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Ausgabe: | 1892 Nr. 20 |
Spalte: | 502-506 |
Autor/Hrsg.: | Hurter, H. (Ed.) |
Titel/Untertitel: | Nomenclator literarius recentioris theologiae catholicae, theologos exhibens, qui inde a concilio Tridentino floruerunt, aetate, natione, disciplinis distinctos. Tomus I 1892 |
Rezensent: | Reusch, Franz Heinrich |
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Theologifche Literaturzeitung. 1892. Nr. 20.
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mane bitten, einmal Herzog's von ihm wörtlich beibe- J wefentlich erhalten geblieben. Ich bin überzeugt, dafs
haltenen Abfchnitt über Comenius mit dem Kleinert'- 1 Reformationsgefchichte mit einer fo nebenfächlichen Be-
fchen Artikel in der Real-Encyklopädie zu confrontiren,
er wird bemerken, dafs Herzog bis aufs Wort und in
jede ftiliftifche Wendung hinein feinen Bericht von dort
entlehnt hat. Wer weitere Vergleichungen anftellte, würde
vielleicht noch öfter folche Abhängigkeiten entdecken;
da ifts doch aber gut, wenn die Quelle wenigftens genannt
wird.
Dafs bei einem Werke diefer Art über die Auffaffung
im Einzelnen, ja auch über das thatfächliche Detail manches
abweichende Urtheil zu geben wäre, liegt auf der
Hand. Ich befchränke mich darauf, nur ein Paar Bemerkungen
zu dem Abfchnitt über den Augsburger Reichstag
zu machen. Ich notire hier zunächft die überra
handlung der politifchen Factoren zu lebendiger Darfteilung
überhaupt nicht gebracht werden kann, und halte
daher wenigftens für diefen Theil der Gefchichte es für
nothwendig, der politifchen Gefchichte eine viel genauere
Berückfichtigung zu widmen. In anderen Perioden mag
das viel weniger erforderlich fein, hier fcheint es mir
unentbehrlich. Damit wäre freilich eine vollftändige
Umarbeitung des ganzen erften Theiles diefes Bandes
und damit eine weitere Aufgabe der Anlage diefer Kir-
chengefchichte verbunden. Man wird aber dem Herausgeber
einer neuen Auflage Herzog's kaum zumuthen dürfen
, eine fo tief greifende Veränderung vorzunehmen;
denn es müfste dann ein neues Buch werden. In fprach-
fchende Notiz, dafs die Reichstagsverhandlungen fchon | licher Beziehung notire ich ,das beziehungsweife Recht'
am 24. Mai eröffnet worden feien. Ferner die doch irre- i S. 461 und (aus Herzog wörtlich beibehalten) den .Verleitende
Betrachtung der Augsburger Confefflon unter
dem Gefichtspunkte, als hätte man damals ein fymboli-
fches Buch der lutherifchen Kirche verfaffen wollen; ,kurz
und bündig', fo lefen wir, ,wie es einem Symbol geziemt',
fei die Lehre hier dargelegt. Umgekehrt wird der Apologie
der Vorwurf gemacht, dafs fie zu .weitläufig für
ein Symbol' gerathen fei; das heifst doch ungefchichtliche
Mafsftäbe anlegen. Ferner möchte ich fragen: auf welche
Quelle geht die Nachricht zurück, dafs in Artikel X die
Rijectoria von den Einen noch fchärfer mit einem ,dam-
namus* gefafst werden füllte und dafs es nur dem Landgrafen
Philipp im Verein mit Melanchthon gelungen fei,
die vermittelnde Faffung improbamus hineinzubringen?
Sämmtliche Handfchriften, auch die aus frühefter Zeit
flammenden, haben ja einmüthig das improbamus, und
ein Melanchthon, welcher 1530 auf Vermittlung mit den
Zwingli'fchen ausgeht, ift eine fo grobe Fiction cryptocal-
viniftifcher Tendenzen, dafs wir begierig wären, die Quelle
kennen zu lernen, welche diefe Fabel in die Welt gefetzt
hat
Noch eine zweite Anekdote, welche Koffimane aus
Herzog beibehält, fei kurz beleuchtet. Herzog unterläfst
nicht, zu erzählen, dafs Melanchthon auf der Rückreife
vom Reichstage Luther's Mifsfallen dadurch erregt habe,
dafs er auch am Sonntage an der Apologie gearbeitet
habe. Herzog hat diefe Gefchichte aus Köllner, diefer
aus Salig und diefer, obgleich er feine Quelle nicht nennt,
aus Mathefius, 12. Predigt von Luther. Aber wie eigen-
thümlich ift die Gefchichte verfchoben! Sie wird jetzt
ein bemerkenswerthes Zeugnifs Luther's für Sonntagsheiligung
und gegen Sonntagsarbeit, während Mathefius gar
nicht des Umftandes gedenkt, dafs es fich um einen Sonntag
gehandelt habe, fondern uns nur erzählt, Melanchthon
fei fo eifrig bei der Arbeit gewefen, dafs er fich
nicht zum Effen Zeit gegönnt, fondern unterm Effen
weitergefchrieben habe; da habe ihm Luther die Feder
faffer von mehr als fünfzig umfangreicher und grofses
Auffehen machender Schriften' S. 462. S. 651 Z. 13 ift
das ,nur' befremdlich; denn warum nennt man denn fonft
Theologen in einer Kirchengefchichte, als wegen irgend
einer ,Bedeutung, die fie für die Kirche haben'? und darf
man fagen: ,er engt das Gebiet des Religiöfen auf Köllen
des Sittlichen ein' (S. 652)? Da bliebe ja gar nichts
übrig! Endlich: Wie foll der Student es fich erklären, dafs
S. 463 Comenius der letzte Bifchof der Brüderkirche
heifst, und dann doch wieder S. 464 Jablonski 1699 die
Bifchofsweihe der Brüder erhält?
