Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1892

Spalte:

450-454

Autor/Hrsg.:

Pijper, F.

Titel/Untertitel:

Geschiedenis der boete en biecht in de christelijke kerk 1892

Rezensent:

Hans, Julius

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

449

450

behandelt; gerade für die Folgezeit fliefsen die fyrifchen
Quellen fo überaus reichlich. Er hätte mindedens bis
zum Einbruch der Araber die Patriarchalgefchichte fortführen
follen; er fieht fich auch in den Bifchofsliften unaufhörlich
genöthigt, in diefe Epoche hinüberzugreifen.

Der II. Abfchnitt von S. 57 an id geographifcher
Natur und befchäftigt fich mit den dem Patriarchat
Antiochien unterdellten Provinzen, ihren Bisthümern
und ihren Inhabern. Diefer Theil des Werkes macht
den Eindruck, als wäre er vor 100 Jahren gefchrieben.
Der Verfaffer fchöpft neben Le Quien hauptfächlich
aus Baudrand's 1682 erfchienenem geographischen
Lexikon. In der Literatur S. 226 ff. vermifst man Ritter's
Afien; dafs die neuere fo wichtige und an Ergebnifsen
für die fyrifche Geographie fo überaus reiche Reifeliteratur
gar nicht benutzt wird, erwähne ich blofs; das
bedenklichste ift die beigegebene Karte ,describente D'An-
ville Geographo Regio 1732', eine nur verkleinerte Ausgabe
der Karte bei Le Quien. Kiepert's und anderer
Arbeiten exiftiren für den Verf. nicht. Er führt daher
eine Reihe Bifchoffitze als ignoti situs auf, deren Lage
längft bekannt ift. Wie völlig veraltet und werthlos dem-
gemäfs die geographifchen Notizen über die einzelnen
Bifchoffitze find, ergiebt fich aus dem Gefagten von felbft.

Bei den Bifchöfen der unmittelbaren Kirchenprovinz
von Antiochien vermifst man die Angabe ihres Titels
tjtctQ'/iojTai (vergleichbar den fuburbicarifchen Cardinal-
bifchöfen Roms). Sie nehmen eine fehr angefehene Stellung
ein und rangiren auf den grofsen Synoden unmittelbar
hinter den Metropoliten. Unter den Bisthümern der
Kirchenprovinz Tyros fehlt Sarepta. Dorotheos B. von
Tyros S. 72 ift eine Erfindung der Byzantiner. S. 79 wird
ein Bisthum Orthofias, früher Antaradus, das heutige
Tortofa aufgeführt, S. 80 die Kirche von Arad und
Antarad, welche ihren Namen von der Infel Arad und
dem gegenüberliegenden Antarad hatte. Diefe Verwirrung
beruht auf oberflächlicher Compilation aus Le Quien.
Der Verf. wufste, dafs das heutige Tartus, das Tortofa
der Kreuzfahrer, dem antiken Antarados entfpricht. Le
Quien dagegen combinirt auf einen halben Namensanklang
hin unrichtig Orthofias und Tortofa. In Wahrheit find
Orthofias, Arados und Antarados drei gefonderte Bis-
thümer.

In der Kirchenprovinz Arabia(AWra —Bosrä) fehlen
die Bifchoffitze Zoronnia (Zerabenne), Parembolae und
Lurea. Bei Edeffa fehlt Teil Mahre, das die lateinifche
Notitia Äntiochena in Gedmaron verfchrieben hat; das
von Ammian erwähnte Virta (S. 166) liegt in Mefopo-
tamien, alfo in der Kirchenprovinz Amida, kann demnach
nicht das osroenifche Bisthum fein. In der Kirchenprovinz
Amida fehlen Balabitene und Kitharizon, die allerdings
erft nach 431^ nachweisbar find; aber dann hätte
der Verf. auch Därä übergehen müffen, das erft durch
Anaftafios I. Stadtrecht erhielt. Von Arfamofata ift nicht
nur Bifchof Aaron bekannt, fondern auch Timotheos
Wright catal. of Syr. Man. p. 433 b, ferner Theodoros auf
der Synode von Hromk 1a 1179 u. s. f.

Cephae Castellum ift Hasan Kef, Ingila das aus
fyrifchen und armenifchen Quellen wohlbekannte Agel
— AnkeL In Ifaurien fehlen die Bisthümer Meloe und
Neapolis.

Doch wir brechen hier ab, da die bisherigen ganz
aufs Geradewohl herausgelefenenBeifpiele von dem Werke
des Verf.'s einen hinlänglichen Begriff geben werden.

Im Anhang giebt der Verf. ein Verzeichnifs der
Apoftel nach Wiltfch. Er beruft fich einmal auf das
Freiburger Kirchen - Lexikon, nicht aber auf Lipfius. |
Dann folgen — nur lateinifch — die 70 Jünger nach
Hyppolytus (fo!) und Dorotheus, das Verzeichnifs'des [
Chromeon paschalc und einige fyrifche. Es fehlen die
Liften des fog. Epiphanios, des Pfeudofymeon Logotheta !
und des Patriarchen Michael des Grofsen.

