mit weniger gutem Text, doch Z. 6.
quod promissio sit; Z. 10. Ergo respoude. — Nr. 640. S. 405.
im Cod. Trevir.: Z. 14 ft. abgewinnen: abrennen; Z. 24
der Wahn. — Nr. 642. S. 406. im Cod. Trev. mit weniger
gutem Text.

Oberrad bei Frankfurt a/M. Enders.

Luther's Werke für das christliche Haus. Hrsg. von Diac.
Lic. Dr. Buchwald, Prof. D. Kawerau, Confift.-R. Prof.
D. Köftlin, Pfr. D. Rade, Pfr. Ew. Schneider u. A. 7. Bd.
(4. Folge: Vermifchte Schriften, 1. Bd.) Braunfchweig,
Schwetfchke & Sohn, 1892. (III, 540 S. m. 1 Bild. 8.)
M. 1.50.

Wenn der Unterzeichnete der Befprechung der
6 erften Bände des verdienftlichen Werkes die des
7. Bandes folgen läfst, fo gefchieht dies im Auftrag der

Redaction. Als Bearbeiter der drei Schriften Luther's ! nicht mehr über den "Schreiber Konrad bieten konnte

Gerade die letztgenannte Schrift Luther's zeigt uns die
Schranken feines Verftändnifses für die völlig veränderten
wirthfehaftlichen Verhältnifse, deren Wandel der Berg-
mannsfohn und Theologe nicht bis in feine letzten Ur-
fachen und Wirkungen verfolgen konnte, und doch zeigt
Eck, wieviel echtes Gold diefe Schrift auch für die
Gegenwart bietet, und wie hoch Luther in feinen Anfchauungen
über der mittelalterlichen Scholaftik mit
ihrer Wirthfchaftslehre fteht.

Gleich den Einleitungen find auch die Erläuterungen
an Umfang gewachfen, wie dies der Inhalt der Schriften
forderte. Man denke an das dunkle, weitverzweigte Gebiet
des mittelalterlichen Aberglaubens, an den mittelalterlichen
Kirchengefang, der unferem Gefchlecht fremd
geworden, an die vielbefprochene Frage von den zwölf
Artikeln der Bauern. In diefen kurzen Anmerkungen
verbirgt fich ein gutes Stück deutfeher Gelehrfamkeit und
eindringenden Fleifses. Wenn die Bearbeiter bei einzelnen
Fragen mit einem non liquet fich begnügen mufsten, fo
wird der billig urtheilende Lefer das Bedauern, das in
einem folchen Bekenntnifs liegt, nur theilen können. Es
ift z. B. dem Unterzeichneten fchmerzlich genug gewefen,
dafs er trotz angeftrengteften Forfchens und Nachfragens

wider die Bauern (S. 303—352) hätte er die Aufgabe
lieber einem Andern überlaffen, aber da es fich nur
theilweife um Selbftanzeige handelt, ift fich der Ref.
der Pflicht der vollen Objectivität doppelt bewufst.

Der vorliegende Band zeigt uns Luther vorzüglich
in feinem Wirken und Schaffen für die Löfung praktifcher,
brennender Zeitfragen. Die Ordnung der Verfaffung und
des Gottesdienftes der jungen evangelifchen Gemeinden,
der Kampf wider die empörerifchen Geifter in Süd und
Nord, die Frage nach der Berechtigung des Kriegsdienftes
gegenüber der falfchen Heiligkeit des Mönchthums und
Täuferthums und des Türkenkriegs als politifchen Krieges
ftatt der bisherigen Glaubenskriege und endlich die wirth-

(S. 382). Ueber Kürin's Plage, die Hans Sachs ,Kürin's
Bufse' nennt (H. Sachs' Werke cd. Keller u. Götze,
Band 14, S. 278), hätte Grimm's Deutfehes Wörterbuch 5,
2801 unter Kürein, Kürin Auskunft gegeben. Gemeint ift
der Krebs des Unterleibs. Im Einzelnen dürfte da und
dort eine Erläuterung etwas anders zu faffen fein.
S. 206, No. 8 ift nicht Karfthans als Scherzname des
Bauern gemeint, fondern die bekannte Flugfchrift
,Karfthans'. S. 216 ift mit Rädle nicht das Mühlrad,
fondern das Spinnrad gemeint. S. 424 ift ein blödes
Gewiffen = ein krankes Gewiffen vgl. Leibesblödigkeit
und das bekannte Tauflied: ,0 heilige, o theure Glut,
wafch' unfer krank' Gewiffen'. S. 431 Eifenfreffer und