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Ausgabe:

1892

Spalte:

325

Autor/Hrsg.:

Minasi, Ignazio M.

Titel/Untertitel:

La dottrina del Signore pei dodici apostoli 1892

Rezensent:

Harnack, Adolf

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325

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Einheitlichkeit und Folgerichtigkeit erft in einer 2. Auflage
zu erwarten ift, wenn die Verbefferung an dem über-
fichtlichen Druck vollzogen werden kann; vorläufig ift
fehr viel geleiftet und ein grofser Fortfehritt zu verzeichnen
. Dringend erwünfeht für die literargefchicht-
liche Einleitung, fpäter aber lieber für kurze Fufsnoten,
wären Fingerzeige über den urfprünglichen Zufammen-
hang in der Quelle, redactionelle Umftellungcn u. dgl. m.

Doch genug der Ausftcllungen und Wünfche; Anerkennung
und Dank müffen weit überwiegen, und man
mufs dem fchönen Werke die allerweitefte Verbreitung,
vom Verleger durch einen erftaunlich niedrigen Preis
ermöglicht, zum Vortheil der guten Sache dringend
wünfehen.

Strafsburg i. E. K. Budde.

Jacquier, Abbe E., La doctrine des douze apötres et ses
enseignements. Lyon, 1891. (Bafel, Georg.) (271 S. gr. 8.)
Fr. 5. -

Minasi, P. Ignazio M., D. C. D. G., La dottrina del Sig-
nore pei dodici apostoli bandita alle genti detta la dottrina
dei dodici apostoli. Versione, note e commentario.
Roma, [Civiltä Cattolica], 1891. (Uli, 389 S. gr. 8.)

Von der Didache will zur Zeit Niemand etwas Weiteres
hören, und Neues ift auch fchwerlich mehr zu fagen.
Ich werde mich daher kurz faffen. Die beiden vorfteh-
enden Werke find fehr gelehrte Arbeiten — aber es ift
heute nicht fchwer, über die Didache gelehrt zu fchreiben.
Beide Verfaffer find Katholiken, und beide fehen in der
Didache echtes Apoftelwort. Der Franzofe fetzt fich mit
feinen Vorgängern auseinander, der Italiener —fein Werk
ift dem Umfang nach die bedeutendfte Arbeit über die
Didache, die bisher erfchienen — zieht es vor, feinen
Weg allein zu gehen. Jacquier fieht in dem Büchlein
ein von einem Judenchriften zwifchen 50—70 oder 60—80
gefchriebenes Handbuch zum Gebrauch für die heiden-
chriftliche Miffion — ,en un mot, c'est le catechisme
des apötres1. Von einer jüdifchen Grundlage will er
nichts wiffen. Das Werk Minafi's ift durch eine Pulle
gelehrter Excurfe, auch durch genaue fprachliche Unter-
fuchungen ausgezeichnet. In Bezug auf die Kritik des
Neuen Teftaments flehen beide Verfaffer auf dem Standpunkt
der Einleitung des Jefuiten Cornely. Nach diefem
richten fich die auf Grund des Verhältnifses der Didache
zu den NTlichen Büchern gefällten hiftorifchen Urtheile.
Aus Minafi's Werk fei noch der umfangreiche Excurs
über das Abercius-Epitaph hervorgehoben, fowie die
merkwürdige, als gefiebert vorgetragene Hypothefe (p.
XXXI), dafs das Citat in der Schrift de aleatoribus, welches
dem Apoftel Paulus beigelegt zu fein fcheint: ,Qui-
e 11 m(jiie frater more alienigenarum vivit et ad-
mittit res similes /actis forum, desine in con-
victu etus esse: quodnisi feceris, et tu partieeps
eris eius aus dem verlorenen erften Brief des Apoftels
an die Corinther flamme: ,Donde seguc, che ncl secondo
secolo si conserva ancora nella Chiesa romana'.

Wer in Deutfchland den Muth wieder finden wird,
über die Didache zu fchreiben, wird gut thun, an diefen
beiden Werken nicht vorüberzugehen. Sie bieten zur
Erklärung des Einzelnen manches Neue und ihre Verfaffer
haben die Aufgabe nicht leicht genommen.

Berlin. A. Harnack.

1. Brandt, Prof. Dr. Samuel, Ueber die dualistischen Zusätze
und die Kaiseranreden bei Lactantius. Nebft Unter-
fuchungen über das Leben des Lactantius und die
Entftehungsverhältnifse feiner Profafchriften. III. Ueber
das Leben des Lactantius. [Aus: ,Sitzungsber. d. k.

Akad. d. Wiff.'] Wien, [Tempsky], 1890. (42 S. Lex.-8.)
M. —.90.

