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Ausgabe:

1892

Spalte:

514-516

Autor/Hrsg.:

Niese, Benedictus (Ed.)

Titel/Untertitel:

Flavii Iosephi opera. Vol. III. Antiquitatum iudaicarum libri XI - XV 1892

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrlchs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N£; 21. 15. October 1892. 17. Jahrgang.

Gutfchmid, Kleine Schriften, 3. Bd. (Schürer).
Iosephi opera ed. Niese, vol. III (Schürer).
Calvini in Novum Testamentum commentarii

vol. I (Joh. Weifs).
Hahn, Das Evangelium des Lucas erklärt, t, Bd.

(Joh. Weifs).
Denkfchrift des königl. preufs. ev.-theol. Seminars

zu Herborn für das J. 1890—91 von Zimmer:

Theologifcher Kommentar zu den Theffalo-

nicherbriefen (Everling).

Wilpert, Ein Cyclus chriftologifcher Gemälde
aus der Katakombe der Heiligen Petrus und
Marcellinus (Dopffel).

Loesche, Analecta Lutherana et Melanthoniana
(Enders).

Luther's Werke für das chriftliche Haus. 7. Bd.
(Boffert).

Haferkorn, Die Hauptprediger der Ligue in

den franzöfifchen Religionskriegen 1576—1594

(Löfchhorn).
Pank, Das Evangelium Matthäi, in Predigten

und Homilien ausgelegt, 2. Hälfte (Wächtler).
Dieffenbach, Das Evangelium St. Lucae in

Betrachtungen für die Gemeinde ausgelegt

(Wächtler).

Funcke, Neue Reifebilder und Heimatklänge
(Hans).

Gutschmid, Alfr. v., Kleine Schriften. Hrsg. von F. Rühl.
3. Bd. Schriften zur Gefchichte und Literatur der
nichtfemitifchen Völker von Afien. Leipzig, Teubner,
1892. (VIII, 676 S. gr. 8.) M. 20.—

Auf das mannigfaltige Intereffe, welches Gutfchmid's
Kleine Schriften auch dem Theologen darbieten, ift
bereits in der Anzeige der beiden erflen Bände (Theol.
Litztg. 1891, 297) hingewiefen worden. Diefer dritte Band
enthält, wie der Titel angiebt, die Schriften zur Gefchichte
und Literatur der nichtfemitifchen Völker von Afien.
Ueber Afien hinaus greift nur der Artikel über die Skythen
(S. 421—445). Auch in diefem Bande tritt wieder in bewundernswerter
Weife der feltene Umfang von Gutfchmid
's vielfeitigem und gründlichem Wiffen in Verbindung
mit ficherer methodifcher Kritik zu Tage. Wir
werden von Klein-Afien bis nach China geführt: die Gefchichte
des lydifchen und des pontifchen Reiches, der
Armenier und der Parther wie der oftafiatifchen Völker
zieht an uns vorüber. Ueberall find in feltener Verbindung
die griechifchen und römifchen Schriftfteller wie die
morgenländifchen Quellen methodifch ausgebeutet. Das
meifte von dem, was geboten wird, war fchon bisher gedruckt
, aber zerftreut an den verfchiedenflen Orten, zum
Theil an fo verfteckten wie der Erfch und Gruber'fchen
Encyklopädie, die in ihrem weiten Schlünde das Einzelne
mehr ehrenvoll begräbt als öffentlich bekannt macht.
Ungedruckt waren bisher die Unterfuchungen über die
Gefchichte des pontifchen Reichs S. 480—561, eine Arbeit
aus den fünfziger Jahren, die freilich jetzt als Ganzes
veraltet ift, aber im Einzelnen doch noch vielfach Werthvolles
bietet. Als neu ift auch der für die Encyclopaedia
Britannien bearbeitete Artikel über die Skythen zu betrachten
, der bei feiner Uebertragung ins Englifche ftark
verkürzt wurde, während hier der ursprüngliche deutfehe
Text vollftändig mitgetheilt wird.

