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Ausgabe:

1891

Spalte:

641-642

Autor/Hrsg.:

Holtzmann, Heinrich Julius

Titel/Untertitel:

Lexikon für Theologie und Kirchenwesen 1891

Rezensent:

Schürer, Emil

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Kiel.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N° 26.

26. December 1891.

16. Jahrgang.

Holtzmann und Zopf fei, Lexikon für Theologie
und Kirchenwefen, 2. Aufl. (Schürer).

Hoffmann, Hiob (Kautzfeh).

König, La priere dans l'enseignement de Jefus
(Weiffenbach).

Müller, Der paulinifche Grundbegriff der Sixuw-

UVVTj 9tov (Weiffenbach).
Ebrard, Der Brief Pauli an die Römer (O.

Holtzmann).

Juvenci Evangeliorum libri quattuor rec. Hue-
mer (Preufchen).

Wolfs gruber, Chriftoph AntonMigazzi(Reufch).
Dubois, Das Buch der Religionen (Sachfse).
Anfprachen für evangelifche Arbeiter-, Bürger-,

Volks- und Männer-Vereine, zufammengeftellt

von Weber (Kawerau).

Holtzmann H und R. Zöpffel, Proff. DD., Lexikon für I dung nicht erlebt. Am 7. Januar 1891 ift er durch ei-
Thelogie und Kirchenwesen. Lehre, Gefchichte und Kul- nen. Jühzeitigen Jod der Wiffenfchaft entriffen worden
11 , n , , , nachdem er die drucklertige Redaction bis zum Artikel

tus, Verfaffung, Fefle, Sekten und Orden der chrift-
lichen Kirche; das Wichtigfte bezüglich der übrigen
Religionsgemeinfchaften. 2. verm. u. verb. Aufl. (1087 S.
gr. 8.) Braunfchweig, C. A. Schwetfchke & Sohn, 1891.
M. 12.— ; geb. M. 14. —

Die erfte Auflage diefes Lexikons (1882) umfafste 728
Seiten. Die nun vollendete zweite ift auf 1086 Seiten
angewachfen. Da auch das Format ein erheblich gröfseres
ift, fo ift der Umf ang der neuen Auflage nahezu doppelt
fo grofs, wie der der erften. Die Bezeichnung der neuen
Auflage als einer ,vermehrten und verbeflerten' ift daher
eine äufserft befcheidene: thatfächlicb ift ein grofser
Theil des Inhaltes ganz neu. Die Vermehrung ift herbeigeführt
theils durch Erweiterung der alten Artikel, theils
durch Aufnahme einer grofsen Anzahl neuer. In erfterer
Beziehung fei z. B. hervorgehoben der Artikel ,Luther
welcher jetzt 10 ftatt 6 Seiten umfafst. Vielen anderen ift
eine verhältnifsmäfsig ebenfo ftarke Bereicherung zu
Theil geworden. Die Hauptmaffe der neuen Artikel ift
der Biographie hervorragender Theologen und Kirchen-

,Quäker' (S. 885 — 887) fortgeführt hatte. Sein Mitarbeiter
Holtzmann fagt in einem Nachwort vom Juni 1891:
,Er ift über einer Arbeit weggeftorben, welcher er feit
Jahren ein Maafs von Fleifs, Sorgfalt und Anftrengung
gewidmet hat, wie es nur Derjenige, der diefe Leiftung
ganz aus der Nähe beurteilen konnte, richtig und voll
zu würdigen vermag'. Es war ein befonders günftiges
Gefchick für diefes Lexikon, dafs die Bearbeitung der
kirchenhiftorifchen und biographifchen Artikel von Zoepffel
übernommen wurde, über deffen peinliche Sorgfalt
und Zuverläffigkeit unter den Fachgenoffen nur eine
Stimme ift. Möge diefes opus posthumum dazu beitragen
, das dankbare Andenken an ihn in weiten Kreifen
lebendig zu erhalten.

Kiel. E. Schürer.

