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Ausgabe:

1892

Spalte:

349-351

Titel/Untertitel:

Papers of the American Society of Church History. Vol. III 1892

Rezensent:

Eck, Samuel

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349

35Q

Literatur find wcnigftens einige Hauptwerke, — ich nenne
befonders Thoma, Jacobfen, H. Holtzmann (Einleitung),
Weizfäcker, Franke, Wendt, O. Holtzrnann, Pfleiderer,—
noch nachtraglich in dem erften, die Einleitung enthaltenden
Bande kurz herangezogen; in dem Commen-
tare felbft find diefe Arbeiten nicht mehr verwerthet
worden. Schürer wird immer noch nach feiner Neu-
teftamentlichen Zeitgefchichte citirt; die von de Boor
neu entdeckten Papiasfragmente und manches Andere,
was zwifchen der betreffenden franzöfifchen und diefer
deutfchen Ausgabe erfchienen ift, hat keine Berück-
fichtigung mehr gefunden, fo dafs das Werk, zumal da
es gerade vor dem neuen Handcommentar von H. Holtzmann
abfchneidet, fchon bei feinem Erfcheinen leider
nicht mehr auf der Höhe der Discuffion fteht. Bei diefer
Sachlage ift es zu wünfchen, dafs es dem Verf. vergönnt
fein möchte, fich in einer neuen Auflage befonders mit
der kritifchen Literatur der letzten Jahre eingehender
auseinanderzu fetzen.

Nach wie vor hält Godet, obwohl er im Einzelnen
Manches geändert hat, an der vollen Gefchichtlichkeit
der johanneifchen Erzählung feft. Er wendet fich unter
Ablehnung aller Theilungshypothefen ebenfo gegen die
Beurtheilung des Evangeliums als einer idealen, von den
Synoptikern mehr oder minder abhängigen Compofition
der nachapoftolifchen Zeit, wie gegen die vermittelnden
Verlucne, einen felbftändigen hiftorifchen Kern aus
der Einkleidung herauszufchälen, in welche die Sub-
jectivität des Apoftels die urfprünglichen Thatfachen
des Lebens Jefu und die Worte Chrifti gekleidet hätte.
Was man zur Vertheidigung der Echtheit des Evangeliums
vorbringen kann, hat Godet mit einem gewiffen
Gefchick und der ihm eigentümlichen äfthetifchen
Feinheit und religiöfen Wärme dargelegt. Unter den
Gegenargumenten kommt leider eins gar nicht zur
Sprache, obwohl dasfelbe allein fchon die Abfaffung
des vierten Evangeliums von einem Augenzeugen unmöglich
macht, — ich meine die irrige Annahme des
Kvangelilten, dafs Jefus fich von Anfang an als den
Meffias zu erkennen gegeben habe. Vor diefer Schwierigkeit
hat fich Godet durch feine unglückliche Hypothefe,
dafs die fynoptifchen Evangelien unabhängig von einander
entftanden find, und die mit derfelben gegebene
Unterfchätzung des Markusberichtes gänzlich die Augen
verfchloffen. — Die Gründe, welche der Verf. für die
Echtheit des Evangeliums in's Feld führt, im Einzelnen
zu beleuchten, ift hier um fo weniger am Platze, als fie
in allen wefentlichen Punkten diefelben geblieben find.

Königsberg. Adolf Link.

Papers of the American Society of Church History. Vol. III.
Report and papers of the 3. annual meeting, held in
the city of Washington, Dec. 30 and 31, 1890. Edited
byRev. Samuel Macauley Jackson, M. A. New York,
G. P. Putnam's Sons, 1891. (XVII, 251 S. gr. 8.)

Die American Society of church history organifirte
fich, unter den Aufpicien Philipp Schaffs, am 23. März
1888. Die Zahl ihrer activen Mitglieder betrug Ende 189O:
121. § 2 der ^Constitution1 befagt: ,its object sliall be the
Promotion of studies in the dcpartment of church history'.
Der vorliegende Band ihres Jahrbuchs — eines (erweiterten
) Berichts über ihre dritte Jahresverfammlung umfafst:
1) wiffenfchaftliche Abhandlungen und Referate, 2) Entwürfe
und Pläne für künftige (gemeinfame) Arbeiten, 3)
praktifche Vorfchläge zur Beförderung kirchengefchicht-
licher Kenntnifse.

