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Ausgabe:

1892 Nr. 20

Spalte:

493-495

Autor/Hrsg.:

Funk, Franz Xaver

Titel/Untertitel:

Die apostolischen Konstitutionen 1892

Rezensent:

Achelis, Hans

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Theologifche Literaturzeitung. 1892. Nr. 20.

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nung eines Büchertitels in der Regel eine beabfichtigte
und wohlüberlegte fein. Immerhin dürfte es z. B. auf
einem Verfehen beruhen, dafs bei den Sibyllinifchen
Orakeln S. 502 die neuefte Ausgabe von Rzach 1891
nicht genannt ift.

Eine fehr unerfreuliche Neuerung in diefer dritten
Auflage, an welcher aber der Verf. ficher unfchuldig ift,
ift der veränderte Druck. Während in den beiden
früheren Auflagen wie in den übrigen Bänden der Lehrbücher
-Sammlung der Satz infolge des angewandten
mäfsigen Durchfchuffes für das Auge in äfthetifcher und
phyftfcher Beziehung wohlthuend war, ift jetzt, um Satz
und Papier zu fparen, ein ganz compreffer Druck gewählt
, der äfthetifch und phyfifch gleich abfchreckend
wirkt. Befonders bei der Petitfchrift, in welcher mehr
als die Hälfte des ganzen Werkes gedruckt ift, kann
ein nicht fehr kräftiges Auge nur unter fortwährender
Anftrengung fleh durcharbeiten. Und das alles wird dem
Lefer zugemuthet, um etwa 3—4 Bogen zu fparen. Wir
appelliren an die uns bekannte liberale Gefinnung des
Herrn Verlegers, indem wir dringend bitten, künftig
wieder zu dem früheren, Geift und Sinn erfreuenden
Satze zurückzukehren.

Kiel. E. Schürer.

Funk, Frz. Xav., Die apostolischen Konstitutionen. Eine
litterar-hiftorifche Unterfuchung. Rottenburg a/N.,
Bader, 1891. (VII, 374 S. gr. 8.) M. 6.—

Die letzte Specialunterfuchung über die Constit.
Apost. (C A) ift die von Drey's aus d. J. 1832. Seitdem
hat de Lagarde in der fyrifchen Didascalia die Quelle
der erften 6 Bücher fyrifch und in griechifcher Rück-
überfetzung zugänglich gemacht, die Didache gab uns
die Vorlage für den erften Theil des VII. Buches, und
Ref. glaubt in Hippolyt's Schrift neql laoiauättov und
der Aegypt. K-O Hauptquellen des VIII. Buches nach-
gewiefen zu haben; und da letztere auf eine echte K-O
Hippolyt's zurückgeht, welche relativ am beften in den
arabifchen Canon. Hipp, erhalten ift, hat auch das alte
Lemma dict 'Inn.oi.vxov für den Abfchnitt negi %eigo-
xovuöv des VIII. Buches eine richtige Erinnerung bewahrt.
Es war dringend nothwendig, dafs unter diefen völlig veränderten
Verhältnifsen die C A einer neuen Unterfuchung
unterzogen wurden, und Funk war vielleicht vor
Anderen dazu berufen, da er fleh feit längerer Zeit mit
Vorarbeiten zu einer neuen Ausgabe der C A befchäf-
tigt; denn gerade bei den C A find die literarifchen
und textkritifchen Probleme nicht zu trennen. — F. geht
gründlich zu Werke. S. 74 f. beweift er, dafs die fyrifche
Didasc. eine Quelle von C A I—VI ift; S. 78—107 handelt
er über Zeit, Heimath und theologifche Richtung der
Bücher I—VI, S. 116 ff. 120 ff. über diefelben Punkte bei
Buch VII, S. 161 —168 noch einmal dasfelbe für Buch
VIII. Der Identität der Interpolatoren von I — VI und
VII, die an fich natürlich, längft nachgewiefen und anerkannt
ift, werden S. 123—132 gewidmet, S. 168—178
wird diefelbe Hand in VIII aufgezeigt; dafs diefer
Pf.-Clemens = Pf.-Ignatius ift, beweift F. S. 316—355.
Aber ich fehe darin den Werth diefes Buches, dafs hier die
in den letzten Jahrzehnten über die CA gewonnenen feften
Refultate noch einmal in ausführlicher Weife begründet
werden. Die grofse Breite, mit der das gefchieht, ift
unnöthig, aber verftändlich. Denn F. ift es ja gewefen,
der fich am längften gegen alle diefe Ergebniffe prote-
ftantifcher Kritik gefträubt hat. Noch 1880, 1882 und
1884 beitritt er, dafs die fyrifche Didasc. die Quelle von
I—VI fei; erft 1885 hat er die Einheitlichkeit der Interpolation
aller 8 Bücher zugegeben, aber auch damals
noch die Identität des Interpolators mit Pf.-Ignatius
beftritten, weil fich bei ihm kein Anzeichen von Apollinarismus
finde, den er als theologifchen Standpunkt

