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Ausgabe:

1892

Spalte:

321-325

Autor/Hrsg.:

Kautzsch, Emil (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Die Heilige Schrift des Alten Testaments in Verbindung mit andern übersetzt. 1. - 5. Lfg 1892

Rezensent:

Budde, Karl

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. SchÜrer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 13. 25. Juni 1892. 17. Jahrgang.

Die heilige Schrift des Alten Teftaments, über- | Brandt, Ueber die Entftelmngsverhältnifse der

fetzt und hrsg. von Kautzfeh (Budde). Profafchriften des Lactantius und des Buches

Jacquier, La doctrine des douze apotres et T, De m°rt'bus persecutorum (Derf.).

ses enseignements (Harnack). i IJ"ncJier- Anhalts Bekenntnisftand 1570-1606

, , . v , , ' . , ,, . (Köhler .

Mtnasi La dottnna del S.gnore pet dod.c. S6eh€ Les dermerS Jansenistes t. III (Reufch).

apostoh (Derf.). | Daltoil( Die rufflfche Kirche (Eck).

Brandt, Ueber die dualiflifchen Zufätze und ; Zander, Die Spezial-Gefetze für die evange-

die Kaiferanreden bei Lactantius, III (Krüger), j lifche Kirche im preufsifchen Staate (Köhler).

Ritfehl, Albrecht Ritfchls Leben, I. Bd. (Weiz-
fäcker).

Bibliothek für Innere Miffion (Stromberger).
Tliimm, Ueberficht über die Arbeit der inneren

Miffion in Pommern (Derf.).
Bienengräber, Aus der Arbeit an Gefangenen

und Entlaffenen (Derf.)
Wichern, Vorträge und Abhandlungen, I. Abth.

(Derf.).

Die Heilige Schrift des Alten Testaments, in Verbindung
mit Troff, ßaethgen, Guthe, Kamphaufen etc. überfetzt
und hrsg. von Prof. E. Kautzfeh. 1. — 5. Lfg. Freiburg
i. B., J. C. B. Mohr, 1890/92. (IV, 464 u. Er-

Räthfel genug, deren Löfung nur eindringende Forfchung
verfuchen darf. Es foll ferner allen Gemeindegliedern,
die tiefer graben mochten, die es gelernt haben, den ge-
fchichtlichen Grundlagen ihres Glaubens nachzugehen und
fo ein Verftändnifs für Gottes Wege durch die Jahrläutergn
. 32 S. Lex.- 8.) Für Bog. 1 — 6b M. 9. — ; taufende hindurch zu gewinnen, ficheren Boden unter die
Das fclione Unternehmen der neuen Ueberfetzung | Füfse geben und ihnen das richtige Verftändnifs des

Alten Teftamentes ermöglichen. Und endlich will es
für alle Theologen, die Anfänger in erfter Linie, aber
auch die Fortgefchrittenen, das nächfte Handbuch fein,
zu dem fie greifen, um den Urtext zu ermitteln, zu verliehen
und die Zeitlage feiner Beftandtheile zu beurtheilen.

Die Einzelaufgaben, die fich diefe neue Ueberfetzung
fteckt, find damit, wie mir fcheint, bezeichnet. Der Um-
ftand, dafs der Verleger diefes Werk an Stelle einer
neuen Auflage der feiner Zeit weit verbreiteten Ueberfetzung
von Je Wette hat treten laffen, nothigt den Blick
auf deren Zeit zurückzulenken, umfomehr als feitdem kein
völlig entfprechendes Werk mehr erfchienen ift. Dafs nun
feit jener Zeit in allen genannten Beziehungen bedeutende
Fortfehritte gemacht lind, läfst fich keinen Augenblick
bezweifeln. Für das Verftändnifs des überlieferten Textes
vor allem durch ficherere Erkenntnifs des Satzbaus der
hebräifchen Sprache. Wir brauchen heute nicht mehr
wie damals ängftlich dem fcheinbar äufserft eintönigen
Bau der Sätze zu folgen und fteif wörtlich zu überfetzen,
um nur ja nicht zu irren und dann erft recht den urfprüng-
lichen Sinn zu verfehlen. Vielmehr dürfen und müffen
wir, um diefem gerecht zu werden, den Stoff in deutfehe
Satzgefüge umgiefsen, wir dürfen und müffen die ver-
fchiedenen modalen Färbungen, auch wo fie in der Form
nicht unterfchieden find, durch mannigfaltige deutfehe
Hulfszeitwörter wiedergeben, und was folcher fchein-
barer .Freiheiten' mehr ift. Aehnlich nehmen wir zum
Wörterbuche eine veränderte Stellung ein. Auch hier
haben wir uns von der ftarren Nachfolge der Ueber-
lieferung mehr loslöfen können, wir vermögen heute
viele Wörter richtiger zu überfetzen, wir dürfen es in
viel weiterem Umfang wagen, die verfchiedenen Ab-