Ad 1. bietet zunächft Philipp Schaff in 30 Cap.
auf 132 S. eine vollftändige Gefchichte der Renaif-
fance. In welchem Verhältnifs diefe Arbeit zu Schaffs
K. G. fleht, kann ich nicht fagen. Ich erlaube mir nur
zwei kurze Bemerkungen. Die Darfteilung der italieni-

fchen Renaiffance läuft in 2 aus: The feviv tl ofpaga-
iiisiii m Italy und The State of morals in Rome: ,the mural
corruption of Rome and Italy is the best justification of
the Protestant Reformation1. Ich zweifle die Richtigkeit diefer
Ausfage in keiner Weife an. Aber bleibt nicht die
Frage übrig, ob nicht trotz allem entgegenftehenden Schein
eine Reformation in katholifchem Sinne aus fleh die genügenden
Kräfte zu einer energifchen Reaction gegen das
heidnifche Wefen gefunden haben könnte? m. a. W. war
die Gegenreformation in Italien erft möglich nach Luther?
Es ift das keine müfsige Frage. Denn ich meine, es gehört
zu den feinften und kirchengefchichtlich bedeutfamften
Zügen in Burckhardt's Cultur der Ren., wie er (4. Aufl. v.
Geiger, II, S. 210 ff.) die italienifchen Bufsprediger, in
Savonarola gipfelnd, behandelt. Hier liegt zu Tage, was
das Mittelalter an wirklicher Religion und Sittlichkeit
dem Unwefen entgegenzufetzen vermochte. Aber ebenfo
deutlich ift, dafs dies Befte, was Rom hätte bieten können
, für jene modernen Menfchen fchlechthin ungenügend
war. Dafs Schaft Savonarola nur gelegentlch erwähnt
— er hat ihn auch in dem Artikel der R. E.2 zu fehr
ifolirt —, habe ich aber nicht nur aus diefem Grund als
eine Lücke empfunden. C. 22 handelt von ,Michel Angelo
and Vittoria Colonna': ,had he lived in Germany he /night
Iiave come as near toit(the spirit of evangelical religion) as
Albrccht Dürer'. Ein fo hypothetifcher Satz ift eigentlich
undiscutirbar. Aber er weckt im Lefer unwillkürlich
die Empfindung, als ob es von Rechtswegen wirkliches
Chriftenthum in katholifchen Formen nicht geben dürfe.
Und wenn man nun bedenkt, dafs M. Ang.'s Lebensarbeit
thatfächlich der Verherrlichung des Katholicismus gedient
hat, fo hat man für den einen Mann eine Art Doppel-
wefen eingetaufcht. Wäre aber der Einflufs Savonarola's
nicht nur erwähnt, fondern wirklich dargeftellt, fo wäre
Beides begreiflich, das Verftändnifs für ,evangelifche'
Gedanken und Regungen und übrigens dennoch das Beharren
auf ,katholifcher'Grundlage. Bei Erasmus kommt
in anderer Weife Aehnliches in Betracht. Der religiöfe
Hintergrund ift auch hier zu unbeftimmt gelaufen.

Anknüpfend an die neuere deutfehe Literatur refe-
rirt H. Sweetser Burrage über ,The Anabaptists
of the 16. c' Hier wird jeder gefchichtliche Zufammen-
hang mit vorreformatorifchen Anfchauungen abgewiefen,
ebenfo aber wird in Abrede geftellt, dafs es mehr als
zufällige Berührungen zwifchen dem, was eigentlich Anabaptismus
zu nennen wäre, und den Extravaganzen Mün-
zer's, Hut's und Hofmann's gegeben habe, und fo die
Doppelthefe begründet: rather was Anabaptism a child
of the Reformation and its beginnings are to be found
in connection witli the reform movement in Switzerland.
Als Ergebnifse, die fleh langfam durchfetzen, werden genannt
: religiöfe Freiheit, Trennung von Kirche und Staat,
Kirchenzucht, Selbftverwaltung der Einzelgemeinde, Veränderungen
in den Anfchauungen von der Bedeutung der
Taufe.

The vicissitudes of the doctrine of the Lord's
sUpper in the English church (1536—1571) erörtert
James William Richard. Ich gebe die Refultate diefer
anziehenden Arbeit mit den Worten des Verf.'s: f) In
Jorsaking Transsubstantiation she [the english diurch expressed
her faith in the Luther an coneeptwn ('Jen Ar-
ticles, 1536)1; b) she then returned in the Six Articles to
Transsubstantiation (1538); c) her next cliange was to the
adopiion of the Lutheran view (Order of the Connnu-
nion 15489; E) she expresses herseif aecording to a Zw ing-
lian coneeption or at least iti an attenuated Calvinistic view
(Articuli XLIIEduardi VI f. Niemeyer p. 598); e) we find
her finally settling down to a Calvinistic doctrine of the
Lord's supper (Articuli XXXIX f. ibid. p. 607).

Th. Ed. Vermilye Smith bietet eine Einzelfludie:
Villega ignon, founder and destroyer of the first
Huguenot settlement in the New World. Verglichen
mit dem Artikel von O. Thelemann R. E.2 16,