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Ausgabe:

1892 Nr. 19

Spalte:

468-469

Autor/Hrsg.:

Schwane, Jos.

Titel/Untertitel:

Dogmengeschichte. 1. Bd.: Vornicänische Zeit. 2. verm. u. verb. Aufl 1892

Rezensent:

Harnack, Adolf

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467 Theologifche Literaturzeitung. 1892. Nr. 19. 468

nicht nur als geoffenbarte Wahrheit, fondern er will auch in der paulinifchen Beweisführung für die Auferftehung
damit, wie wir gefehen haben, die Aufhellungen der alt- ' Jefu Chrifti vom leeren Grabe überhaupt nicht die Redeift,

teftamentlichen Kritiker auf indirectem Wege widerlegen,
indem er für die Anwendung verfchiedener Namen in der
heiligen Schrift eine andere und beffere Erklärung giebt
als fie. Von diefen Kritikern hat er überhaupt eine
fchlimme Vorftellung. Sie fchreiben lediglich zu ihrer
Selbftverherrlichung, fie gleichen den Verklägern Chrifti,
deren Zeugnifs nicht zufammenftimmte; ja fie fchreiben,
um fich des Eindrucks zu erwehren, den die Bibel auf
ihr Gewiffen macht. Das hat ein Profeffor im Eaft-End

Kleinere Zufätze oder Acnderungen finden fich S. 17
(== S. 17 der 1. Aufl.), 107 (= 110), 613 (=637). Sonft
habe ich bei genauer Vergleichung Zufätze oder Aende-
rungen von einigem Belang nur in den Ausführungen überdie
Apokalypfe gefunden S. 358 (= 371), 360 (= 373), 486
(= 504), 496 t. (=514), 500 f. (= 517—519)- Anlafs dazu
gaben die neueren Verhandlungen überdiefes Buch, gegenüber
welchen indefs W. bei feiner bisherigen Auffaffung
bleibt. Auch die Hypothefe von einer jüdifchenGrundfchrift

zu London offen zugegeben. Denn auf die Frage eines j fcheint ihm nicht wahrfcheinlich (S. 358). Im Allgemei-
feiner Zuhörer: ,Warum richtet fich ihre ganze Kritik I nen bemerkt er gegenüber der Kunft, die Alles aufs
gegen die Bibel, ftatt gegen Shakefpeare oder Homer?' — ' Genauefte weifs, fehr treffend S. 486: ,1m übrigen bleibt
hat er mit englifcher Freimüthigkeit geantwortet: .Warum es dabei, dafs wir nur Vermuthungen aufftellen, und ich
ich die Bibel nicht in Ruhe laffe? Weil fie mich nicht halte es für keinen Vorzug, wenn ein Verfuch auf diefem
in Ruhe läfst'. Solches Urtheil wagt diefer Mann über Gebiete jeden Satz mit Sicherheit auf feinen Urfprung
die treue, ehrliche Arbeit ernfter Forlcher zu fällen, die, 1 beurtheilen will'.

mögen fie nun irren oder nicht, in der That fchreiben, Wenn das Buch, wie zu hoffen, noch eine weitere

weil fie die Bibel nicht in Ruhe läfst, weil fie ihnen zu Auflage erlebt, würde Ref. um eine erneute Prüfung der
grofs und wichtig ift, als dafs fie nicht fuchen füllten, Hypothefe bitten, dafs die galatifchen Gemeinden, an
bis ins Einzelnfte hinein die volle Wahrheit über fie welche Paulus fchreibt, nicht im eigentlichen Galatien,
ans Licht zu bringen. Von feinen eigenen wunderlichen fondern in Lykaonien und Pifidien zu fuchen feien
Einfällen dagegen fpricht er als von tiefen Erkenntnifsen, (S. 227 fr.). Die Hypothefe beruht auf der Vorausfetzung,
die ihm, .durch die Gnade Gottes enthüllt wurden', und dafs nach römifchem Sprachgebrauch der Begriff ,Galatial
die deshalb auch nur von dem zu würdigen feien, der nicht nur das eigentliche Galatien, fondern auch die Land-
.geiftlich' gerichtet fei. Ich will kein weiteres Wort fchaften Lykaonien und Pifidien umfafst habe. Dies ift
darüber verlieren. Nur mufs ich es beklagen, dafs zwar von Renan mit Zuverficht behauptet worden, und
es auch in Deutfchland Leute zu geben fcheint, die angefehene deutfche Gelehrte haben es ihm geglaubt,
an folchen Willkürlichkeiten und Künfteleien Gefallen 1 Die Behauptung hat aber fchlechterdings keinen Anhalt
finden, ja eine Förderung chriftlicher Wahrheitserkenntnifs I in den Quellen, wie ich in einem kleinen Auffatze im

darin zu fehen meinen.