Verbefferungen können an dem Buche kaum ange- i

bracht werden; am beften wird es fein, wenn die Arbeit
von Grund aus neu gemacht wird.

Jena. H. Geizer.

Pijper, Dr. F., Geschiedenis der boete en biecht in de
christelijke kerk. 1. deel. 's-Gravenhage, Nijhoff, 1891
(XXII, 448 S. gr. 8.) fl. 5.50.

Der Verfaffer des vorliegenden Buches hat fich eine
doppelte Aufgabe geftellt. Er will einen Beitrag zur Ge
fchichte des kirchlichen und einen folchen zur Gefchichte
des fittlich-religiöfen Lebens liefern. Er will nachweifen,
wie die Beichte als kirchliche Einrichtung entftanden ift
und welchen Entwicklungsgang fie genommen hat, und
er will zeigen, welche Rückfchlüffe fich aus den hierbei
gemachten Beobachtungen auf den Stand des fittlichen und
religiöfen Lebens in den verfchiedenen Zeiträumen ziehen
laffen. Letzteres ift meines Wiffens bisher noch nicht
in umfaffender Weife verfucht worden, obwohl ohne
Zweifel hier wichtige Quellen gerade für diefen Zweck
fliefsen. In dem bis jetzt erfchienenen erden Theile id
nun die Unterfuchung nach beiden Seiten hin bis zum
Ende des 6. Jahrhunderts fortgeführt. Man fieht daraus,
dafs das Werk ziemlich breit angelegt id. Das liegt
nicht allein an der Menge der angeführten Belegdellen,
fondern auch an der Schreibweife des Verfaffers. Nach
einem fehr ausführlichen Inhaltsverzeichnifs giebt er in
einer längeren Einleitung einen Ueberblick über den
Gefammtinhalt feines Werkes oder vielmehr über die
Fragen, die es behandeln foll, und ebenfo fafst er am
Schluffe jedes Abfchnitts den Hauptinhalt feiner Dar-
legungennocheinmalkurzzufammen, von fondigen Wiederholungen
abgefehen. Mehr als nöthig fpricht er auch in
der Einleitung von der Methode, der er folge und von dem
Charakter, den feine Arbeit trage. Er betont mit einigem
Selbdgefühl, dafs er unmittelbar aus den Quellen fchöpfe
und Gefchichte um der Gefchichte willen fchreibe, und
er meint, dafs letzteres auf dem in Rede dehenden Gebiet
durch ihn zum erdenmal gefchehe; die Aufgabe einer
rein wiffenfehaftlichen Behandlung der Gefchichte der
Bufse und Beichte fei nach allem, was bisher geleidet
worden, unerfüllt geblieben; nun aber fei die Zeit gekommen
für eine unparteiifehe hidorifche Unterfuchung,
die kein anderes Ziel habe, als der Wiffenfchaft zu
dienen und ihr allein (S. 51). Ich will es ununterfucht
laffen, ob der Verfaffer Grund hat, in diefer Weife auf
alle feine Vorgänger herabzufehen und ob z. B. der wiffen-
fchaftliche Werth von Hafe's Polemik dadurch als hinfällig
erwiefen wird, dafs man fagt: ,Es id und bleibt
eben eine Polemik'; in jedem Falle aber fcheinen mir
folche häufigen und darken Verficherungen feiner Unparteilichkeit
, wie fie der Verfaffer giebt, feitens eines
Gefchichtfchreibers überflüffig zu fein; wenn feine Lefer
nicht von felbd den Eindruck haben, dafs es ihm lediglich
um die Wahrheit zu thun id, werden auch diefe Verficherungen
nichts helfen. Merkwürdigerweife nennt
übrigens der Verfaffer, obwohl er eine Litteraturüberficht
giebt, unter feinen Vorgängern weder von Zezfchwitz noch
Kliefoth. Beide fcheinen mir doch bedeutend genug
zu fein, um gekannt und befprochen zu werden. Und
wenn ihm auch die Unterfuchungen von Zezfchwitz's,
die theils in feiner Katechetik, theils in einer befonderen Abhandlung
in der Zeitfchrift für Protedantismus und Kirche
(1862) enthalten find, unbekannt geblieben fein mögen,
fo id doch nicht wohl anzunehmen, dafs er von Kliefoth's
Gefchichte der Beichte und Abfolution gar keine Kenntnifs
gehabt hat.

Der vorliegende erde Theil des Werkes zerfällt der
gedeihen Aufgabe gemäfs in zwei Abtheilungen, deren
erde fich mit der Bufse und Beichte als kirchlicher Einrichtung
befchäftigt; und zwar wird im erden Capitel das
Entdehen diefer Einrichtung und im zweiten dann ihre

**