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Ausgabe:

1891 Nr. 22

Spalte:

545-547

Titel/Untertitel:

Lettere di Alfonso Maria de‘Liguori 1891

Rezensent:

Reusch, Franz Heinrich

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Theologifche Literaturzeitung. 1891. Nr. 22.

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deutung des Bildes [als des fichtbaren Garanten unferer
Erlöfung S. 234] in fich trug' (S. 238). Wie ich glaube,
läfst Germanus uns die eigentlichften, verftändlichften
Motive der gebildeten und ungebildeten Vertheidiger
der Bilder erkennen, wenn er fagt: ovdiv und tov vvv
ßeßaiov %i fj Titg i-rxlrjoiag rjuwv nagüdootg eStiv övvrpe-
xai, tcc ngiv (t&tvipaou {de syn. P. G. 98, 77 G). —

Schliefslich noch wenige Einzelheiten: Es ift irrig, zu
fagen, Konfiantin habe das Chrifienthum ,zur Staatsreligion
erhoben' (S. 6). Germanicia liegt nicht in Ifaurien!
(S. 47). Dafs Johannes v. Damaskus nachweislich
die Synode von 754 nicht mehr erlebt hat (S. 108 u. 112),
ift mir unbekannt; nur die Wahrfcheinlichkeit diefer
Annahme wird von einigen mit Grund behauptet. Bei
Datirung der Schrift adv. Iconoclastas (S. 112) darf die
ausdrücklich genannte Indictionszahl nicht unberücksichtigt
bleiben; die Schrift flammt aus der Zeit zwifchen
I. Sept. 769 und 31. Aug. 770. liuguöoaig äyguipog
ift nicht die nie gebuchte, fondern die von den Apo-
fteln nicht gebuchte Tradition (S. 148), es können
fchriftliche Zeugen für fie aus dem 2. Jahrhundert vorliegen
. — Das Druckfehlerverzeichnifs ift fehr unvoll-
ftändig, allein S. 12, Anm. 4 find drei Druckfehler vergehen
; fehr finnftörend ift das Fehlen eines ,durch' vor
,Afterius' S. 34, Anm. 3, Zeile 4.
Halle a/S. Friedrich Loofs.

Lettere di S. Alfonso Maria de' Liguori, Fundatore della Con-
gregazione del Santissmo Redentore, Vescovo di
Sant' Agata de' Goti e Dottore di Santa Chiesa, pub-
blicate nel primo centenario della sua beata morte
per un Padre della stessa Congregazione. Parte prima
. Corrispondenza generale. Volume I. e II. Parte
seconda. Corrispondenza speciale. Volume unico.
Roma, Societä S. Giovanni, i887(—90). (XVIII, 648;
684, XII, 740 S. 8.)

Es ift fehr dankenswerth, dafs die Redemtoriften
eine fo vollständige, forgfältige und prächtig ausgestattete
Sammlung der Briefe ihres Stifters veröffentlicht
haben. Neben fehr vielem, was für weitere Kreife gar
kein Intereffe hat, enthält fie manche intereffante Beiträge
zur Biographie und zur Charakteristik der literari-
fchen Thätigkeit Liguori's, insbefondere auf dem Gebiete
der Moraltheologie. Es ift aber eine fehr starke Ueber-
treibung, wenn der Recenfent im ,Lit. Handweifer' Nr.
528 fagt: ,Abgefehen von einigen wenigen früher bekannten
Briefen ift das hier dargebotene Material durchaus
neu, überrafchend und wichtig' und: ,Für jeden, der
fich von Amtswegen mit der Moraltheologie und namentlich
mit der Gefchichte derfelben befafst, bildet die
Sammlung ein unentbehrliches Handwerkszeug'. Gerade
die wichtigsten Briefe waren längst gedruckt und der über
Liguori handelnde Abfchnitt in der von Döllinger und
mir herausgegebenen ,Gefchichte der Moralftreitigkeiten'
(S. 356—476), bei dem die Biographien von Tannoia und
Dilgskron, die anderen Schriften und die früher gedruckten
Briefe Liguori's und nur der erfte Band diefer
Sammlung benutzt worden find, wird durch den Inhalt
der beiden anderen in keinem wefentlichen Punkte berichtigt
oder vervollständigt. Allerdings wird die Darstellung
in mehr als einem Punkte in frappanter Weife
bestätigt und illuftrirt. Der Wechfel, der im Laufe der
Jahre in Liguori's theoretifchen moraltheologifchen An-
fchauungen eintrat, kann wohl nicht deutlicher in die
Augen fpringen, als wenn Liguori 1756 in den Briefen
an feinen Venetianifchen Verleger Remondini, die den
gröfseren Theil des letzten Bandes füllen, fagt: ,Von den
Jefuiten habe ich das Wenige gelernt, was ich von der
Moral weifs, die feit mehr als dreifsig Jahren mein Studium
ift; fie find, wie ich immer fage, die Meifter der