Hoffmann, Joh. Geo. Ernft, Hiob nach J. G. E. H. Kiel,
Haefeler, 1891. (106 S. gr. 8.) M. 2.—

Wie feinen fpeciellen Fachgenoffen, den Semitiften,
ift Prof. G. Hoffmann auch allen denen, die lieh näher
männer der neueren Zeit gewidmet. In der erften Auf- 1 mit dem A. Teft. befchäftigen (letzteren befonders durch

läge waren die Profefforen der evangelifchen Theologie
an den deutfehen Univerfitäten in einer Weife bevorzugt
, die meines Erachtens durch den Zweck diefes
Lexikons nicht gerechtfertigt war. Auch die neue Auflage
leidet noch an diefem Fehler. Aber daneben kommen
nun doch auch die anderen Kreife zu ihrem Rechte:
praktifche Geiftliche und Kirchenmänner, katholifche
Theologen, Theologen und Geiftliche des Auslandes find
in grofser Zahl neu aufgenommen. Auch biographifche
Artikel über kirchenhiftorifche Pei fönlichkeiten der früheren
Jahrhundertc find nicht wenige hnizugefügt. Es
braucht nicht gefagt zu werden, dafs das Lexikon durch
diefe Ergänzungen an Werth und Brauchbarkeit ungemein
gewonnen hat. Allerdings hat ebendadurch das
hiftorifche und biographifche Element noch mehr, als es
fchon früher der Fall war, das Uebergewicht über die

feine Auffätze in den drei erften Jahrgängen von Stade's
Zeitfchrift lür die altteftam. Wiffenfchaft) längft als ein
ebenfo gründlicher, wie fcharffinniger und felbftändiger
Forfcher ruhmlich bekannt. Eine neue Erörterung
des Hiob-Problems fammt einer neuen Ueberfetzung
des Buches von feiner Hand würde fomit auch
dann Anfpruch auf Beachtung haben, wenn der Titel
minder originell und zu weiterer Nachfrage anreizend
lautete, als es der Fall ift.

Der Inhalt der nahezu 30 Seiten umfaffenden Einleitung
ift in Kürze diefer. Der erfte Abfchnitt erörtert
,den Plan des urfprünglichen Buches', Die bezüglichen
Aufteilungenftimmen faftdurchweg zu dem, was nach dem
Vorgang der Commentare von Delitzfch, Dillmann u. a.
gegenwärtig als Gemeingut der Hiobexegefe betrachtet
werden kann. Denn wenn auch Hoffmann gleich im

biblifchen und dogmatifchen Materien gewonnen. Aber Eingang die im Buche Hiob vertretene Entdeckung dahin
man wird dies nicht zu bedauern haben. Denn die J formulirt, „dafs das Leid des Menfchen grofser ift, als
Meiften, welche diefes Lexikon zu Rathe ziehen, werden ■ feine Schuld vor Gott', fo wird doch diefe offenbar zu
es doch thun, um fleh über hiftorifche und biographi- j weite Faffung des Problems S. 10 richtig dahin einge-
fche FVagen zu orientiren. Zur eingehenden Belehrung j fchränkt: Gott erkennt die Wahrheit der .Sache Hiob's
über die biblifchen Artikel flehen ja die Bibelwörter- ! und aller Gerechten in ähnlicher Lage' an; allb um be-
bücher zu Gebote. Ref. fteht alfo nicht an, das Lexi- j fondere Fälle und Erfahrungen handelt es fleh, nicht um
kon in feiner neuen Geftalt als ein äufserft nützli- das Verhältnifs von Leid und Schuld des Menfchen
liches und zweckmäfsiges aufs wärmfte zu empfehlen, fchlechthin. Die von dem Verfaffer beabfichtigte Löfung
Der gröfste Vorzug desfelben dürfte feine Zuverläffig- j des Problems erblickt Hoffmann — m. E. mit vollem
keit fein. Es ift nicht fabrikmäfsige Dilettantenarbeit, fon- j Rechte — in dem Schiedslpruch Gottes und deffen Linderen
die gewiffenhafte Arbeit zweier anerkannter Fach- führung. Und wenn es nach S. 10 fcheinen könnte (,Gott
gelehrter. Der eine derfelben, Zoepffel, hat die Vollen- erkennt die Wahrheit der Sache Hiobs . . . an,'eine

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