2. Brandt, Prof. Dr. Samuel, lieber die Entstehungsverhältnisse
der Prosaschriften des Lactantius und des
Buches De mortibus persecutorum. [Aus: ,Sitzungsber.
d. k. Akad. d. Wiff.'] Wien, [Tempsky], 1891. (138 S.
Lex.-8.) M. 2.60.

In Jahrgang 1890 Nr. 8 diefer Zeitung habe ich
zwei Auffätze von Prof. Brandt über Lactanz und
ebenda Nr. 26 den erften Band feiner Ausgabe der
opera Lactantii befprochen, die eine Zierde des Wiener
Corpus bildet. Die beiden mir jetzt vorliegenden
Arbeiten bewähren die früher an B. gerühmten Eigen-
fchaften: fie zeichnen fich insbefondere durch die Methode
aus, die den ruhigen, befonnenen P'orfcher erkennen
läfst, der weder fich noch Andern ein X für ein
U zu machen geneigt ift. Ueber den an erfter Stelle
genannten, kleineren Auffatz kann ich mich kurz faffen.
Er enthält kaum etwas, was Widerfpruch hervorrufen
könnte. Ich will nur einige Hauptfachen herausgreifen.
Der richtige Name Lactanzens ift L. Caelius (nicht Cae-
cilius, wie Cod. Fonon. behauptet) Firmianus Lactantius;
letzterer Name das Signum, eine kurze familiäre Bezeichnung
, die Brandt als Weiterbildung des fonft nicht überlieferten
Lactans betrachtet und mit .kräftig faugend,
gedeihend' (alfo intranfitiv) überfetzt. Lactanz war ficher
Afrikaner, nicht wie neuerlich Mecchi (Lattantio e la sua
patria, Fermo 1875) in localpatriotifchem Intereffe wieder
zu erweifen gefucht hat, aus Fermo (Firmum) im Pice-
nifchen gebürtig. Geboren ift er etwa 260. Wann er
nach Nicomedien kam, ift nicht beftimmt zu ermitteln,
wohl fchon bald nach 290. Dafs er dort ob graecam
scilicet civitatein an penuria diseipulorum gelitten und
darum fein Lehramt niedergelegt habe, bezweifelt Brandt
trotz Hieronymus und bringt den Verlult des Amtes
wohl richtiger mit der Verfolgung in Verbindung.
Gegen Ende 305 war L. ficher noch in Nicomedien
(vgl. hauptfächlich Inst. V, 11, 15), wohl 307 fchon in
Gallien (darüber fiehe weiter unten), wo er bis an feinen
Tod Cum 340) geblieben ift.

In der umfangreichen Arbeit über die Entftehungsverhältnifse
der Profafchriften nimmt die Frage nach den
Mortes persecutorum das Hauptintereffc in Anfpruch. Sie
ift in der That die äufserft forgfältige Behandlung werth,
die ihr Brandt hat zu Theil werden laffen und die er
zu einer allfeitigen Revifion des Auffatzes von Ebert
(Ueber den Verfaffer des Buches de mortibus persecutorum
. Sitzungsber. d. Sächf. Akad. d. Wiff. 1870,
S. 115—138) geftaltet hat. Ich darf vielleicht die allgemeine
Bemerkung voranfehicken, dafs wer die Auffätze
Ebert's und Brandt's mit einander vergleicht, mit
dem günftiglten Vorurtheil für die Arbeitsweife B.'s
erfüllt werden mufs. Zwar darf man nicht fagen, dafs
Ebert von vorgefafsten Meinungen ausgegangen fei —
er betont in feiner Literaturgefchichte felbft, dafs ihm
die Autorfchaft Lactanzens zunächlt ganz zweifelhaft
gewefen fei —, aber die oft fehr emphatifche, faft
phrafenhafte Sprache, die rafchen Schlüffe, kurz der
Mangel an Umficht ftechen unvortheilhaft ab gegen
Br.'s ruhige und fichere Beweisführung. Von Bedeutung
aber ift vornehmlich ein Punkt: Brandt giebt Ebert
freilich felbft das Zeugnifs grofser Belefenheit (S. 33:
ein Gelehrter, der die fpätlateinifche Literatur in dem
Mafse durchwandert hat, wie es bei Ebert der Fall war],
und im Allgemeinen mag das auch richtig fein, aber
ich mufs eben nach B.'s Unterfuchungen bezweifeln, dafs
diefe Belefenheit hinreichte, um auf Grund ausreichen-
den Materials fo minutiöfe Fragen zu entfeheiden, wie
fie hier entgegentreten. Das ift felbftverftändlich kein
Vorwurf. Brandt weift einmal ganz richtig darauf hin,
wie viel geringer die Hilfsmittel zu dergleichen Unter-