Moral' (p. 25. 27 u. f.), und wenn er dann von 1767 an
einmal über das andere Mal verfichert: Ich folge nicht
dem probabiliftifchen System der Jefuiten, fondern bin
Probabiliorift; ich bin ein Gegner der Hauptlehren der
Jefuiten, nicht nur in der Scholastik (er bekämpfte die
Scientia media), fondern auch in der Moral (p. 297. 341.
370 u. f. w.). Ein Probabiliorift war Liguori freilich auch
fpäter nicht, aber ein Aequiprobabilift, jedenfalls kein
richtiger Probabilift mehr, und wenn der Recenfent meint,
diejenigen, welche ihn zu den Aequiprobabiliften zählten,
würden in der Brieffammiung ,bedeutende Gründe für
ihre Auffaffung finden', fo drückt er fich lediglich um der
Jefuiten willen, die die andere Auffaffung vertheidigen,
fo vorfichtig aus; in Wirklichkeit bestätigen die Briefe,
was fchon früher unzweifelhaft war, dafs Liguori in der
fpäteren Zeit nicht Probabilift wie die Jefuiten, fondern
Aequiprobabilift war (Moralftr. S. 437). In praxi ift freilich
, trotz diefer subtilen theoretifchen Differenz, die
Moral Liguori's im wefentlichen die Jefuitenmoral. Mit
Rückficht auf einen fpeciellen Punkt, der in neuester Zeit
ausführlich erörtert worden ift, — von Hering (f. Th.
L.-Z. 1891, Sp. 131) und in der Brofchüre ,Ein Wort für
und wider die Jefuiten', Berlin 1891, — die Erlaubtheit
von Zweideutigkeiten und Reticenzen bei eidlichen Aus-
fagen vor Gericht, mache ich auf einen S. 492 abgedruckten
längeren Auffatz aufmerkfam, der in diefer Beziehung
noch belehrender, ift als was in Liguori's Moral fleht.

Die Briefe zeigen an vielen Stellen, dafs die Aende-
rung in der Stellung Liguori's zu den Jefuiten zum Theil
durch die Mafsregeln gegen die Jefuitenmoral in Frankreich
und Portugal veranlafst wurde: er strich in feiner
Moral einige Sätze, ,weil Frankreich es fo will' (p. 69),
und gab feinem Verleger die Stellen an, die in den nach
Portugal zu verlendenden Exemplaren zu befeitigen feien
(p. 328); ja er dachte daran, fein Buch fo umzuarbeiten,
dafs der Text des Bufembaum ganz befeitigt würde,
deffen Name jetzt fast in der ganzen Welt fo discreditirt
fei wie der Luther's (p. 167). Auf dem Titelblatt liefs
er den Namen Bufembaum's feit 1767 weg. Vor der
staatlichen Cenfur verräth Liguori auch fonft mehr Re-
fpect, als man von einem Heiligen erwarten follte. Ein
curialiftifches Schriftchen, mit dem er in Neapel auf
Cenfurfchwierigkeiten ftiefs, wollte er auch nicht in Venedig
unter einem anderen Namen drucken laffen, da man
ihn als Verfaffer errathen könnte (p. 313), und ein latei-
nifches Schriftchen gegen Febronius liefs er unter dem
Namen Honorius de Plonoriis drucken und bot alles auf,
um nicht als Verfaffer erkannt zu werden, bat Remondini
fogar, fich nicht als Verleger zu nennen (p. 324.
331). In dem zuerst zu Neapel in einer kleinen Ausgabe
gedruckten Buche über das Trienter Concil strich er, als
es bei Remondini neu gedruckt werden follte, einen
langen Paffus über Sarpi: ,man würde dies in Venedig
nicht paffiren laffen; darum ift es beffer es wegzulaffen, als
das ganze Buch zu gefährden' (die Stelle fehlt in allen
fpäteren Ausgaben; fie wird p. 359 nach der ersten mit-
getheilt.)

Unglaublich naiv find viele Aeufserungen Liguori's
in den Briefen an feinen Verleger über den Werth feiner
fchriftftellerifchen Arbeiten. Das eben erwähnte Buch
über das Trienter Concil bezeichnet er als einen Auszug
aus Pallavicini; deffen Werk fei ,fehr confus', auch
der fchon vorhandene Auszug von Morelli fei confus;
fein eigenes Buch fei ein fehr nützliches Werk, enthalte
eine gute Dogmatik u. f. w. (p. 346). Von dem Schriftchen
gegen Febronius verfichert er: da es kurz fei, werde
es von allen gelefen werden, auch von Febronius, zumal
es lateinifch gefchrieben fei, während die vielen dicken
italienifchen Bände, die, wie er fehe, gegen Febronius
erfchienen feien, wegen ihres grofsen Umfangs und
hohen Preifes nur wenig gekauft und gelefen werden
würden (p. 323; das Schriftchen ift höchft unbedeutend
und wimmelt von gefälfchten Citaten; Moralftr. S. 406).

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