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Ausgabe:

1892 Nr. 16

Spalte:

405-406

Autor/Hrsg.:

Krüger, G. (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmengeschichtlicher Quellenschriften, als Grundlage für Seminarübungen. 3. Hft 1892

Rezensent:

Jülicher, Adolf

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Seite 1

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405 Theologifche Literaturzeitung. 1892. Nr. 16. 406

minder die Vergleichung der Stellung des Gem. zum
A. T., feiner Gefchichte, feinem Gefetze und feinen
Inftitutionen mit der des Paulus und des Hebräerbriefs,
die Charakterifirung feiner yvwatq fpeciell in Verwerthung

9, 27 f.); Stellen, an denen Pr. zweifellos glücklich ge-
neuert hätte, vermag ich diesmal nicht aufzuführen.

In der Nachweifung der anklingenden Bibelftellen
ift er allerdings viel weiter gegangen, als feine Vorgänger,

des A. T.'s. Im erften Abfchnitt verdient befondere I und das betreffende Verzeichnifs S. 39—41 ifl verdienft-
Hervorhebung die feine Zeichnung der Eigenart des I lieh; nur dafs zu viele Ungenauigkeiten mit unterlaufen
Briefs, der trotz der eifrigen Berückfichtigung der korin- z. B. 2 Cor. 11, 3 ff. II, 2 S. 36, 18 (falfch fchon 36, 15
thifchen Wirren doch oft ganz ein allgemeiner Lehrvor- ' für 2 Cor. II, 13 ff. 36, 25 oder vielmehr Z. 26) und
trag über chriftlich.es Leben und Wohlverhalten ift, in 1 am Schluss 2 Petr. 3, 27 lt. 3, 2 und 1 Jon. 2, 18 ... .
dem nur das Wenigfte direct auf die korinthifchen Zu- 3, 25 ft. 1 Joh. 2, 19.

ftände gemünzt heifsen darf. Mehrere Stellen des Briefs Das Namen- und Sachregifter endlich S. 41— 48 vererfahren
hier eine treffliche Auslegung, fo cap. 41, 1 S. t liert den Haupttheil feines Werthes durch falfche Anord-
45 ff. Für cap. 40, 1. 2 (S. 42 ff.) kann ich allerdings j nung (z. B. daentonia 5 Zeilen zu tief hinter damnatid)
dem Vorfchlage Wrede's, den neuen Satz bereits mit i zahlreiche und finnftörende Druckfehler, z. B. fontificus
y.azu v.ctiQm q Terayiiernvg zu beginnen, nicht Folge geben, ft. Ponticus, promercre ft. promercri, merere ft. mereri
fo fehr ich feine Bedenken gegen die gewöhnliche Ver- j unter venia, namentlich in den Zahlen (z. B. bei adver-

sarius 1. 13, 23 ft. 12, 23, bei articulus 9, 24 (t. 9, 28, bei
Christus Jesus 15, 20 ft. 14, 20), arge Unvollftändigkeit in
den gefammeltcn Stellen (z. B. bei vox fehlt 14, 27 und
21, 18, bei veritas 15, 8. 17, 12. 23, 11. 24, 3. 34, 24) und
in den Artikeln — warum fehlt neben adieetio dt nn
detractio? oder fo intereffante Begriffe wie continentia,
curatio, literatura (neben literae), persecutio (neben per-
secutor), virtus u.dgl.? Dafs auch manche Ueberfetzungen
mir bedenklich erfcheinen (wie S. 47 für sacratnentum
21, 20 Verpflichtung zum Schweigen', S. 48 versiptIiis
blofs mit unbeftändig) und dafs ich es feltfam finde, wenn
z. B. ,substantia Christi Wefen', praenuntiare oder cor-
versatio als ,aus der Rechtsfprache dämmende Ausdrücke'
kenntlich gemacht find, will ich neben jenen Unvoll-
kommenheiten nicht hoch anfchlagen.

Hoffentlich finden die Herausgeber der nächften
Hefte diefer fo nützlichen Sammlung beffer den Mittelbindung
würdige. Ich finde nur das Ungefchick feiner
Conftruction nicht geringer. Auch dafs unter den izoea-
ßvziQoi Bifchöfe und Diakonen zufammengefafst fein
möchten, leuchtet mir weniger ein, als die fonftigen Ausführungen
über die ,Aelteften' bei Clemens.

Aber auch wer etwa noch Anderes in dem Buche
beanftanden follte, wird die Arbeit Wrede's dankbar be-
grüfsen als eine erhebliche Förderung unferes Verftänd-
nifses vom älteften Chriftenthum und als ein Mufter forg-
fältiger, gelehrter, fcharfblickender, völlig vorurtheilslofer
hiftorifcher Forfchung.

Marburg. Ad. Jülicher.

Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmengeschichtlicher
Quellenschriften, als Grundlage für Seminarübungen
hrsg. unter Leitung von Prof. Dr. G. Krüger. 3. Hft.

Fre.burg i/B, J. C. B. Mohr, 1892. (8.) M. 1. - j weS zw^hen dem Zuviel und dem Zuwenig
Inhalt: Tertullian, de praescriplione haereticorum. Hrsg. v
Lic. Erwin Preufchen. (XI, 48 S.)