des Alten Teftamentes, das mit dem Juni 1890 zuerft
vor die Oeffentlichkeit trat, umfafst nunmehr in den
vorliegenden 5 Lieferungen Gen. I. — Jes. 38, das ift bis
auf ein Geringes die Hälfte des ganzen Werkes. Nun
feit der vierten Lieferung auch der zugehörige Teil der
textkritifchen Erläuterungen (Gen. 1 — Kön. II, 21) ausgegeben
und damit ein Ueberblick über den Umfang
des Gewollten und Erreichten ermöglicht ift, kann und
mufs die Kritik Stellung dazu nehmen.

Nicht anders als mit grofser Freude und herzlichem
Dank kann man das Gebotene begrüfsen. Dank vor
allem gegen den Herausgeber, der zu allen feinen Laften
auch noch diefe grofse auf fich genommen hat. Man
beginge ein fchweres Unrecht, wenn man über die fcheinbar
lange Verzögerung des Erfcheinens Klage führen
wollte. Rechnet man, wie billig, für die Herftellung der
gröfseren Beiträge ein halbes Jahr ab, dazu dienöthige Zeit
für die Drucklegung, den Setzerausftand nicht zu vergeffen,
fo hat der Herausgeber ein gewaltiges Mafs von Arbeit
geleiftet. Denn alle Beiträge find, um die dringend
erwünfehte Einheitlichkeit des Werkes in fprachlicher,
literarkritifcher und textkritifcher Hinficht zu erreichen,
von ihm einer forgfältigen Durchficht unterzogen worden,
eine Arbeit, die auch den vorzüglichften Vorlagen gegenüber
<o mühfam und zeitraubend fein, vor allen Dingen
fo viele Gewiffensfragen vorlegen mufste, dafs vielmehr
aller Anlafs ift zu ftaunen, dafs uns heute fchon
foviel vorliegt.

Es war hohe Zeit, dafs der Ertrag mehrerer Jahrzehnte
für das Verftändnifs des Alten Teftamentes einmal
wieder eingeheimft und in der überfichtlichften Ge-
ftalt dem denkbar weiteften Leferkreife dargeboten wurde,

Denn darum handelt es fich in diefem Werke, nicht um j tönungen im Sinne desfelben hebräifchen Wortes durch

eine Arbeit für Fachgenoffen. Es foll in erfter Linie
der gefchichtlichen Forfchung auf allen Gebieten, der
Religionsgefchichte, der Weltgefchichte, der Alterthumskunde
, der Völkerkunde, der Literargefchichte, derRechts-
gefchichte, und wie die Arbeitsgebiete alle heifsen, die
fämmtlich in unferer Zeit die ganze Welt und alle Zeiten

verfchiedenc deutfehe Worte wiederzugeben und dadurch
dem Sinn einen weit treffenderen Ausdruck zu geben.
In beiden Beziehungen war die Kautzfeh- Socin'fche
Ueberfetzung der Genefis Vorläufer des hier Gebotenen, in
beiden wird man ganz wefentliche Fortfehritte nicht verkennen
können. Erft ein genauer Vergleich der vor-

zu umfpannen fuchen, ein zuverläffiger und treuer Rath- liegenden Ueberfetzung mit der de Wette's wird jeden
geber fein über den wirklichen Inhalt des für alle jene 1 Einfichtigen lehren, wie fchlimm es dort beftellt war,

Gebiete fo überaus reichhaltigen und anziehenden Alten
Teftaments. Ift doch der Urtext den Meiften ganz unzugänglich
und bietet auch dem Sprachkundigen noch

und wieviel beffer diefes Werk feiner Aufgabe gerecht
wird. Die Ueberfetzung lieft fich durchgängig glatt und
angenehm, zu moderne Ausdrücke find feiten, ebenfo

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