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Ausgabe:

1891 Nr. 6

Spalte:

151-153

Autor/Hrsg.:

Döllinger, Joh. Jos. Ign. v.

Titel/Untertitel:

Kleinere Schriften, gedruckte und ungedruckte. Gesammelt u. hrsg. v. F. H. Reusch 1891

Rezensent:

Harnack, Adolf

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151 Theologifche Literaturzeitung. 1891. Nr. 6. 152

muftergültigen Buch jedenfalls eine Vorarbeit, wie er i zugefügt, was theils aus den weiteren Forfchungen Döl-
fie fich nicht beffer wünfchen kann. Möchte es dann auch j linger's felbft, theils aus den Unterfuchungen Anderer

gelingen, dem Text eine fichere Geftalt zu geben, an der
es bei dem jetzigen Stand der Unterfuchung fo oft
mangelt!

Mc Gifferts und Richardfons Arbeiten find ein
neues, ehrenvolles Zeugnifs von dem aufopfernden Fleifs,
mit dem man in Amerika arbeitet. Dafs aber ein Unternehmen
wie diefe ,Libraryl einen genügenden, anfchei-
nend fogar grofsen Abfatz findet, ift beachtenswerth

hinzuzufügen war — und das ift nicht wenig. Befonders
werthvoll war mir die Mittheilung (S. 123J, Döllinger
habe in Bezug auf die Conftantinifche Schenkung i. De-
cemb. 1888 geäufsert: ,Ich habe keinen Grund, von meiner
Auffaffung abzugehen'. Auch mich haben die neueren
Annahmen, die Fälfchung flamme aus der Zeit nach
805 refp. zwifchen 813 und 816 oder fei noch fpäter zu
fetzen, nicht überzeugt. — Den Rückfehritt in der ,Li-

Ich zweifle, dafs das bei uns möglich wäre. Von den i beriusfrage' bei den katholifchen Kirchenhiftorikern hat

wenigen Gelehrten abgefehen, die es müffen, wer würde
denn bei uns ein folches Buch, eine derartig commen-
tirte Ueberfetzung eines Kirchenvaters, auch nur durchblättern
, gefchweige denn mit dem Ernft und der Auf-
merkfamkeit lefen, deren die Arbeit würdig ift?

Giefsen. G. Krüger.

Usener, Herrn., Der heilige Theodosios. Schriften des
Theodoros und Kyrillos, hrsg. v.H.U. Leipzig, Teubner,
1890. (XXIV, 210 S. 8.) M. 4. —

Der Inhalt diefes Buches ift in diefer Zeitung (vgl.
1890, Sp. 143 ff.) bereits durch Flerrn Prof. Weingarten
ausführlich befprochen worden, fo dafs ich mich kurz
faffen kann. Es handelt fich um einen Neudruck der

bereits als Bonner Univerfitätsprogramme erfchienenen ; bll,b das Manufcnpt im Pulte hegen. Aber veröffent

Friedrich (S. 145) gebucht. Noch fchlimmer freilich find
die nothgedrungenen Rückfehritte in Bezug auf Anafta-
fius II. u. Honorius I. — Die Schreiben Gregor's II an
Kaifer Leo hat Döllinger für echt gehalten (S. 181) und
Friedrich hat dazu gefchwiegen. Allein die Echtheit
diefer Briefe, refp. ihre Integrität, ift fehr fraglich. Jüngft
hat Schwarzlofe (Bilderftreit 1890 S. 113 — 122) über
fie ausführlich und, wie mir fclieint, zutreffend gehandelt.

In den von Reufch beforgten kleinen Schriften fleht
neben Bekanntem wenig Bekanntes oder ganz Neues.
Vielleicht am intereffanteften ift das Pro memoria über
die Speyerifche Seminarfrage und den Syllabus v. Jan.
1865 (S. 196 ff), weil hier bereits der ganze fpätere Döllinger
zu finden ift und man erftaunt, dafs er fchon vier
Jahre vor dem Concil fo gefchrieben hat. Allerdings

Schriften des Theodoros und Kvrillos, zu deffen be- licht wurden, wenn auch anonym, in der Augsb. Allg.
fchleunigter Vollendung die Jubelfeier des Gymnafiums ! ZtS- l867 und in der Neuen Freien Preffe 1868 die beiden
zu Weilburg den äufseren Anlafs gegeben hat. Der neue grofsen Abhandlungen über ,Rom und die Inquifition'
Text gründet fich auf wiederholte, forgfältige Durchficht -,nd rube,r dltJ Tpanifche und romifche Inquifition' (aus
der ,alten Handfchriff in der Lauraiiiana durch die An afs Kanonifation des Arbues), die furchtbarften
Herren Dr. A. Hausrath und Dr. Roftagno. Dazu ' AnklaKen; dle das romifche Syftem feit Pascal erlitten
hat Ufener fich die Mühe nicht verdriefsen laffen, durch j hat; Merkwürdig, dafs die Civüta damals den Verfaffer
eingehende Anmerkungen zu Stil und Sprachgebrauch n!cbt ahnte oder Anlcbt ahne" wollte. Sie fah in den Arder
beiden Autoren wie auch zum Inhalt ihrer Schriften j tikeln in der A. A.Z., wie Reufch 'S. 355) anführt, ,die
das Verftändnifs der fchwierigen Texte nach Möglich- Proteftation der Juden, das letzte Echo des wüthenden
keit zu fördern. Die, zum Glück deutfeh gefchriebene, Gefchreis das 1485 die Marranen gegen Arbues erhoben'.
Einleitung, welche das Wiffenswerthe über die Lebensver- . Uer Aiiffatz über Pius IX. (S. 558-602), bisher un-
hältnifse des Theodoros und des Kyrillos und zu deren j gedruckt ift leider nur ein Fragment. M. E. fleht er
Charakteriftik erzählt, zeichnet fich vor anderen aus (§^chrieben l878) nicht ganz auf der HöheDölhnger'fcher
durch die Sorgfalt, ja durch die Kunft der Darfteilung Hdtorik aber miffen möchte man ihn doch nicht; denn
d enthält aufserdem manche Bemerkung, die durchaus auffei; der Charakteriftik des verhängnisvollen Papftes