Augsburg. J. Hans.

neueften Hefte der Jahrbb. für prot. Theol. S. 460—474
bewiefen zu haben glaube. Gerade die officiellen In-
fchriften, welche die Vereinigung der Landfchaften Galatien
, Lykaonien und Pifidien in der Hand eines Statt-
Weizsäcker, Carl, Das apostolische Zeitalter der Christ- halters bezeugen, nennen Aets diefe Landfchaften neben
... u. . _ , u a a tt- -u -/d t r- einander, unterfcheiden alfo die beiden letzteren von

liehen Kirche. 2., neu bearb. Aufl. Freiburg i/B., J. C. r. V-- „<-<- • c 1 u u 1 u ,, , .
V, Li 10 t-ttt c- 01 m £ erflerer. Ein officieller Sprachgebrauch, welcher alle drei

B. Mohr, 1892. (VIII, 700 S. gr. 8.) M. 16.— unter dem einheitlichen Begriff ,Galatict zufammengefafst

Sechs Jahre nach dem Erfcheinen der erffen Auflage ( hätte, hat nie exiffirt. Damit fällt aber auch die Grund-
ifl eine zweite Auflage diefes Buches nöthig geworden, läge für jene Hypothefe über die Adreffe des Galater-
ein erfreulicher Beweis dafür, dafs es in weiten Kreifen briefes.

Eingang gefunden hat. Referent rechnet dies Werk zu E. Schürer

denjenigen, deren forgfältige Leetüre vor allem auch den
Studirenden zu empfehlen ifl. Es führt wie kein anderes

in das Verfländnifs der Gefchichte des älteflen Chriflen- Schwane, Hauspräl.Prof.Dr.Jofi,Dogmengeschichte. 1.Bd.:
thums ein. Methodifche Behandlung der Probleme, tief Vornicänifche Zeit. 2. verm. u. verb. Aufl. [Theolog.
eindringendes Verfländnifs der bewegenden geiftigen Bibliothek, XIX. I Freiburg i/B., Herder, 1892. (572 S.
Machte, anfehauhche Vorführung der handelnden Perfo- ! 8, M J , ' . w'

nen und Parteien wie der allgemeinen Zuftände, endlich Sr- 89 M- 7-5°i geD- M- 9-25-

eine meifterhafte fliefsende Darftellung zeichnen das Werk | Die erfte Auflage diefes Werks ift 1862, alfo vor dem
in gleicher Weife aus und machen es zu einer Quelle Vaticanum, erfchienen. Dem neuen Dogma hat auch der
reicher Belehrung und wahren geiftigen Genuffes. Als Verf. feinen Tribut zahlen müffen; man vgl. den 1. § in
echter Hiftoriker unterfcheidet Weizsäcker überall Si- den beiden Auflagen, namentlich aber S. 580. 587 der
cheres und Unficheres, wägt in der umfichtigften Weife erften mit S. 409. 414 der zweiten Auflage. Dort hiefs
die Grade der Wahrfcheinlichkeit ab, ftellt das Proble- es noch: ,In der Kirche follte fich nicht jeder Nachfolger
matifche nur als Solches hin, zeichnet aber dann auch der Apoftel diefer Unfehlbarkeit zu erfreuen haben,
mit feften Strichen und lebendigen Farben das ficher und ; fondern nur der ganze Organismus der Kirche',
zuverläffig Ueberlieferte. Im Einzelnen wird man da j Doch werden wohl auch jetzt noch die Entfchiedeneren
und dort Bedenken haben können — es liegt ja in der finden, dafs im vierten Theile das Dogma vom unfehl-
Natur der Sache, dafs problematifche Dinge dem Einen in baren Lehramt des römifchen Bifchofs und feiner directen
diefem, dem Andern in jenem Lichte erfcheinen. In den bifchöflichen Gewalt über die ganze Kirche kräftiger
wefentlichen Punkten aber wird das hier gezeichnete Bild hätte hervorgehoben werden müffen.
der apoftolifchen Zeit fich als probehaltig bewähren. In den einleitenden Paragraphen wird nicht untcr-

Bei einem Werke, welches die ausgereifte Frucht fucht, was Dogma und Dogmengefchichte wirklich ge-
vieljähriger Befchäftigung mit dem Gegenftande ift und wefen und geworden find, fondern was fie fein müffen,
welches überdies nur die eigene Anfchauung des Ver- wenn die katholifche Kirche mit ihren Anfprüchen Recht
faffers giebt ohne Regiftrirung der Literatur und der ] hat. Jene Abfchnitte geben fich daher auch nicht als

Anflehten Anderer, kann eine nach wenigen Jahren er-
fcheinende neue Auflage keine wefentlichen Neuerungen
bringen. In der That find die Abweichungen von der
1. Aufl. nur unerheblich. S. 3 f. ift noch eingehender als
früher auf das Gewicht der Thatfache hingewiefen, dafs

Ergebnifse gefchichtlicher Unterfuchungen, fondern als
Schlüffe aus feftftehenden Sätzen. Wir werden fofort
mit den formellen und materiellen, den reinen und den
gemifchten, den unmittelbaren und den abgeleiteten
Dogmen bekannt gemacht, ferner mit den ,theologifchen