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Ausgabe:

1892

Spalte:

465-467

Autor/Hrsg.:

Jukes, Rev. Andrew

Titel/Untertitel:

Die Namen Gottes in der heiligen Schrift 1892

Rezensent:

Hans, Julius

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinricbs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 19. 17. September 1892. 17. Jahrgang.

Jukes, Die Namen Gottes in der heiligen

Schrift (Hans).
Weizfäcker, Das apoftolifche Zeitalter der

chriftlichen Kirche, 2. Aufl. (Schürer).
Schwane, Dogmengefchichte, 1. Bd. Vornicä-

nifche Zeit, 2. Aufl. (Harnack).
Nuntiaturberichte aus Deutfchland i. Abth. 1533

_, , . • j ).oyixbc SvkXoyog und deffen gleichnamige

1. u. 2. Bd bearb. von l'nedens- [ 7,ftM,rV, ,pll

bürg (Virck).
Luthers Werke für das chriftliche Haus, i.—6. Bd.

1*}9AltL£ 2' ' rr,eQenS" Zeitfchrift (Ph. Meyer).

Rohm er's Wiffenfchaft und Leben, 5. u. 6. Bd.
Rohmer's Leben, von Bluntfchli und
Seyerlen (Koehler).
Ziegler, Die foziale Krage eine fittliche Frage
(Stamm).

(Boffert).

0 iv Kiavmavzivovnö'/.ei 'EV.Tjvixog <In).o-

Jukes, Rev. Andrew, Die Namen Gottes in der heiligen im Himmel und auf Erden hervor. Mit dem erften wird
Schrift. Eine Offenbarung feiner Natur und feiner ! er als ihr Herr und Ehegatte bezeichnet. Mit dem

Beziehungen. Aufzeichnungen einer Reihenfolge
von Vorlefungen. Mit Erlaubnis des Verfaffers ins
Deutfche übertragen. Gernsbach, Chriftlicher Col-
portage-Verein, 1891. (VI 279, S. gr. 8.) M. 1.60.

zweiten, deffen Bedeutung ift: ,Gott der Weltzeiten
oder Aeonen', wird darauf hingewiefen, dafs er .feinen
Willen nicht auf einmal, fondern in aufeinanderfolgenden
Zeitabfchnitten und mittelft verfchiedener Erziehungsmethoden
ausführt'. Der dritte endlich verkündet einen

tv °t c rr -n a a r.~Ll „_r u:~a„„~„ I Gott, ,der mitten im Verfall feiner Kirche auf Erden noch

Der Verfaffer ift der Anficht, dals die verfchiedenen . ,V ... , . , .r , u r , , , "

1 der Herr über htm ml tf che Heerichaaren, ift, daher auch

trotz aller Fehltritte feiner Auserwählten in Betreff der
ihnen anvertrauten Miffion doch auch feine Abficht, aller
Welt den verheifsenen Segen zu vermitteln, vollkommen
hinausführen kann'. Nachdem der Verfaffer dann noch
der Dreieinigkeit ein Capitel gewidmet hat, zeigt er im
letzten Abfchnitt, der die Ueberfchrift trägt: ,Theilhaftig
der göttlichen Natur', dafs die durch die verfchiedenen
Gottesnamen bezeichneten Eigenthümlichkeiten im Wefen
Gottes auch im Wefen Chrifti fleh finden und im Wefen
feiner Gläubigen gleichfalls fich darftellen follen.

Woher aber der Wechfel diefer Namen in den
Büchern der heiligen Schrift? Das hat einen doppelten
Grund. Einmal mufste Gott bei feiner Offenbarung doch
pädagogifch verfahren, es war nothwendig, dafs die Offenbarung
,in creatürlich wachsthümlicher Weife' gefchah.
Dann aber wurde je nach dem Zufammenhang und dem
Inhalt der über Gott gemachten Ausfagen bald der und
bald jener Name gebraucht. In erfterer Hinficht macht
es nun freilich etwas bedenklich, dafs der Verfaffer felbft
zugiebt, dafs die von ihm in den verfchiedenen Gottesnamen
gefundenen Geheimnifse zur Zeit ihrer Offenbarung
noch unerkannt und unverftanden blieben, ja noch
heute fehr fchwer zu enträthfeln find. Eine fonderbare
Pädagogik, die mit unverftandenen und unverftändlichen
Worten operirt! Was aber den zweiten Gefichtspunkt
betrifft, fo will ich für die vom Verfaffer gegebenen Erklärungen
nur ein Beifpiel anführen. Gen. VI, 22 heifst
es: ,Noah that alles, was ihm Elohim befohlen hatte';
VII, 5 dagegen heifst es: ,Noah that alles was ihm
Jehovah befohlen hatte'. Woher diefer Namenwechfel?
Er erklärt fich aus dem Zufammenhang. .Denn nach
Elohim's Befehl follten nur zwei von allen lebendigen
Thieren in die Arche genommen werden, denn diefe
zwei würden das Gefchlecht fortpflanzen, dem Willen
deffen entfprechend, der kraft Bundesverwandfchaft liebt.
Jehova dagegen fügt dem Befehl an Noah, in die Arche
zu gehen, hinzu: Aus allerlei reinem Vieh nimm zu dir
je heben und heben, denn Jehovah, der wahrhaftige und
gerechte Gott, fchaut nach Opfern aus.'

