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Ausgabe:

1892 Nr. 20

Spalte:

495-496

Autor/Hrsg.:

Bernard, John Henr.

Titel/Untertitel:

On some fragments of an uncial MS of S. Cyril of Alexandria, written on Papyrus 1892

Rezensent:

Preuschen, Erwin

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495

Theologifche Literaturzeitung. 1892. Nr. 20.

496

nimmt er vielfach offenbare Interpolationen zum Ausgangspunkt
. Seine Aufstellungen fallen — wie mir fcheint
— zufammen, fobald man verfucht, fich aus feinen Einwendungen
ein Bild zu conftruiren. Ich darf hier auf
Einzelheiten nicht eingehen, durch die allein Einblick in
diefe verwickelten Fragen zu gewinnen ift. F. hat einen
allgemeinen Gefichtspunkt aufser Acht gelaffen, und die-
fem Fehler werden, wie die letztgenannten gewifs, fo
möglicherweife auch die übrigen neuen Ergebnifse zum
Opferfallen. Bei einer K-O, die Jahrhunderte lang in prakti-
fchem Gebrauche war, mufs die erfte Frage fein, welche
Veränderungen fie während diefer Zeit erlitten hat. Bei
den C A mufste die apoftolifche Dignität im befonderen
zur Sanctionirung der jeweiligen Praxis auffordern.
Kirchliche Gebete und Verzeichnifse von Feft- und
Feiertagen find am ersten folchen Veränderungen ausgefetzt
. F. glaubt aber die ganzen C A aus der Hand

aaw AAIZETAIJEKAI avxoq (Aub. aomaUlexai ytt yovv
avxöq. 9) p.. 250 C 2 OSEANOYoxavöahoEl (Mt 18 6)
(Aub. oc sctv oxavduklarj). 10) p. 250 D 10 axavD-Al-
EnAqsixaZOINTO (Aub. axüv&aiq naqeixäCoixo). Ii)
p. 251 A 1 KAIKAT9T9Nnenkav^ievmv ' {Aub. Hai
ztov n67zXavi]f.iFV(ji)v). KATil wohl nur Dittographie
aus KAITQN. Davon find fehlerhaft Nr. 2, 3, 4, 9,
10, 11. Zweifelhaft ift die Richtigkeit der LA. des
Pap. bei Nr. 1, 5 und 8. Die Variante nqooxoiiiiaxoq
statt oxavdalnu (Nr. 6) beruht lediglich auf Conjectur,
da die Papyrusrefte nur noch nq bieten, was allenfalls
auch anders fortgefetzt gewefen fein kann. Eine weitere
Variante p. 248 B 7 beruht nur auf einer orthographi-
fchen Verfchiedenheit {ufpikoixxelqLuov statt drpiXoixxiq-
iaov Aub.), eine letzte nur auf dem Verfehen des Entzifferers
. Denn p. 248 B 1 lieft der Pap., wie das FS.
deutlich zeigt, fxtxayviooeE [NL10N0 N, und nicht, wie B.

ihres Verf.'s um 40x3 zu erhalten, während doch die meint, . . . EIS110XOS. Aub. hat /.lezayvmaeai tiovov

Const. per Hipp., die mancherlei Wiederholungen und
Widerfprüche in den Verordnungen, und die Art, wie
die c c. von VIII an die einzelnen Apostel verteilt werden
, mehr als einen Fingerzeig für dasGegentheil enthalten.
Für F.'s Unterfuchungen wefentlich find vor allem die
Const. per Hipp. Wenn er diefe wichtige Stütze weiter
verkennt, wird auch die angekündigte Ausgabe der C A
darunter Schaden leiden.

Berlin. Hans Achelis.

Bernard, John Henr., On some fragments of an uncial MS
of S. Cyril of Alexandria, written on Papyrus. (Trans-
actions of the Royal Irish Academy vol. XXIX part 18.)
Dublin 1892.

Unter einem Convolut koptifcher Papyri, die aus
einem Funde bei El-Deir, nördlich von Hawara, flammen
, fanden fich Rede, die griechifche Schriftzeichen
trugen. Eine genauere Unterfuchung ergab, dafs fie der
Schrift Cyrill's von Alexandrien de adoratione in spiritu
et verdate zugehörten. Nähere Mittheilungen darüber
verdanken wir Bernard, deffen Abhandlung die Ge-
fchichte der Auffindung und Entzifferung der Fragmente
fowie eine Transfcription der umfangreicheren Refte —
von einem Blatt (A) find nur vier, von drei anderen
(B C D) nur drei Reftchen übrig — enthält. Vier beigegebene
photographifche Facfimiles ermöglichen die
Controle für einen Theil der Stücke.

Die mitgetheilten Fragmente beginnen mit Buch VII
der genannten Schrift (opp. Cyrill. Alexandr. ed. Aubert
I246C10) und reichen bis gegen den Schlufs des
Buches; zufammenhängend find Refte von p. 247 C 7
bis 251 vorhanden, fowie der Schlufs von Buch VIII
(p. 286 B Aub.). Urfprünglich begann, wie fich aus noch
(ichtbaren Signaturen berechnen läfst, der Band mit
Buch VI und fchlofs mit Buch VIII, in fechzehn Qua-
ternionen. Die Zeilenzahl beträgt 29, mit ca. 25 Buch-
ftaben Columnenbreite. Als das Alter wird aus palaeo-
graphifchen Gründen sc. VI angenommen.