Marburg. Ad. Jülich er.

Die Sonderausgabe von Tertullian's höchft intereffan- ' Schnitzer, Dr. Jof., Berengar von Tours, sein Leben und

tem Tractnt de praeser. haer. durch Preufchen fieht der in
Nr. 4 diefer Ztg. befprochenen Ausgabe von de poeni-
tentia und de pudicitia nur zu ähnlich.

Die Einleitung nimmt bis S. IX Mitte, foweit fie vom
Text im Allgemeinen handelt, mit der des vorigen Heftes
wörtlich überein, von IX—XI orientirt fie dann kurz über
den Titel und Zweck fowie über die Bedeutung diefer be-
fonderen Schrift. Dabei ift mir völlig unverftändlich der
Satz, Tert. unterfuche hier den Einwand der Häretiker, dafs
ihr Befitzrecht, d. h. in dem geiftigen und religiöfen
Kampf die Wahrheit, von jeher unangefochten geweien fei,
und weife diefen Einwand als nicht ftichhaltig zurück.

Der Text ift wieder nicht mit der nöthigen Correct-
heit gedruckt, (z. B. S. 3, 10 1. plantam ft.plantum, 31, 2
frutice ft. fruetiee, 35, 13 aedijicent ft. aedificient, 36, 17
in primis ft. in prhnus), principlos in Bezug auf Örtho-
graphifches (z. B. 21, 27 intellexerunt neben 21, 4 intelle-
gerunt), in der Interpunction und Paragraphentrennung
fehlgreifend (z. B. 13, 13, wo mit antequam der Nachfatz
anfängt, aber als § 12 durch einen Punkt vom Vorder

seine Werke. Ein Beitrag zur Abendmahlslehre des
beginnenden Mittelalters. München 1890. Stuttgart
Jof. Roth (XVI, 415 S. gr. 8.) M. 6. —

Die äufseren Schickfale des Mannes, der gefammte
Verlauf des Streites werden in dem erften Abfchnitt .Berengars
Leben' S. 1—126 gefchildert. Die .Entwicklung der
Abendmahlslehre von Pafchafius bis Berengar' (II. Abfchnitt
S. 127—245), welche folgt, foll die hiftorifchen Vor-
ausfetzungen und Anknüpfungspunkte für Berengars
Auftreten nachweifen. In ,B's Lehre und ihre Bekämpfung
' (III Abfchnitt S. 246 bis Ende)giebt Verf. ein kritifches
Referat über den Schriftenkampf, welchen die durch B.
angeregte theologifche Controverfe hervorgerufen hat.

Das Buch, welches nach dem Vorwort von der
Münchener theologifchen Facultät als Differtation appro-
birt worden ift, ift mit grofsem Fleifs und offenbarem
Streben nach Unbefangenheit abgefafst, auch find Quellen
und Literatur fo ausgefchöpft und wiedergegeben, dafs
es eine dankenswerthe Bereicherung der Monographien

fatze getrennt ift). Das Bedauerlichftc ift indefs, dafs | auf dem Gebiet der Dogmengefchichte des Mittelalters
Pr. wiederum der Verfuchung nicht hat widerftehen I wohl genannt werden kann. Die Plntfernung von grofsen
können, für Studenten und Seminarien eine neue Recen- ! Bibliotheken und deren Hülfsmitteln (p. VIII) hat den Verf.
fion des Textes ,mit Benutzung des Oehler'fchtn Appa- j nicht gehindert, fich mit einer Wolke von Zeugen zu
rates' herzuftellen, aber nur die .wichtigeren' von feinen | umgeben. Kurtz' Kirchengefchichte kommt dabei zu
Aenderungen im Anhang zu verzeichnen. Der genannte ; bisher ungekannten Ehren, dafür ift freilich Loof's AnAnhang
S. 38 f. ift wieder ein Sammelfunum von Seltfam- zeige des Schwabe'fchen Büchleins über die gleiche
keiten und Fehlern; keinenfalls bekommt man durch ihn Materie nicht verwerthet. — Dem confeffionellen Stand-
die richtige Vorftellung von den Abweichungen Pr.'s vom punkt des Autors ift es zuzufchreiben, dafs er von einer
Hergebrachten: z.B. fein servus 34, 13, wo bisher genus Pofition aus den Berengar'fchen Handel betrachtet, welche
oder StXUS gelefen wurde, erforderte doch wahrlich eine feine gefchichtüche Würdigung erfchwert. An der Spitze
Erwähnung im Anhang! Dagegen hat er nicht geändert, des Werkes fleht die Erklärung: ,Mehr als ein Jahr-
wo der Text unhaltbar ift 34, 8 — wo eine Negation j taufend hindurch hatte die chriftliche Kirche vor dem
vor distare fehlt. Die Gloffen- und Doublettenliebhaberei ; in Brotsgeftalt verhüllten euchariftifchen Gotte in demuths-
fordert auch aufs Neue ihre unfchuldigen Opfer (z. B. I voller Anbetung das Knie gebeugt, als Berengar es