Würde nun der Verfaffer diefe feine Ausführungen als
erbauliche Spielereien oder geiftreiche Einfälle geben, fo
liefse fich ja darüber reden, wenn ich auch meinerfeits
geneigt wäre, theils das Erbauliche, theils das Geiftreiche,
in der Regel aber beides zu bezweifeln. Aber fie gelten ihm

Namen, die in der heiligen Schrift Gott beigelegt werden,
verfchiedene Seiten feines Wefens bezeichnen. Er will
nachweifen, was jeder Name in diefer Hinficht bedeutet,
und will dadurch feinen Lefern zur tieferen Erkenntnifs
Gottes verhelfen. Zugleich aber will er damit indirect
,den Einwürfen gewiffer Kritiker begegnen, welche aus
den verfchiedenen Namen im 1. Buch Mofis gefchloffen
haben, dafs das Buch eine rein menfehliche Zufammen-
fetzung fei'. Er befchäftigt fich zu diefem Zweck mit
den Namen Elohim, Jehovah, El-Schaddai, El-Eljon,
Adonai, El-Olam, Jehovah Sabaoth und zuletzt mit der
neuteftamentlichen Bezeichnung: Vater, Sohn und
Heiliger Geift. Ueber den Sinn diefer Namen entwickelt
er Folgendes. Elohim ift eine Pluralform und wird doch
mit der Einzahl des Eigenfchaftsworts und Zeitworts
verbunden. Das deutet darauf, dafs in dem Einen Gott
eine Mehrheit ift, diefer Name fchlofs alfo das Geheimnis
der Trinität von Anfang an in fich. Ferner ift
darauf zu achten, dafs Elohim von rhu. fchwören flammt.
Der Name bezeichnet alfo Einen, der in einer Bundesbeziehung
fleht, die durch einen Eid feft gemacht ift; er
bezeichnet die Bundestreue Gottes, mit der er feine Ge-
fchöpfe ewig liebt, ob fie deffen würdig find oder nicht.
Der Name Jehovah dagegen offenbart Einen, der zwar
die Liebe, aber auch die Gerechtigkeit ift und daher das
Böfe ftrafen mufs, wo er es findet, der alfo in feinem
Verhalten zu feinen Gefchöpfen durch deren eigenes Verhalten
beftimmt wird. Diefer Widerfpruch löft fich in dem
Namen El-Schaddai d. i. der Allmächtige oder der
Segen fpender; damit wird uns nämlich geoffenbart,
dafs er das Ziel, das er fich in feiner Liebe gefleckt hat,
alle feine Gefchöpfe zu erretten und feiig zu machen,
wirklich erreichen kann, indem er fich felbft ihnen mittheilt
, und fie zu Quellen feines Lebens macht. Der
Name El-Eljon tritt uns in der Gefchichte von Melchifedek
entgegen und offenbart Gott ,in Beziehung zu denen,
die nicht zu Abram's Nachkommen gehören, aber dem
ungeachtet ein Priefterthum befitzen, deffen Ordnung
älter und gröfser ift, als das der Auserwählten und doch
nicht im Widerfpruch mit demfelben fleht'; oder anders
ausgedrückt: er deutet darauf, dafs wir Eines Gefchlechtes
find, dafs er eine uns verwandte Natur hat. Während
die bisher genannten Namen das Wefen Gottes an fich
kennzeichnen, heben die übrigen: Adonai, El-Olam und
Jehovah Sabaoth feineBeziehungen zu Perfonenund Sachen

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