des Pf.-Ignatius fchon 1880 erkannt zu haben glaubte.
Jetzt geht er in diefer Richtung weiter vor, indem er auch
Pf.-Clemens als Apollinariften kennzeichnet, und unter
der Bedingung, dafs alfo Pf.-Clemens nicht um 360, fondern
kurz nach 400 gefchrieben habe, giebt er feine
Identität mit Pf.-Ignatius zu. Diefe Bedingung ift bereits
nicht unbeftritten geblieben, aber ich glaube doch,
dafs die Anficht beachtenswerth bleibt, falls man fefthält,
dafs auch F. fie nur als Vermuthung (S. 367) vorgetragen
haben will. Aber von demfelben Autor follen ferner
die Can. Apost. Mammen, und zwar in der längeren
Faffung; die kürzere Sammlung des Dionyfius fei eine
Verkürzung. Hier wird F. wohl noch weniger Beifall
finden : mir wenigftens fcheint in den Can. Apost. deutlich
der Benutzer, nicht der Autor der C A zu reden. — Die
Verwandten der C A berückfichtigt F. zum Theil ausführlich
. Bei der fyrifchen Didasc. ift er durch Unterftützung
Socin's im Stande, an einigen Punkten Angaben über den
Text zu machen, welche auf Grund der Lagarde'fchen
griech. Ausgabe nicht möglich find. An der Hand
derfelben gewinnt er das wichtige Refultat, dafs Epi-
phanius als diäragig der Apoftel nicht die C A, fondern
die Didasc. citirt. Ebenfo foll es fich bei dem Verf.
des opus impctf. in Mt verhalten. Die Sachlage ift hier
die, dafs das erfte Citat an die von F. S. 49 gegebene
Ueberfetzung von III 14 (nicht an Lagarde) wenigftens
anklingt, wenn fie fich auch eben nicht im Uber de episco-
pis, fondern in dem über die Wittwen findet; der zweite
Hinweis, quomodo .... quidam sacerdotes ex hominihns
ordinantur, der im 8. Buche flehen foll, vorzüglich auf
CA VIII2 pafst, während er von F. in gekünftelter Weife
(S. 91 f.) auf das 8. Capitel der Didasc. bezogen wird.
Das opus in Mt ift fomit das ältefte Zeugnifs für CA;
und es entlieht die Frage, ob der ,Apollinarismus1 der
C A zeitlich möglich ift. Im Uebrigen hält F. die Didasc.
für die treue Ueberfetzung einer fyrifchen K-O aus dem
erften Drittel des 3. Jhdts — Refultate, welche erft dann
zu controlliren find, wenn der Text endlich einmal in
genügender Ueberfetzung vorliegt.— Von der arabifchen
Didasc. Hellte ihm Socin die Ueberfetzung der vom griech.
Texte abweichenden c c. aus Parifer und Oxforder Hff.
zur Verfügung. — Dafs F. aber die Frage nach den
Quellen der C A wefentlich gefördert hätte, kann man
trotzdem nicht fagen. Beim 2. Theil von VII kommt er
über Vermuthungen nicht hinaus (S. 116); die für VIII
aufgedecktenBeziehungen zur Antiochenilchen Liturgie find
lofe (S. 156—161). Und bei VIII 4 ff. verkennt er gar
die deutliche Herkunft. Ref. hat die Can. Hipp., die
Aegypt. K-O, die Constit.per Hippolytuvi als die Stationen
des Entftehungsweges vom VIII 4 ff behandelt, F. hält
diefe Schriftftücke in umgekehrter Reihenfolge für Auszüge
von VIII 4 ff., fodafs die Can. Hipp, fchliefslich ins
6.—13. Jhdt. (!) placirt werden müffen. Bei den Const.
per Hipp, verwirrt er die Frage von vornherein dadurch,
dafs er den Laurent, und Barher., die Zeugen desjetzigen
Textes der C A find, mit den Hff. der Const. per Hipp.
zufammenreiht (S. 143 ff.). Aber die Collation der Va-
ticani 828. 829. 1150. 2019 hat mir aufs Neue die bedeut-
fame Thatfache gezeigt, dafs der Name Hippolyt's nur
an diefer (älteren) Textgeftalt haftet, während er bei dem
jetzigen Texte der C A und den daraus hergeleiteten
Auszügen verfchwunden ift. Für das Verhältnifs der
Const. per Hipp, zu C A VIII überfieht er das wichtige
von Pitra Juris ecclcs. I 45 f. mitgetheilte Scholion, das
mit Conc. Trull. c. 2 unddem2.PfaffifchenIrenäusfragment
zufammenzuftellen ift. Und was foll das heifsen, wenn
F. S. 154. 363 zugiebt, dafs in jenen eine ältere Praxis
vertreten wird, aber den Schlufs auf frühereEntftehung verwehrt
? — Die Aegypt. K-O vermag er nicht von dem
in der Sammlung folgenden Auszug aus C A VIII abzutrennen
; die Identität der koptifchen und äthiopifchen
K-O beftreitet er, obwohl die ganze Sammlung, in der
fich beide finden, übereinftimmt; bei den Can. Hipp

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