Die Ausbeute für die Textkritik ift aufserordentlich
gering. Bernard hat die wenigen Varianten bereits no-
tirt. Es find folgende: 1) p. 247 A 6 (Aubert) REPA-
PIEHOTAYPOE (Aub. om. b xavqoq). Der Papyr. lieft
wie die LXX (Ex 2i3,). 2)^ p. 248 A 2 KOAAZEIME-
TPIÜxeqov (Aub. xold'Cei yag iiexQidizsqnv). 3) p. 248 D 1
nAIJO^KAIlIAUlEKiqq (Aub. naiööq ze xai naiölaxiiq).
4) p. 249 A rj APAnWlClIdlXoUtdlIPdioqnavloq (Aub.
dyanfj, xa& a q>iqaiv b deantaioq Ilavkoq). 5) p. 249
B 3 xiqöeoAAKKOEOAQEEGEAoiiiav eidevai (Aub.
om. olcoq). 6) p. 249 E 8 rENEE0AinPooxofi/.iaxoq (?)
EfPoWAXIN (Aub. yevtolrai oxavddkov npörnaaiv). 7) p.250
A 3 (prjoiNHBOYZHONOE (Aub. wrfii, ßobq rj bvoq). Die
LA. des Pap. ift nicht ficher, da durch die Buchftaben

Was uns diefe Papyrusfragmente lehren können, ift
alfo nur dies: dafs der Text Cyrill's, wie er in zahlreichen
Handfchriften vorliegt, gut überliefert ift. Das
Refultat ift alfo dem ähnlich, das fich jüngft für den
Platotext ergeben hat (vgl. Ufener in den Nachr. d. Gött.
Gefellfch. d. Wiff. 1892, Nr. 2 S. 25 ff.). Ein Wunfeh liegt
unter diefen Umftänden nahe: Möchten uns doch die
Sandgräber der ägyptifchen Wüfte einmal ein unbekanntes
Stück altchriftlicher Literatur bieten, ftatt folcher Texte,
die gedruckt und gut gedruckt find!

Berlin. Erwin Preufchen.

'O £v K<ov0Tai>zivov7i6}.et'EXX>ivixöq 9>ikoi.oyixöq 2tvki.o-
yoq. ZmyQctcpEioq Aycbv rjxot pvrjiisla xijq Ekkrpvixrjq
ÄQyaiöxrjxoq, Qmvxa ev xm vvv tkkr/vixrp kam. T6-
fioq A', exdtöbiiEvoq xf/ yevvaiq yoqrpylq xov dymvoDt-
xov xaX fieyäkov xov Evkkoyov evsqylxov Xqr/Oxaxrj
'Erpsvxrj Zmyqärpov. Ev Kmvoxavxivovxbkei, Otto Keil,
1891. (445 S. gr. 8). fr. 20. —

Der Titel diefes Buchs erklärt fich daraus, dafs ein
Mitglied des Syllogos in C/pel, Namens Zographos, zu
einer Preisaufgabe, wie folche häufiger vom Syllogos
geftellt werden, das Thema gewählt, die Refte des hel-
lenifchen Alterthums, die noch jetzt im hellenifchen
Volke lebendig find, darzuftellen. Unter dem Alterthum
wird aber nicht allein das vorchriftliche, fondern auch
das nachchriftliche verftanden. Die Aufgabe wird fo gelöft,
dafs ein oder mehrere Berichterftatter aus den verfchie-
denen, von Griechen bewohnten Ländern eine kurze
Darfteilung über das gefammte griechifche Volksleben
geben. Die Sprache wird in kleinen Wörterverzeichnifsen
zufammengeftellt, Volkslieder aller Art, Feftlieder, Freiheitslieder
, Liebeslieder, Wiegenlieder, Scherzlieder, Spottlieder
, Räthfel, Volkserzählungen, Sagen, Fabeln find ge-
fammelt, der Aberglauben und die Zauberei, Volksfitten
bei vielen Anläffen, Redensarten, Flüche, Wünfche, Eigennamen
geordnet dargeftellt. Es wird auf diefe Weife ein
grofses und höchft werthvolles Material zur Beurtheilung
des griechifchen Volkslebens zufammengebracht.

Als ein Durchfchnitt des Volkslebens mufs das Buch
auch darüber Auskunft geben, wie weit Kirche und Chri-
ftenthum mit dem Volke verwachfen find. Eine dahin
gehende Erhebung wird aber in dem Urtheil eher zu
niedrig als zu hoch greifen, da nicht befonders das Reli-
giöfe betont ift. Eine folche kurze Erhebung follen die
folgenden Zufammenftellungen bedeuten.

Der vorliegende Band umfafst aber die Mittheilungen
aus Epiros, von den nördlichen und füdlichen Sporaden
und den Cykladen, wenngleich nicht erfichtlich, ob alle
Infein der genannten Gruppen berückfichtigt find.

Rein tritt das kirchliche Leben heraus in den
Feftliedern, die das Volk an gewiffen Tagen fingt. Diefe

ein Rifs hindurchgeht, wie das FS. zeigt. 8) p. 250 C I ' Lieder flehen etwa denen gleich, die die Kinder bei uns