Von fpeciell theologifchem Intereffe find in diefem
Bande nicht fo viele Arbeiten wie im zweiten. Immerhin
finden üch auch hier verfchiedene nach Inhalt und
Umfang hervorragende, namentlich Beiträge zur Gefchichte
der Heiligen-Legenden und zur arme-
nifchen Kirchen-Gefchichte. In erfterer Beziehung
ift hervorzuheben die Arbeit über die Sage vom neigen
Georg S. 173—204 (aus den Berichten der fächfi-
ichen Gefellfchaft der Wiffenfchaften 1861, philol.-hift.
Claffe 13. Bd.); in letzterer die über die Glaubwürdigkeit
der armenifchen Gefchichte des Mofes von Khoren
S. 282—331 (ebenfalls aus den Berichten der fächf. Gef.
der Wiffenfch. 1876, philol.-hift. Claffe 28. Bd.), wozu noch
der zufammenfaffende und die ältere Arbeit weiterführende
Artikel über Mofes von Chorene aus der
Encyclopaedia Britannica kommt S. 332—338. Beide Gebiete
, das der Heiligen-Legenden und das der armenifchen
Kirchengefchichte berührt die umfangreiche Abhandlung
über Agathangelos, den Verfaffer der arme-
nifch und griechifch erhaltenen Gefchichte des Königs
Trdat und des heiligen Gregor, S. 339—420 (aus der
Zeitfchrift der deutfehen morgenländ. Gefellfch. 31. Bd.
1877). Aufser diefen direct das theologifche Gebiet berührenden
Arbeiten dürften aber auch noch manche
andere da und dort von Intereffe für den Theologen
fein, fo der Artikel über Gotarzes, den König der Parther
zur Zeit des Claudius, in deffen Gefchichte auch
die des jüdifchen Königs Izates von Adiabene verflochten
ift (S. 43—124, aus Erfch und Gruber's Encykl.), und der
fchon genannte Artikel über die Skythen (S. 421—445).
Aus letzterem fei namentlich hervorgehoben, dafs Gutfchmid
der von manchen Neueren wieder aufgegebenen
Hypothefe, dafs bei Jeremia cap. 4—6 die Skythen gemeint
feien, entfehieden zuftimmt (S. 432).

Kiel. E. Schürer.

Iosephi, Flavii, opera, edidit et apparatu critico instruxit
Benedictus Niese. Vol. III. Antiquitatum iudaicarum
libri XI—XV. Berlin, Weidmann, 1892. (LXVII, 409 S.
gr. 8.) M. 18. —

Mit diefem dritten Bande von Niefe's grofser Jofephus-
Ausgabe liegt nunmehr das Hauptwerk diefes Schrift-
ftellers die Antiquitates Iudaicae vollftändig vor. Er enthält
Buch XI—XV. Der vierte Band, Buch XVI—XX
und die Vita enthaltend, erfchien bereits früher (f. Theol.
Litztg. 1890, 644). Da auch die Schrift contra Apionem
im fünften Bande fchon erfchienen ift (Theol. Litztg.
1890, 74), fo fehlt nur noch das Bellum Iudaicum.

Für die Conftituirung des Textes der letzten zehn
Bücher der Antt. Ind. hat Niefe folgende heben Hand-
fchriften benützt, die fünf erften nach eigener Collation,
die beiden letzten nach einer Collation von Aug. Mau.

1) P= Palatinus gr. 14 der vatikanifchen Bibliothek,
saec. IX—X, leider nur Buch XI—XVII enthaltend und
auch diefe mit einigen Lücken. Die Handfchrift ift zwar
nachläffig gefchrieben, überragt aber nicht nur durch ihr
Alter, fondern auch durch die Güte ihres Textes alle
übrigen, weshalb Niefe ihr mit Recht die Führung zuerkannt
hat. Durch ihre Heranziehung konnte der bisherige
Vulgärtext an nicht wenigen Stellen in ent-
fcheidender Weife berichtigt werden.

2) F (Elorentinus) = Laurentianus plut. 69 cod. 20,

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