un

...cht am Wege liegt (vgl. z. B. das zur Beurtheilung der j enthalt er manche Einzelheiten von Belang. Lehrreich
Wundergefclnchten Gefagte S. XX ff). Ueberhaupt ift die '\?% lhn m* dem ™ vergleichen was Döllinger i. J
ganze Ausgabe fammt ihren Indices mufterhaft, und ! 1861 in dem Buche ,Kirche und Kirchen, Papftthum und
es ift fehr zu wünfchen, dafs fie in ähnlichen Fällen wirk- ^!rShe"ftaat' S- .569 ff- über Pius IX. gefchrieben hat.
lieh als Mufter verwendet werde ' D'eles Buch bezeichnete in mehr als einer Hinhcht bereits

Für die Befitzer der ,Religions gefchichtlichen Unter- ! «"« Wendung in Döllinger's Arbeit und Zielen und doch
Eichungen' bemerke ich noch, dafs die dort S. 334, N. h,e,u man dort noch z. B. folgende Worte (S. 625 f.)-

O _ . _ _ .. ' --- . .... P„W,. stielt* /.^...^..... V. A.nCn„ \T ....

38 in Ausficht geftellte Beilage III durch diefe Sonder-
Veröffentlichung erledigt ift.

Giefsen. G. Krüger.

1. Döllinger, Joh. Jof. Ign. v., Die Papst-Fabeln des Mittelalters
. Ein Beitrag zur Kirchengefchichte. 2. Aufl.
Mit Anmerkungen vermehrt hrsg. von J. Friedrich.
Stuttgart, Cotta Nachf., 1890. (VII, 188 S. gr. 8.)
M. 3. 80.

2. Döllinger, Joh. Jof. Ign. v., Kleinere Schriften, gedruckte
und ungedruckte. Gefammelt und hrsg. von F. H.
Reufch. Stuttgart, Cotta Nachf., 1890. (VIII, 608 S.
gr. 8.) M. Ii. 50.

Für die beiden neuen Ausgaben haben wir den Freun- I jedem Jahr fich fteigernden Wetteifer, Pius mit Huldig

,Pertransiit benefaciendo, diefes Wort, von einem viel
Höheren gebraucht, ift, auf Pius angewendet, doch nur
einfache Wahrheit . . . Unbeirrt durch menfehliche Thor-
heit, ungereizt durch menfehliche Tücke wandelt er feften
und gleichmäfsigen Schrittes feine Bahn, wie die Sterne
am Himmel'. Oder (S. 684): ,Die griechifche Mythe fagt:
als ein neuer Gott, Apollo, habe geboren werden follen,
da fei die Infel Delos aus dem Meere emporgeftiegen,
um dem Gott als Geburtsftätte zu dienen. Wir können
zuverfichtlich erwarten, dafs, was auch kommen möge,
dem Stuhle Petri fein Delos nicht fehlen werde, und follte
es erft aus dem Meere emporfteigen'. Welche Gedanken
müffen die Seele Döllinger's bewegt haben, als er in der
neuen Darfteilung v. J. 1878 die Worte niederfchrieb von
der Opferflamme der Adulation, die fort und fort für
den Papft genährt wurde (S. 598), und von dem faft mit

den Döllinger's, Friedrich und Reufch, beftens zu danken
. Die neun Stücke .Papftfabeln1 find allen Hiftorikern als
glänzende Unterfuchungen wohl bekannt; aber es ift fehr

erfreulich, dafs fie wieder im Buchhandel erfchienen find, j hin — er hat fich von aller Schuld befreit—, fondern um zu
Friedrich hat den Text der Abhandlungen faft durchweg i zeigen, dafs das Vaticanum aus einer Gefammtfchuld der
unangetaftet gelaffen, aber in den Anmerkungen das hin- | katholifchen Kirche, auch der Kirche in Deutfchland, ent-

ungen zu überfchütten, wie fie früher niemals einem Papfte
in folcher Fülle gefpendet worden find (S. 595)! Nicht
um Döllinger anzuklagen, weifen wir. auf diefen Contraft