Kiel. G. Kawerau.
Hurter, H., S. _}., in Univ. Oenipont. Prof., Nomenclator
literarius recentioris theologiae catholicae theologos ex-
hibens qui inde a concilio Tridentino floruerunt aetate,
natione, disciplinis distinctos. Tomus I. Edidit et com-
mentariis auxit. (A. u. d. T.: Theologiae catholicae
seculum primum post celebratum Concilium Tri-
dentinum ab anno 1564—1663.) Editio altera pluri-
mum aucta et emendata. Innsbruck, Wagner, 1892.
(XVI, 630 S. gr. 8.) M. 12. — .
Der Nomenclator des Innsbrucker Profeffors Hugo
Hurter, der 1871—86 in drei Bänden erfchienen ift,
ift als ein nützliches Nachfchlagebuch bekannt. Die
zweite Auflage des erften Bandes, der die 1564—1663 ge-
ftorbenen Schriftfteller umfafst, wird mit Recht als eine
verbefferte und ftark vermehrte bezeichnet: der Umfang
ift von 1028 Seiten Klein-Octav auf 630 zweifpaltige
Seiten Grofsoctav geftiegen; es ift manches verbeffert,
die Notizen über manche in der erften Auflage flehenden
Schriftfteller find vervollständigt und es find viele neue
Schriftfteller hinzugekommen, nach dem Register im
weggenommen mit der Erklärung: ,man kann Gott nicht J Buchstaben A beinahe fünfzig. Es fehlen jetzt wohl nur
allein mit Arbeit, fondern auch mit Feiern und Ruhen noch wenige, wie z. B. der portugiefifche Exeget Hierony-
dienen; darum hat ers dritte Gebot gegeben und den : mus ab Oleaftro (Reufch, Index I, 575), Maria von Agreda
Sabbath geboten'. Es bedarf nicht des Nachweifes, dafs 1 (Index 2,252) und der Jefuit Michael Rabardeau, einer
alfo Luther hier nicht an der Sonntagsarbeit, fondern von denjenigen, die in Richelieu's Auftrag gegen das S.
an dem fich keine Ruhe gönnen Melanchthon's Kritik 463 und 491 erwähnte Buch von C. Herfent, Optatus
geübt hat. Völlig unverftändlich ift mir in diefem Ab- Gallus, fchrieben und deffen Schrift von der Inquifition
fchnitt der aus Herzog herübergenommene Satz: in
der Auguftana fei überall das Bestreben fichtbar, fo viel
als möglich fich an das Gegebene anzufchliefsen, ,dies
ift fo fehr der Fall, dafs das Mefsopfer nicht als wefentlich
zur römifchen Kirche gehörig angefehen wird'. Inwiefern
das ein .Anfchlufs an das Gegebene' war, ift
mir dunkel.
Der Charakter der Herzog'fchen Kirchengefchichte,
ihr behaglich erzählender Ton, ihr fehr geringes Berück-
fichtigen der politifchen Verhältnifse, ihre unioniftifch-
conciliatorifche Tendenz, aber auch ihr Mangel an Schärfe
in der Charakterifirung und in der Markirung der ent-
fcheidenden Factoren, ift auch in der Ueberarbeitung
verdammt wurde (Index 2, 363). Ein anderer Jefuit, der
dem Orden keine Ehre machte, z. B. Poza, hat jetzt Aufnahme
gefunden; in der 1. Auflage wurde er nur erwähnt
in der unrichtigen, auch in der 2. Auflage (S. 386)
wiederholten Notiz, ein Buch des Dominicaners Xantes
Mariales fei wegen der fcharfen Angriffe auf Poza und
andere Jefuiten in den Index gekommen (Index 2,441. 505).
Uebrigens ift aber noch viel zu ergänzen und zu
corrigiren. Hurter citirt einmal bei Z. Boverius (S. 284)
,Döllinger und Reufch, Selbftbiographie des Card. Bellarmin
'. Hätte er diefe Schrift auch bei feiner Notiz über
Bellarmin benutzt, fo würde er das Buch, welches Bellarmin
unter dem Namen Franciscus Romulus herausgegeben,